Von der Antike hell begeistert
Aus der reich bestückten Kunstkammer der Hohenzollern schafften es nur wenige Objekte bis in unsere Zeit



Der Kupferstich von 1696 im "Thesaurus Brandenburgicus" gewährt einen Blick in seine Kunstkammer, die im Berliner Schloss eingerichtet war.



Im Schloss Köpenick bewahrt das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz das eine oder andere Stück aus der kurfürstlich-königlichen Kunstkammer auf. Das Medaillonbildnis Friedrichs III./I. im Deckenstuck zu sehen.



Arbeiten aus Elfenbein, Bernstein, Korallen, Schildpatt und anderen ungewöhnlichen Materialien sowie aus Holz, Metall, Keramik, aber auch aus Asien importiertes Porzellan gehörten unbedingt zum Bestand der kurbrandenburgischen Kunstkammer und weiterer fürstlicher Sammlungen.



1713 wurde der Cameo "Hadrian als Weltenherrscher" für den preußischen König erworben und später der Antikensammlung überstellt. Zu sehen ist die Auffahrt (Apotheose) des Kaisers in den Himmel auf einem von einem Adler getragenen Wagen.



Der "Betende Knabe" wurde 1747 von Friedrich II. auf der Terrasse des Schlosses Sanssouci so aufgestellt, dass er sie von seiner Bibliothek aus sehen konnte. Die gefertigte Büste von Julius Caesar wurde 1767 ebenfalls von Friedrich II. erworben. Mit weiteren Antiken aus dem königlichen Besitz kam sie Ende der 1820er Jahre in die Berliner Antikensammlung.





Friedrich II. fand in Begleitung seiner Hunde sowie von illustren Gästen bei der Betrachtung seiner Bilder in der Potsdamer Gemäldegalerie Freude und Entspannung. Der Holzstich von Adolph Menzel erschien erstmals 1840 in der berühmten Friedrich-Biographie von Franz Kugler. Darunter zeigt die Grafik, wie die Galerie im 19. Jahrhundert aussah.



Michelangelo, Rubens und weitere berühmte Künstler grüßen von der Vorderfront der Gemäldegalerie im Park von Sanssouci die Besucher.



Im Antikentempel unweit des Neuen Palais verwahrte der König seine Münzen und Gemmen sowie antike Skulpturen auf. Der Rundbau ist seit über hundert Jahren Grablege der Hohenzollernfamilie. In Schränken aus edlen Hölzern mit vergoldeten Bronzebeschlägen lag die königliche Münz- und Medaillensammlung.

Die Kurfürsten von Brandenburg und Könige von Preußen haben früh und gern Kunstwerke und Kuriositäten gesammelt und in ihren Schlössern aufgestellt. Solche Besitztümer waren durchaus imagefördernd, denn es gehörte zum Bild eines "guten" Fürsten, dass er sich mit schönen, gern auch alten Dingen umgab und mit Stücken in der Kunstkammer auch angab. Viele Kostbarkeiten gingen in Kriegen, durch Diebstahl, Vererbung an andere Personen und auf andere Weise verloren. Spuren des Kunstkammerbesitzes sind noch heute in einzelnen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nachweisbar.

Kurfürst Joachim II. Hektor soll im 16. Jahrhundert Kunstkenner ausgesandt haben, die für ihn Antiquitäten und andere merkwürdige Dinge ankauften. Ein über 400 Jahre altes Verzeichnis zählt Stücke der "Churfürstlichen Kunstkammer" auf, die im Berliner Schloss eingerichtet war. Nähere Einzelheiten über den Inhalt sind nicht bekannt, doch wird man in dem Raritätenkabinett Gegenstände aus Gold und Silber, Arbeiten aus Elfenbein, Bernstein, Glas, Keramik und seltenen Mineralien sowie Perlmutt und Korallen vermuten dürfen. Dazu kamen Mitbringsel aus fernen Ländern, etwa Stoßzähne von Elefanten und Tierpräparate, aber auch ägyptische Mumien, die man in Apotheken zur Pillenzubereitung verwandte, weil man solchen "Mumia" heilende und potenzsteigernde Wirkungen zuschrieb. Darüber hinaus standen Altertümer aus dem römischen Reich und dem alten Griechenland hoch im Kurs. Faible für Altertümer aller Art

Da sich Herrschergeschlechter in der Zeit der Renaissance und dem Barock gern mit römischen Kaisern verglichen und sogar Stammbäume anfertigen ließen, die verwandtschaftliche Linien zu den Cäsaren konstruierten, lag es nur nahe, dass die Hohenzollern auch steinerne Kaiserbildnisse und antike Münzen sammelten. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, ein Monarch mit ausgesprochenem Faible für Altertümer aller Art, besaß eine solche Kollektion, aus der das Berliner Münzkabinett, heute eine der größten Sammlungen dieser Art überhaupt, hervorgegangen ist. Heute ist es allerdings schwer, in den riesigen Beständen des im Bodemuseum auf der Museumsinsel untergebrachten Kabinetts die Stücke aus Altbesitz zu identifizieren. Dass auch manche Fälschung auch darunter ist, verwundert nicht, weil clevere Geschäftemacher im Verbund mit talentierten Künstlern in der Renaissance und danach antike Münzen fast täuschend echt nachmachten und wohlhabenden Sammlern unterjubelten. Nach der italienischen Stadt Padua, woher besonders viele Stücke stammen, werde diese Nachbildungen von Numismatikern auch Paduaner genannt.

Systematisch wurde die Kunstkammer vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seinen Nachkommen ausgebaut. Sie vermehrten den Bestand durch Erbschaften und Ankäufe und bestellten bedeutende Gelehrte zu Aufsehern. Um den im Berliner Schloss angehäuften Schatz auch publik zu machen, wurde unter der Regentschaft des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., der sich 1701 in Königsberg zum König in Preußen krönte und Friedrich I., nannte, ein mit Kupferstichen ausgestatteter "Thesaurus Brandenburgicus" veröffentlicht, der barock-ausladende Beschreibungen des Kunstbesitzes enthält und den Herrscher als ambitionierten Sammler verherrlicht. Dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ist die Gründung der kurfürstlichen, ab 1701 königlichen Bibliothek zu verdanken, aus der die heutige Staatsbibliothek hervorging. Der Monarch machte 1661 seinen ererbten und durch Ankäufe systematisch vermehrten Buch- und Schriftenbestand öffentlich, in dem auch antike Schriftsteller und Philosophen reichlich vertreten waren.

Buntes Sammelsurium in Berliner Kunstkammer

In den Sammlungen der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, der Staatsbibliothek, den preußischen Schlössern und anderswo haben sich Reste des bunten, gelegentlich recht angestaubt wirkenden Sammelsuriums der Hohenzollern erhalten. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor genau 400 Jahren ging die nach Küstrin ausgelagerte Kunstkammer des Berliner Schlosses, die 1626 erneut inventarisiert wurde, bis auf Reste zugrunde. Weitere Verluste musste der Bestand durch die damalige Sitte hinnehmen, besonders ansehnliche Objekte als fürstliche Brautgeschenke zu verwenden oder auf diplomatischen Missionen mitzunehmen, um mit ihnen "politische Landschaftspflege" zu betreiben.

Vor allem Edelmetallgegenstände und Möbel aus gediegenem Silber wurden in Kriegszeiten eingeschmolzen, um in klingende Münze zur Bezahlung von Feldzügen und Kontributionen verwandelt zu werden. Friedrich II. vernichtete in den Schlesischen Kriegen auf diese Weise unschätzbares Kulturgut. Sein Vater, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., plünderte zur Schuldentilgung die Münz- und Medaillensammlung seiner Vorfahren, indem er besonders große und schwere Stücke aus Gold dem Tiegel überantwortete. Als sich Hofbedienstete, der Schlosskastellan Runk und der Hofschlossermeister Stief, an Goldstücken seiner Münzsammlung vergriffen, reagierte der Monarch mit drakonischen Strafen und ließ die Diebe, auch weil sie das Vertrauen ihres Herrn in übelster Weise missbraucht hatten, auf besonders schreckliche Art vom Leben zum Tod befördern. Um potenzielle Diebe abzuschrecken, wurden sie vor ihrer Hinrichtung mit glühenden Zangen gezwickt, wie die Chronisten berichten, und als sie dann durch das Rädern hingerichtet waren, wurden ihre Frauen als wirkliche oder vermeintliche Mitwisserinnen ins Zuachthaus nach Spandau geschickt. Die Abschreckung muss gewirkt haben, denn die Annalen der königlichen Sammlungen verzeichnen später keine ähnlichen Raubzüge mehr.

Lange waren der Anblick von Kostbarkeiten und Merkwürdigkeiten aus fernen Zeiten und Ländern nur Kaisern, Königen und anderen Fürsten und ihrem Hof vorbehalten. Erst Friedrich II. von Preußen öffnete seine Sammlungen einem größeren Publikum. Wenn er nicht gerade im Krieg oder auf Inspektionsreisen unterwegs war, wenn er nicht komponierte oder die Flöte blies und auch nicht Bücher und Denkschriften verfasste, erfreute er sich an Gemälden und antiken Skulpturen, deren Ankauf ihn viel Geld kostete. Für seinen Gemäldeschatz ließ er im Park von Sanssouci zwischen 1755 und 1763 die Bildergalerie unterhalb von Schloss Sanssouci erbauen. Der "Betende Knabe" wurde 1747 von Friedrich II. gekauft. Er stellte die Bronzefigur auf der Terrasse von Schloss Sanssouci so auf, dass er sie von seiner Bibliothek aus sehen konnte. Sein Nachfolger brachte sie aus konservatorischen Gründen ins Berliner Stadtschloss. Nach Raubzug des französischen Kaisers Napoleon I. in preußischen Schlössern stand die grazile Figur im 1807 eröffneten Musée Napoléon in Paris. Die aus grünem Stein gefertigte Büste von Julius Caesar wurde 1767 ebenfalls für Friedrich II. erworben. Die nur 128 Zentimeter große Figur des "Betenden Knaben" gehört wie die "Knöchelspielerin" aus der Sammlung Polignac sowie die aus grünem Stein gefertigte Büste des Julius Caesar zu den Highlights der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und sind im Alten Museum ausgestellt.

Edler Ort für königliche Bildersammlung

Um seiner sich nach und nach entwickelnden Gemäldesammlung einen angemessenen Rahmen zu geben, ließ Friedrich II. zwischen 1755 bis 1763 von Johann Gottfried Bühring im Park von Sanssouci eine Bildergalerie errichten. In einer langen Raumfolge waren die alten Meister dicht an dicht gegenüber den Fenstern nach Regionen und Schulen versammelt; kleine Formate fanden in einem kleinen Seitenraum Platz. Schon 1764 schrieb der Berliner Schriftsteller und Aufklärer Friedrich Nicolai in einem Brief an Christian Ludwig Hagedorn, den Direktor der Dresdner Kunstakademie: "Der König liebt jetzt die Malerei sehr und bringt täglich wenigstens vier Stunden in seiner neuen Galerie zu. Unter uns, er hat aus Dresden den Geschmack an Corregio und Rubens mitgebracht und die Malerei, die er sonst für alles hoch hielt, nunmehr nach ihrem wahren Werte schätzen gelernt". Der Bau der Galerie nahe Schloss Sanssouci war im damaligen römisch-deutschen Reich ein Novum, ebenso dass die Bilder schon 1764 in einem vom Galerieinspektor Matthias Oesterreich veröffentlichten Katalog beschrieben und damit der Welt bekannt gemacht wurden. So nahm es nicht Wunder, dass sich Reisende für die Sehenswürdigkeit interessierten. Wenn der König nicht anwesend war, war es "anständig" gekleideten Besuchern gestattet, die Bilder nach Zahlung eines kleinen Obolus zu besichtigen. Mitunter führte der König hochgestellte Gäste durch die Galerie, von seinen Hunden begleitet.

Schon von weitem signalisierte der üppige Figurenschmuck auf der Attika der Bildergalerie sowie die neben den riesigen Fenstern aufgestellten allegorischen Marmorfiguren, dass hier die Künste und Wissenschaften zuhause sind. Über den Fenstern schauen, vom Bildhauer Johann Gottfried Jenner als Schlusssteine geschaffen, 20 berühmte Maler und Bildhauer auf die Betrachter hinab. Diese ungewöhnliche Art der Fassadendekoration macht das Gebäude über seinen eigentlichen Zweck hinaus zu einem Ehrenmal für berühmte Künstler, von denen einige in der Galerie vertreten waren. Dazu gehören die Maler Cranach, Dürer, van Dyck, Michelangelo, Raffael und Rubens. Als Vertreter der Antike wird an den Maler Apelles, der Alexander dem Großen zu Diensten war, und den Athener Bildhauer Phidias erinnert. Wo es möglich war, hat der Bildhauer lebenswahre Porträts geschaffen, doch wenn keine authentischen Vorlagen zur Verfügung standen, behalf er sich mit Phantasiedarstellungen. Wichtig war es für den königlichen Bauherrn, dass seine Galerie durch diese Köpfe geadelt wird. Im Antikentempel unweit des Neuen Palais im Park Sanssouci bewahrte Friedrich II. die von seinen Vorfahren angelegte und dann von ihm systematisch erweiterte Münz-, Medaillen- und Gemmensammlung in kostbar gestalteten Schränken sowie eine größere Zahl antiker Skulpturen auf.

Altes Museum am Berliner Lustgarten wurde 1830 eröffnet

Nach Friedrichs Tod am 17. August 1786 wuchsen die königlichen Sammlungen so stark an, dass man in Berlin über eine Neuaufstellung nachdachte. Als Standort kam die spätere Museumsinsel zwischen Spree, Kupfergraben und Lustgarten ins Gespräch, doch verhinderten die schwierigen Zeiten nach den Krieg von 1806/7 gegen das napoleonische Frankreich und die bedrückenden Bedingungen des Tilsiter Friedens von 1807, dass der Plan verwirklicht wurde. Außerdem wurden die königlichen Schlösser in Potsdam und Berlin im Auftrag von Kaiser Napoleon I. geplündert, um mit Gemälden, Skulpturen und anderen Beutestücken in Paris ein großes Museum zu füllen. Nach der Entmachtung des Kaisers und der Rückführung der Kunstgegenstände kam die Diskussion über ein großes öffentliches Museum in Berlin wieder auf die Tagesordnung, das als Altes Museum am Lustgarten nach Schinkels Plänen erbaut und 1830 eröffnet wurde.

König Friedrich Wilhelm III. bestimmte, dass hier Gemälde und Grafiken, Skulpturen und Münzen aus seinen Schlössern in diesem Museum gezeigt werden. Deshalb hat man der Gemäldegalerie im Park von Sanssouci herausragende Arbeiten entnommen und die Lücken mit Bildern aus verschiedenen Hohenzollernschlössern sowie durch Kopien und Neuankäufe gefüllt. Der im Zusammenhang mit der Museumsgründung in Berlin leer geräumte Potsdamer Antikentempel wurde in ein Mausoleum für Mitglieder der Herrscherfamilie umgewandelt. 1921 hat man hier Kaiserin Auguste Victoria zu Grabe getragen.

3. Juni 2018

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