Der spätere König von Preußen und deutsche Kaiser Wilhelm I. ließ es sich mit seiner Familie in Babelsberg bei Potsdam gut gehen. In einem prächtigen, von Peter Joseph Lenné und Hermann Fürst zu Pückler-Muskau gestalteten Landschaftspark standen ihm das nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel ab 1833 im so genannten Tudor-Stil erbaute und von den Architekten Ludwig Persius und Johann Heinrich Strack immer wieder erweiterte Schloss Babelsberg sowie weitere Bauten zu Gebote. Nach dem Tod des Kaisers und Königs 1888 versank der üppig mit Kunst und Nippes ausgestattete Palast in einen Dornröschenschlaf. Die Nachkommen des Hausherrn mochten hier auch nicht länger wohnen. Wilhelm II. bevorzugte über einhundert Jahre zuvor für Friedrich II., den Großen, erbaute Neue Palais am Ende des Parks von Sanssouci. Dessen spätbarocke Außengestalt und Innenausstattung entsprachen mehr dem ganz auf Prunk und Pomp ausgerichteten Geschmack von "Wilhelm dem Letzten" als die Sommerresidenz seines Großvaters.
Geliebte und ungeliebte Immobilie
Wenn ein Gebäude gleich welcher Größe und Ansehnlichkeit nicht genutzt wird, stellen sich Bauschäden ein. So war es auch beim Babelsberger Schloss und weiteren Bauwerken und den gärtnerische Anlagen. Hier kam hinzu, dass man die im 19. Jahrhundert zelebrierte Neogotik gehen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr mochte. Der aus England importierte Stil war aus der Mode und galt als vernachlässigenswert. Nach der Entmachtung der Hohenzollern durch die Novemberevolution 1918, vor nunmehr hundert Jahren, wurden die Unterhaltskosten für die ungeliebte Immobilie stark zurück gefahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu vandalischen Anschlägen auf das Schloss, das als preußische Residenz weitgehend schutzlos dastand. Möbel, Skulpturen, Gemälde, kunsthandwerkliche Gegenstände, Kaminumrahmungen, Hausrat und Andenken an die ehemaligen Bewohner wurden sowohl von sowjetischen Soldaten als auch von Einheimischen entweder zerschlagen oder geraubt.
Die ganz und gar unangemessene Nutzung des Schlosses als Richterschule der DDR, Filmhochschule und zuletzt bis 1993 als Archäologisches Museum führte dazu, dass weitere Ausstattungsstücke verloren gingen und auch die Räume durch Ein- und Umbauten verändert wurden. Ähnliches geschah mit dem frühklassizistischen Marmorpalais im Potsdamer Neuen Garten, das zum Armeemuseum der DDR gemacht und ausgesprochen ruppig behandelt wurde. In beiden Fällen hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg große Mühe und viel Geld aufgewandt, die historische Gestalt und Noblesse dieser und weiterer Bau- und Kunstdenkmale zurückzugewinnen. Tausende Besucher aus aller Welt können sich von der Leistungsfähigkeit der Denkmalpfleger, Restauratoren, Kunsthistoriker, Gartenarchitekten und anderen Fachleute überzeugen.
Ungeliebte Altlast aus Hohenzollernzeiten
Da von nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961 bis zu deren Fall am 9. November 1989 in unmittelbarer Nähe des Babelsberger Schlosses die so genannte Staatsgrenze der DDR mit Todesstreifen und Hundelaufanlage verlief, wurde kaum Geld in den Erhalt des von SED-Funktionären abfällig als bauliche "Altlast" aus Hohenzollernzeiten bezeichneten Bauwerks und seiner Innenräume gesteckt. An großen Besucherströmen so dicht an der Trennlinie zwischen Ost und West und zudem noch mit Blick auf die über die Havel von Ost nach West und umgekehrt verlaufende Glienicker Brücke war die SED- und Staatsführung nicht interessiert. Obwohl "Brücke der Einheit" genannt, war die elegante konstruierte Brücke alles andere als das. Gelegentlich hat man sie auf spektakuläre Weise beim Austausch von Agenten beider sich bis an die Zähne hochgerüsteten Weltmächte benutzt.
Nach dem Auszug der Archäologen und der Übernahme von Schloss und Park Babelsberg konnte die Preußische Schlösserstiftung daran gehen, die größten Bauschäden innen und außen zu beheben und auch den Park in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Für viele Millionen Euro wurden die Dächer, Fassaden und Treppen des ehemaligen Königs- und Kaiserpalastes saniert. In die Erneuerungsarbeiten in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege waren auch die Brunnen und Wasserspiele rund um das Schloss und im Park einbezogen. Eine große Fontäne mitten in der Havel schießt seit einigen Jahren zur Freude der Parkbesucher in der warmen Jahreszeit einen hohen Wasserstrahl in die Höhe.
Wunderbarer Blick auf die Havel
Die Grundsubstanz des Schlosses ist gut, doch mussten bei den Fassaden Risse im Gemäuer geschlossen und unsachgemäße Reparaturen aus vergangenen Zeiten ausgebessert werden. Außerdem hat man zahlreiche Metallobjekte wie Geländer, Skulpturen und Wasserspeier konserviert, restauriert und, wenn sie gestohlen waren, neu angefertigt. Viel Geld und Arbeit mussten in die großformatigen Fenster investiert werden, durch die die Hofgesellschaft einen wunderbaren Blick auf die Parklandschaft und die Havel zu ihren Füßen genoss. Die Schlösserstiftung freut sich, das Schloss in den kommenden Jahren nach und nach dem Publikum öffnen zu können. Für ganz Neugierige werden einige Räumlichkeiten zu besonderen Anlässen geöffnet, etwa an Tagen des offenen Denkmals immer Anfang September, also zur schönsten Jahreszeit. Da geht es dann auch durch Räume, die noch nicht saniert sind.
7. März 2019
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