Unternehmen und vollbringen
Medaillen des Dresdner Künstlers Peter-Götz Güttler in einem weiteren Band seines Werkverzeichnisses abgebildet und beschrieben



Das zum 80. Geburtstag des Künstlers erschienene Buch kam im Verlag Via Regia Königsbrück heraus, hat 364 Seiten, kostet 59 Euro und ist zu beziehen bei Heiko Ziesch, Wagnergasse 4 in 01877 Bischofswerda (e-Mail: Heiko.Ziesch@t-online.de).



Güttler-Medaillen bilden immer wieder mittelalterlichen Grafiken und Gemälden nachempfundene Szenen aus uralten Münzstätten ab.



Peter-Götz Güttler setzte der 2010 verstorbenen Leipziger Münzhändlerin Heidrun Höhn mit der Medaille ein schönes Denkmal. Ihr Porträt wird mit der Ansicht von Neustadt an der Orla kombiniert, wo sie lange Zeit gelebt und gearbeitet hat.





Der neue Katalog stellt Prägemedaillen vor, für die Güttler die Entwürfe geschaffen hat. Im Unterschied zu seinen Güssen erzielten diese von der Dresdner Traditionsfirma Glaser & Sohn geprägten Medaillen aus Silber und Zinn höhere Auflagen. Die Medaille links anlässlich der Wiedereröffnung der Dauerausstellung des Dresdner Münzkabinetts im Residenzschloss der sächsischen Landeshauptstadt zeigt rückseitig den Georgenbau, in dem die Sammlung untergebracht ist.



Die zum 14. deutschen und 25. mitteldeutschen Sammlertreffen in Erfurt geschaffene Medaille ehrt im Reformationsgedenkjahr 2017 Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora.



"Unternehmen und vollbringen" lautet übersetzt das Motto einer von Dirks Krauss entworfenen und Olaf Stoy modellierten Medaille von 2009 zum 70. Geburtstag von Peter-Götz Güttler mit seinem nach links und nach rechts gewendeten Profilbildnis und Dresdner Motiven.



Die Sächsische Numismatische Gesellschaft widmete 2019 dem Künstler zum 80. Geburtstag eine Plakette mit seinem Bildnis und der Ansicht des Leipziger Völkerschlachtdenkmals.



Das 25jährige Bestehen des Berliner Arbeitskreises Medaillenkunde wurde 2005 durch eine querovale Gussmedaille gewürdigt, auf der Sammlerfreunde in der Tempelhofer Münzhandlung von Matthias Senger ausgelegte Medaillen und Plaketten betrachten und auf der Rückseite unter dem Brandenburger Tor markante Daten aus der Geschichte des 1980 in einem Klubhaus der Eisenbahner gegründeten Arbeitskreises erwähnt. (Fotos: Aus dem besprochenen Buch/Caspar)

Der Dresdner Künstler Peter-Götz Güttler ist Freunden der modernen Gussmedaille ein guter Begriff. Seine anlässlich von Stadt- und Landesjubiläen sowie zur Erinnerung an Ereignisse und Gestalten der Geschichte und Gegenwart geschaffenen Arbeiten sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Hinzu kommen, um die Bandbreite des Architekten, Bildhauers und Medailleurs anzudeuten, Medaillen, die Numismatische Vereine in Auftrag gegeben haben oder deren Ausstellungen würdigen, und viele andere mit Fantasie und größer technischer Könnerschaft geschaffenen Arbeiten. Doch nicht nur mit seinen oft zu Auszeichnungszwecken verwandten Medaillen bewies Güttler große Könnerschaft, auch bei Bauwerken und Denkmälern ist er im öffentlichen Raum vertreten.

Güttlers umfangreiches Oeuvre wurde von der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst in dem bis zum Jahr 2011 reichenden Werkverzeichnis von Martin Heidemann: "Gegossene Sichten und Welten" gewürdigt und erschien im Sandstein Verlag, Dresden 2012 (ISBN 978-3-95498-002-4). Jetzt hat die Sächsische Numismatische Gesellschaft (SNG) diese Arbeit in einem weiteren, opulent mit zahlreichen Bildern ausgestatteten Katalog- und Studienband fortgesetzt. Er verzeichnet Güttlers ab 2012 gestalteten Medaillen, enthält aber auch Nachträge, die seinerzeit von der DNG noch nicht erfasst waren. Zum Zwecke der Vervollständigung hatten die Bearbeiter einen Aufruf mit der Bitte gestartet, ihnen bisher noch nicht erfasste Medaillen und unbekannte Varianten zu mitzuteilen, und so konnte manche Lücke geschlossen werden. Die sorgsam ziselierten Medaillen mit Porträts sowie Stadt- und Gebäudeansichten, Allegorien, Wappen und auch Szenen aus alten Münzschmieden sowie Münzbildern und anderen Motiven und stets mit vielen Schriftzeilen bestehen Weißmetall und sind patiniert. Die von Matthias Kokisch und anderen angefertigten Fotos machen Lust, sich weiter in das Werk von Peter-Götz Güttler zu vertiefen und selber eine Sammlung anzulegen.

Architekt, Grafiker, Plastiker und Medaillengestalter

Dem am 8. Juni 1939 in Greifswald geborenen Künstler war nicht an der Wiege gesungen worden, dass er einmal Architekt, Grafiker, Plastiker und Medaillengestalter werden würde. Nach Abschluss einer Forstarbeiterlehre absolvierte er an der Technischen Universität Dresden ein Architekturstudium und begann seine Arbeit autodidaktisch als Medaillengestalter 1971 mit einer Medaille zur Geburt seines Sohns Torsten. Ab Mitte der 1980er Jahre bildete die "gegossene Form", um ein Wort von Goethe abzuwandeln, den Schwerpunkt seiner Arbeit. Für seine Schöpfungen benötigte er weder Gravierwerkzeuge noch Stempel noch Prägemaschinen. Er bewerkstelligte alles allein vom Modell über die Anfertigung der Formen bis zum Metallguss und zur Patinierung. Als Gussmaterial verwendete er Weißmetall, eine Legierung aus Zinn, Blei, Antimon und weiteren Metallen mit niedrigem Schmelzpunkt. Dass ihr Mann anfangs die häusliche Küche als Gießerwerkstatt benutzt hat, dürfte seiner Frau Heiderose wenig gefallen haben, war aber unumgänglich, wie in geselligen Runden gern kolportiert wurde. So weit möglich teilt das Buch die Auflagezahlen der bald schon in einer eigenen Gießerwerkstatt hergestellten Medaillen mit. Sie bewegen sich vielfach im einstelligen Bereich, und manche Arbeiten sind ausgesprochene Unikate. Inzwischen werden Güttlers Arbeiten vom Münzhandel angeboten, so dass Sammler ihre Bestände mit interessanten Präge- und Gussmedaillen auffüllen können.

Aufsätze von Björn-Gunnar Haustein, Matthias Grimm, Martin Heidemann würdigen das Leben und Schaffen des Künstlers, den man mit Fug und Recht wegen der vielen von ihm geschaffenen Motive auch als "den" Chronisten deutscher Münzvereine bezeichnet hat. Wo es sich anbietet, zeigt Güttler am Beispiel winziger Münzen und Medaillen, was dort gesammelt und erforscht wird. Nicht unerwähnt sollte sein, dass sich der Künstler an Wettbewerben zur Schaffung von Zehnmark- und Kursmünzen der Bundesrepublik Deutschland beteiligt hat. Außerdem gehen Entwürfe für Prägemedaillen mit Bildnissen sächsischer Herrscher und anderen Motiven auf ihn zurück. Da Güttler an der friedlichen Revolution in der DDR beteiligt war, nimmt es nicht Wunder, dass er die dramatischen Ereignisse von vor 30 Jahren und das schwierige, durch manche Konflikte überschattete Zusammenwachsen beider deutscher Staaten auf seinen Medaillen thematisiert hat. Erfasst werden in dem neuen Buch die dem Künstler verliehenen Ehrengaben und Auszeichnungen Numismatischer Gesellschaften. Martin Heidemann dokumentiert die zwischen 2012 und 2018 entstanden Medaillen und zeigt, wie Peter-Götz Güttler geradezu genial, seine Ideen aus überbordender Fantasie und einem großen Reservoire historischer und aktueller Bilder schöpfend, zu Medaillen geformt hat. Zu lesen ist auf ihnen "Unternehmen und vollbringen", "Sammeln verbindet", "Numismatik am Main, Wasser und Wein", "Europa quo vadis", "Geteilte Freude ist doppelte Freude" oder auch "Wein und Mädchen sind zwei Zauberfädchen die auch die erfahrnen Vögel gern umgarnen".

Porträts Gebäude, Landschaften und Inschriften

Wer und was von Güttler auf seinen Medaillen manchmal mit einem Durchmesser von über 100 Millimetern geehrt wurde, wird am Ende des Buches erläutert. Wenn man die eine oder andere Medaille betrachtet, dann sieht man, dass dem Künstler Porträts historischer und lebender Personen nicht immer gelungen sind. Hingegen sind Gebäude, Landschaften und Inschriften häufig besser ausgefallen. Dass Güttler sehr wohl gut und treffend porträtieren kann, zeigen seine am Ende des Buches vorgestellten Gemälde und Skulpturen.

Dass Güttler viel mehr war als ein Mann der Medaille unterstreicht Thomas Arnold im abschließenden Teil des neuen Katalogs. Er habe nebenher oder teils auch ganz konzentriert und vordergründig in anderen Kunstgattungen gearbeitet, so vor allem in der Grafik, Malerei und Bildhauerei. "Die Medaillen, das sieht man spätestens als Besucher bei den Güttlers, sind eigentlich nur ein Ausschnitt des künstlerischen Gesamtschaffens. Wenn auch ein wichtiger und umfangreicher. [...] Das Gesamtwerk umfasst Zeichnungen, Malereien mit verschiedenen Techniken, Collagen, große und kleine Plastiken. Man gewinnt den Eindruck, dass es dem Künstler zeitweise Spaß machte, sich in neuen Techniken zu versuchen. Und immer und überall sind beeindruckende Werke entstanden, die nicht den Eindruck erwecken, man habe es mit Spielereien, einem Experimentieren zu tun. Immer ist das Ergebnis mit großem Ernst zustande gekommen und kann auch vor kritischen Blicken bestehen", schreibt Arnold. Dass dieses Kapitel im Leben und Schaffen von Peter-Götz Güttler in einem Medaillenkatalog gewürdigt wird, verdient besonders hervorgehoben zu werden.

Ein "Muss" für Freunde und Sammler zeitgenössischer Medaillen

Überblickt man das Schaffen von Menschen, die Münzen und Medaillen gestaltet haben, dann kann man ähnliche Bezüge zu anderen Sparten der bildenden Kunst feststellen. So geht die eine oder andere Medaille auf den Architekten Karl Friedrich Schinkel und den Maler Adolph Menzel zurück, und wenn man tiefer gräbt, wird man weitere lobenswerte Beispiele für die Verbindungen dieser Kunstformen finden. Der Güttler-Katalog regt an, sich auf die Suche zu begeben. Ich möchte hier nur den sächsischen Münzgraveur Friedrich Wilhelm Hörnlein erwähnen, dem die Freiberger Münzfreunde das von Udo Becker herausgegebene Buch "Friedrich Wilhelm Hörnlein. Ein bedeutender deutscher Medailleur des 20. Jahrhunderts und der Märzbund" (Freiberg 2018, 243 S., 175 Abb., 49,90 Euro, ISBN 987-3-86012-595-9) gewidmet hat und der auch als Maler und Bildhauer brillierte (siehe Eintrag auf dieser Internetseite/Münzen und Medaillen vom 27. August 2019).

Peter-Götz Güttler war über viele Jahre in dem von Richard Peterhänsel geleiteten Arbeitskreis Medaillenkunde Berlin zu Gast, der sich regelmäßig in den Räumen der Tempelhofer Münzhandlung Matthias Senger traf und trifft. Dort berichtete er anhand aktueller Kreationen über seine Arbeitsweise und aus welchen Quellen er seine Bilder und Widmungen schöpft. Versteht sich, dass er dieser kleinen Gemeinschaft von Münz- und Medaillenfreunden einige Medaillen gewidmet hat, die im ersten Band des Güttler-Katalogs zu finden sind. Beide Publikationen sind zweifellos für jede medaillenkundliche Bibliothek eine Bereicherung und stellen nach Auffassung der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft ein "Muss" für Freunde und Liebhaber der zeitgenössischen Medaille dar, eine Bewertung, der ich mich gern anschließen möchte. .

29. Dezember 2019

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