"Gott erhalte unseren Silberberg"
Ausbeutemünzen erfreuen sich als Sammelgebiet besonderer Beliebtheit



Der Henneberger Ausbeutetaler von 1698 mit prachtvoller Berglandschaft stehen einer jeden Sammlung von Bergbaumotiven gut an.



Der deutsche Arzt, Apotheker und Wissenschaftler Georgius Agricola ging als Vater der Mineralogie und als Begründer der modernen Geologie und Bergbaukunde in die Geschichte ein. In seinem reich illustrierten Buch "De re metallica libri XII" von 1556 schildert er Verfahren im Bergbau und Hüttenwesens im 16. Jahrhundert, hier die Goldgewinnung unter fließendem Wasser.



Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg setzte bei den aus afrikanischem Gold bestehenden Guineadukaten nur Geld zu.



Eine Ausnahmeerscheinung in der preußischen Münzgeschichte ist der hochseltene Dukat von 1803, der aus dem Gold der Grube in Goldkronach im oberfränkischen Kreis Bayreuth gefertigt wurde.



Bei Sammlern beliebt sind die bayerischen Flussgolddukaten, hier ein Beispiel aus dem Jahren 1863 mit der Angabe, dass das verwendete Edelmetall aus dem Rhein stammt.



Die Medaille von Christian Wermuth von 1709 erinnert daran, dass die Grafen von Stolberg die Silbergrube Straßberg (Stadt Harzgerode, Sachsen-Anhalt) zu neuem Ansehen verholfen haben. Hier kann heute ein Bergbaumuseum besichtigt werden.



In großer Zahl ließ Preußen Mansfelder Segenstaler prägen, mit ihnen könnte eine Münzsammlung zum Thema Bergbau beginnen.(Fotos/Repro: Caspar)

Auf vielen Münzen und Medaillen ist vermerkt, woher das Silber, manchmal auch das Gold stammt, aus dem sie bestehen. Prägestücke mit der Aufschrift "Der Segen des Bergbaues" und weiteren Hinweisen sind ein beliebtes Sammelthema, das in den Angeboten des Münzhandels und auch auf Münzbörsen reichlich vertreten ist. Die so genannten Bergwerk- oder Ausbeutemünzen sind wissenschaftlich gut aufgearbeitet, so dass sich Spezialsammler hervorragend orientieren können. Hier ist allem ist das dreibändige Standardwerk von Kurt Müseler "Bergbaugepräge- Dargestellt auf Grundlagen der Sammlung der Preussag Aktiengesellschaft" (Hannover 1983 und 1998) zu nennen. Ferner hat sich Fritz Spruth mit seinen Büchern und Beiträgen in den Zeitschriften "Der Anschnitt" und "Glückauf" intensiv mit numismatischen Bergbauthemen befasst und manche bis dahin unbekannte Belege ans Tageslicht gebracht. Erwähnt seien das Buch von Paul Arnold und Werner Quellmalz "Sächsisch-thüringische Bergbaugepräge. Gewinnung und Verhüttung von Gold, Silber und Kupfer im Spiegel der Münzen und Medaillen" (Leipzig 1978) sowie die reich illustrierte Broschüre von Bernd Kluge "Im Harz der Thaler klingt - Die Sammlung der Preussag und die Bergbaumünzen des Harzes". 2017 im Numismatischen Verlag der Münzhandlung Fritz Rudolf Künker Osnabrück erschienen, fasst die Publikation alles Wesentliche zu dem Thema zusammen und nennt auch zum Teil sensationelle Versteigerungserlöse.

Leitern, Schächte, Winden

Dass man Gottes Segen für alles erbat und beschwor, was mit dem Bergbau sowie der Verhüttung und Verarbeitung des Silbers, manchmal auch des in Flüssen gewonnenen Goldes erbat, ist gut nachzuvollziehen. Denn vielfach hingen Wirtschaft und Wohlstand eines Landes und seiner Regenten davon ab, ob es über Edelmetall-Ressourcen verfügt oder nicht. Deutsche Fürstentümer mit Bergbauregionen wie Anhalt, Braunschweig, Hannover, Henneberg, Mansfeld, Reuß, Sachsen, Stolberg oder in Thüringen waren begünstigt, während andere wie Mecklenburg oder Brandenburg-Preußen sowie viele mit dem Münzrecht ausgestattete Städte das für ihre Geldherstellung benötigte Edelmetall teuer ankaufen mussten.

Obwohl es einige römische und mittelalterliche Münzen gibt, die die Herkunft des Metalls vermerken, sind Ausbeutemünzen im engeren Sinn eine "Erfindung" der Neuzeit. Auf Talern und Gulden sowie auf Medaillen wurden Bergbaulandschaften und Erzgruben sowie Menschen in ihrer Arbeits- und Festkleidung dargestellt, die unter schwierigen, oft lebensgefährlichen Bedingungen in den Gruben das begehrte Metall gewinnen und dafür nur geringen Lohn erhielten. Die Bilder zeigen oft in der Vogelperspektive beziehungsweise als senkrechte Durchschnitte, wie eine Erzgrube beschaffen ist und wer dort arbeitet. Zu erkennen sind Schächte und Seilwinden, Leitern und Loren sowie Röhren zur Be- und Entlüftung und weitere technische Einrichtungen. Da und dort suchen Bergleute mit Wünschelruten nach versteckten Erzgängen, und außerdem werden die Berglandschaften durch allegorische Darstellungen, Wappenschilder und weitere Motive bereichert.

Gold aus Afrika und vom Rhein

Ausbeutemünzen mit Inschriften wie "Gott erhalte unsern Silberberg", "Segen des Mansfelder Bergbaus", "Die Grube König Carl kam in Ausbeut" oder "Die Erde ist voll Güte des Herrn" wurden vielfach als Andenken für besonders glückliche Zeiten aufgehoben oder dienten, wie im Falle der braunschweigischen Lösertaler, der Schatzbildung. Sie unterstreichen den Stolz der Landesherren auf den Besitz ihrer Gruben, wobei es nicht darauf ankam, ob sie viel oder wenig Edelmetall hergaben. Da die Metallausbeute oft gering war und ihre Aufbereitung hohe Kosten verursachte, ist die Auflage vieler dieser oft aus Prestigegründen mit hohem künstlerischem Können ausgeführten Prägungen gering, was sich auf ihre Preise im Münzhandel auswirkt. Als Beispiel seien die so genannten Guineadukaten genannt, die die brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. im späten 17. Jahrhundert aus dem Gold prägen ließen, dass ihre Beauftragten in der afrikanischen Kolonie Guinea gewannen. Dass die Herstellung der Goldstücke teurer ist als ihr nomineller Wert, störte nicht, denn wichtiger war es den Hohenzollern der Welt zu zeigen, dass sie im Besitz von Goldgruben sind.

Gold ist seit eh und je im Bergbau abgebaut oder aus metallhaltigen Sanden gewaschen worden. Längst schon sind in unseren Breiten die alten Fundstellen erschöpft, dennoch machen sich Goldwäscher auch heute immer wieder auf den Weg, um auf althergebrachte Weise mit der Pfanne oder auch mit moderner Technik Spuren des begehrten Metalls zu gewinnen. Doch reich werden die modernen Goldsucher nicht. Seit dem 17. Jahrhundert haben Fürsten im Rhein- und Donaugebiet, aber auch in anderen Gegenden das gelbe Metall für die Prägung so genannter Flussgolddukaten verwendet. Die aus dem goldhaltigen Sand des Rheins und Inns sowie der Donau, Eder, Isar, Salzach und weiterer Flüsse in einem aufwändigen Verfahren gewaschenen Partikel reichten aus, um solche Gepräge herzustellen.

Mit ihnen konnten sich die Prägeherren vor der Mit- und Nachwelt damit brüsten, eigene Goldvorkommen zu besitzen, auch wenn sie häufig gering waren. Zeitgenossen war es allerdings kaum möglich nachprüfen, ob das verwendete Metall tatsächlich aus goldhaltigem Sand oder aus anderen Quellen stammt, heute ist das mit modernsten Untersuchungsmethoden eher möglich. Mit ihren Inschriften und allegorischen Figuren geben die goldenen Ausbeutemünzen ihre Herkunft preis. So sind auf Dukaten Personifikationen der jeweiligen Flüsse dargestellt, Umschriften wie EX AURO RHENI (Aus dem Gold des Rheins), EX AURO OENI (Aus dem Gold des Inns) oder EX AURO ISARE (Aus dem Gold der Isar) nennen die Herkunft des Edelmetalls. In der Zeit des bayerischen Königs Maximilian II. Mitte des 19. Jahrhunderts fand man den liegenden Flussgott nicht mehr zeitgemäß, weshalb Rheingolddukaten mit der Ansicht des Doms zu Speyer geschmückt wurden.

Den bayerischen Flussgolddukaten stehen die badische Raritäten nicht nach. AUS RHEINSAND gewonnen wurde laut Aufschrift eine 1807 geprägte Probemünze des Großherzogs Carl Friedrich von Baden. Die Angabe 22 ½ Karat gibt den Feingehalt dieses Goldstücks an, auf dessen Rückseite "Vater Rhein" das badische Wappen in der Hand hält. Der bärtige Rhenus schaut hinüber zu den Bergen und lehnt sich lässig an ein urnenförmiges Gefäß, aus dem Wasser rinnt. Dass der badische Dukat von 1807 den deutschen Hinweis AUS RHEINSAND trägt, ist wohl dem Bestreben geschuldet, die Landessprache zu pflegen. Es kommen allerdings auch undatierte Flussgolddukaten aus der Zeit um 1804 mit lateinischen Aufschriften vor. Da in einer Tonne Kies oder Sand nur etwa ein bis sechs Milligramm Gold stecken, kann man sich gut vorstellen, wie lange es gedauert hat, bis man aus Donau-, Isar- oder Rheingold bestehende Dukaten im Gewicht von etwa 3,6 Gramm prägen konnte. Dementsprechend war die Herstellung der Geldstücke kostspieliger als der Wert, den sie repräsentieren. Flussgolddukaten sind Sammlern beliebte Raritäten, die im Handel beachtliche Preise erzielen.

Raritäten aus Goldkronach

Brandenburg-Preußen befand sich nicht in der komfortablen Lage anderer Länder, denen reiche Erzgruben zur Verfügung standen. Der Hohenzollernstaat besaß auch keine Flüsse, aus dessen Sand man hätte winzige Goldpartikel waschen können, um auch sie in Münzen zu verwandeln. Erst als im ausgehenden 18. Jahrhundert die fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth im Erbgang an die preußische Krone fielen, konnte man daran gehen, die dort befindlichen Erzgruben nach Spuren von Gold und Silber abzusuchen. Sehr erfolgreich war man nicht, aber es gibt einen numismatischen Beleg für die Mühen - den Goldkronacher Ausbeutedukaten von 1803. Das genau 200 Jahre alte Goldstück ist eine der seltensten preußischen Münzen überhaupt. Nur zwei Exemplare sind von dieser eher bescheidenen Münze bekannt. Ein Stück liegt im Berliner Münzkabinett, ein zweites Exemplar wurde 1996 in der Frankfurter Münzhandlung Dr. Busso Peus für sage und schreibe 315 000 DM versteigert.

Die Münze mit einem Durchmesser von 22 mm ist ein interessanter Beleg für die Mühen preußischer Beamter, nach langer Pause die Goldförderung in den neu erworbenen fränkischen Provinzen wieder in Gang zu bringen. Der spätere Staatskanzler und Reformer Carl August von Hardenberg und der spätere Weltreisende und Naturforscher Alexander von Humboldt machten nach 1791 in ihrer Eigenschaft als dirigierender Minister beziehungsweise als Oberbergmeister und Oberbergrat daran, Verwaltung und Wirtschaft in Ansbach und Bayreuth zu reorganisieren. Man erinnerte sich daran, dass es hier einmal eine recht ergiebige Goldförderung gegeben hat. Die Ausbeute in den Bergwerken um Goldkronach etwa war die Basis für die umfangreiche Goldmünzenprägung der Burggrafen von Nürnberg, die im 15. Jahrhundert die brandenburgische Kurfürstenwürde erhielten. Später gingen die "goldigen" Tage zu Ende. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Goldförderung unterbrochen, und danach kam sie niemals mehr richtig in Gang.

Ungeachtet großer Mühen und beträchtlicher Investitionen war Ende des 18. Jahrhunderts die Ausbeute aus den Erzbergwerken in der Bayreuther Gegend recht mager. Bergbauminister von Heinitz veranlasste dessen ungeachtet zum Zwecke der Dokumentation die Prägung der Goldkronacher Dukaten mit dem gekrönten Adler in einem Oval und Lorbeerzweigen darum sowie der rückseitigen Aufschrift FEINES GOLD AUS DER FÜRSTENZECHE 1803. Da die Kosten für den Betrieb und die wirtschaftlichten Resultate zu sehr auseinander klafften und der preußische Staat nichts zu verschenken hatte, befahl der Minister schon bald die "gänzliche Einstellung der Fürstenzeche".

Bereits 1806 musste das im Krieg gegen Frankreich unterlegene Preußen auf seine fränkischen Provinzen verzichten, die daraufhin an Bayern fielen. Knapp ein halbes Jahrhundert setzte der bayerische König Maximilian II. erneut große Hoffnungen an der Edelmetallförderung im Goldkronacher Revier und ließ die Hüttengebäude erneuern. Aus dem trotz großer Anstrengungen in minimalen Mengen geförderten Golderz wurden 1855 zwei Ausbeutedukaten geprägt. Sechs Jahre später kam das Aus für den Bergbau an dieser Stelle. In den 1920er Jahren hat an der alten Stelle eine private Aktiengesellschaft noch einmal neues Glück versucht, doch wurde der Betrieb schon bald eingestellt, und als man in den 1970er Jahren Probebohrungen anstellte, zeigte sich, dass die Goldadern versiegt waren.

19. Juni 2019

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