"Weder übermütig noch zaghaft"
Ein numismatischer Spaziergang durch die wunderschön aus Ruinen auferstandene Hansestadt Danzig



Danzig ist mit seinen berühmten Kirchtürmen und den Festungsanlagen auf dem Stich aus der Barockzeit abgebildet.



Zwei Kreuze unter der Krone kennzeichnen alle Danziger Münzen, so auch den Dukaten von 1590.





Der Neptunbrunnen mit der Figur des mit einem Dreizack bewaffneten antiken Meeresgottes wurde 1633 vor dem Artushof aufgestellt, dem kostbar dekorierten Treffpunkt der Reichen und Schönen im Herzen von Danzig. Hier der Neptunbrunnen auf Goldstücken zu 25 Gulden von 1923 uund 1930.



Der filigran gestaltete Rathausturm fand auf einer Danziger Münze zu zehn Gulden Platz.



Einem mittelalterlichen Siegel nachempfunden ist die Darstellung einer Kogge als Erinnerung daran, dass die Hansestadt ihre Güter mit diesen Schiffen auf den Meeren transportiert hat. Oben fült die Marienkirche die Vorderseite des Fünfguldenstücks von 1923 aus.



Dass das Ende des Zweiten Weltkriegs fast total zerstörte Danzig aus Ruinen auferstanden ist und sich in alter Schönheit zeigen kann, gleicht einem Wunder. Das Krantor ist ein berühmtes Wahrzeichen und erhielt 1932 numismatische Weihen. (Fotos/Repros: Caspar)

Polens über tausendjährige Geschichte war durch ein ständiges Auf und Ab gekennzeichnet. Großer territorialer Ausdehnung bis hinein in das heutige Russland und einer beherrschenden Stellung im Ostseeraum sowie kulturellen Höhenflügen folgten Niedergang, Chaos und Abhängigkeit von fremden Mächten, schließlich die Zerschlagung des Staates am Ende des 18. Jahrhunderts. Kenntlich ist die glanzvoll von den Piasten, P?emysliden, Anjou, Jagiellonen, Báthory, Wasa, Sobieski und Wettiner geprägte Entwicklung an großartigen Bauwerken wie Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, Rathäuser und prächtige Bürgerbauten sowie an Leistungen bedeutender Künstler und Gelehrter. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte das Königreich sein "goldenes Zeitalter" mit Spitzenleistungen der Architektur, Malerei und Bildhauerkunst, Literatur und Naturwissenschaft.

Zu erleben ist diese Periode unter anderem in der Hanse- und Hafenstadt Danzig (polnisch Gdansk), die unterschiedliche Herren und Besitzer sah und in viele Kriege verwickelt war. Durch Schifffahrt, Bootsbau und Handel mit Fischen, Getreide und anderen Waren reich geworden, besitzt die an der Weichselmündung gelegene Stadt prächtige Kirchen, stolze Bürgerhäuser, repräsentative Tore und wuchtige Getreide- und andere Speicher. Dargestellt ist Danzig auf Bildern von starken Festungsanlagen umgeben, bekrönt durch die Türme der Marienkirche, der Johanniskirche, der Nikolaikirche, der Katharinenkirche sowie dem zierlichen Turm des Rathauses und weiterer Sakral- und Profanbauten. Auch auf Medaillen kann man die Stadt an ihrer Silhouette und durch das aus einer Krone über zwei Kreuzen bestehende Stadtwappen erkennen.

Die Siegermächte des Ersten Weltkriegs trennten 1919 Danzig durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich und machten aus der Stadt einen eigenen Staat mit knapp 400 000 Einwohnern auf einer Fläche von knapp 2000 Quadratkilometern, wenn man die Gewässer einrechnet. Diese Freie Stadt stand unter der Aufsicht eines vom Völkerbund bestimmten Hohen Kommissars, während ihre Sicherheit durch polnische und britische Truppen garantiert wurde. Nach außen ließ sich Danzig durch die polnische Regierung in Warschau vertreten. Die Trennung vom Deutschen Reich erfolgte ohne Volksabstimmung, und so ersehnten viele Danziger ihre "Heimkehr" nach Deutschland. Ein 1921 zwischen Deutschland, Polen und Danzig geschlossenes Abkommen sicherte den Verkehr durch einen "Korridor" von und nach Ostpreußen mit Königsberg als Hauptstadt. Da sich die Einwohner uneins waren, zu wem sie gehören wollen, zum Deutschen Reich oder zu Polen, blieben politische, soziale und kulturelle Spannungen nicht aus. Außerdem wirkte sich Danzigs Lage vor der Ostsee nicht gerade günstig auf sein Wirtschaftsleben aus, das zudem noch durch Zollgrenzen beeinträchtigt wurde.

Zerstörung und Wiedergeburt

Mit der Beschießung eines Militärpostens auf der Westerplatte unweit von Danzig durch das deutsche Panzerschiff Schleswig-Holstein am Morgen des 1. September 1939 brach das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg vom Zaun. An dessen Ende war auch Danzig fast vollständig zerstört, was man aber der Stadt heute nicht mehr ansieht. Polnische Denkmalpfleger und Restauratoren haben sie in den vergangenen Jahrzehnten mit großer Hingabe originalgetreu wieder aufgebaut, wobei sich hinter manchen Fassaden aus der Gotik sowie der Renaissance- und Barockzeit ein modernes, funktionales Innenleben verbirgt.

Uns Deutschen ist Danzig nicht nur wegen der vielen Verbindungen zwischen hier und dort und auch nicht nur durch den Roman "Die Blechtrommel" des in Danzig geborenen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass verbunden. Zu nennen wären auch weitere Landsleute wie der Astronom Jan Heweliusz, der Physiker und Schöpfer einer von Null bis 212 Grad reichenden Temperaturskala Gabriel Daniel Fahrenheit sowie der Philosoph Arthur Schopenhauer. Wer heute von Danzig spricht, wird auch an den Werftarbeiter und Streikführer Lech Walesa denken, der mit seiner oppositionellen Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc wesentlich zur Aufweichung und zum Sturz des kommunistischen Weltsystems und damit auch zur deutschen Einheit beitrug und 1983 den Friedensnobelpreis erhielt, also noch zu Zeiten des Kommunismus. Walesa war von 1990 bis 1995 polnischer Staatspräsident, nach ihm wurde 2004 der Flughafen von Danzig benannt.

Begonnen hat die polnische Münzgeschichte mit bescheidenen Denaren und Brakteaten aus Silber. Im 14. und 15. Jahrhundert kamen Groschen sowie Dukaten aus Gold hinzu. Beteiligt waren am aufblühenden Münz- und Geldwesen auch die Städte Danzig, Elbing und Thorn. Kamen zunächst bescheidene Münzen mit einfachem Design in Umlauf, so wurde die Bildgestaltung im 16. Jahrhundert immer reicher. Die in kostbare Gewänder gekleideten Könige, die zugleich Großherzöge von Litauen waren, erscheinen auf ihren Gold- und Silbermünzen im Schmuck von Kronen oder Lorbeerkränzen, und manche tragen auch die Insignien des Ordens vom goldenen Vlies, der in der katholischen Welt besondere Wertschätzung genoss.

Münzrecht wurde fleißig genutzt

An der Mündung eines viel befahrenen Flusses, der Weichsel, gelegen und damit wichtig für Handel und Verkehr, erhielt Danzig um 1260 das Stadtrecht und 1457 vom polnischen König Kasimir III Jagiellonczyk das Münzrecht. Die mehrfach von Ordensrittern und anderen Mächten eroberte Stadt, die sich 1361 dem Hansebund anschloss, brachte zunächst Schillinge heraus, musste aber bald wieder die Geldherstellung unterbrechen, weil die Münzstätte nach Thorn verlegt wurde. Allerdings pochte Danzig auf das Privilegium Casimirianum und setzte durch, dass König Sigismund I. die Wiedereröffnung einer eigenen Prägestätte mit der Auflage erlaubte, genau nach Thorner und Krakauer Münzfuß zu arbeiten. Die in Danzig geprägten Denare, Schillinge, Ein-, Zwei- und Drei-Groschen-Stücke sowie Dukaten und Taler sind gut erforscht und bilden ein interessantes Sammelgebiet.

Als die Stadt 1577 vom polnischen König Stephan Batory belagert wurde, hat sie nicht dessen Bildnis auf ihre Taler gesetzt, sondern sie mit Jesus Christus als Herrscher der Welt geschmückt, verbunden mit der Umschrift DEFENDE NOS SALVATOR (Erlöser verteidige uns). Nach ihrer Niederlage kehrte die Hansestadt wieder zum königlichen Bildnis zurück und gestand damit ihre Abhängigkeit von der polnischen Krone ein. In Zeiten wirtschaftlicher Blüte brachte Danzig große und schwere Goldmünzen heraus, die vor allem zu Geschenkzwecken verwendet wurden. Zu den bisherigen Nominalen traten im 17. Jahrhundert die in großen Mengen geschlagenen Vierteltaler, auch Ortstaler genannt. Bis heute sind Ausgaben in stattlicher Zahl erhalten und preiswert zu bekommen.

Polnische Teilungen

Dass Danzig auf seinen silbernen und goldenen Münzen sowie auf Medaillen immer wieder gekrönte Häupter abgebildet hat, hängt mit dem Schutz zusammen, den die Stadt durch die Könige von Polen genoss. Da Polen ein Wahlkönigtum war, gelangten Kandidaten aus fernen Ländern, aber auch Vertreter eigener Adelsfamilien auf den Thron. Letzter König vor dem Untergang des Staates aufgrund der dritten Polnischen Teilung von 1795 war Stanis?aw II. August Poniatowski, ein Günstling der russischen Zarin Katharina II., der Großen. Er gab seinem Land 1791 die erste aufgeklärte Verfassung Europas und gewährte Bürgern, Bauern und Juden Rechte, die ihnen anderenorts noch verweigert wurden. Doch der Traum von der konstitutionellen Monarchie ging nicht in Erfüllung, weil sich die vom revolutionären Umschwung in Frankreich beunruhigten Nachbarn bedroht fühlten. Russland, Preußen und Österreich teilten Polen unter sich auf. Stanis?aw II. August starb 1798 im russischen Exil. Nachdem er 1766 in Warschau eine neue Münzstätte eröffnet hatte, ließ er die konkurrierende Anstalt in Danzig schließen. 1793 wurden dort noch einmal Schillinge mit dem königlichen Monogramm AS geschlagen. Als die Stadt kurzzeitig im frühen 19. Jahrhundert von französischen Truppen unter Napoleon I. besetzt war, hat man einiges Kleingeld mit dem Kreuz- und Löwenwappen geprägt.

Eine eigene Münzprägung konnte die Freie Stadt Danzig erst wieder nach dem Ersten Weltkrieg aufnehmen, und das in einer Zeit, als man im benachbarten Deutschen Reich noch um Sinn, Zweck und Form der neuen Gedenk- und Kursmünzen stritt. Das goldene 25-Gulden-Stück von 1923 und 1930 zeigt den 1633 vor dem Arthushof am Langen Markt aufgestellten Neptunbrunnen. Nach einer Italienreise hatte Bürgermeister Bartholomäus Schachmann dieses Wahrzeichen in Auftrag gegeben. Neptun, der antike Meeresgott und Beherrscher der Meere, thront auf einer Wasserschale und wird von Tier- und anderen Figuren aus Marmor flankiert, die als Wasserspender dienen. Ein edel geformtes Gitter umschließt und schützt den Renaissance-Brunnen, dessen Bau sich die kunstsinnigen Bürger 100 000 Gulden kosten ließen. Da Danzig mit seiner bedeutenden Handelsflotte im Ostseehandel eine dominierende Rolle spielte, lag es wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg nahe, dieses Motiv auf den höchsten Münzwert der Freien Stadt zu setzen und auch auf Geldscheinen der Bank von Danzig abzubilden.

Die in einer Auflage von nur eintausend Exemplaren geprägte 25-Gulden-Münze von 1923 sollte die Golddeckung der Danziger Guldenwährung unterstreichen. Das war ein wichtiges Signal an die Um- und Mitwelt, denn im Deutschen Reich erreichte die Inflation 1923 gerade ihren Höhepunkt, und die Reichsmark lag am Boden. In die Geldbörsen der Danziger dürften die Goldmünzen kaum geklappert haben. Man hat sie für repräsentative Geschenke verwendet oder Vertretern des Stadtstaates überlassen, die sich um die neue Währung verdient gemacht hatten. Wenn die Stücke im Handel angeboten werden, erzielen sie enorme Summen. Das wie die Ausgabe von 1923 gestaltete 25-Gulden-Stück von 1930 kam nicht mehr in den Umlauf. Der in einer Auflage von 4000 Stück geprägte Bestand blieb als Sicherheit in der Reichsbank in Berlin liegen. Nach dem so genannten Anschluss Danzigs an Hitlerdeutschland am 1. September 1939 sollen hohe Nazifunktionäre mit dieser Rarität beschenkt worden sein. Wenn die Stücke heute gelegentlich angeboten werden, könnten sie aus einer von den US-Truppen angelegten Sammelstelle für herrenlose Wertgegenstände stammen. Einem Händler soll es nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen sein, einen größeren Posten zu kaufen, und so wäre es möglich, dass einige im Umlauf befindliche Stücke aus dieser Quelle stammen.

Seltene Goldmünzen

Die Danziger Münzprägung der Zwischenkriegszeit hatte 1920 bescheiden mit einer in zahlreichen Varianten geprägten Zehn-Pfennig-Münze aus einer Neusilberlegierung begonnen. Obwohl die Auflage recht groß war, werden die Stücke heute selten angeboten. Sehr teuer sind die wenigen Abschläge aus Silber, die seinerzeit für die an der Herstellung beteiligten Personen angefertigt wurden. Die in Berlin und Utrecht geprägte Serie von 1923 besteht aus einem, zwei, fünf und zehn Pfennigen. Dazu traten Werte zu einem halben Gulden, einem Gulden, zwei Gulden, fünf Gulden und 25 Gulden. Es folgten Ausgaben mit den Jahreszahlen 1927, 1932 und 1935. In den "Blättern für Münzfreunde" (Oktober/November 1923, S. 469) wird lapidar mitgeteilt, der Volksrat in Danzig habe am 23. Oktober 1923 "das Gesetz betr. wertbeständige Danziger Gulden" angenommen, Basis sei das britische Pfund. "Münzen: 25 Dz. Gld. Gold, 5, 2 u. 1 Dz. Gld. Silber, 10 u. 5 Pfg. Nickel, 2 u. 1 Pfg. Kupfer. Kopfbetrag Silber bis 30, N u. K. bis 3 Gld.", wobei die Abkürzungen Dz. und Gld. für Danziger und Gulden stehen. Die Notenbank habe das Recht zur Ausgabe von Noten bis 100 Gulden, und es gebe eine Dritteldeckung an Gold oder Noten der Bank von England.

Für Sammler dürfte es schon damals nicht einfach gewesen sein, die Danziger Goldmünzen zu bekommen. Aus Österreich wissen wir, dass die neuen Goldmünzen zu 100 und 200 Kronen nur gegen Abgabe der gleichen Menge Gold "verabfolgt" wurden. Im Deutschen Reich gab es nach dem Ende der Inflation 1923 und der Einführung der Renten- beziehungsweise Reichsmark Bestrebungen, nach dem Standard der der Kaiserzeit ebenfalls Goldmünzen herauszugeben, doch hat an von dem Plan Abstand genommen und nur wenige Probeprägungen hergestellt. Befürchtet wurde, dass die Goldstücke nicht in den Umlauf kommen, sondern von der Bevölkerung gehortet werden.

Der Freistaat Danzig hat mit dem Neptun-Motiv und weiteren in das Gebiet "Architectura in nummis" passenden Münzbildern auf seine lange Geschichte als Handels- und Kulturzentrum und speziell auf die Leistungen seiner Bewohner als Reeder, Seeleute, Fischer sowie Schiff- und Hausbauer hingewiesen. Wie das 25-Gulden-Stück von 1923 und 1930 sind auch die anderen Werte ansehnlich, so die Darstellungen der mittelalterlichen Marienkirche, des Krantors, mit dessen Hilfe tonnenschwere Holzbalken angehoben werden konnten und das wie der Neptunbrunnen zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt gehört, sowie des Rathauses mit seinem hohen Uhrenturm. Auf anderen Münzen sind mittelalterliche Koggen und Fische zu sehen. Die höheren Guldenwerte tragen die lateinische Rand- beziehungsweise Aufschrift NEC TEMERE NEC TIMIDE, die sich mit "Weder übermütig noch zaghaft" übersetzen lässt. Das Motto passt gut zu einer Stadt, die sich mit seinen Nachbarländern gut stellen und sich durch besondere Leistungen durchsetzen musste. Dass Danzig in den 1930-er Jahren erhebliche innenpolitische Probleme durch die "Heim ins Reich" drängenden Nationalsozialisten hatte, sollte beim Anblick der Münzen nicht außer Acht gelassen werden. Da viele Münzen der Freien Stadt Danzig selten sind, ist auf Fälschungen sowohl bei den Goldmünzen als auch bei den Silberstücken und weiteren Werten zu achten.

Glanz und Elend

Im 16. Jahrhundert erlebte Polen unter den Jagiellonen sein "goldenes Zeitalter" mit Spitzenleistungen der Architektur, Malerei und Bildhauerkunst, Literatur und Naturwissenschaft. Die abwechselungsreiche Münzprägung dieser Zeit steht für Prosperität und Blüte und bildet ein interessantes Sammelgebiet. Einer der großen Könige Polens war Johann III. Sobieski. Der berühmte Heerführer der katholischen Liga war Verbündeter von Kaiser Leopold I. und ging ruhmvoll als Retter der von den Türken belagerten Hauptstadt Wien 1683 in die Geschichte ein. Als der literarisch und sprachlich begabte und als Kunstsammler und Mäzen tätige Monarch und Heerführer 1696 starb, trat nicht sein Sohn Jakob Louis Heinrich Sobieski die Nachfolge an, sondern dank umfangreicher Bestechungsgelder an die Wahlmänner der sächsische Kurfürst Friedrich August I. (August II.). Dieser August der Starke genannte Herrscher und sein Sohn Friedrich August II. (August III.) sind auf zahlreichen polnischen Münzen und Medaillen vertreten, auch solchen aus Danzig, Thorn und Elbing.

Von Glanz und Elend war auch Polens "augusteische" Periode zwischen 1697 und 1763 gekennzeichnet, benannt nach den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. (August der Starke) und Friedrich August II., die als polnische Könige August II. und August III. hießen. Beide Herrscher prägten das Antlitz von Warschau und hinterließen im ganzen Land bis heute sichtbare Spuren. Nach den Teilungen 1772, 1793 und 1795 war Polen als souveräner Staat von der Landkarte verschwunden. Danzig erlitt einen Absturz als preußische Provinzstadt. Nach dem preußisch-russischen Krieg von 1806/7 gegen Frankreich musste Preußen als Verlierer bedeutende Ländereien abgeben. Die bisher unter der Hohenzollernherrschaft stehenden polnischen Gebiete fielen an das neu gebildete, von Frankreich abhängige Königreich Sachsen, und so wurde auch Danzig für kurze Zeit wieder sächsisch.

Nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 wurde den Polen von den ehemaligen "Teilungsmächten" konsequent die Souveränität vorenthalten. Das in Personalunion mit Russland verbundene so genannte Kongress- oder Russisch-Polen mit Warschau als Hauptstadt erhielt anfangs als autonomes Königreich eine eigene Verfassung, Verwaltung und Armee und konnte seine Sprache und Kultur pflegen. Preußen und Österreich eigneten sich weitere polnische Gebiete an. Danzig wurde preußisch und gehörte bis 1918 zum Deutschen Reich. Nie hat es in Polen an Versuchen gefehlt, die Fremdherrschaft abzuschütteln und Warschau wieder zur Hauptstadt eines einheitlichen Staates zu machen. Nach der Niederschlagung eines gegen die Zarenherrschaft gerichteten Aufstandes von 1830/31 verlor Russisch-Polen seine Autonomie, und es begann eine massive Russifizierung seiner Einwohner. Allerdings konnten die Zaren nicht verhindern, dass polnische Patrioten weiterhin mit Worten und Taten die Schaffung eines eigenen Staates verfolgten, aber nicht zum Zuge kamen.

Wiedergeburt 1918 als Republik

Im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 sahen polnische Nationalisten eine Gelegenheit gekommen, sich vom zaristischen Joch zu lösen und den polnischen Staat wieder aufzurichten. 1916 proklamierten die Mittelmächte unter deutscher Führung 1916 ein unabhängiges Königreich Polen. Da man einen König aber nicht benennen konnte, wurde ein Regentschaftsrat eingesetzt. Indes, das Königreich Polen stand nur auf dem Papier. Die Bevölkerung verhielt sich reserviert, denn es ließ sich nicht verheimlichen, dass Deutschland und Österreich einen Marionettenstaat brauchten, um ihn als Puffer gegenüber das in Agonie befindliche Zarenreich zu benutzen und die Bewohner als Kanonenfutter für die eigenen Fronten zu rekrutieren. Erst 1918 erlangte Polen seine Souveränität, die durch den Versailler Friedensvertrag bestätigt wurde und im Herbst 1939 ein jähes Ende fand.

Die von Deutschland angestimmten Friedensschalmeien und ein Freundschafts- und Nichtangriffspakt waren keinen Pfifferling wert, als Hitler in den späten dreißiger Jahren daran ging, die Grenzen des "Großdeutschen Reichs" mit militärischer Gewalt nach Osten auszudehnen. Voraussetzung für den Überfall auf Polen, das durch Beistandsverträge mit England und Frankreich verbunden war, am 1. September 1939 war der Abschluss des Hitler-Stalin-Pakt am 23. August 1939. Das offiziell als Nichtangriffsvertrag deklarierte Abkommen enthielt einen hochgeheimen Zusatz, durch den das Deutsche Reich der Sowjetunion den Einmarsch nach Ostpolen, in Bessarabien und in die baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland zugestand. Stalin verpflichtete sich, Hitler nichts in den Weg zu legen, wenn seine Wehrmacht in Polen einfällt. In der Sowjetunion wurde der überraschend mit dem Naziregime abgeschlossene Vertrag offiziell damit begründet, dass man Zeit gewinnen will, um sich gegen einen möglichen deutschen Überfall durch Deutschland vorzubereiten. Aus der Geschichte ist jedoch bekannt, dass der sowjetische Diktator den Freiraum nicht nutzte und auch Warnungen vor einem bevorstehenden Angriff in den Wind schlug, was Millionen Menschen das Leben kostete.

Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Überfall auf Polen und endete in einem Meer von Blut, Tränen und Trümmern. Unser Nachbarland verbittet sich die irreführende Formulierung "polnische Vernichtungs- und Konzentrationslager" für die von den Deutschen und nur von ihnen eingerichteten Mordstätten im besetzten Polen und in anderen Ländern. 37 Kilometer von Danzig entfernt wurde bereits am 2. September 1939 das Konzentrationslager Stutthof zunächst als Zivilgefangenenlager eingerichtet und kam am 1. Oktober 1941 unter den Befehl der Gestapo. Aus den Leichen wurde Seife gewonnen, die für Reinigungszwecke verwendet wurde. Eine industrielle Seifenproduktion aus menschlichem Körperfett ist dagegen nicht belegt. In Stutthof waren etwa 110.000 Menschen inhaftiert, von ihnen kamen ungefähr 65.000 Menschen ums Leben. Das Lager wurde am 9. Mai 1945 von sowjetischen Soldaten befreit.

18. Februar 2018

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