Prägeaufträge fürs Ausland
Um Vorgänge im VEB Münze der DDR am Berliner Molkenmarkt wurde ein großes Geheimnis gemacht



Was sich hinter den Mauern der Prägeanstalt am Ostberliner Molkenmarkt tat, unterlag strenger Geheimhaltung. Dennoch kam zur Freude der Historiker und Sammler nach dem Ende der DDR ans Tageslicht.







Man sieht den Münzen aus der Mongolischen Volksrepublik und aus Mocambique nicht an, dass sie im Berliner VEB Münze der DDR geprägt wurden.



Im Archiv der Kreditanstalt für Wiederaufbau am Berliner Gendarmenmarkt werden unter anderem die Hinterlassenschaften der DDR-Staatsbank und speziell Probeabschläge auf Blei von Gedenkmünzen, hier die Ausgabe von 1969 zu Ehren von Johann Friedrich Böttger, des Erfinders des europäischen Hartporzellans. (Fotos/Repros: Caspar)

Um die Prägung von Hartgeld für ausländische Staaten wurde im VEB Münze der DDR ein großes Geheimnis gemacht. Wie überhaupt alles, was in der Münzanstalt am Berliner Molkenmarkt vor sich ging, als Verschlusssache behandelt wurde. Das betraf unter anderem die Herstellung von Sondermünzen in geringer Auflage und von Geldstücken in Metallen, die nicht der Norm entsprachen. Begründet wurden die Arbeiten damit, dass man Motiv- und Materialproben benötigte, um die Partei-rund Regierungsgremien zur Begutachtung vorzulegen und auch selber das Aussehen von Bildern und die Eignung von Metallen zu testen. Dieses Vorgehen hat es zu allen Zeiten gegeben, und wenn das nicht so gewesen wäre, gäbe es heute nicht die von Spezialsammlern so begehrten Münzproben.

Als ich mehrere Jahre nach dem Ende der DDR ehemals leitende Mitarbeiter um nähere Informationen über innerbetriebliche Vorgänge bat, wurde mir kurz und bündig geantwortet, man habe seinerzeit eine Verschwiegenheitserklärung abgelegt, und an dieser halte man auch im vereinten Deutschland fest. Nun gut, man kann auch so an interessante Einzelheiten gelangen, denn inzwischen ist einiges in numismatischen Büchern und Zeitschriften veröffentlicht worden. Da sich nicht jeder Staat eine eigene Prägeanstalt leisten kann wie Deutschland, das deren fünf besitzt, ist allgemein bekannt. So lässt der Vatikan seine Geldstücke von der Staatlichen Münze in Rom herstellen, und Monaco nimmt die Dienste der Monnaie de Paris in Anspruch, um nur zwei Beispiele zu nennen. Auch die bundesdeutschen Prägeanstalten führen gelegentlich Aufträge aus dem Ausland aus, doch sind darüber genauerer Angaben nicht zu erhalten.

Hin und wieder tauchen im Handel DDR-Münzen mit Randschriften auf und werden auch in der Literatur beschrieben, die nicht zu diesen passen. So erwähnt der Katalog von Kurt Jaeger das bekannte Fünfmarkstück von 1969 mit den in kyrillischen Buchstaben ausgedrückten, hier ins Deutsche übersetzten Wertbezeichnungen "Ein Tugrik 1921-1971" oder "Fünfzig Mongo 1970". Die Randschriften sind ein Indiz dafür, dass am Berliner Molkenmarkt für die Mongolische Volksrepublik gearbeitet wurde. Wenn solche Fehlprägungen angeboten werden, sind ihnen stolze Preise sicher, denn Sammler lieben Abweichungen von der Norm, die aus welchen Gründen auch immer den innerbetrieblichen Kontrollen entgangen sind und auf verschlungenen Pfaden an die Öffentlichkeit gelangt sind.

In einem Interview mit einem Kollegen von mir hat sich vor langer Zeit Hans-Joachim Huwe, der frühere Leiter des VEB Münze der DDR, auch zu Auslandsaufträgen geäußert. "Falls Sie einmal Zeit haben, über die Berliner Münze zu schreiben, ist noch wichtig zu wissen, dass von 1970 bis 1990 durch die Münze die komplette Währung für Bangladesh, Mocambique, Mongolei und Vietnam hergestellt wurde. Dass die Münze am Aufbau einer eigenen Münzstätte in Ulan Bator mitgewirkt hat. Für Äthiopien wurden Orden und Medaillen insgesamt 50 an der Zahl in der Berliner Münze vom Entwurf bis zur Prägung realisiert, und sie hat Am Aufbau einer Endmontagestätte in Addis Abeba mitgewirkt."

Die genannten Länder waren durch Verträge mit der DDR freundschaftlich verbunden, die von dort stammende Arbeiter in den eigenen Betrieben beschäftigte. Dass verschiedene Staaten ihr Hartgeld aus der DDR bezogen, wurde dort wohl nicht als Ruhmesblatt angesehen, weshalb um diese Form "sozialistischer Bruderhilfe", wie man damals sagte, eine große Geheimniskrämerei veranstaltet wurde. Die hier vorgestellten Münzen stammen aus der Mongolischen Volksrepublik und der 1975 gegründeten Volksrepublik Mosambik (Mocambique). Zu sehen sind einmal das in Ulan Bator aufgestellte Reiterdenkmal des Gründers der Mongolischen Volksrepublik Damdin Sükhbaatar (Suche-Bator) und zum anderen der Kopf des Staatspräsidenten Samoa Moises Machel.

Wer sich jetzt auf den Weg macht, um seinerzeit in Ostberlin hergestelltes ausländisches Geld ausfindig zu machen, wird möglicherweise tief in die Tasche greifen müssen. Von der siebeneckigen Kupfer-Nickel-Münze aus dem Jahr 1975 zu 2,5 Meticas wird berichtet, dass sie wegen einer unterbliebenen Währungsumstellung nicht mehr zur Ausgabe gelangte und bis auf wenige Stücke im DDR-Walzwerk Hettstedt vernichtet wurde. Dort erlitten auch zahlreiche nicht in Umlauf und die Hände der Sammler gelangte Kurs- und Gedenkmünzen der DDR den Tod im Schmelztiegel. Doch das ist eine andere Geschichte.

8. Januar 2019

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