Bernsteinzimmer gegen Lange Kerls
In Havelberg erinnern Standbilder an ein Treffen zwischen Zar Peter I. und Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1716





Der Dom von Havelberg birgt viele Kunstwerke aus Stein, Holz, Metall und Glas. Einen besonderen Schatz stellen die mittelalterlichen Glasmalereien mit Szenen aus der Bibel dar.



Hoch über der Stadt Havelberg thront der Dom der Bischöfe, der seit der Reformation evangelisch ist. Der Kupferstich ist ein Werk von Matthäus Merian aus dem Jahr 1652.



Gestaltet wurden die Figuren aus Bronze von dem Bildhauer Anton Schumann, mitgewirkt an der Konzeption haben Studenten der Hochschule für Formgestaltung Burg Giebichenstein in Halle an der Saale.



Das Leben der nach Preußen gelockten Langen Kerls war alles andere als angenehm. Die Grafik aus dem späten 19. Jahrhundert zeigt, wie Friedrich Wilhelm I. in Begleitung seiner Söhne die in Reih und Glied angetretene Potsdamer Riesengarde inspiziert.



Im Prignitzmuseum am Dom wird anhand eines Modells gezeigt, wie es in der Havelberger Schiffswerft zur Zeit des Zaren Peter I. und seines Gastgebers Friedrich Wilhelm I. von Preußen ausgesehen haben könnte.



Mehrfach wurde Havelberg von Stadtbränden heimgesucht, zuletzt loderten die Flammen im Jahr 1870. Im Prignitzmuseum sind urtümlich anmutende Utensilien der Feuerwehrleute von damals ausgestellt.



Der zur Bundesgartenschau 2015 angelegte Kräutergarten auf dem Domberg ist fast das ganze Jahr lang einen Besuch wert.



Für Wassersportler und Touristen ist Havelberg ein interessanter Anziehungspunkt, hier ein Blick über die Havel auf die Insel mit der Laurentiuskirche im Mittelpunkt. (Fotos/Repros: Caspar)

Die alte Dom- und Hansestadt Havelberg war im November 1716 Schauplatz eines bedeutsamen Treffens, das bis heute vor Ort nicht vergessen ist. Die zwischen Berlin und Hamburg an der Havel gelegene Stadt im heutigen Landkreis Stendal war mit Bedacht für Verhandlungen ausgesucht worden, die der russische Zar Peter I., der Große, und der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. über eine Teilnahme preußischer Truppen am Nordischen Krieg führten. Der russische Kaiser, der von einem Verwandtenbesuch in Schwerin gekommen war und weiter in die Niederlande reisen wollte, erwartete militärische Hilfe und diplomatische Unterstützung von seinem Gegenüber. Es war damals noch nicht entschieden, wer diesen seit 1700 tobenden Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum gewinnen wird. Friedrich Wilhelm I. bewirtete seinen Gast und weitere Fürstlichkeiten sowie deren Begleitung auf Kosten seiner Untertanen gut und traf sich mit ihnen zu ausgiebigen Gelagen. Überliefert ist, dass die Bauern 3000 Pfund Hafer für die Pferde sowie 240 Hühner, 670 Eier, 120 Pfund Butter, 28 Pfund Hafergrütze und 56 Pfund Erbsen liefern mussten. Dombäcker Georg Lindemann stellte für die illustren Gäste 1303 Brote, 1141 Semmeln, 52 Milchbrote und 54 Stollen, und Domschlächter Christian Herrmann berechnete 70 Taler, 19 Groschen und elf Pfennige für 743 Pfund Rindfleisch, 454 Pfund Hammelfleisch, 96 Pfund Kalbfleisch und vier Spanferkel für den Tisch des Zaren. Zu diesen Mengen muss man sich noch diverse Getränke denken, über deren Kosten es wohl keine Rechnungen gibt.

Namhafte Gastgeschenke wurden ausgetauscht

Der Zar erklärte sich zum Schutz der in den vergangenen Jahren von Preußen eroberten Gebieten um Stettin an der Ostseeküste und Vorpommern bis zur Peene bereit. Im Gegenzug wollte der König von Preußen den Zaren unterstützen, würde Schweden die von ihm besetzten früheren schwedischen Ostseeprovinzen wieder erobern wollen. Außerdem wollte Preußen Ansprüche des Zaren auf das von den Schweden eroberte Livland unterstützen. Da sich das Kriegsglück zu russischen Gunsten entwickelte und der Tod des schwedischen Königs Karl X. bei der Belagerung der Festung Fredrikshald am 30. November nach julianischem Kalender/11. Dezember 1718 nach gregorianischem Kalender zum Ende des Nordischen Krieges führte, kam der Preußenkönig nicht in die Verlegenheit, seine in Havelberg getroffenen Zusagen einhalten zu müssen. Eine Tafel an der Hauswand der Propstei berichtet: "In diesem Gebäude, der ehemaligen Propstei, unterzeichneten Zar Peter I. und König Friedrich Wilhelm I. am 27. Nov. 1716 die ,Konvention von Havelberg' im Rahmen der antischwedischen Koalition. Gastgeschenke: Das Bernsteinzimmer und die Staatsyacht gegen 200 ,Lange Kerls' für den Soldatenkönig."

Ort der Gespräche war die Propstei im Schatten des mächtig über der Stadt thronenden Doms. Dabei soll es recht feucht-fröhlich zugegangen sein. Ein Beobachter berichtete nach Dresden, die Herren seien bei der Tafel ziemlich angetrunken gewesen, "und es war keine Möglichkeit, ernste Dinge zu besprechen." Berichte von Augen- und Ohrenzeugen aus der Havelberger Bevölkerung sind nicht überliefert. Bis heute aber halten sich Erzählungen, nach denen der Zar in der Stadt unterwegs gewesen sein und sich in örtlichen Kneipen umgesehen haben soll. Der Zweimeter-Mann war nicht zu übersehen, und so blieben Beobachtungen über die speziellen Interessen und Marotten des Herrschers aller Reußen nicht geheim. Angeblich soll sich Zimmermann mit Zarentitel auf der Werft zu Havelberg umgeschaut und aus einem großen Stück Holz eine Galionsfigur für ein Schiff geschnitzt haben. Es wird erzählt, dass sich die Frau des Bürgermeisters außerstande sah, ihrem hohen Gast bessere Speisen als nur Fisch zu servieren. Sie entschuldigte sich mit dem Hinweis auf "knappe Tiden", also knappe oder ärmliche Zeiten. Doch Peter, der ein Freund einfacher Speisen war und sich bei einfachen Handwerkern und Matrosen jenseits des höfischen Zeremoniells am wohlsten fühlte, glaubte, dass die Fischsuppe, die ihm gut mundete, genau so heißt.

Bernsteinzimmer ging nach Sankt Petersburg

Seit 2015 kann man beiden Monarchen auf dem Platz vor dem Dom in die Augen schauen. Der riesige Zar und der kleine, etwas dickliche König stehen sich gegenüber, als würden sie gerade über Pläne zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Schweden sprechen. Zwischen ihnen ist eine runde Tafel mit kleinen Engeln und gelben und roten Steinen in den Boden eingelassen, wie man sie auch im historischen Bernsteinzimmer findet. Die Bronzemänner wurden 2015 anlässlich der Bundesgartenschau enthüllt, an der Havelberg und weitere Städte in Sachsen-Anhalt teilnahm. Davon blieben im Schatten des Doms ein stattlicher Kräuter- und Blumengarten erhalten, den man unbedingt besuchen sollte, wenn man nach Havelberg kommt.

Ungewöhnlich waren die Gastgeschenke, die der Zar und der König austauschten. Friedrich Wilhelm I. wusste, dass sich sein russischer Gast sich für die ganz aus Bernsteinschnitzereien und Intarsien aus diesem Material bestehende Raumdekoration im Berliner Schloss interessierte. Der in großen Mengen an der Ostseeküste gewonnene Bernstein war in der Barockzeit ein beliebtes Material zur Verschönerung von Möbeln und Gefäßen sowie für Schmuck aller Art. Sogar im Vorderen Orient hat man bei Ausgrabungen Bernsteinperlen gefunden, die auf verschlungenen Handelswegen vom Baltikum dorthin gelangt waren und besondere Verehrung genossen. Dieses Berliner Bernsteinkabinett war im Auftrag des ersten preußischen Königs Friedrich I. von den Danziger Bernsteinmeistern Ernst Schacht und Gottfried Turow möglicherweise unter Mitwirkung von des Bildhauers und Schlossbaumeisters Andreas Schlüter in achtjähriger Arbeit als Hochzeitsgeschenk für seinen Sohn Friedrich Wilhelm, seit 1713 König Friedrich Wilhelm I., hergestellt worden. Da der sparsame Soldatenkönig mit der Luxusdekoration ganz aus unterschiedlich gefärbtem Bernstein nichts anzufangen wusste, trennte er sich von der Wandverkleidung und gab sie an Peter I. weiter. Der ebenfalls an der Prunkjacht "Die Krone" aus der Zeit Friedrichs I. interessierte Zar bekam auch diese als Geschenk. Das edel dekorierte Schiff soll 100 000 Taler und damit das Dreifache dessen gekostet haben, was für das Bernsteinzimmer ausgegeben wurde.

Peter der Große hat mit den per Schiff nach Sankt Petersburg gebrachten Kisten mit der in Einzelteile zerlegten Wandvertäfelung nichts unternommen, erst 1743 ließ Zarin Elisabeth den Winterpalast einen Raum in das Bernsteinzimmer verwandeln. 1755 veranlasste die gleiche Zarin, die Bernsteinpaneele im Katharinenpalast von Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg neu zu installieren. Da der dafür vorgesehene Raum größer war als der bisherige, mussten die Flächen mit neuen Dekorationen ausgefüllt werden. Das Bernsteinzimmer blieb bis 1941 vor Ort, dann raubte die Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion diese und andere Kunstwerke und stellte sie ab 1942 im Königsberger Schloss aus. Nach der kriegsbedingten Evakuierung des Schlosses im Frühjahr 1945 verliert sich seine Spur. Während im Katharinenpalast seit 2003 eine originalgetreue Nachbildung bewundert werden kann, wird weiter angestrengt nach dem Original gesucht. Bisher ohne Ergebnis. Die Luxusjacht "Die Krone" dürfte schon im 18. Jahrhundert den Weg alles Irdischen gegangen sein.

Schlepper und Bauernfänger unterwegs in ganz Europa

Im Gegenzug erbaut sich der Soldatenkönig vom Zaren 200 "Lange Kerls" für seine Potsdamer Riesengarde. Wenn Friedrich Wilhelm knauserig war, wenn es um höfischen Luxus und kostbare Kleidung ging, für seine Soldaten war ihm nichts zu teuer. Da konnte er tausende Taler ausgeben, wenn seine Häscher überall in Europa hochgewachsene Männer entdeckten und nach Preußen lockten, indem sie gute Bezahlung und noch bessere Behandlung versprachen. Die Langen Kerls mit spitzen Hüten, die sie noch größer erscheinen ließen, waren Palasttruppe zum persönlichen Schutz des Soldatenkönigs und Kampfgarde zugleich, aber auch so etwas wie ein Spielzeug des Monarchen. Während andere Herrscher Juwelen oder Gemälde sammelten, prächtige Paläste bauten, prunkvolle Feste feierten und sich auf kostspielige Weise mit ihren Mätressen amüsierten, investierte Friedrich Wilhelm I. viel Geld und Zeit in diese seine "lieben Kinder".

Der König fühlte sich als ihr Oberst persönlich verantwortlich für das Wohl und Wehe der erst rot, dann blau uniformierten Soldaten und ihrer Familien, mischte sich in private Dinge und übersah in seinem Eifer, wie sehr der bunt zusammen gewürfelte Haufen unter seiner Knute litt. Dem König standen achthundert bis tausend Werbeoffiziere zu Gebote, die quer durch Europa Jagd auf Soldaten machten. Es sollen sogar welche aus dem Gottesdienst und vom Krankenlager fortgeschleppt worden sein, da half kein Jammern und Klagen. Wer den Verlockungen der Schlepper und Bauernfänger nicht gleich folgte, wurde durch Alkohol und Erpressung gefügig gemacht, und wenn einer seinen Namen oder nur drei Kreuze unter eine Verpflichtungserklärung gesetzt hatte, war der preußischen Militärverwaltung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Kaum jemand überlebte das Spießrutenlaufen

Angeblich soll der in seine "lieben blauen Kinder" vernarrte Soldatenkönig an Werbegeldern nicht weniger als zwölf Millionen Taler ausgegeben haben. Bezahlt wurde nach Körperlänge. Einen Mann von 1,82 Metern ließ sich der sonst als sparsam bekannte Monarch tausend Taler kosten. Als sich 1725 eine ganze Kompanie Husaren mit ihren Vorgesetzten aus dem Staub gemacht hatte, schrieb der entsetzte König dem Fürsten von Leopold von Anhalt-Dessau, der in seinen Diensten stand: "Als wenn ich meine leutte noth leiden ließe, daß sie an revolte korpsweise mit Oberofficier zu desertieren genöthigt! Wollte Gott, ich kriegete den Rittmeister wieder. Ich will 3000 Taler geben, wer ihn lebendig wieder liefert. Ich bin so chagrin [vergrämt, traurig] darüber, daß ich nits mehr schreiben kann."

Für die bunte Truppe, zusammengesetzt aus jungen Adligen, Bürgerssöhnen, Bauern und auch manch zwielichtigem Volk, war der monotone Drill, das ewige Präsentieren auf dem Exerzierplatz wenig angenehm, für viele war der Dienst aber besser als das, was das zivile Leben für sie bereit hielt. Prügelstrafen und andere Züchtigungen waren bei Disziplinverstößen an der Tagesordnung. Viele Soldaten, die dem Druck und den Schikanen ihrer Vorgesetzten nicht standhielten, begingen Selbstmord. Um Desertionen zu verhindern, wurden um die Garnisonstädte Mauern und Palisadenzäune gelegt. Wenn flüchtige Soldaten geschnappt wurden, hatte sie schwerste Strafen zu erwarten. Beim berüchtigten Spießrutenlaufen mussten die Unglücklichen durch eine Gasse von Soldaten laufen, die auf sie erbarmungslos einprügelten. Nur wenige Delinquenten überstanden die Tortur. Das Wort lief um, ein preußischer Grenadier müsse mehr Angst vor seinem Korporal als vor dem Feind haben. Allerdings vermied der gekrönte Despot weitgehend militärische Konflikte, weshalb die meisten seiner Soldaten nie Kontakt mit Pulverdampf und herumfliegenden Bleikugeln hatten.

Unterm Soldatenkönig hatte die ebenso gefürchtete wie bewunderte Garde nichts zu lachen. Berichtet wird von stumpfsinnigem Barrasbetrieb, fremdsprachiger Isolierung der aus allen Gegenden Europas zusammengeholten Soldaten, von männlichen Gemeinheiten untereinander und traurigem Heimweh. Das war eine gefährliche Mischung, die jederzeit in Diebstahl, Totschlag oder Desertion münden konnte. Durch stunden- und tagelanges Training wurde Garde unter den Augen des ständig präsenten Königs in eine besonders gestählte Kampftruppe. Des Soldatenkönigs Sohn und Nachfolger, Friedrich II., der Große, konnte mit dem seltsamen Steckenpferd seines Vaters wenig anfangen und löste die Garde nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1740 auf. In den Schlesischen Kriegen wurden die Rekruten, imposante Gestalt hin, schönes Gesicht her, erbarmungslos verheizt.

Havelberg ist eine Reise wert

Havelberg besteht aus einer bebauten Insel mit der großen Laurentiuskirche und dem Rathaus in der Mitte sowie ansehnlichen Fachwerkhäusern sowie Bauten aus der Zeit um 1900. Viele Gebäude wurden in den vergangenen Jahren liebevoll saniert und restauriert. Warum viele Ladengeschäfte - Lebensmittel, Textilien, Elektronik, Möbel usw. - leer stehen, erfährt man im Gespräch mit Einheimischen. Am Stadtrand gibt es in einem großen Neubaugebiet verschiedene Supermärkte gibt, in die die Leute gehen. Das führte zu einem großen Ladensterben in der Innenstadt, die hier nur Insel heißt. Hier findet man gerade mal ein paar Bäcker, Buch- und Andenkenläden, und es gibt viele Menge Restaurants, Hotels und Pensionen. Sehenswert ist der mittelalterliche Dom, geschmückt mit herrlichen Bildhauerarbeiten biblischen Inhalts. Die kostbaren Glasfenster haben kriegerische Zeiten und solche überstanden, als man diese einzigartigen Kunstwerke nicht sonderlich schätzte und sie durch unbemaltes Glas zu ersetzen pflegte.

"Der Dom oder Domhof zu Havelberg macht eine eigene, von der Stadt Havelberg getrennte Ortschaft aus und war ehemals der Sitz des Domkapitels, so wie in der frühesten Zeit auch der Sitz des Bischofs. Er bildet ein Viereck und war bis in die neueste Zeit von einer Mauer umgeben, welche nur durch drei Tore, das Krugtor, Ziegel und Schäfertor und zwei Pforten, die Steinpforte und die Weinpfortepforte, durchbrochen wurde", heißt es in einer Beschreibung aus dem Jahr 1842. Nachzulesen ist der Text auf einer der über die ganze Stadt und den Dombezirk verteilten Stelen, auf denen in Bild und Schrift über historische Begebenheiten berichtet wird und alte Stadt- und Gebäudeansichten gezeigt werden. Weitere Hinweise findet man an verschiedenen Bauwerken, so dass Einheimische und Besucher gut informiert sind.

Wertvolle Schaustücke im Prignitzmuseum

Im Bereich des Doms ist das Prignitzmuseum mit vielen wertvollen stadt- und landesgeschichtlichen Exponaten von grauen Vorzeiten bis in die Gegenwart untergebracht. Bedeutende Exponate zur Geschichte des Bistums und des Doms, zur Ur- und Frühgeschichte sowie zur Regional- und Stadtgeschichte. Namensgeberin ist die brandenburgische Landschaft Prignitz, deren erstes Museum 1904 in Havelberg gegründet wurde. Das Museum präsentiert neben den drei Dauerausstellungen wechselnde Geschichts- und Kunstausstellungen. Besondere Schaustücke sind bronzene Beigaben aus dem so genannten Königsgrab von Seddin. Der zehn Meter hohe Grabhügel mit einem Durchmesser von 63,8 Metern wurde in der jüngeren Bronzezeit um etwa 800 vor Christus südwestlich von Seddin, einem Ortsteil der Gemeinde Groß Pankow im brandenburgischen Landkreis Prignitz am Rand des Stepenitz-Tales, angelegt. Die intakte Grabkammer wurde 1899 von zwei Arbeitern zur Steingewinnung erbrochen. Am 20. September 1899 erkundeten Ernst Friedel, Direktor des Märkischen Museums in Berlin, und weitere Experten die Fundstätte und sicherten die Fundstücke für das Märkische Museum Berlin. Teile der Metallfunde gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Die erhaltenen Originale, ergänzt um Kopien, sind seit dem Jahr 2002 dort wieder in der Dauerausstellung zu sehen. Nachbildungen des Fundkomplexes sind im Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, im Prignitzmuseum Havelberg sowie im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster zu sehen.

LITERATURTIPP: Michael Schippan: Zar Peter der Große in Havelberg im November 1716. In: Havelberg. Kleine Stadt mit großer Vergangenheit. Mitteldeutscher Verlag Halle 1998, S. 119-132 (ISBN 3-932776-11-9)

7. Mai 2019

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"