Wasser für Fontänen von Sanssouci
Erst eine Dampfmaschine machte es 1845 möglich, dass sich ein ungewohnt großer Strahl vor dem Schloss Sanssouci in die Höhe erhob



Dampfkraft machte es möglich, dass am 23. Oktober 1842 zur Zufriedenheit von Friedrich Wilhelm IV. und seines Gefolges die Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci sprudeln konnte.



Im Deutschen Technikmuseum Berlin erhält man eine Vorstellung, wie die in der Potsdamer Moschee arbeitende Dampfmaschine von Borsig ausgesehen haben könnte.





Malerisch an der Neustädter Bucht gelegen, fällt im barocken Potsdam das einer maurischen Moschee nachempfundene Maschinenhaus zur Versorgung der Wasserspiele aus der Reihe. Von hier wurde das Havelwasser auf den Ruinenberg in ein großes Becken gepumpt, von dem aus es zu den Fontänen und Wasseranschlüssen im Park Sanssouci zurück floss.



Die Borsigsche Dampfmaschine weist reichen "maurischen" Dekor auf und gehört zu den ältesten in Deutschland erhaltenen Geräten dieser Art.





Vom Maschinenhaus im Babelsberger Park geht der Blick zur Glienicker Brücke. Seine Maschinen versorgten die Wasserspiele, Brunnen und andere Anlagen im Refugium von Kaiser Wilhelm I. (Fotos/Repro: Caspar)

An der Breiten Straße in Potsdam zieht ein ungewöhnliches Bauwerk die Blicke der Passanten auf sich - eine maurische Moschee. Gebaut zwischen 1841 und 1843 von Ludwig Persius auf dem damaligen königlichen Baudepothof an der Neustädter Havelbucht, diente das von der Berliner Maschinenbaufirma Borsig nach Plänen von Adolph Brix gebaute Pumpwerk der Speisung der Wasserspiele im nahe gelegenen Park von Sanssouci. Persius, von Friedrich Wilhelm IV. mit dem Ehrentitel "Architekt des Königs" ausgezeichnet, gab sich nicht damit zufrieden, eine einfach gestaltete Pumpstation errichten zu lassen, sondern wünschte ein exotisches Dekor. Eine königliche Weisung von 1841 bestimmte: "Das Dampfmaschinenhaus soll nach Art der türkischen Moscheen mit einem Minarett als Schornstein erbaut werden."

Persius' königlicher Auftraggeber war mit der "anmuthigen Verkleidung" des Hauses zufrieden. Im Inneren ist, vor ein paar Jahren sorgfältig restauriert, eine reich dekorierte Dampfmaschine von 80 Pferdestärken (PS) erhalten, zur Erbauungszeit die stärkste in Deutschland. Das Werk hat Krieg und Bombenangriff überstanden und ist voll funktionstüchtig. Die Maschine wird bei Führungen nicht mehr durch Dampfkraft, sondern von einem Dieselmotor angetrieben. Computergesteuerte Elektromotore übernehmen heute die Arbeit der eindrucksvollen Dampfmaschine. Deshalb qualmt aus dem als Minarett gestalteten Schornstein kein schwarzer Rauch mehr wie zu königlicher Zeit. Am 23. Oktober 1842 wurde die Große Fontäne unterhalb der Weinbergterrassen von Schloss Sanssouci eingeweiht. Der durch den Eigendruck des vom Ruinenberg strömenden Wassers erzeugte Strahl erreichte eine Höhe von 38 Metern und stieg über das Dach des Schlosses hinaus. Das Wasserbecken auf dem Ruinenberg war zuvor 46,76 Meter erweitert worden und besaß ein Fassungsvermögen von rund 6.474 Kubikmetern.

Friedrich der Große hatte nur Pech

Erinnert sei an die ehrgeizigen Bemühungen Friedrichs des Großen Mitte des 18. Jahrhunderts, im Park von Sanssouci eine Fontäne springen zu sehen. Dafür gab der Monarch sehr viel Geld aus, doch hatte er nur Pech. Denn nur 1757, im zweiten Jahr des Siebenjährigen Kriegs, hatte er diesen königlichen Spaß, als sich ein dünner Strahl aus dem Becken unterhalb seines Sommerschlosses für wenige Minuten in die Lüfte erhob. Das zu diesem Zweck mühsam in einem großen Becken auf dem Ruinenberg gesammelte Wasser zum Teil aus geschmolzenem Schnee reichte für ordentliche Fontänen nicht aus, die in Versailles und anderen Schlossgärten das vornehme Publikum erfreuten. Erst Friedrich Wilhelm IV. bekam eine respektable Fontäne dank der Borsig'schen Dampfmaschine zu Gesicht. Mit ihrer Hilfe wurde Wasser aus der Havel über ein gusseisernes Rohrsystem in das schon von Friedrich dem Großen angelegte Becken auf dem Ruinenberg gepumpt. Von dort aus lief es zurück und brachte die Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci zum Springen. Darüber hinaus versorgte das mit der Dampfmaschine immer wieder aufgefüllte Becken weitere zum Teil aus Borsigs Fabrik stammende Wasserleitungen im Park.

Wie aus dem Buch von H. E. R. Belani "Geschichte und Beschreibung der Fontainen von Sanssouci" (Potsdam 1843) hervorgeht, waren Friedrich Wilhelm IV., seine Gemahlin und sein Gefolge sowie die in großen Zahlen herbeigeströmten Potsdamer aufs Höchste erfreut, als sie die neue Erscheinung des ersten Wasserstrahls wieder in Sanssouci seit 88 Jahren sahen. "Ein Murmeln des Beifalls rollte durch die Menge, dessen lauter Ausbruch durch die Nähe des erhabenen Monarchen in den Schranken der Ehrerbietung zurück gehalten wurde; selbst das Antlitz Sr. Majestät des Königs trug den Alle erfreuenden Ausdruck der Heiterkeit und Befriedigung." Ein anderer Fremdenführer von 1850 lobt bei der Beschreibung der Maschinerie und der Ausstattung des "maurischen" Dampfmaschinenhauses die gelungene Verbindung von Form und Funktion und hebt die "graziöse Zierlichkeit, womit die gewaltigen Eisenmassen durch anmuthig leichte Formen verkleidet sind."

Titanenarbeit ohne Anstrengung

Eigentlich sollte die Borsig'sche Dampfmaschine zunächst nur 35 bis 40 PS haben, der König bestimmte aber, dass sie die doppelte Pferdekraft bekomme, "wodurch die ganze Anlage an Pracht und Großartigkeit" gewinnen müsste. "Die lautlose Stille und gleichmäßige Bewegung der imposanten Massen und Kräfte dieser hydraulischen Dampfmaschine erwecken eine Regung des Erstaunens über die riesige Macht des Menschengeistes, der sich selbst die Elemente dienstbar zu machen weiß, um wahre Titanenarbeit ohne Anstrengung verrichten zu lassen". Dankbar merkt Belani an, dass bis auf die kolossalen Kurbeln, die man in England hat fertigen lassen, alles in einer inländischen Maschinenfabrik gebaut wurde. "Wir erfreuen uns mit Recht dieser Fortschritte deutscher Nationalindustrie, als eines Beweises, wie immer mehr Deutschland sich von dem bisherigen britischen Industriemonopol emancipirt". Ähnlich äußert sich ein königliches Gutachten. "Die Sanssoucier Maschinenanlage macht der Werkstatt, aus der sie hervorgegangen ist, die größte Ehre; sie hat wahrscheinlich nichts ihresgleichen. Jedenfalls steht sie als ein mechanisches Werk da, welches ganz geeignet ist, von vaterländischer Intelligenz und Kunstfertigkeit ein rühmliches Zeugnis abzulegen".

Dass die Hohenzollern einen ausgeprägten Hang zum Wasser hatten und sich gern als Kapitäne betätigten, ist bekannt. Lange bevor Kaiser Wilhelm II. zu seinen Nordlandfahrten und andere Schiffreisen startete, schipperten seine Vorfahren auf der Havel sowie auf Seen in und um Potsdam. Zunächst geschah das auf Segel- und Ruderbooten, nach Erfindung der Dampfmaschine aber auch auf Raddampfern. Ein solches Schiff wurde 1849 von Friedrich Wilhelm IV. aus den Beständen der Preußischen Seehandlung erworben, die auch mit Borsig geschäftlich verbunden war. Die mit einem PS-starken Motor ausgestattete Jacht war 1844 in der Borsig'schen Maschinenbaufabrik gebaut worden. Mit ihr konnte man in 21 bis 25 Stunden bis nach Hamburg fahren. Da jedoch fast zeitgleich eine Eisenbahnlinie von Berlin nach Hamburg eingerichtet wurde, verlor die Dampfschifflinie in Richtung Norden schnell an Attraktivität, denn mit der Bahn ging es nun einmal schneller. Auf dem Eisenschiff empfing das Königshaus fürstliche Staatsgäste, und ganz bestimmt wurde bei solchen Gelegenheiten auch der Name von August Borsig lobend erwähnt, dessen Kunstfertigkeit königliches Vergnügen im Potsdamer Gartenreich und auf heimischen Gewässern ermöglichte.

Blick auf 40 Meter hohen Strahl

Ein weiteres Maschinenhaus zur Wasserversorgung des Babelsberger Parks wurde 1844/45 im Auftrag des preußischen Prinzen Wilhelm, der 1861 als König Wilhelm I. den Thron bestieg und 1871 deutscher Kaiser wurde, gebaut. Das Gebäude mit hohem, zinnenbewehrten Schornsteinturm korrespondiert mit dem neogotisch gestalteten Schloss oben auf dem Babelsberg. Nach Persius' Tod (1845) wurde das Maschinenhaus erweitert und mit leistungsfähigen Pumpen ausgestattet. Eine Dampfmaschine drückte das Havelwasser in zwei Bassins oberhalb des Schlosses, von wo es in zwei Seen floss und der Bewässerung des Schlossgartens diente. Außerdem speiste es die größte der Fontänen. Dieser "Geyser" schießt seit einigen Jahren vor dem Schloss wieder aus der Havel 40 Meter hoch. Leider ist die alte Dampfmaschine, die nicht von Borsig, sondern aus der Fabrik seines Lehrers und ehemaligen Chefs Egells stammt, verloren. Auf Persius geht ein drittes Maschinenhaus in

23. Mai 2019

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