Besatzer wollten Geldscheine fälschen
Einführung preußischer Banknoten zu Beginn des 19. Jahrhunderts war mit Schwierigkeiten verbunden





Durch Striche ungültig gemachte Druckbogen der preußischen Geldscheine befinden sich im Besitz des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem. Die dort aufbewahrten Akten warten noch auf ihre Durchsicht und Auswertung.



Mit der Ausgabe von Tresorscheinen, die auch Steins Unterschrift tragen, versuchte die preußische Regierung 1806, ihre Finanzkalamitäten zu bewältigen.



Minister Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein wies Verbesserungsvorschläge für preußisches Papiergeld brüsk zurück. Auf dem Sockel des Steindenkmals von Hermann Schievelbein aus dem Jahr 1875 vor dem Berliner Abgeordnetenhaus sind der Minister und König Friedrich Wilhelm III., einander Treue schwörend, abgebildet.



Da die preußischen Geldscheine waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts einfach gestaltet und gedruckt waren, boten sie Fälschern keine allzu große Hürde. Für den Hundert-Taler-Schein von 1851 bildet der Münzfuß von 1764 die Basis. (Fotos/Repros: Caspar)

Preußens König Friedrich Wilhelm III., der von 1797 bis 1840 regierte, führte zu Beginn des 19. Jahrhunderts Papiergeld in größerem Stil ein, wobei er großen Wert darauf legte, dass es zum Teil durch Edelmetall gedeckt ist. Alles war daran zu setzen, das in der Bevölkerung und bei seinen Ministern vorhandene Misstrauen gegenüber den ungewohnten Banknoten zu zerstreuen. Der König orientierte sich an den 1772 in Kursachsen zur Begleichung der Schulden aus dem Siebenjährigen Krieg eingeführten "Cassen-Billets" in Werten zwischen einem und hundert Reichstalern. Insgeheim ließ Friedrich Wilhelm III. größere Mengen Tresorscheine drucken in der Hoffnung, mit ihnen die von seinem Vater und Vorgänger Friedrich Wilhelm II. übernommenen Schulden reduzieren zu können.

Eine königliche Kommission beauftragte 1798 den Berliner Buchdrucker, Stahl- und Formschneider Johann Friedrich Unger mit der Anfertigung der Druckstöcke für Scheine im Wert von einem, fünf, 50 und 100 Talern. Das aus Schmuckleisten, Arabesken, Monogrammen, Schriftzeilen sowie faksimilierten Unterschriften von zwei Ministern und rückseitig dem großen preußischen Staatswappen gebildete Design der Ausgaben von 1806, dem Schicksalsjahr der preußischen Monarchie, war vergleichsweise einfach und daher nicht fälschungssicher, aber immerhin besser als die primitiven Bankozettel aus der Zeit Friedrichs des Großen, die einigermaßen geschickte Drucker nachahmen konnten. Gedruckt wurden in der Jägerstraße 43 auf Wasserzeichenpapier aus Spechthausen bei Eberswalde. Die Papierfabrik der Familie Ebart produzierte auch später für die preußischen und später deutschen Banknotendruckereien.

Regierung auf dünnem Eis

Die von Unger unter großer Geheimhaltung gedruckten 17 200 Bogen im Wert von 3,05 Millionen Talern wurden im königlichen Tresor verwahrt, unbedrucktes Papier kam in die Depositenkasse. Als die Scheine 1804 wegen der sich abzeichnenden militärischen Konflikte mit Frankreich ausgegeben werden sollten, gab es Fragen zu den Unterschriften moniert. Sie waren nicht mehr aktuell, denn der unterzeichnende Minister von Struensee war verstorben. Seine Stelle nahm der Minister für das Akzise-, Zoll-, Fabriken- und Commercial-Departement Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein ein, jener Minister, der nach 1806 zu den wichtigsten Reformern des altpreußischen Staates avancierte.

Neue Geldscheine zu fünf, 50, 100 und 250 Talern von der Geheimen Oberhofbuchdruckerei wurden unter Verwendung von Bleitypen und Holzschnitt-Einrahmungen angefertigt. Die mit Unterschriften der Minister von der Schulenburg als Chef der Preußischen Seehandlung und vom Stein sowie fortlaufenden Nummern versehenen Tresorscheine ohne Datumsangabe und Ausgabeort bekunden ihre Gleichwertigkeit mit Metallgeld. Auf einem Fünftalerschein wird "Tresor Schein von Fünf Thaler in Courant nach dem Münzfuß von 1764 Geltend in allen Zahlungen für voll" vermerkt.

Die Regierung bewegte sich bei den ungewohnten Banknoten auf dünnem Eis. Alles musste getan werden, um die Bevölkerung nicht zu verunsichern. Daher Stein vor, die Scheine nur ganz allmählich in den Geldumlauf zu geben. Die am 4. Februar 1806, gut ein halbes Jahr vor der preußischen Niederlage von Jena und Auerstedt im Krieg gegen Frankreich veröffentlichte Einführungsverordnung für die Tresorscheine begründet die Emission sehr vorsichtig. Es sei dem König gelungen, die vorgefundenen Staatsschulden zu "berichtigen", und es seien beträchtliche Summen Bargeld im Schatz niedergelegt worden. Dem König seien nicht die nachteiligen Folgen des Papiergeldes in anderen Staaten entgangen. "Wir haben vielmehr die Ursachen dieser nachtheiligen Ereignisse gründlich erforschen lassen, und Uns überzeugt, dass der Nachtheil nicht die Einführung des Papiergeldes selbst, sondern dem, durch Finanzzerrüttung veranlassten unmäßigen Gebrauch dieses Mittels, zuzuschreiben ist, welcher dadurch, dass das Papiergeld nicht realsierbar war, möglich wurde". Der Bevölkerung wurde versprochen, die Tresorscheine gegen Silbercourant zu einzuwechseln. Das hat man tatsächlich nach den Befreiungskriegen getan, und wer damals noch solche Scheine besaß, die er Jahre zuvor vielleicht für billiges Geld erworben hatte, konnte einen schönen Profit einstreichen.

Wenig bekannt ist, dass der Sohn des Münzpächters Friedrichs des Großen, der 1742 geborene Benjamin Veitel Ephraim, Probleme mit der preußischen Regierung bekam, als er sich mit seinen Vorschlägen in die Papiergeldemission einmischte. Auch dieser Ephraim diente Friedrich II. und seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. als Heereslieferant und Fabrikant, starb aber 1811 arm und geächtet. Zeit seines Lebens stritt er für die Emanzipation der Juden und sympathisierte mit dem auf diesem Gebiet schon recht fortgeschrittenen Frankreich. Als das von den Truppen Napoleons I. geschlagene Preußen im Herbst 1806 am Abgrund stand und der französische Kaiser als Triumphator in Berlin einzog, musste Ephraim Konkurs anmelden. Seiner Witwe blieb nur wenig von dem Vermögen und den Kunstsammlungen ihres Mannes. Das überaus prächtig eingerichtete Ephraimpalais, einst Treffpunkt der Berliner Gesellschaft, ging an einen Tabakfabrikanten und 1843 an den preußischen Staat, der es für seine Behörden nutzte und einen Anbau anfügen ließ.

Ephraims Plan fand kein Gehör

Dass Ephraim junior Neider und Feinde hatte, liegt auf der Hand, dies um so mehr, als man ihn für einen Parteigänger der französischen Revolution, gar für einen französischen Spion hielt. Das hinderte ihn aber nicht, die preußische Regierung mit Denkschriften zu bombardieren. Unter ihnen waren Vorschläge zur Verbesserung der preußischen Tresorscheine, die so leicht nachzuahmen waren. Ephraim schwebten unter anderem ein kompliziertes Druckverfahren sowie "geheime Zeichen" vor, die nur von Experten bewerkstelligt und erkannt werden können. Doch wurde Ephraims Forderung, die Emission von 1806 technisch aufzurüsten und gestalterisch zu verbessern, von der Regierung brüsk abgewiesen. Das war ausgesprochen kurzsichtig. Es dauerte noch lange Zeit, bis Geldscheine neben den von jedermann klar erkennbaren Zeichen auch "unsichtbare", ganz winzige Echtheitsmerkmale bekamen, deren Nachahmung überaus schwierig ist.

Gegenüber dem König bemerkte der Minister vom Stein, Ephraim wolle seine "Neuerungen" für eine Prämie von 10 000 Talern der preußischen Regierung anvertrauen. Doch sei das, was er vorschlägt, bereits bekannt. Die Verbesserungen würden aber dem Volke gar keine und der Regierung nur "sehr geringe und prekäre Sicherheit" gewähren und verdienten daher "keine Belohnung und Anwendung". Der Minister schloss seine Ablehnung mit einem vernichtenden Urteil: "Der p. Ephraim hat demnach hierdurch einen neuen Beweis seiner Erbärmlichkeit und seiner allseitigen Beschränktheit gegeben, und es verdiente wohl eine Rüge, dass er verständige Männer auf eine so unverantwortliche Art um ihre Zeit bringt".

Wie sehr der so Gescholtene mit seinen Befürchtungen hinsichtlich der leichten Kopierbarkeit der Tresorscheine Recht hatte, zeigt ein Versuch der französischen Besatzungsmacht, den mit dem Druck von Geldscheinen befassten Berliner Holzschneider Friedrich Wilhelm Gubitz für die Fälschung preußischer Tresorscheine zu gewinnen. Die Aufforderung zur Kollaboration geschah mit dem Hinweis eines französischen Ministers, die preußischen Behörden hätten "fünfzehn Millionen Taler bürgerliches Eigentum mitgenommen, und es sei notwendig, zur Schadloshaltung der Beteiligten und zum Vorteil des Geldflusses die Tresorscheine auf das widerrechtlich Entführte in solcher Summe zu vermehren, wobei ich als ,Fabricateur' möglichst rasch beförderlich sein sollte". Es sei unbedingt notwendig, diese Summe dem Handelsverkehr wieder zuzuwenden, und dafür werde er, Gubitz, gebraucht.

Einschüchternde Drohungen

Der später als Journalist und Schriftsteller tätige Grafiker berichtete über diese Episode in seinen 1868 veröffentlichten Memoiren. Danach erklärte er den Besatzern, alles, was zur Beschaffung der Tresorscheine notwendig war, sei an die "bezügliche Regierungsbehörde", also den preußischen Staat, abgeliefert worden. Worauf er aufgefordert wurde, die "Nachahmlichkeit" der Tresorscheine unter Beweis zu stellen. "Nun blieb mir nur übrig, unumwunden auszusprechen: erstens wäre doch eine Nachahmung an sich sehr zeitraubend, zweitens müsse ich entschieden verweigern, bei einem verbrecherischen Geschäft Mithelfer zu werden."

Das war sehr mutig, denn jetzt zeigten die Besatzer ihre Klauen. Doch der Holzschneider ließ sich durch "einschüchternde Drohungen" nicht beeindrucken und wies auch 20 000 Taler Fälscherlohn zurück. Da er sich nicht locken ließ, wurde er wegen angeblicher Beleidigung des französischen Kaisers kurzzeitig eingesperrt. Besonders mag die Besatzer geärgert haben, dass der listige Grafiker ihnen einen Ausweg nannte, die Tresorscheine doch in England, das sich mit Frankreich im Krieg befand, nachmachen zu lassen. Das aber war wegen der 1806 in Berlin von Kaiser Napoleon I. dekretierten Kontinentalsperre natürlich unrealistisch, denn die Verordnung schnitt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen England und dem Rest des europäischen Kontinents ab oder sollte es wenigstens. Die "schnelle Abweisung des frechen Antrags" der Franzosen, hatte für Gubitz keine ernsthaften Folgen. Der mutige Holzschneider kam mit einem "mäßigen Verweis" durch den französischen Gouverneur davon.

5. Januar 2018

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