Kostbare Sophiendukaten
Münzfreunde publizieren neue Erkenntnisse über sächsische Goldmünzen von 1616







Nachprägungen unterscheiden sich vom Original des Sophiendukaten von 1616 (oben) in einigen Details.



Farbig emailliert und sauber ziseliert ist der goldene Gnadenpfennig von 1589 mit dem Bildnis der aus Brandenburg stammenden Kurfürstin Sophie von Sachsen.



In solchen Publikationen aus dem 18. und frühen19. Jahrhundert sind unter anderem die Dukaten der Kurfürstin Sophia von Sachsen aus dem Jahr 1616 beschrieben und in den Münzbelustigungen des Johann David Köhler auch abgebildet. Repros aus dem besprochenen Heft der Freiberger Münzfreunde.

Um die Jahreswende 1616/17 schenkte die sächsische Kurfürstin Sophia ihren Kindern einhundert Dukaten der besonderen Art mit dem Auftrag, immer gottesfürchtig und im wahren evangelischen Glauben zu leben. Die sogenannten Sophiendukaten sind beliebte Sammelstücke, doch die wenigsten dürften tatsächlich aus dem Jahr 1616 stammen. Die meisten sind spätere, bis 1873 angefertigte Nachprägungen mit immer wieder erneuerten Stempeln. Hans Friebe, Hans-Peter Zacharias und weitere Forscher haben die Stücke genau untersucht und Erstaunliches im Katalog 6 (2019) der Freiberger Münzblätter publiziert. Herausgegeben von den Freiberger Münzfreunden e. V., dem Arbeitskreis Sächsische Münzkunde und der Sächsischen Numismatische Gesellschaft e. V. umfasst das Heft 91 Seiten, hat zahlreiche farbige Abbildungen und kostet 12,90 Euro zuzüglich Porto u. Verpackung (Bezug: Hans Friebe, Tschaikowskistraße 85, D-09599 Freiberg/Sachsen).

Mit dem Monogramm CS für das kurfürstliche Ehepaar Christian I. (gestorben 1611) und Sophia (gestorben 1622) auf den gekreuzten Kurschwertern unterm Kurhut sowie rückseitig mit dem Jesusmonogramm IHS als Abkürzung etwa für Jesus Heiland Seligmacher zwischen Gottesauge und der den Heiligen Geist symbolisierenden Taube geschmückt, beweisen die Goldstücke Frömmigkeit, Familiensinn und Traditionsbewusstsein. Was die Autoren über die von "Schmuckbesessenheit" befallene Kurfürstin und ihre Dukaten ermittelten, füllt das Sonderheft der seit vielen Jahren erscheinenden Freiberger Münzblätter ganz aus. Den Dresdnern sowie Gästen der sächsischen Landeshauptstadt dürfte Sophia sicher als Namensgeberin einer Kirche im Stadtzentrum ein Begriff sein, die beim Bombenbangriff vom Februar 1945 schwer beschädigt wurde. Obwohl es möglich gewesen wäre, hat das SED-Regime das Gotteshaus nicht aufgebaut. Als vor einigen Jahren am alten Platz die Busmannkapelle als Mahnmal errichtet wurde, gab der Dresdner Förderverein zur Finanzierung Neuprägungen des Sophiendukaten aus Gold, Silber, Kupfer und Zinn heraus, doch leider nicht mit Stempeln analog zum Original, wie die Autoren bemängeln, sondern nach einer sehr späten Neuprägung mit fehlerhafter Umschrift und weiteren unkorrekten Merkmalen.

Noch ist nicht alles erforscht

Das Heft fasst alle Forschungsergebnisse zusammen und teilt auch Details aus dem Leben der aus Brandenburg stammenden Kurfürstin mit, die fünf Kinder hatte, bereits mit 23 Jahren Witwe wurde, nahezu ihr ganzes Leben auf Schloss Colditz im Landkreis Leipzig verbrachte und in der Fürstengruft des Freiberger Doms bestattet wurde. Colditz ist der Geburtsort von Johann David Köhler, dem berühmten Herausgeber der "Wöchentlichen Historischen Münzbelustigungen", und war im Zweiten Weltkrieg Gefangenenlager britischer Soldaten, was die Stadt zu einer englischen Pilgerstätte gemacht hat. Köhler widmete den "sehr beliebten Dukaten" der Kurfürstin Sophia mit den Worten "Wohl dem der Freude an seinen Kindern erlebet" in seiner Zeitschrift am 14. September 1729 lobende Zeilen. Auch andere Gelehrte haben sich mit den ungewöhnlichen Goldmünzen befasst, die man an Patenkinder und Familienangehörige, aber auch zu anderen Anlässen verschenkte, weshalb immer wieder Nachprägungen benötigt wurden.

Zu vergleichen ist der Brauch etwa mit Hamburger Dukaten, die nach alter Tradition zu Weihnachten mit immer neuer Jahreszahl an Familienmitglieder, Hausangestellte und Lieferanten verschenkt wurden, nach Neujahr aber vielfach Banken und Geldwechslern zum Kauf angeboten wurden, die die Stücke alsbald im Schmelztiegel verschwinden ließen. Möglich wäre, dass der eine oder andere Sophiendukat ein ähnliches Schicksal erlitten hat, denn obwohl die Goldstücke in größeren Auflagen hergestellt wurden, sind sie heute selten und werden nur ab und zu vom Münzhandel angeboten.

Im vorderen Teil des Heftes stellt Paul Arnold, der frühere Direktor des Dresdner Münzkabinetts, goldene, mit bunten Emailleauflagen versehene Gnadenpfennige und Medaillen mit dem Bildnis der Kurfürstin und ihres Gemahls vor, alles Stücke, die zu den besonderen Raritäten der wahrlich nicht armen sächsischen Numismatik gehören. Indem das Heft zusammenfasst, was bis heute über die Kurfürstin und ihre Dukaten erforscht wurde, bietet es Sammlern eine gute Handhabe, um alte von neuen Geprägen zu unterscheiden und gezielt nach ihnen zu suchen. Dass das Thema noch längst nicht ausgereizt ist, unterstreichen die Herausgeber mit der Bemerkung, trotz aller Bemühungen bleiben noch einige Fragen unbeantwortet, so die zu Prägezeiten, Abläufen und Vertrieb in der Münzstätte Dresden, zu den Sonderprägungen in Silber und Kupfer sowie zu den Dickabschlägen (Doppeldukaten). "Eine neue Generation von Numismatikern hat damit eine echte Aufgabe."

Freiberger Silberrausch

Im Heft 28 (2019) der Freiberger Münzblätter befassen sich Thomas Arnold, Hans Friebe, Christoph Mackert und Thomas Ullmann in einem Nachtrag zum Heft 27 (2018) mit dem aus etwa 800 Stücken bestehenden Fund von Gerstenberg sowie dem Verbleib der in alle Winde verstreuten Brakteaten. Im folgenden Beitrag schildert Helmut Herholz, wie es in Annaberg zur Prägung der bekannten Schreckenberger kam und welche Varianten es bei diesen Stücken gibt, von denen sieben auf einen Taler gingen. Dem 1635 nur ganz kurz angestellten kurfürstlichen Münzmeister Cornelius Melde widmet Jens Reuther einen weiteren Beitrag, verbunden mit Zitaten aus ihn betreffenden Akten. Schließlich geht Thomas Arnold auf eine wahrlich nicht als Meisterwerk der Stempelschneidekunst anzusprechende Medaille von 1983 auf Friedrich Hermann Poetsch ein, den Erfinder eines Gefrierverfahrens zum Abdichten von Schächten. Lothar Schumacher macht auf das unlängst in der Freiberger Altstadt enthüllte, aus zwölf Tafeln bestehende Relief "Freiberger Silberrausch 2018" sowie zur Silbergewinnung und -verarbeitung in der sächsischen Stadt passende Medaillen aufmerksam. Mit der Aktion weisen die Freiberger Münzfreunde darauf hin, dass hier vom Mittelalter bis zur Einstellung des Bergbaus im Jahr 1969 etwa 5700 Tonnen Silber gewonnen und teilweise auch vermünzt wurden.

19. Dezember 2018

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