König als Herzog und Markgraf
Wovon Inschriften, Titel und Wappen auf alten Münzen und Medaillen erzählen und was sie verschweigen



Am Schloss zu Torgau prangt das farbig ausgeführte sächsische Wappen, das auch auf unzähligen Münzen und Medaillen der Wettiner mal größer und mal kleiner erscheint.



August der Starke musste im Nordischen Krieg für einige Zeit auf seinen Titel "König von Polen" verzichten, da man ihn abgesetzt hatte.



"Jedem das Seine" lautet der Wahlspruch auf dem Ausbeutetaler von Friedrich I., der sich 1701 zum König in Preußen krönte.



Der Kupferstich zeigt den mit 28 Jahren auf den preußischen Thron gelangten Friedrich II., dem Zeitgenossen im Verlauf der Schlesischen Kriege den Beinamen "der Große" verliehen.



Friedrich II. von Preußen, genannt der Große, nutzte den Erwerb der Provinz Schlesien, um sich auf der Medaille von 1741 als Oberster Herzog von Schlesien zu präsentieren. Auf der Rückseite bietet die kniende Silesia der vor Borussia in aller Ehrerbietung die Herzogskrone dar.



Stark abgekürzt ist der Titel Friedrichs II. "Oberster Herzog Schlesiens" auf dem Breslauer Friedrichsd'or von 1748.



Die Zweidritteltaler von 1797 und 1801 erwähnen, dass die Könige von Preußen auch Markgrafen von Brandenburg und Kurfürsten des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation sind. Warum diese Ämter entgegen der Regel betont wurden, ist unklar. (Foto/Repros: Caspar)

Münzinschriften geben Auskunft über Machtverhältnisse in einem Land, über Aufstieg und Fall von Herrschern, über die Inbesitznahme fremder Territorien, über hochfliegende Pläne zum Wohl der Untertanen. Es lohnt sich, die meist in lateinischer Sprache verfassten Botschaften zu studieren, bei denen sich zeigt, wie weit und oft Anspruch und Wirklichkeit auseinander liegen. Sehr gut spiegeln die auf geprägtem Metall erscheinenden Titel und Wappen territoriale Veränderungen infolge von Erbgängen und von Kriegen wider, wie im folgenden Beitrag an Beispielen aus Sachsen und Preußen gezeigt wird.

Als August der Starke, seines Zeichens Kurfürst von Sachsen und König von Polen, im Verlauf des Nordischen Kriegs von 1700 bis 1721 zeitweilig seiner polnischen Krone verlustig ging, ließ er neue Münzstempel mit der lapidaren Umschrift AUGUSTUIS REX ET ELECTOR, August König und Kurfürst, schneiden. Da der Bezug auf Polen nicht zeitgemäß war, hat man auch den Hinweis auf das sächsische Stammland des Herrschers aus dem Hause Wettin weggelassen. Wieder im Besitz der polnischen Königskrone, hat Friedrich August I., so sein offizieller Name als sächsischer Kurfürst, die alte Titulatur wiederhergestellt.

Schweden hatte im Nordischen Krieg seine Vormachtstellung im Ostseeraum verloren, und Russland war in den Herrschaftsbereich von König Karl XII. vorgedrungen. Kursachsen erlitt als Verbündeter von Zar Peter dem Großen hohe Verluste an Blut und Gut, und der Thron Augusts des Starken war gefährdet. 1701/1702 schlug Karl XII. bei Riga seine Truppen und vertrieb die Sachsen aus Livland. 1704 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den zur Verständigung mit Schweden bereiten polnischen Magnaten und den Parteigängern Augusts II., so der offizielle Name des aus Sachsen stammenden Königs. August der Starke ging auf Drängen der Schweden seiner Königskrone verlustig. Bis 1709 nahm der Wojewode von Posen, Stanislaw Leszczynski, seine Stelle als polnischer Königs ein.

Der Adler weicht der Sonne nicht

Mit einiger Übung und nach Konsultation der numismatischen Fachliteratur sowie von Latein-Lexika kann man viele Inschriften gut übersetzen und verstehen und hat dann im Wissen um geschichtliche Hintergründe an seinen Sammelstücken viel Freude. Mehr oder weniger sinnige Sprüche wurden den Werken römischer Dichter wie Vergil, Ovid und Horaz sowie der Bibel und weiteren Quellen entnommen. Manche Sprüche wie ALIIS INSERVIENDO CONSUMOR (Anderen zu dienen zehre ich mich auf) unterstreichen einen moralischen Anspruch und kommen auf braunschweigischen Stücken und solchen anderer Territorien vor. CUM DEO ET MILITE heißt es auf Prägungen des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., dessen oberstes Lebensziel es war, Gott und dem Militär zu dienen. Andere Geldstücke bilden den zu den Sternen strebenden Preußenadler ab, verbunden mit der großes Selbstbewusstsein demonstrierenden Inschrift NEC SOLI CEDIT (Der Adler weicht der Sonne nicht). Friedrich II., der Große, ließ bei seiner Huldigung 1740 Medaillen mit dem Lebensmotto VERITATI ET IUSTITIAE (Für Wahrheit und Recht) auswerfen. Seinen Titel gab der Monarch auf Münzen als FRIDERICUS BORUSSORUM REX an, während Angaben über den Wert der Geldstücke in deutscher Sprache erfolgten. Nach dem Tod des Königs (1786) ging Friedrich Wilhelm II. in Preußen zur deutschen Sprache über, verwendete aber bei Handelsmünzen wohl wegen der internationalen Verständlichkeit eine lateinische Wertangabe.

Da es auf Losungen und Wahlsprüche kein Copyright gab und sich jeder aus dem lateinischen Zitatenschatz das nahm, was ihm am besten gefiel, kommen die gleichen Slogans auf Münzen unterschiedlicher Herkunft vor. So lesen wir CUM DEO ET DIE (Mit Gott und dem Tag/der Zeit) auf Münzen des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Das gleiche Motto steht auf Würzburger Geldstücken und solchen aus Hohenlohe-Kirchberg. CUM DEO ET IURE (Mit Gott und dem Recht) ist ein Wahlspruch auf württembergischen Münzen des frühen 19. Jahrhundert, während die Inschriften DEO DUCE (Durch Gottes Führung) oder DEO ET PATRIAE (Für Gott und Vaterland) Münzen von Kurbrandenburg, Kursachsen und weiteren Territorien schmücken. DEI GRACIA REGES REGNAT (Gottes Gnade regiert die Könige) heißt es auf sächsischen Münzen, ebendort finden wir auch die Inschrift INDISSOLVBILIER (Unauflösbar) auf 1719 geprägten Hochzeitsmünzen aus Gold und Silber. Die Geburt des Kurprinzen Friedrich August (II.) ließ August der Starke 1696 durch einen Taler feiern, auf dem ein Knabe das kursächsische Doppelwappen aufrecht hält, während man auf der Rückseite die Ansicht der Haupt- und Residenzstadt Dresden erkennt. Die Inschrift FUTURUS ACHILLES SAXONICUS NATUS VII. Octob. MDCXCVI. gibt an, dass der künftige sächsische Achill am 7. Oktober 1697 geboren wurde. Interessant ist, dass der Taler auf der Rückseite die Inschrift "Der HERR schaffet Gerechtigkeit Psalm CIII V 6." trägt. Das Beispiel zeigt, dass man kein Problem hatte, lateinische und deutsche Inschriften auf geprägtem Metall zu mischen.

Maria Theresia spottet

Besser als August dem Starken erging es seinem Kollegen, dem preußischen König Friedrich I. Er hielt sich weitgehend aus dem Nordischen Krieg heraus und entfaltete eine prunkvolle Hofhaltung, die ihn und seinen Staat in eine tiefe Schuldenkrise stürzte. Seit der Krönung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. am 18. Januar 1701 in Königsberg als König Friedrich I. "in" Preußen verzichteten die Hohenzollern bei ihren Münzen und Medaillen nach und nach auf den Titel der Markgrafen von Brandenburg und den eines Kurfürsten des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation, der ihnen 1415 auf dem Konzil zu Konstanz von Kaiser Sigismund verliehen worden war und zur Wahl eines neuen Kaisers berechtigte. Mit der Belehnung stieg der aus Süddeutschland stammende Burggraf von Nürnberg in die erste Liga der deutschen Fürsten auf. König Friedrich II., der Große, fügte im Ergebnis der drei Schlesischen Kriege seinem langen Titel mit Angaben über die von ihm beherrschten Territorien und weiteren Besitzansprüchen die Bezeichnung "Oberster und Souveräner Herzog von Schlesien" hinzu und verwendete ihn auf verschiedenen in Breslau geprägten Münzen sowie auf Medaillen. Auf seinen markgräflichen Titel bezog sich der Spott von Kaiserin Maria Theresia, die ihren ärgsten Kriegsgegner Friedrich II. von Preußen intern zum Markgrafen von Brandenburg und damit pro forma zu einem ihrer Vasallen herabstufte, was diesen natürlich ärgerte.

Münzen der preußischen Könige Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. nennen neben dem 1701 erworbenen Titel REX (König) die Abkürzung S. R. I. EL. BR., übersetzt des Heiligen Römischen Reichs Kurfürst von Brandenburg. Spätere Preußenkönige hielten es offenbar nicht mehr für nötig, auf ihren Münzen, von einigen Ausnahmen abgesehen, das mit der Würde des Erzkämmerers verbundene und durch ein Zepter symbolisierte Kurfürstenamt zu erwähnen. Bei der Kaiserwahl des Österreichers Franz II. im Jahr 1792 übte es Friedrich Wilhelm II., der Neffe und Nachfolger des Großen Königs, zum letzten Mal aus. Bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation und dem Verzicht dieses Kaisers auf die Reichskrone im Sommer 1806 besaß Friedrich Wilhelm III., der Sohn von Friedrich Wilhelm II., zwar noch Sitz und Stimme im kurfürstlichen Wahlmännergremium, doch wurde er dort nicht mehr aktiv, weil sich das uralte deutsche Kaisertum im Ergebnis der napoleonischen Kriege erledigt hat. Franz II. nannte sich von nun an Kaiser Franz I. von Ungarn. Selbstverständlich wurde diese Namensänderung auf Münzen und Medaillen und anderen Medien dokumentiert, wie auch die vielen anderen Standeserhöhungen auf diese Weise der Welt kund getan wurde.

Supremus Dux Silesiae

König Friedrich II. kam aus einer Familie, an deren Spitze gelehrte Männer und Kunstfreunde, aber auch mehr oder weniger erfolgreiche Kriegsherren standen. Von seinem ganz aufs "Sparen und Plusmachen" versessenen Vater übernahm er einen gut gefüllten Staatsschatz, eine im Großen und Ganzen funktionierende Beamtenschaft und eine gut gedrillte Armee, die er nach der Thronbesteigung am 31. Mai 1740 durch Anwerbungen und Zwangsrekrutierungen aufstocken ließ. Ende 1740 begann der König einen schon während seiner Kronprinzenzeit ins Auge gefassten Krieg zur Eroberung der zur österreichischen Krone gehörenden Provinz Schlesien. Er machte für diesen Eroberungskrieg fragwürdige Erbansprüche geltend, doch war es auch die Sucht des Achtundzwanzigjährigen, sich durch militärische Erfolge in Europa einen Namen zu machen. "Der Stier muss Furchen ziehen, die Nachtigall singen, der Delphin schwimmen und ich - muss Krieg führen", gestand er seinem Brieffreund Voltaire. "Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaften, das Verlangen nach Ruhm, ja, auch um Dir nichts zu verbergen, selbst die Neugierde, mit einem Wort ein geheimer Instinkt, hat mich der Süßigkeit der Ruhe, die ich kostete, entrissen, und die Genugtuung, meinen Namen in den Zeitungen und dereinst in der Geschichte zu lesen, hat mich verführt", ließ der junge König am Beginn des ersten Schlesischen Kriegs seinen literarischen Berater und engen Vertrauten, Charles Etienne Jordan, wissen.

Bei den Münzen Friedrichs II. gibt es, was die Titulatur betrifft, einige Besonderheiten. Der König erscheint auf den meisten bis zu seinem Tod am 17. August 1785 geprägten Geldstücken mit um sein Bildnis gelegten Titel FRIDERICUS BORUSSORUM REX, Friedrich König der/von Preußen. Doch erweitern einige Münzen diese Angabe durch die Abkürzung D. G., die als DEI GRATIA beziehungsweise VON GOTTES GNADEN zu lesen ist. Obwohl der König nach eigenen Worten ein laxes Verhältnis zur Religion hatte und die Geistlichkeit als Versammlung von Scheinheiligen verspottete, hielt er es für opportun, in offiziellen Dokumenten zu betonen, dass er "Von Gottes Gnaden König in/von Preußen" ist, also dieses Amt nicht einer weltlichen, sondern der göttlichen Macht verdankt und nur ihr verpflichtet ist.

Im Ergebnis der drei Schlesischen Kriege von 1740 bis 1742, 1744 und 1745 sowie 1757 bis 1763 ließ der König bei seinem Titel einige wichtige Ergänzungen vornehmen. Für die neue Provinz Schlesien wurden Münzen in den frühen 1740-er Jahren in Breslau, die nicht nur den brandenburgischen Kurfürstentitel erwähnen, sondern den König als S SIL D, das heißt SUPREMUS DUX SILESIAE oder obersten Herzog von Schlesien, bezeichnen. Die Angaben kommen auf den Provinzialprägungen aus Gold und Silber in verschiedenen Versionen mit unterschiedlichen Abkürzungen vor. Mit ihnen unterstrich der König, dass er der neue Herr in den dem Haus Habsburg mit Waffengewalt entrissenen schlesischen Herzogtümern ist. Der König dokumentierte nicht nur auf Münzen seinen schlesischen Herzogtitel, sondern tat das auch auf Medaillen, wohl wissend, dass diese für die Ewigkeit gemacht sind und seinen Ruhm in alle Welt tragen.

In den von Friedrich dem Großen erlassenen Gesetzen und anderen amtlichen Schriftstücken sind sämtliche Titel aufgeführt, wobei es unerheblich war, ob sie sich auf wirklichen Landbesitz beziehen oder nur Ansprüche auf fremde Territorien erheben. Die Nachfolger des Monarchen, Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III., haben 1796, 1797 und 1801 Zweidritteltaler als Handelsmünzen prägen lassen, die sie nicht nur als Könige von Preußen und Kurfürsten von Brandenburg bezeichnen, sondern auch den uralten brandenburgischen Markgrafentitel erwähnen. Da der "große" Titel in deutscher Sprache sehr lang ist, musste man ihn auf den Silberstücken stark abgekürzt wiedergeben.

Als der preußische König Friedrich II., genannt der Große, am 29. August 1756 seine Truppen in Kursachsen einmarschieren ließ, war nicht abzusehen, dass dieser so genannte dritte Schlesische Krieg sieben Jahre dauern und sowohl Preußen als auch das Herrschaftsgebiet des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der sich als König von Polen August II., an den Rand des Abgrundes bringen würde. Friedrich II. sah sich zur Eröffnung der Kampfhandlungen ermuntert, da sich auch Frankreich und England im Kriegszustand befanden. Im Januar 1756 hatte der Preußenkönig mit England einen Freundschaftsvertrag geschlossen, auf den das Haus Habsburg, also der römisch-deutsche Kaiser Franz I. und seine Gemahlin Maria Theresia, und der französische König Ludwig XV. ihrerseits mit einem Militärbündnis antworteten. Da sich die russische Zarin Elisabeth an die Seite Österreichs und Frankreichs stellte und ein Einmarsch der verbündeten Truppen in Preußen drohte, sah sich Friedrich II. zum Überfall Sachsens veranlasst.

Kriegspläne lagen schon lange bereit

Die Kriegspläne waren schon Jahre zuvor ausgearbeitet, und es ist nicht uninteressant zu wissen, dass der preußische König im September 1753, also drei Jahre vor dem Siebenjährigen Krieg, auf dem Truppenübungsplatz Döberitz bei Berlin ein geheimes Manöver abhielt, um zu prüfen, wie seine Offiziere und Soldaten miteinander kommunizieren und auf schwierige Situationen reagieren. Im selben Jahr 1753 ließ Friedrich II. in seiner Berliner Privatdruckerei unter strengster Geheimhaltung das Buch "General-Principia vom Kriege" drucken und an seine Generale verteilen. Eine Ausgabe der in einer Auflage von nur 50 Exemplaren gedruckten Schrift wurde unlängst von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz aus einem Antiquariat erworben. Der König hatte seine Gedanken in Erwartung eines neuen Krieges gegen Österreich und seine Verbündeten um Schlesien in französischer Sprache verfasst, die dann von seinem Kabinettsrat August Friedrich Eichel ins Deutsche übersetzt wurden. Aus eigener Erfahrung beschrieb der König, wie schon kleinste Fehler und Nachlässigkeiten schlimme Folgen nach sich ziehen, ja ganze Regimenter verderben können.

Er verlangte strengste Manneszucht bei seinen Truppen und setzte sich für bessere Verpflegung "als beinahe alle anderen Truppen in Europa" ein. Kritisch stellte er fest, der größte Teil der preußischen Armee bestehe aus trägen, sorglosen Leuten. "Gibt nur der General nicht ständig acht, dass sie ihre Schuldigkeit tun, so gerät diese künstliche und daher eben nicht vollkommene Maschine in Unordnung, und der General hat sodann eine Armee, die nur den Schein der Disziplin trägt". An zwei Stellen spricht der Friedrich II. die Desertion seiner Soldaten an, die offenbar ein großes Problem in den preußischen und weiteren Armeen war. Bemerkenswert ist seine Forderung, dass den preußischen Truppen im Interesse der Kriegsmoral der Sold - acht Groschen alle fünf Tage für Rekruten - pünktlich ausgezahlt und darüber hinaus Extrabelohnungen für besondere Tapferkeit vor dem Feind vergeben werden.

Wie schon zuvor die beiden anderen Schlesischen Kriege von 1740 bis 1742 und 1744/5 ging es auch im Siebenjährigen Krieg von 1757 bis 1763 um Land und Menschen. Der von seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., gedemütigte Schöngeist, Flötenspieler und Mäzen hatte sich wenige Monate nach seiner Thronbesteigung in ein Kriegsabenteuer gestürzt. Er nutzte unklare Macht- und Erbfolgeverhältnisse im Römisch-deutschen Reich nach dem Tod von Kaiser Karl VI. aus, um sein Territorium mit Waffengewalt um die zum habsburgischen Herrschaftsgebiet gehörende Provinz Schlesien zu vermehren. Dafür dienten fragwürdige Erbansprüche als Rechtfertigung. Im Ersten Schlesischen Krieg bewährte sich der junge König als Feldherr, was sogleich auf Medaillen gefeiert wurde. Im Friedensvertrag von Breslau zwischen Preußen und Österreich wurden Preußens Eroberungen anerkannt. Das Land der Hohenzollern war jetzt um ein Drittel größer.

Friedrich II. hätte sich mit den Ergebnissen des ersten Schlesischen Kriegs zufrieden geben und seine Bauleidenschaft und andere Liebhabereien pflegen können, denn man nahm ihn als politischen Partner und Faktor wahr und machte ihm kostbare Geschenke. Doch die Tinte war unter dem Friedensvertrag von 1742 noch nicht trocken, da startete der ruhm- und prestigesüchtige Hohenzoller schon Vorbereitungen für einen weiteren, den Zweiten Schlesischen Krieg, an dessen Ende der am 25. Dezember 1745 abgeschlossene Friedensvertrag von Dresden stand. Preußen wurde erneut der Besitz der wohlhabenden Provinz Schlesien einschließlich der Grafschaft Glatz zugestanden. Friedrich II. erkannte Franz Stephan von Lothringen als neuen römisch-deutschen Kaiser Franz I. an, den Gemahl von Maria Theresia.

Mehrfach am Rand des Abgrundes

Am längsten dauerte nach einer zwölfjährigen Phase friedlicher Konsolidierung, aber auch der Aufrüstung und Anhäufung von Geld im preußischen Staatsschatz der dritte Waffengang wiederum um den Besitz von Schlesien. Bei diesem Siebenjährigen Krieg standen sich Preußen auf der einen Seite und Österreich, Russland, Frankreich, Schweden und die Mehrzahl der Reichsfürsten auf der anderen Seite gegenüber. Hilfsgelder erhielt Friedrich II. aus England, das den Krieg nutzte, um seinen Kolonialbesitz in Übersee zu sichern und Frankreich zu schwächen. Für Preußen brachte der Siebenjährige Krieg viele Siege und viele Niederlagen. Mehrfach stand das Land am Rand des Abgrundes, und auch der König befand sich mehr als einmal in akuter Lebensgefahr. Der überraschende Tod der Zarin Elisabeth am 25. Dezember 1761 und die Thronbesteigung von Zar Peter III. rettete Preußen vor dem Untergang.

Als der Siebenjährige Krieg am 15. Februar 1763 durch den Frieden von Hubertusburg beendet wurde, ging ein großes Aufatmen durch die Lande, und es begann die Zeit des Wiederaufbaues. Doch sollte es sehr lange dauern, bis die Kriegsfolgen in allen beteiligten Ländern überwunden waren. Jetzt begann die Zeit des "Retablissements", des Wiederaufbaues. Auf zehn Prozent der Bevölkerung, d. h. etwa eine halbe Million Menschen, bezifferte Friedrich II. Preußens Bevölkerungsverluste, und er beklagte die Zerstörungen ganzer Provinzen, und die Leere in der Staatskasse. Zu den Kriegsfolgen gehörten nach seinen Worten allgemeine Zerrüttung sowie Kummer und Mutlosigkeit der Untertanen, und er zählte verheerte Landstriche, ruinierte Städte, unbestellte Äcker, allgemeine Verarmung, Sittenlosigkeit und Rohheit auf. Die kümmerliche Lage habe ihn genötigt, "seine Zuflucht zu der allergenauesten Haushaltung" zu nehmen, schrieb Friedrich II. und legte ein umfangreiches Wiederaufbauprogramm auf. Er ließ Menschen aus fernen Ländern anwerben, um öde Landstriche zu bevölkern, Manufakturen und Fabriken kamen in den Genuss von Krediten, und auch der Straßenbau, die Wasserwege und der Bergbau erfreuten sich obrigkeitlicher Förderung. Friedrich der Große trieb seine Minister und Beamten zur Eile beim Ausbau des Landes und zur Wiederbelebung seiner Wirtschaft an und hatte, wie wir seinen Schriften entnehmen müssen, nicht immer Erfolg, weil die Staatsmaschinerie viel zu langsam arbeitete und es in und zwischen den Verwaltungen große Reibungsverluste gab.

Lotterie und Goldmacherei

Mit dem Ziel, seine Untertanen noch intensiver an der Begleichung von Staatsschulden heranzuziehen, wurde 1763, kurz vor dem Ende des Siebenjährigen Krieges, in Berlin eine Lotterie nach dem Muster des in Italien, aber auch in Wien und Brüssel eingerichteten Glücksspiels verkündet. Die Aussicht, durch Ziehung einer bestimmten Zahlenkombination schnell reich zu werden, hat die Preußen offenbar so fasziniert, dass sie viel Geld, manchmal ihren letzten Groschen freiwillig für die Lotterie ausgaben. Der König hatte die Idee für eine Lotterie von dem italienischen Abenteurer Antonio di Calzabigi übernommen, der ihm Berge von Gold versprach und für seine Dienste fürstlich bezahlt wurde. Auch der berühmte Frauenheld, Globetrotter und Spieler Giovanni de Casanova versuchte, dem Herrscher Pläne zur Sanierung der Staatsfinanzen schmackhaft zu machen. Er hatte bereits einiges Geld in der Lotterie verloren und verpachtete das Monopol an Calzabigi, der sich verpflichtete, jährlich 75 000 Taler als "Pachtschilling" zu zahlen. Entgegen der vollmundigen Ankündigung des Königs, die Erträge des Glücksspiels zur "Aufmunterung der Künste und des Fleißes" und für wohltätige Zwecke, etwa die Aussteuer minderbemittelter Bräute, zu verwenden, wurde die genannte Summe zur Verpflegung der Armee und die Aufstellung neuer Regimenter verwendet.

Unter dem Zwang, schnell wieder seine Kriegskasse und den geschrumpften Staatsschatz aufzufüllen, begab sich der König auf gewagtes Terrain, indem er sich mit Goldmacherei befasste. In ihr sah er eine Art Krankheit, "sie scheint oft durch Vernunft eine Zeitlang geheilet, aber dann kommt sie unvermutet wieder und wird wirklich epidemisch" schrieb er und befahl seinem Vertrauten Michael Gabriel Fredersdorf Stillschweigen zu bewahren. "Ich habe von Meiner jugent an schweigen gelernt, und werde gewisse nicht von einer Sache Sprechen, die, Wann sie Wahr ist, Mihr Schahden thun könnte, wenn man sie wüste, oder, wenn sie nicht wahr ist, mihr ridicul vor der gantzen Welt machen würde, gottbewahrdihr", warnte der König seinen mit Alchemie befassten Vertrauten in der Sorge, sich lächerlich zu machen.

Friedrich II. hinterließ seinem Neffen und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. ein geordnetes Staatswesen und einen gefüllten Schatz, doch wurde das Erbe verludert und vertan. Preußen, sein König und sein Militär spielten in den französischen Revolutionskriegen eine klägliche Rolle, und es bedurfte erst der Niederlage von 1806 im Krieg gegen den französischen Kaiser Napoleon I., dass sich der ängstliche und zaudernde Friedrich Wilhelm III., von weitsichtigen Politikern beraten, zu tiefgreifenden Reformen entschloss, die den Hohenzollernstaat fit für die Herausforderungen des 19. Jahrhunderts machte. Was da erreicht wurde, hat man oft in allegorischer Umschreibung auch auf Medaillen verewigt. Bei den Münzen ist der Zeitgeist gelegentlich an neuartigem Design zu erkennen.

9. März 2018

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