Zu schön, um echt zu sein
Wer beim Münzenkauf ein Schnäppchen machen will, muss aufpassen, dass er nicht hereingelegt wird



Ungeachtet mancher Alterungsmerkmale erweisen sich diese Münzen als ziemlich plumpe Touristenfälschungen.



Der Taler aus Frankfurt am Main von 1696 ist als Nachprägung schon von weitem zu erkennen. Er tut erst garnicht so, als sei er echt.



Unschwer als Guss beziehungsweise Nachprägung zu erkennen sind die Taler aus Nürnberg und aus der böhmischen Stadt Joachimsthal, die Namensgeber einer weltumspannenden Münze, des Talers, wurde.



Die Staatliche Münze Berlin prägt ganz legal historische Münzen wie preußischen Friedrichsd'or von 1750 nach. Allerdings signalisiert die Jahreszahl 2012 im Rückseitenstempel unter der Krone, dass das Goldstück kein Original ist. Manche Sammler legen sich Nachprägungen zu, weil die Vorlagen zu teuer und unerreichbar sind. Die Neuen kann man ja immer noch gegen die Alten austauschen.



Dass die Taler von 1713 und 1741 Nachprägungen sind, erkennt man nicht nur am Stempelschnitt, sondern auch an der Jahreszahl 1976 am Arm des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. und an der Feingehaltsangabe auf dem Taler links neben dem Bildnis Friedrichs II.



Wem es nicht gelingt, die Originale der hochseltenen Reichsmünzen aus den Jahren 1916 bis 1918 zu bekommen, wird sich über als solche gekennzeichnete Nachprägungen freuen.



Die allermeisten Maria-Theresientaler stammen nicht aus dem Jahr 1780 und wurden auch nicht in Günzburg geprägt, sondern sind weitaus jünger und stammen auch aus anderen Städten sogar außerhalb von Österreich.



Das goldene Vier-Dukatenstück von 1915 mit dem Bildnis von Kaiser Franz Joseph I. wird offiziell von der Münze Oesterreich am Wiener Heumarkt nachgeprägt und ist überall im Münz- und Edelmetallhandel erhältlich.



Das russische Zehnrubelstück ist eine Nachprägung von 1977, darüber zum Vergleich das Original von 1923. Wie hoch der Gewinn aus dieser und vielen andern Goldprägungen ist, wird geheim gehalten, aber gering dürfte er nicht sein. (Fotos/Repros: Caspar)

Welchem Reisenden sind in Italien, Griechenland, den Ländern des Vorderen Orients oder in Asien nicht schon Münzen angeboten worden, die angeblich gerade aus dem Boden geholt wurden oder einer Schatzkiste entstammen? Und wer würde sich nicht für einen Glückspilz halten, wenn er Athener Eulenmünzen oder römische Kaiserköpfe als günstige Gelegenheit erwirbt? Respekt dürfte dem glücklichen Käufer zuhause sicher sein. Doch wie groß ist die Enttäuschung, wenn sich der "garantiert echte" Silberling, die dunkel patinierte Bronzemünze oder das kostbare Goldstück als mehr oder weniger gut gemachte Fälschung entpuppt! Speziell für gutgläubige Reisende hergestellt, finden die so genannten Touristenfälschungen auch heute bei unkundigen Reisenden Absatz. Nur zu gern möchte man sie als Andenken mitnehmen und kann sich ihre dubiose Herkunft nicht vorstellen.

Manche Nachahmungen sind zu schön, um echt zu sein, und das wird ihnen zum Verhängnis. Händler und Sammler sind kennen sich gut aus, irgendwann fliegen die falschen Griechen und Römer, die nachgeahmten Brakteaten, Groschen, Taler, Dukaten, Markstücke, Groschen, Dollars und auch die unechten Medaillen auf. Gesundes Misstrauen ist angesagt, und vielleicht hilft schon eine gute Lupe, die Frage "echt oder falsch" bereits am Straßenrand zu entscheiden. Das gilt auch für manche alten Taler, die auf Börsen oder Trödelmärkten angeboten werden. Die barocken Stadtansichten, Wappenschilder und Allegorien entpuppen sich bei näherem Hinsehen mitunter nur als Nachprägung oder Guss.

Von gut bis plump gemacht

Geprägte Nachbildungen werden von Münzhändlern als ausnehmend gut gemacht und mit allen notwendigen Echtheitsmerkmalen versehen bezeichnet. Andere sind so plump gemacht, dass man sie, übertrieben gesagt, schon aus hundert Metern Entfernung als üble Machwerke erkennt. In der deutschen und internationalen Fachliteratur und in speziellen Fälschungsdiensten sind die Merkmale beschrieben. Sammler sollen nicht verunsichert, sondern in den Stand versetzt werden, selber zu beurteilen, was echt und was falsch ist. Bangemachen gilt nicht, denn eines steht fest: Niemand kommt selbst bei allergrößter Mühe, bei Einsatz teurer Technik an das Original heran.

Beobachter der internationalen Szene sprechen von türkischen, bulgarischen, libanesischen, polnischen, chinesischen und deutschen Fälscherbanden, die den Markt genau beobachten und wissen, was gerade "in" ist, über ein gutes Fachwissen und Sprachkenntnisse verfügen und mit neuester Technik ausgestattet sind. Vor ihnen ist nichts sicher, nicht einmal Massenware sein. So kommen bereits Reichsmünzen wie das preußische Dreimarkstück von 1913 "Der König rief, und alle, alle kamen" sowie Kursmünzen der Weimarer Republik als "ziemlich gut gemachte" Fälschungen vor. Da seltene DDR-Münzen enorme Preise erzielen, ist bei ihnen auf Fälschungen sowie Manipulationen etwa an Jahreszahlen seltener Ausgaben zu achten.

Gesundes Misstrauen ist ratsam

Vor allem Anfänger werden einige Mühe haben, Originale von Nachprägungen zu unterscheiden. Ein gut geübtes Auge, eine gute Lupe, gesundes Misstrauen und die Konsultation mit Experten in Münzkabinetten und im Fachhandel können sie vor Schaden bewahren. Nachgemachte Münzen weisen viele Abweichungen vom Original auf. Das betrifft Feinheiten im Relief, bei der Zeichnung und den Schriften. Zu achten ist auf die Randgestaltung, bei der oft Muster und vertiefte Buchstaben nachlässig wiedergegeben sind. Oft entsprechen Maße und Gewichte nicht denen der Originale. Manche Details werden leicht vergröbert dargestellt, Schriften und Zahlen sehen verdächtig aus.

Aufwändige Prüfverfahren lohnen sich eigentlich nur bei wirklich teuren Münzen. So muss man etwa bei antiken Stücken beachten, dass sie häufig warm geprägt wurden. Ein glühender Metallklumpen wurde zwischen dem gravierten Ober- und Unterstempel geprägt, ehe er abkühlen konnte. Heutige Fälscher beachten dies nicht und bedienen sich oft hydraulischer Presse, die "kalt" mit hohem Druck prägen. Das erklärt Unterschiede, die man oft mit bloßem Auge, noch besser aber unter der Lupe oder dem Mikroskop erkennen kann.

Nachfragen hilft immer

Stahlstempel werden mit Hilfe feinster Graviermaschinen von Originalen oder Gipsvorlagen abgeformt. Es soll auch die Kopie von Prägereliefs in einer auch in der Dentaltechnik verwendeten härtbaren Plastikmasse geben, die widerstandsfähiger als Metallstempel ist und einige Tonnen Druck aushält. Die so reproduzierten Werkzeuge geben sämtliche Unebenheiten und Fehler des Originals wieder, etwa Doppelschläge und Risse. Erst wenn mehrere Nachbildungen angeboten werden, die alle die gleichen Fehler, Risse, Farbe und Größe aufweisen, wird - hoffentlich - auch der Letzte stutzig. Untersuchung der Metalloberfläche, des Randes, der Reliefs und Schrift, der Vergleich mit garantiert echten Stücken und das Studium der Fachliteratur sowie die Metallanalyse helfen, um Gewissheit zu bekommen. In Zweifelsfällen sollte man auch Fachleute in den Münzkabinetten konsultieren, denen viel Erfahrung und echtes Vergleichsmaterial zur Verfügung steht.

Man sollte wissen, dass die Oberfläche künstlich so gealtert werden kann, dass sie aussieht, als hätten die Stücke lange Zeit im Boden gelegen. Ob die bei der Korrosion gebildeten Substanzen alt oder neu sind, lässt sich unter starken Mikroskopen und durch weitere Prüfmethoden gut erkennen. Diese tun auch bei der Begutachtung von archäologischen Fundstücken gute Dienste, die wie alle Kunst gern gefälscht werden. Wenn das Metall antiker, aber billiger Münzen verwendet wurde, um daraus teure Stücke zu produzieren, bringt die Materialanalyse nur die Erkenntnis, daß es sich um altes Metall handelt. Münzfälschungen sind, sofern es sich um Nachgüsse handelt, an flauen Konturen und rauer Oberfläche, an Nähten an den Rändern, kleinen Löchern und Buckeln zwischen den Buchstaben zu erkennen.

Kenzeichnung ist Pflicht

Ganz anders liegen die Dinge bei offiziellen Nachprägungen alter Münzen, etwa des österreichischen Maria-Theresientalers von 1780 oder des goldenen Vier-Dukatenstücks von 1915 mit dem Bildnis nicht des damals uralten, sondern noch recht jungen Kaisers Franz Joseph von Österreich. Bei ihnen weiß man, dass die allermeisten Stücke nicht aus dem Jahr stammen, das auf ihnen angegeben ist. Um Sammlern den Zugang zu seltenen und teuren Münzen zu erleichtern, werden diese nachgeprägt und, was ganz wichtig ist, als solche gekennzeichnet. Das geschieht etwa durch einpunzierte Jahreszahlen und die Buchstaben NP für Nachprägung sowie Veränderungen im Gewicht, Feingehalt und Durchmesser. Eine Garantie dafür, dass später nicht doch irgendwelche Manipulationen an dem Gepräge vorgenommen werden, gibt es nicht, so dass es auch hier heißt "Augen auf beim Münzenkauf".

In der 1917 nach dem Sturz der Zarenherrschaft gegründeten Sowjetunion dauerte es bis 1921, dass diese eigene Münzen ausgab. Die Bilder auf Werten zwischen einem Rubel und zehn Kopeken unterschieden sich fundamental von denen, die man bisher in der Hand hatte. Das neue, aus Hammer und Sichel bestehende Sowjetwappen symbolisiert die Einheit von Arbeiterklasse und Bauernschaft, wie man damals sagte. Die Zahlen im fünfzackigen Stern auf den Rubel- und Fünfzig-Kopeken-Stücken geben den jeweiligen Wert an. Die ins Deutsche übersetzte Umschrift "Proletarier aller Länder, vereinigt euch" ist ein Zitat aus dem bereits erwähnten Kommunistischen Manifest von Marx und Engels aus dem Jahr 1848. Zu den Rubeln und Kopeken traten 1923 Goldmünzen im Wert von zehn Rubeln. Die so genannten Tscherwonzen wurden nur kurze Zeit vor allem zur Bezahlung von Rechnungen im Ausland hergestellt. Doch nutzte die damalige Regierung diese Stücke auch, um ihre riesigen Goldbestände profitabel zu vermarkten. In späten Jahrzehnten hat man diese seltenen Goldstücke ganz offiziell mit neuen, untilgbaren Jahreszahlen nachgeprägt. Sammler freuen sich über sie, da die seltenen Originale von 1923 teuer sind und nicht oft angeboten werden.

Mit Hammer und Sichel

Das 1924 veränderte Münzdesign berücksichtigte die Tatsache, dass sich Sowjetrussland zur Union der sozialistischen Sowjetrepubliken gewandelt hatte. Das geschah nicht auf friedlichem Weg, sondern durch Okkupation benachbarter Länder und gegen den Willen ihrer Bewohner. Auf den Rubelstücken sieht man einen Bauern und einen Arbeiter vor der aufgehenden Sonne, und auf den Halbrubelstücken ist ein Schmied bei der Arbeit zu erkennen. Kombiniert sind diese symbolträchtigen Bilder mit dem neuen Sowjetwappen. Es besteht aus einem Hammer und einer Sichel auf dem Globus, über dem der fünfzackige Sowjetstern schwebt. Das von einem Ährenkranz umgebene Bild will sagen, dass eines Tages über der ganzen Welt die Sonne des Sozialismus und Kommunismus aufgehen wird. Zu den Silbermünzen traten ab 1924 Kupferstücke in Werten von fünf, drei, zwei und einer Kopeke. Sammler werden einige Mühe haben, diese und die anderen Münzen aus Sowjetzeiten zu bekommen. Vor allem die Kursmünzen kommen abgegriffen vor, weshalb exzellente Erhaltungen gut bezahlt werden.

13. November 2018

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