Publikumsmagnet wird abgebaut
Von der Infobox am Humboldt Forum bleibt die die Erinnerung an eine prächtige Aussicht





Die letzten Tage der Humboldtbox sind gezählt, oben ein älteres Foto mit der unfertigen Schlossfasade, hinter Bauplanen wird darunter der blaue Turm nach und nach zerlegt und abgetragen.





Blick von der Dachterrasse auf den Lustgarten mit dem Alten Museum und einem Springbrunnen. Bisher war man dort auch dem barocken Fassadenprunk der Schlossfassade nahe.



Im neuen Infocenter am Werderschen Markt neben der Friedrichswerderschen Kirche erfährt man alles über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Humboldt Forums und kann auch die passende Literatur kaufen. Geöffnet ist es täglich von 10 bis 18 Uhr.



Nach einer solchen Gipsvorlage haben Bildhauer in Spandau einen Teil der Kette vom Schwarzen Adlerorden aus Sandstein gefertigt.





Ausgestellt ist unter anderem ein Modell der Berliner Innenstadt vor dem Zweiten Weltkrieg, hier ein Blick auf das alte Hohenzollernschloss und die Museumsinsel. (Fotos: Caspar)

Wer dieser Tage am Humboldt Forum in Berlin vorüber geht, sieht das Humboldtbox genannte Besucherzentrum verhüllt. Handwerker sind dabei, den von dem Architektenteam Krüger, Schuberth & Vandreike gestalteten Bau mit der himmelblauen, leicht futuristisch anmutenden Fassade zu zerlegen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kann man die ocker gestrichene Lustgartenseite des ehemaligen Hohenzollernschlosses in ihre ganzen Schönheit bewundern. Zum Jahreswechsel waren die Ausstellungsräume und die Dachterrasse geschlossen worden. Es bleiben nur noch Erinnerungen an ein gut besuchtes Restaurant und eine noch prächtige Sicht auf den Lustgarten mit dem Alten Museum sowie den benachbarten Dom, auf das Rote Rathaus und den Fernsehturm sowie die Straße Unter den Linden mit dem Brandenburger Tor und der Siegessäule in der Ferne und nicht zuletzt auf das Deutsche Historische Museum im Zeughaus, das wegen Renovierungsarbeiten gerade hinter Schutzplanen verborgen ist.

Alle Meilensteine bisher ereicht

Die einen befanden die Humboldtbox als "hässliches Ding" aber sehenswertem Innenleben, andere den Turm, um vielfältige Informationen über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Berliner Stadtschlosses zu bekommen, das im Humboldtjahr 2019 mit einem Fest als großes Ausstellungs- und Kulturzentrum nach siebenjährigem Wiederaufbau außen barock gestaltet und innen funktional strukturiert eröffnet werden soll. Hans-Dieter Hegner, der im Vorstand der Stiftung Humboldt Forum für den Baubereich zuständig ist, zeigt sich hinsichtlich des Baufortschritts und der Kosten optimistisch. Bisher sei jeder Meilenstein erreicht worden, sagt er und bittet in die ersten Museumsräume, in denen gerade Großobjekte aus fernen Ländern wie Häuser, Boote oder Höhlenelemente installiert werden. Da sie so groß sind, dass sie durch keine Tür passen, hat man vorsorglich große Lücken in der Fassade freigelassen, die nun wieder zugemauert werden.

Ganz auf Bilder und Texte sowie Modelle muss man nicht verzichten, denn im Erdgeschoss eines Neubaus gleich neben der Friedrichswerderschen Kirche und damit wenige hundert Meter von der Schlossbaustelle entfernt kann man sich weiter informieren, freilich nicht mehr so umfassend wie in der Humboldtbox. Zu sehen sind an Videowänden, wie der Bau des Humboldt Forums vonstatten ging, was auf der Fläche davor stand und was Besucher des "Museumsschlosses" erwartet. Am Verkaufsstand liegt einschlägige Literatur bereit, und wer möchte, kann auch Geld spenden, denn für den Bau der barocken Schlossfassade fehlen noch einige Millionen Euro. Wilhelm von Boddien, der nach der Wiedervereinigung 1990 mit wenigen Enthusiasten für den Wiederaufbau des Schlosses auf dem Gelände des Palasts der Republik trommelte, ist hoffnungsvoll, auch diesen letzten Rest zu bekommen.

Nutzung der Geothermie

Millionen Besucher haben in den vergangenen sieben Jahren in der Humboldtbox den Fortschritt beim Bau des nach den Brüdern Wilhelm und Alexander von Humboldt benannten Bauwerks miterleben können. Sie sahen, wie die Adlern, Wappen, Löwenköpfen, Götter, Engel, Krieger und Putten und anderer Zierrat aus Sandstein der Fassade eingefügt wurden. Nie war man dem barocken Bildhauerprunk so nahe wie von der Aussichtsplattform auf der Infobox. Unter der Dachterrasse zeigte der Förderverein anhand von Modellen, wie die Berliner Innenstadt einschließlich der Museumsinsel vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat und wie der plastische Schmuck an der Fassade und den Innenhöfen des Humboldt Forums draußen in Spandau von Bildhauern zurück gewonnen wird. In andere Etagen machten wechselnde Ausstellungen Appetit auf das, was von den außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin im Schloss gezeigt werden soll. In den Baugrund werden nach dem Abbau der Humboldtbox bis zu hundert Meter tiefe Löcher gebohrt, um das Grundwasser zur Kühlung und Heizung des Forums zu nutzen. Dort wird ein fortschrittliches Konzept zur Nutzung erneuerbarer Energie genutzt. Ein weiteres Feld für die Geothermie befindet sich östlich im Lustgarten. Mit der Nutzung von Erdwärme gibt es Deutschen Bundestag bereits gute Erfahrungen, denn sie wird unter der Rasenfläche vor dem Reichstagsgebäude schon seit Längerem gewonnen.

29. Januar 2019

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