Ludwig XIV. verglich sich mit der Sonne
Selbstverliebter Alleinherrscher über Frankreich versetzte vor mehr als 300 Jahren Europa in Angst und Schrecken



Ludwig XIV. machte die Sonne zu seinem Symbol, alles kreiste sich um ihn, er spendete Wärme und Wohlstand. Auf zahlreichen Medaillen wird der König von Frankreich mit unserem Zentralgestirn verherrlicht.





Der talerförmige Ecu von 1691 zeigt deutliche Spuren einer Überprägung. Sauber ausgeprägt ist darunter der Ecu von 1709.



Die Rückseite der undatierten Medaille auf die Aufhebung des Edikts von Nantes (1685), das den Protestanten in Frankreich eine gewisse Glaubensfreiheit ermöglichte. Das Motto auf der Rückseite lautet in der Übersetzung "Ein Glaube, ein König, ein Gesetz".



Die Spindelpresse gab sehr schöne und präzise Gepräge her. Dargestellt ist der Balancier auf der Rückseite französischer Medaillen aus 18. und frühen 19. Jahrhundert. (Fotos: Caspar)

Unter den vielen Ludwigen auf dem französischen Thron sticht unzweifelhaft der 14. dieses Namens hervor - Ludwig XIX., genannt der Sonnenkönig. Mit fünf Jahren auf den Thron gelangt, wählte der Monarch die Sonne zum Symbol seiner langen Regentschaft, die eine ganze Epoche prägte. Wie die Planeten um die Sonne, so bewegte sich unter seinem Zepter alles um ihn, die Allerchristlichste Majestät. Erbarmungslos schlug der mit ungeheurer Machtfülle ausgestattete, durch keine irgendwie gearteten Schranken gebremste Monarch alles nieder, was sich ihm entgegen stellte. Auch die aus hohen Adligen bestehende Oppositionsbewegung, die Fronde, bekam den Zorn von Louis le Grand (Ludwig dem Großen) zu spüren, wie die Franzosen ihn nennen. Wer sich nicht zur katholischen Kirche bekannte, und das waren nicht wenige Franzosen, wurde ermordet, terrorisiert oder des Landes verwiesen. Kurbrandenburg und andere protestantische Länder im Römisch-deutschen Reich und außerhalb seiner Grenzen haben die Hugenotten mit Kusshand aufgenommen und ihnen Freundschaft, Arbeit und vielfältige Privilegien zugesichert.

Da ihm der eigene Staat nicht ausreichte, griff der Sonnenkönig nach benachbarten Ländern, fragwürdige Erbansprüche vorschützend oder ganz ohne Kriegsgrund. Seine Truppen kämpften in Spanien und den Niederlanden, im Römisch-deutschen Reich und in anderen Staaten. Die Folge der von ihm betriebenen Expansionspolitik war eine Serie von schrecklichen Raubkriegen und Mordbrennereien. In deren Ergebnis wurden verschiedene an Frankreich grenzende Territorien dem Reich des Sonnenkönigs zugeschlagen. Noch heute erzählt man sich in der Pfalz schreckliche Geschichten von jenen Mordbrennereien. Die Ruine des Heidelberger Schlosses ist für einer von vielen stummen Zeugen für die damaligen Raubkriege.

Verglichen mit der Vielseitigkeit der zahllosen Medaillen, die der Sonnenkönig in der Art einer "Histoire métallique", einer metallnen Geschichtsschreibung, auf seine Taten als Kriegsherr und Kunstmäzen sowie wichtige Ereignisse seiner Herrschaft prägen ließ, sind die Münzen des Sonnenkönigs einförmig. Bestimmend ist das Schema Kopf/Wappen, das königliche Gold- und Silbergeld wird im Unterschied zu vielen anderen Ländern zur Selbstdarstellung kaum genutzt.

Auf den Münzen kann man beobachten, wie aus dem königlichen Kind langsam ein junger Mann, dann ein ebenso bewunderter wie gefürchteter Machtmensch, schließlich ein mit vielen Gebrechen behafteter und auch von Todesfällen und Unglücken in der eigenen Familie gebeugter Greis wurde. Die vielen Kriege, die der Sonnenkönig führte, zehrten an den Staatsfinanzen. Um sie aufzubessern, fiel dem Monarchen nichts Besseres ein als die Ausgabe von minderwertigem Papiergeld und Manipulationen an geprägtem Gold und Silber. Viele Stücke wurden eingezogen und mit geringerem Gewicht und Feingehalt neu geprägt. Andere Münzen wurden der Einfachheit halber und weil man Kosten sparen wollte überprägt. Die Spuren der "Vorgängermünzen" kann man auf vielen Stücken noch sehen.

Neben nachlässig hergestellten Münzen hat man auch exzellente Gepräge geschaffen und dafür Spindelpressen verwendet, kenntlich an den langen Schwungarmen mit schweren Kugeln an den Enden. Frankreich war führend in der Münztechnik. Noch heute kann man im Museum der Monnaie de Paris dort eingesetzte Prägemaschinen bewundern. Obwohl der Sonnenkönig wegen seiner Gewaltpolitik vielfach verhasst war, hat man seinen luxuriösen Lebensstil und seinen höfischen Prunk nachgeahmt und nach dem Beispiel von Versailles weitläufige Schloss- und Parkanlagen errichtet. Als Ludwig XIV. 1715 starb, hatte Frankreich seinen Höhepunkt überschritten. Krisen und Katastrophen bahnten sich an, und 1793 verloren in der Französischen Revolution neben vielen anderen Menschen ein weiterer Ludwig, der 16. seines Namens, und seine Gemahlin Marie Antoinette ihre Köpfe.

29. April 2018

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