Käthe Kollwitz kommt in die Walhalla
Ruhmeshalle bei Donaustauf wurde bereits 1842 auf einem Geschichtsdoppeltaler verewigt







Geschichtsdoppeltaler von 1842 auf die Einweihung der Walhalla mit dem Kopf ihres Stifters, König Ludwig I. von Bayern. Bis heute werden mehr oder weniger gut gelungene Medaillen mit der Gebäudeansicht hergestellt.



Auf dem Kollwitzplatz im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg hat die Künstlerin, von Gustav Seitz modelliert, Platz genommen. Die DDR und die Bundesrepublik Deutschland brachten 1967 und 1992 Münzen zur Erinnerung an Käthe Kollwitz heraus.



Die DDR und die Bundesrepublik Deutschland brachten 1967 und 1992 sehr ansprechende Münzen zur Erinnerung an Käthe Kollwitz heraus.



Unter den Büsten rühmlich ausgezeichneter Deutscher befinden sich Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven.



Als 1908 eine Büste des "Schmied des Deutschen Reichs" genannten Kanzlers Otto von Bismarck in der Walhalla aufgestellt wurde, gab es manchen Widerstand. Katholische Geistliche erinnerten sich mit Grauen daran, dass "der Preiß" ihnen im Kulturkampf manche Privilegien genommen hatte. Karikatur aus der "Jugend", München 21. Juli 1908. (Fotos/Repros: Caspar)

Der 18. Oktober spielte früher im Bewusstsein der Deutschen eine große Rolle. Auf den Tag, an dem 1813 Kaiser Napoleon I. mit seinen Truppen und Verbündeten in der Völkerschlacht bei Leipzig eine vernichtende Niederlage hinnehmen musste, hat man gern Grundsteinlegungen und die Enthüllung von Denkmälern gelegt. So war es auch bei der Walhalla bei Donaustauf. Die Gedenkstätte erhebt sich, als griechischer Tempel gestaltet, auf einer Anhöhe über der Donau bei Donaustauf, etwa zehn Kilometer von Regensburg entfernt. Im Inneren sind 127 Marmorbüsten berühmter oder auch schon vergessener Männer und Frauen aufgestellt, dazu wird auf Schrifttafeln an den Wänden an weitere 64 bedeutende Persönlichkeiten erinnert. Stifter der für "rühmlich ausgezeichnete Deutsche" bestimmten Walhalla war der bayerische König Ludwig I., der von 1825 bis 1848 regierte. "Möchte Walhalla förderlich seyn der Erstarkung und Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen Stammes sie auch seyen, immer fühlen, dass sie ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland, auf das sie stolz seyn können; und jeder trage bei, so viel er vermag, zu dessen Verherrlichung", erklärte der Monarch bei der feierlichen Einweihung am 18. Oktober 1842. Seit 1890 thront er, vom Bildhauer Ferdinand von Miller in Marmor geformt, in der Gedenkhalle und schaut hoheitsvoll die in großen Scharen einströmenden Besucher aus Deutschland und der Welt an. Die Ruhmeshalle avancierte schnell zu einer gut besuchten Sehenswürdigkeit, von der ihr königlicher Stifter schrieb, groß müsse das Werk werden, "nicht bloß kolossal im Raum. Größe muss in der Bauart sein, hohe Einfachheit, verbunden mit Pracht, spreche sein Ganzes aus, würdig werdend dem Zwecke".

In erlauchter Umgebung

Jetzt wurde bekannt, dass die bayerische Landesregierung beschlossen hat, die 1945 verstorbene Berliner Bildhauerin, Zeichnerin und Kriegsgegnerin Käthe Kollwitz in der Walhalla durch eine Büste zu ehren. Sie wird in erlauchter Umgebung stehen, doch kann man sie nicht mehr fragen, ob sie sich dort wohl fühlt, denn die Zusammensetzung der Galerie ist doch recht durchwachsen. Der Bogen derer, denen diese außergewöhnliche Ehre zuteil wurde, ist lang. Er spannt sich von Kaiser Friedrich Barbarossa über Friedrich den Großen und Kaiser Wilhelm I., von Heinrich dem Löwen über Kaiser Karl V. und die aus Zerbst stammende Katharina II. von Russland bis zur Kaiserin Maria Theresia. Hinzu kommen Künstler und Gelehrte, Geistliche und Politiker. Zu nennen sind unter anderem Bach, Beethoven, Händel, Mozart, Schubert, Wagner und Richard Strauss, aber auch Goethe, Schiller und Lessing, nicht zu vergessen Luther, Copernicus, Leibniz, Kant, Blücher, Scharnhorst und Moltke sowie Bismarck und der Reichsfreiherr vom Stein. Für viele Büsten und so auch für das Bildnis der Käthe Kollwitz standen und stehen historische Porträts zur Verfügung, bei anderen mussten die Bildhauer ihre Fantasie spielen lassen. In einigen Fällen hat man es bei der Nennung der Namen auf den Gedenktafeln belassen.

Die Walhalla ist kein totes Museum, das längst verblichene Männer und in wenigen Fällen auch Frauen in Erinnerung hält. Denn auch verdienstvolle Persönlichkeiten der neueren und neuesten Geschichte werden in dem Tempel geehrt. So wurden 1990 Albert Einstein, 1998 die Ordensgründerin Schwester Maria-Theresia Gerhardinger, 1999 Bundeskanzler Konrad Adenauer und 2000 der Komponist Johannes Brahms in die Walhalla aufgenommen. Stellvertretend für die Männer und Frauen des deutschen Widerstandes gegen das nationalsozialistische Terrorregime und speziell der Gruppe "Weiße Rose" wurde 2003 die Büste der 1943 hingerichteten Studentin Sophie Scholl in der Walhalla aufgestellt.

Geschichtsdoppeltaler von 1842 zur Weihe

Ludwig I. von Bayern ließ 1842 einen Geschichtsdoppeltaler anlässlich der Eröffnung des Bauwerks prägen. Die Silbermünze gehört zu einer Serie, mit der der Bayer und sein Nachfolger Maximilian II. Ereignisse und Gestalten von Rang in Erinnerung zu halten wünschte und damit auch zum Ruhm des Hauses Wittelsbach beitrug. Verschiedene Denkmäler, die beide Könige errichten ließen, sind auf den Silberstücken zu finden, ebenso auch Bauwerke wie die Feldherrnhalle in München und die Walhalla hoch über der Donau. Hinzu kommen Medaillen, die den Ehrentempel aus unterschiedlichen Richtungen präsentieren und ihn mit Inschriften wie ZU DEUTSCHLANDS RUHM UND ZIERDE oder ZUM RUHM DER DEUTSCHEN feiern. Wer sich mit Walhalla-Münzen und -Medaillen befasst, wird jene Prägungen zur Erinnerung an Persönlichkeiten kennen, welche Eingang in die Walhalla gefunden haben, sowie Medaillen, die anlässlich von Jahrestagen der Eröffnung der Walhalla geprägt wurden. Ein von Hubert Emmerig veröffentlichter Katalog vermerkt knapp 90 hergestellte Münzen, Medaillen, Marken und andere numismatische Objekte, und da das Thema attraktiv ist, kann man davon ausgehen, dass inzwischen weitere Stücke hinzugekommen sind (siehe Geldgeschichtliche Nachrichten Heft 149, Mai 1992, S. 143-157). Nicht alle Stücke sind große Kunst, manche Prägungen wurden und werden anlässlich von Erinnerungsfeiern und Sportveranstaltungen hergestellt und schließen sich den edlen Geprägen des 19. Jahrhunderts demütig an

250 Marmorstufen muss man erklimmen, um zu der 139 Meter langen und 91 Meter breiten Plattform zu gelangen, auf der der 20 Meter hohe Erinnerungstempel steht. Seine Giebelfelder sind mit Marmorstatuen der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler und Christian Daniel Rauch geschmückt. Der vordere Giebel erinnert mit einer kolossalen Germania und symbolischen Figuren an die Gründung des Deutschen Bundes nach dem siegreichen Kampf gegen Napoleon I., während der Giebel auf der Rückseite die Hermannschlacht gegen die Römer im Jahre 9 nach Christus darstellt, an die bei Detmold das Hermanndenkmal erinnert.

Freistaat Bayern wählt aus

Das Innere der Walhalla erhält Licht durch Öffnungen in der reich vergoldeten Saaldecke. Rings um die Wände zieht sich ein Marmorfries, der deutsche Geschichte in der Sicht des 19. Jahrhunderts schildert und idealisiert. Unter dem Fries stehen auf Konsolen und Postamenten in zwei Reihen übereinander die Marmorbüsten von Persönlichkeiten, die in den erlauchten Kreis der "Walhallagenossen", aus welchen Gründen auch immer, aufgenommen wurden und werden. Die Auswahl der ersten Büsten nahm König Ludwig I. persönlich vor, jetzt hat die Regierung des Freistaats Bayern das Sagen. Die in Frage kommende Persönlichkeit muss wenigstens 20 Jahre tot sein und Bedeutendes in Politik, Sozialwesen, Wissenschaft oder Kunst vollbracht haben. Anträge auf Aufnahme neuer Büsten können beim Kultusministerium in München eingereicht werden, die Bewertung erfolgt durch die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Traditionell werden neue Büsten im Abstand von fünf bis sieben Jahren aufgestellt. Die mit der Anfertigung und Aufstellung der Büste verbundenen Kosten werden nicht vom Freistaat Bayern, sondern von den an der Aufstellung interessierten Persönlichkeiten und Vereinigungen getragen.

18. Januar 2018

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