Goldene Riesen und Zwerge
So manche Glücksritter riskierten ihr Leben, als sie versuchten, mit dem Stein der Weisen das gelbe Edelmetall herzustellen



Die DDR und die Bundesrepublik widmeten dem ersten Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur 1969 und 2019 interessant gestaltete Gedenkmünzen.





Der vierzigfache sowie der zwanzigfache Dukat des römisch-deutschen Kaisers Ferdinand III. und des reitenden Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen wiegen etwa 136 beziehungsweise 68 Gramm.





Der Traum des ersten Preußenkönigs Friedrich I., dass sich einfache Groschen und Doppelgroschen in Goldmünzen wie der Berliner Dukat von 1711 verwandeln lassen, ging nicht in Erfüllung.



Die Nürnberger Lämmleindukaten aus der Zeit um 1700 kommen auch in winzigen Versionen vor. (Fotos/Repro: Caspar)

Gold war schon immer das vornehmste Münzmetall, seit uralten Zeiten wird es zu Schmuckzwecken, bei der Geldherstellung und der Schatzbildung verwendet. Um Gold und Geld wurden Kriege geführt, nach ihm drängt sich, Goethe zufolge, alles. Scharlatane versuchten zu allen Zeiten, das gelbe Edelmetall auf künstlichem Wege, mit Hilfe des "Steins der Weisen" herzustellen. Wer eine solche Transmutation aus Silber oder Blei versuchte, riskierte Freiheit und Leben, und so landeten nicht wenige Goldmacher am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen. Selbst ein Monarch von sonst klarem Verstand wie Preußens König Friedrich II., der Große, hoffte auf die Kraft des Steins der Weisen. "Goldmacherei ist eine Art Krankheit; sie scheint oft durch Vernunft eine zeitlang geheilet, aber dann kommt sie unvermutet wieder und wird wirklich epidemisch", schrieb er einem Vertrauten in der Hoffnung, für seine Kriegsfinanzierung Gold bekommen zu können.

Goldmacherei hatte bei den Hohenzollern Tradition. An ihrem Hof, und nicht nur dort, versprachen Scharlatane den Herrschern Berge von Gold und baten um Handlungsfreiheit. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts steckte der frisch gekrönte, auf ganz großem Fuß lebende Preußenkönig Friedrich I. in finanziellen Schwierigkeiten. Da kam ihm 1701 zu Ohren, in Berlin gebe es einen Apothekergesellen, der Gold auf künstlichem Wege herstellen kann - Johann Friedrich Böttger. Der Sohn eines Münzwardeins kam aus Schleiz mit seiner Familie nach Magdeburg, wo der Vater dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm als Münzmeister zu Diensten war. 1696 begann Böttger in Berlin eine Ausbildung beim Apotheker Friedrich Zorn. Die Mär ging um, er könne silberne Doppelgroschen in Goldstücke verwandeln. Erzählt wurde auch, das dafür nötige Wissen habe er bei einem Adepten namens Lascaris erhalten, der der sich gerade in Berlin aufhielt.

Erst braunes, dann weißes Porzellan

So war es nur verständlich, dass der König den Wunderknaben zu sehen wünschte. Doch bevor es dazu kam, war Böttger bereits in die kursächsische Universitätsstadt Wittenberg entwichen, wo er ein Studium beginnen wollte. Doch kam er in Kursachsen vom Regen in die Traufe, denn August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, ließ den Goldjungen mehrere Jahre festsetzen und drängte ihn, Gold mit Hilfe des geheimnisvollen Arcanums, des Steins der Weisen erzeugen. Natürlich gelang das nicht, denn wie andere Arcanisten konnte Böttger nur Gold aus Gold, nicht aber Gold aus unedlen Stoffen machen, wie August der Starke verlangte. Voll Zorn drängte er seinen Gefangenen immer wieder, Gold herbeizuschaffen, koste es was es wolle. Und der konnte seinen Herren immer nur vertrösten und bekam neue Fristen gesetzt.

Zu seinem Glück wechselte Böttger die "Richtung". Mit dem Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, dem Bergrat Pabst von Ohain sowie Freiberger Berg- und Hüttenleuten gelang ihm, dem Geheimnis der Porzellanherstellung auf die Spur zu kommen. Erst produzierte er aus heimischen Rohstoffen braunes Porzellan, das so genannte Böttgerporzellan, bald aber gelang die Herstellung des weißen Porzellans, das den Weltrum der Manufaktur in Meißen begründete, welche seit 1710 mit den gekreuzten blauen Schwertern signiert. Ärgerlich reagierte Friedrich I. von Preußen. "Der heillose Apotecker-Bursch hätte wohl auch in meinen Landen bleiben können. Das braune Zeug ist besser, als ich mir's imaginiret", kommentierte er Nachrichten aus Sachsen.

Da das Meissner Porzellan mit Gold aufgewogen wurde, nannte man es weißes Gold. August der Starke ließ den 1714 zum Administrator der Manufaktur auf der gut abgeschirmten Albrechtsburg in Meißen ernannten Böttger frei. Wegen des Umgangs mit giftigen Substanzen gesundheitlich stark angeschlagen, starb der Goldmacher wider Willen bereits mit 37 Jahren. Im Volk kursierte ein Spottgedicht, das mit den Zeilen endete: "Ach großer Gott und Schöpfer, aus einem Goldmacher machtest du einen Töpfer".

Zurück zu den Goldmünzen. Mit den seit der frühen Neuzeit geprägten goldenen Riesen haben Fürsten und Städte ihren Reichtum zur Schau gestellt. Oft wurden die kiloschweren Stücke mit Porträts sowie allegorischen Figuren, reichem Wappenschmuck, Stadtansichten und anderen Darstellungen als Hochzeits- und Taufgeschenke und zur politischen "Landschaftspflege" vergeben. Mit Münzen und Medaillen aus Gold konnte man die Gunst fremder Mächte erkaufen, doch dienten sie auch zur Tributzahlung und zu anderen Zwecken. Viele Ausgaben, ganz gleich ob aus Gold oder Silber, wurden in Kriegs- und Krisenzeiten eingeschmolzen, um die Kosten zu bestreiten und Schulden zu zahlen oder auch nur um Metall zur Herstellung neuer Stücke zu gewinnen. Das erklärt ihre Seltenheit und die hohen Preise, die der Münzhandel verlangt und erhält.

In zahllosen Goldmünzen steckt Edelmetall, das in ungarischen Gruben oder solchen des in den Karpaten liegenden Fürstentums Siebenbürgen geschürft wurde. Beide Länder besaßen reiche Erzgruben und dienten bereits im Mittelalter anderen Ländern als Lieferanten für Dukaten, Gulden, Zechinen und andere Goldstücke. Der ungarische und siebenbürgische Goldreichtum drückt sich nicht nur unzähligen Dukaten aus, die uns das Bildnis und Wappen der Landesfürsten überliefern. Sie legen ein beredtes Zeugnis vom Goldreichtum der Region ab.

Ungewöhnliche Größe und Gewichte

Viele Stücke erstaunen durch die ihr ungewöhnliches Gewicht, Größe und sorgfältigen Stempelschnitt. Goldmünzen im Wert von zehn, 20, 50, ja 100 Dukaten sind keine Seltenheit. Nimmt man das Gewicht eines Dukaten mit etwa 3,5 Gramm an, dann kann man leicht ausrechnen, wie schwer solche Gepräge in der Hand wiegen. Konkurrenz entstand um 1500 durch die sagenhaften Goldschätze und -funde, die spanische und portugiesische Flotten erst aus Afrika und dann auch der Neuen Welt, also Amerika, nach Europa schafften. Später kam das in Russland, den USA, Kanada und Australien geschürfte Gold hinzu, das einen Boom auch bei der Herstellung von Münzen und Medaillen bewirkte.

Eine der größten Goldmünzen ist keine Münze, sondern eine Sonderanfertigung der kanadischen Münze im Gewicht von 100 Kilogramm. Das Stück ist mit einem Durchmesser von 53 Zentimetern ungefähr so groß wie ein Gullydeckel. Es wurde vor zwei Jahren auf spektakuläre Weise aus einer Ausstellung des Berliner Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel gestohlen. Man geht davon aus, dass der Goldriese zerhackt und in kleine Barren umgeschmolzen wurde. Der Prozess gegen die mutmaßlichen Diebe läuft gerade und bringt peinliche Dinge über schlampig wahrgenommene Sicherheitsmaßnahmen bei den Staatlichen Museen zu Berlin ans Tageslicht.

Der gestohlene Kanada-Riese ist nicht der größte dieser Art. In über achtzehnmonatiger Arbeit hat die australische Perth Mint den eigentlichen Spitzenreiter hergestellt. Die gigantische Goldmünze mit einem Känguru darauf wiegt eine Tonne Feingold und hat einen Durchmesser von rund 80 Zentimeter. Die Stärke von über zwölf Zentimetern schlägt alle Rekorde. Selbst der gewaltige Nennwert von einer Millionen australischen Dollar verblasst mit Blick auf den reinen Materialwert, welcher zum Ausgabezeitpunkt bereits rund 40 Millionen Euro betrug. Die wohl kleinsten Goldmünzen sind winzige Lämmlein- oder Linsendukaten aus Nürnberg im Wert von 1/32 Dukaten und einem Gewicht von etwa 0,1 Gramm und einem Durchmesser von 3,5 mm. Wen man die mit dem Stadtwappen und dem Lamm Gottes geschmückten Goldstücke aus der Barockzeit in der Hand hält, muss man aufpassen, dass man sie nicht zufällig wegpustet.

26. Februar 2019

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