Unterstützung ist gut angelegt
Deutsche Stiftung Denkmalschutz hilft bei der Sanierung und Restaurierung wertvoller Bau- und Kunstdenkmale





Die Tierarzneischule auf dem Berliner Charité-Gelände heute und vor Beginn der Sanierung und Restaurierung, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Hermann Reemtsma Stiftung, der Stiftung Humboldt-Universität und weiteren Förderern finanziert wurde.



Der Hörsaal der ehemaligen Tierarzneischule, von Studenten auch Trichinentempel genannt, ist wie ein antikes Amphitheater mit aufsteigenden Sitzreihen gestaltet und steht heute für Vorträge und Veranstaltungen der Humboldt-Universität zur Verfügung.



Die 1903 bis 1905 erbaute Glaubenskirche am Rodeliusplatz in Berlin-Lichtenberg ist ein bemerkenswertes Zeugnis für den in der Kaiserzeit gepflegten neogotischen Baustil.



Im Nikolaihaus Brüderstraße 13 in Berlin-Mitte (im Foto das mittlere Gebäude) kann man sich über Förderprojekte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie über den Namensgeber, den Schriftsteller und Verleger Friedrich Nikolai (gest. 1811) umfassend informieren. (Fotos: Caspar)

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat 2018 mehr als 990.000 Euro für den Erhalt und die angemessene Nutzung von Berliner Bau- und Kunstdenkmalen bereit gestellt. Bundesweit unterstützte die private Denkmalschutzstiftung mit Sitz in Bonn beziehungsweise einer Dependance in der Berliner Brüderstraße 13 im vergangenen Jahr bundesweit mehr als 490 Projekte mit über 24,1 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus privaten Spenden, Erträgen der DSD-Treuhandstiftungen, Nachlässen, Geldauflagen und nicht zuletzt aus den Erträgen der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatärin (Begünstigte) die DSD ist.

Die Stiftung fördert häufig wenig beachtete Bau- und Kunstdenkmäler aller Gattungen wie Kirchen, Klöster, Schlösser, Bürgerhäuser, technische Anlagen sowie archäologische Grabungen und historische Gärten und Grünanlagen. An ihnen wird eindrucksvoll deutlich, wie wichtig die engagierte Hilfe vieler Mitbürger für ihren Erhalt ist. Die Förderung durch die DSD versteht sich daher auch als Anerkennung des beispielhaften Bemühens der Denkmaleigentümer, Fördervereine, Kommunen und Gemeinden bei ihrem Einsatz für diesen kulturellen Erinnerungsschatz. Die Ergebnisse lassen sich sehen, sie zeigen, dass das Geld notwendig und gut angelegt ist.

Zu den 2018er-Projekten in Berlin gehörten etwa die Alte Dorfkirche in Zehlendorf, bei der die statische Instandsetzung der Außenwände anstand, oder die ehemalige Glaubenskirche am Rodeliusplatz im Ortsteil Lichtenberg, die heute - von der koptisch-orthodoxen Gemeinde genutzt - St. Antonius und St. Shenouda heißt. Hier hat die Stiftung die Instandsetzung der Süd-Turmfront gefördert. In den Genuss eines namhaften Zuschusses kam auch die ehemalige Königlichen Tierarzneischule auf dem Charité-Gelände ebenso wie das historische Bahnbetriebswerk Schöneweide und das Landhaus Dr. Bejach im Ortsteil Zehlendorf. Wie durch ein Wunder hatte das 1789 bis 1790 vor den Toren der preußischen Haupt- und Residenzstadt errichtete Lehrgebäude für angehende Tierärzte alle Kriege und Katastrophen überstanden. Historische Darstellungen zeigen das wie ein antiker Tempel gestaltete Bauwerk mit flacher Kuppel obenauf in unbebauter Gegend, umgeben von Wiesen und Bäumen.

Tierarzneischule und zwei Kinos

Das so genannte Anatomische Theater diente der Ausbildung von Studenten der Königlichen Tierarzneischule, die der ansonsten nur als Frauenheld und Geisterseher bekannt gewordene preußische König Friedrich Wilhelm II. "zum Besten des Landes, der Cavallerie, der Marställe und Gestüte" gestiftet hatte. Gut ausgebildete Tierärzte wurden in der auf Pferde angewiesene Armee und Landwirtschaft dringend zur Seuchenvorsorge und zur Pflege kranker Tiere gebraucht. Da Ausfälle auf diesem Gebiet sehr viel Geld kosteten und Tierkrankheiten immer auch die Gefahr von Hungersnöten und militärischen Katastrophen mit sich brachten, ließ sich der preußische Staat die Ausbildung von Fachleuten und die Pflege von Nutztieren wie Pferde, Rinder und Schafe einiges kosten.

Ausgestattet war die im Stil des Frühklassizismus errichtete Tierarzneischule auf das Modernste mit einem kreisrunden Hörsaal, der wie ein antikes Amphitheater mit aufsteigenden Sitzreihen ausgestattet ist, der durch eine verglaste Öffnung in der Kuppel beleuchtet wurde, und einer Apotheke. Das Haus verfügte über eine gut ausgestattete Bibliothek, hinzu kamen eine Hufeisensammlung, eine "Gallerie der Präparate und Skelette" und ein warmes Bad für die vierbeinigen Patienten. In der Umgebung waren unter schattigen Bäumen Koppeln angelegt, "um kranke Thiere bei schicklicher Witterung ins Freie führen zu können", wie es in einer alten Beschreibung heißt, außerdem besaß die Tierarzneischule "Ställe für Pferde, Hornvieh, Schaafe, Schweine und Hunde". In einem Seitengebäude gab es eine so genannte Mazerationsanlage zum Trocknen und Bleichen von Skeletten. Ferner verfügte die Tierarzneischule über eine Reitbahn und ein "Speisehaus für die Eleven", wir würden sagen eine Mensa, in der die Studenten beköstigt wurden.

Ein weiteres Berliner Förderprojekt war 2018 das Kino International an der Karl-Marx-Allee. Anfang der 1960er Jahre errichtet, gilt das nach Plänen von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust erbaute Kino als eines der besten Bauwerke der DDR-Architektur. Als repräsentatives Uraufführungskino im damaligen Ostberlin konkurrierte das International mit dem Westberliner Kino Zoo-Palast, der 1956/1957 von Paul Schwebes, Hans Schoszberger und Gerhard Fritsche erbaut wurde, erkennbar sind aber ebenso Bezugnahmen auf den wichtigsten Theaterneubau im Westteil der Stadt, der von 1956 bis 1961 von Fritz Bornemann errichteten Deutschen Oper. Im Vorgängerbau aus der Kaiserzeit wurden bereits 1915 Filme gezeigt. 1925 wurde das Palasttheater am Zoo von der UFA übernommen und umgebaut. Zahlreiche Filmwerke erlebten hier ihre Uraufführung, so auch 1927 der berühmte Film "Metropolis". Im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört, wurde die Ruine 1955 abgerissen, worauf der heutige Zoo Palast neu gebaut werden konnte. Das markanteste Merkmal des Kinos ist die leicht nach außen gewölbte, mit hellgelben Keramikplatten verkleidete Fassade, an der stets großflächige Filmreklame angebracht war, die eigens für diesen Zweck per Hand gemalt wurde.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte im vergangenen Jahr Mittel auch dem Verein Ahmadiyya Anjuman Ishaat-i-Islam Lahore Deutschland e.V. für die Instandsetzung der Fenster und der Fassaden des Imamhauses der islamischen Moschee in Berlin-Wilmersdorf zur Verfügung. Die Moschee gilt als ein herausragendes bauliches Zeugnis für die kosmopolitischen und multikulturellen Entwicklungstendenzen in den 1920er Jahren. Städtebaulich ist sie ein bedeutendes Identifikationsobjekt für den Bereich südwestlich des Fehrbelliner Platzes.

Wasserturm und Fachwerkhäuser

Zu den DSD-Projekten 2018 im Land Brandenburg gehörten die Mastlegeanlage Schleuse Plaue in Brandenburg/Havel, bei der Mauerwerksarbeiten anstehen, und das ehemalige Reichsbahnbetriebswerk in Finsterwalde, wo die Stiftung die Restaurierung des Wasserturms fördert. Der Dorfkirche Waltersdorf im Niederen Fläming wurde ebenso Unterstützung zuteil wie dem Brauhaus in Himmelpfort oder dem Gehöft Nr. 30 Schrotholzhaus in Neu-Seeland-Lieske. Ein besonderes Förderprojekt 2018 war das Vorlaubenhaus Aue-Hof in Parsteinsee-Lüdersdorf. Die Anlage befindet sich im Zentrum von Lüdersdorf auf der Westseite der Dorfstraße. Der Hof besteht aus einem giebelständigen zweigeschossigen Fachwerkwohnhaus und insgesamt vier Wirtschaftsgebäuden. Das Wohnhaus mit seinen Lehmstakenausfachungen und der Ziegeleindeckung wurde vermutlich um 1800 für einen Bauern und seine Familie errichtet. Kennzeichnend für diese Sonderform des giebelständigen Märkischen Mittelflurhauses ist die Ausbildung der zur Straße gelegenen Erdgeschosszone als offene, von Holzstützen mit Kopfbändern getragene Vorlaube. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein waren solche Häuser im Odergebiet häufig anzutreffen. In Lüdersdorf dominierten sie sogar das Erscheinungsbild des ganzen Ortes. Das längere Zeit leerstehende, teilweise ruinöse Gebäude soll künftig wieder zum Wohnen und als Gästehaus genutzt werden.

6. Februar 2019

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