Kühner Sprung von Hannover nach England
Gottfried Wilhelm Leibniz vertiefte sich in die Geschichte der Welfen und half bei der Gestaltung ihrer Medaillen



Die DDR und die Bundesrepublik brachten Gedenkmünzen zum 250. Todestag von Gottfried Wilhelm Leibniz heraus, die Gedenkmünze zur Sechshundertjahrfeier der Leipziger Universität von 2009 ehrt Leibniz, der einer ihrer berühmtesten Studenten war.



Die frühe Geschichte des Welfenhauses - links ein kolorierter Holzschnitt in einer Chronik von 1492 - wurde minutiös von Gottfried Wilhelm Leibniz erforscht. Sein von Ernst Hähnel geschaffenes und 1883 enthülltes Denkmal steht im Campus der Leipziger Universität, an der der Gelehrte im 17. Jahrhundert studiert hatte.



Samuel Lamblet schuf 1701 die Medaille auf die Nachfolge der Kurfürstinwitwe Sophia geborene Prinzessin von der Pfalz "aus königlichem Geschlecht" auf den englischen Thron. Auf der Rückseite ist Mathilde, die Gemahlin Heinrichs des Löwen abgebildet, der ausdrücklich als Stammvater des braunschweigischen Hauses genannt wird.



Die Medaille von Ehrenreich Hannibal aus dem Jahr 1710 wurde auf die Erlangung der Würde des Erzschatzmeisteramtes durch Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, der 1714 als Georg I. den englischen Thron bestieg.



Die leere Stelle im Wappen auf dem Taler von 1693 deutet an, dass der ein Jahr zuvor in das Kurfürstenkollegium aufgenommene Ernst August von Braunschweig-Lüneburg darauf wartet, welchem Erzamt er zugeteilt werden soll. Der Herrscher starb 1696, seinem Sohn gelang 1714 der "Sprung" nach England, wo der als Georg I. den Königsthron bestieg.



Gottfried Wilhelm Leibniz war am Berliner ein gern gesehener Gast. Der Holzstich von Adolph Menzel aus dem Jahr 1840 zeigt ihn im Gespräch mit der klugen und musisch begabten Sophie Charlotte, der Gemahlin König Friedrichs I., im Hintergrund ist das Schloss Charlotten Burg zu sehen.



Der Entwurf für die Medaille auf die Gründung der Berliner Akademie im Jahr 1700 soll auf Leibniz zurück gehen. Auf der Rückseite steigt der Adler von Kurbrandenburg, aus dem 1701 ein Königreich wurde, zu seinem Sternbild auf.



Die von Carl Fischer geschaffene Medaille zum 200. Todestag von Leibniz zeigt dessen Porträt ohne die übliche Perücke sowie die am Altar der Wissenschaft opfernde Borussia, der "Akademieadler" schaut ihr dabei zu.



Seit über einhundert Jahren verleiht die Berliner Akademie der Wissenschaften die von Constantin Starck geschaffene Leibniz-Medaille mit dem ins Deutsche übersetzten Motto "Würdiges dem Würdigen" an bedeutende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und ehrt damit auch jenen Mann, der maßgeblich zur Gründung der Gelehrtensozietät im Jahr 1700 beigetragen hat. Die Zahl 1959 unter der Stadtansicht bezieht sich auf das Jahr der Verleihung. (Fotos/Repros: Caspar)

Die große Landesausstellung zum 800. Todestag Heinrichs des Löwen war 1995 der "Schlager" im vollgepackten Veranstaltungsprogramm der Löwenstadt Braunschweig. In dem vom Braunschweigischen Landesmuseum gestalteten Abschnitt über das "Nachleben" des vielgerühmten und vielgeschmähten Herzogs von Sachsen und Bayern war auch eine prächtige Barockmedaille von 1701 ausgelegt, die die Ambitionen der Welfen auf den englischen Thron dokumentiert. Abgebildet ist nicht der Ahnherr nicht Herzog Heinrich, sondern seine englische Gemahlin. Die Silberprägung aus dem Herzog Anton Ulrich-Museum, geschaffen von Samuel Lambelet, zeigt auf der Vorderseite das Brustbild der "zur englischen Thronfolgerin benannten" Kurfürstin Sophie, Enkelin des englischen Königs Jakob I. und Witwe von Ernst August, Kurfürst von Hannover und Herzog von Braunschweig-Lüneburg, der 1698 starb. Interessanter noch als die Vorderseite ist die Rückseite dieser Medaille. Sie bildet das imaginäre, ein wenig am Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde im Braunschweiger Dom orientierte Brustbild eben dieser Fürstin ab.

Die 1156 geborene Tochter des englischen Königs Heinrich II. Plantagenet und Mutter Kaiser Ottos IV. war mit jungen Jahren nach Norddeutschland gekommen und hatte 1168 in Minden Heinrich den Löwen geheiratet. Das Ereignis wurde durch die sogenannten Hochzeitspfennige - Brakteaten mit zwei Köpfen über einer Burg und einem schreitenden Löwen - gefeiert. Mit Heinrich unternahm sie 1172 eine triumphale Pilgerreise ins Heilige Land. Auf dem beschwerlichen, durch einen Chronisten genau beschriebenen Weg dorthin kamen das Paar und die Blüte der damaligen Ritterschaft auch nach Konstantinopel, wo ihnen ein großartiger Empfang bereitet wurde. Heinrich ließ die Reliquien, die er nach Hause brachte, in kostbare, mit Edelsteinen besetzte Behälter fassen und stiftete sie dem von ihm errichteten Braunschweiger Dom Sankt Blasius und weiteren Kirchen. Die Reliquiare gehören zum Kostbarsten, was die Goldschmiedekunst des 12. Jahrhunderts hervorgebracht hat, und bildeten die Höhepunkte der Ausstellung "Heinrich der Löwe - Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125-1235" in der Burg Dankwarterode im Herzen von Braunschweig.

Kurfürst wurde König

Rund ein halbes Jahrtausend später wurden Kurfürstin Sophie und ihre Leibeserben als Nachkommen Jakobs I. vom englischen Parlament zu englischen Thronerben ausgerufen. Bedingung war, dass die Anwärter protestantisch bleiben und die regierende Königin Anna, Tochter Jakobs II., keine eigenen Erben hat. Allerdings wurde Sophie nicht Königin von England, denn sie starb am 8. Juni 1714 im Schloss Herrenhausen, zwei Monate, bevor die englische Königin Anna starb. Ein Sterbetaler der Kurfürstinwitwe Sophie von 1714 erwähnt, dass sie zur Thronfolge bestimmt war. Ihre Nachfolge trat der Sohn Georg Ludwig, Herzog von Braunschweig-Lüneburg und seit 1692 Kurfürst von Hannover, als König Georg I. an. Die Parlamentsakte von 1701 hatte ihm die Thronfolge zugesichert.

Die Thronbesteigung von Georg I. begründete das in Großbritannien bis zum Tod von Queen Victoria 1901 regierende Haus Hannover sowie die bis 1837 bestehende Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Der neue König söhnte sein Land mit den Vereinigten Niederlanden und dem Hause Habsburg aus und schloss Frieden mit Frankreich. Er trug erheblich zur Stabilisierung der politischen Verhältnisse im Vereinigten Königreich bei, in dem sich politischen Machtverhältnisse von der Krone in Richtung Parlament und Regierung verschoben. Der neue König lebte hauptsächlich in Großbritannien, kehrte jedoch immer wieder nach Hannover, als essen Herrscher er Sitz und Stimme im deutschen Kurfürstenkollegium besaß, also zur Wahl des römisch-deutschen Kaisers berechtigt war. Während seiner Reisen in das römisch-deutsche Reich übten entweder sein Sohn Georg August als Prince of Wales oder das Komitee der Wächter und Richter des Königreiches die Macht im Lande aus. Der aus Deutschland stammende Monarch war Arbeitgeber des Komponisten Georg Friedrich Händel und starb 1727 in Osnabrück.

Mit Hilfe der Geschichtsschreibung und Hinweisen auf ihre kaiserliche Abkunft versuchte das Welfenhaus im späten 17. Jahrhundert, seine Position im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation aufzuwerten. Das lag im Trend. Im Barock, als man die eigene Vergangenheit neu entdeckte und mit einer langen Ahnenreihe bis in graue, kaum noch fassbare Zeiten zurück auftrumpfte. Das taten sogar ganz kleine Potentaten wie die zu Reichsfürsten erhobenen Grafen von Schwarzburg, die unter ihren Vorfahren einen König hatten, den im Kaiserdom zu Frankfurt am Main bestatteten, nie zu wirklicher Entfaltung gelangten und 1349 verstorbenen Günther XXI. Deshalb ließen sie den Kaisersaal neben Die der Schwarzburg in Thüringen mit einer noch heute erhaltenen Ahnengalerie sogar mit imaginären Porträts römischer Cäsaren ausmalen. Auch die Hohenzollern schmückten ihr Berliner Schloss mit Marmorskulpturen brandenburgischer Kurfürsten und römischer Kaiser. Sie wurden so aufgestellt, als seien die Cäsaren Vorfahren der Hohenzollern.

Hofhistoriograph ließ sich Zeit, war aber genau

Für die Aufarbeitung der Geschichte des Welfenhauses war unter anderem der in Hannover tätige Hofhistoriograph Gottfried Wilhelm Leibniz zuständig, der sich bereits durch zahlreiche geschichtliche Abhandlungen empfohlen hatte. 1685 übernahm er die Erarbeitung der Vita des fürstlichen Hauses Braunschweig-Lüneburg. Auftraggeber war Ernst August, der spätere Kurfürst von Hannover. Der in der Genealogie, Siegelkunde und Münzkunde bewanderte Leibniz wurde verpflichtet, "an der Historie unseres Frl. (Fürstlichen) hauses mit allem Fleiße zu arbeiten, so seyn wir gdst (gnädigst) zu frieden, daß seine ietzige besoldunge in eine pension ad dies vitae verwandelt... werde". Der berühmte Gelehrte nahm die gut dotierte Aufgabe sehr ernst, entwickelte eine umfangreiche Korrespondenz, sammelte Urkunden und Materialien. Wie sich aber zeigte, gelang es ihm nicht, die Erwartungen seiner Auftraggeber zu erfüllen. Er handelte sich sogar Ärger ein, als er trotz vielfältiger Mahnungen und "Druck von oben" bei der Welfengeschichte nur bis zum 10. Jahrhundert kam.

Der Plan, bis Kaiser Otto IV., dem dritten Sohn Heinrichs des Löwen und der Mathilde von England, zu kommen blieb unausgeführt. Neuere Zeiten wollte Leibniz anderen Gelehrten überlassen. Zu seiner Entschuldigung trug der Historiograph vor, er werde durch viele andere dienstliche Aufträge gehindert, das Werk zügig zum Abschluss zu bringen, und er brauche die "liberté des études et des voyages", also die Freiheit der Studien und der Reisen, um die Arbeit abzurunden. Er sei in erster Linie der Wissenschaft verpflichtet und brauche Zeit.

Außerordentliche konzentrierte Arbeit

Als der mit seiner Auftraggebern im Streit über Sinn und Zweck der "Historia domus", der welfischen Hausgeschichte, liegende Gelehrte am 14. November 1716 in Hannover starb, nahm ihm der Tod die Feder für die in den letzten Jahren mit erheblichem Kraftaufwand verfassten "Annales imperii occidentis Brunsvicensi Imperatorem M. et Witikindo an Henricum S. ultimum ex prima stirpe Brunsvicensi Imperatorem" aus der Hand. Der Historiker Werner Conze beurteilte die "Annales" mit folgenden Worten: "So ergibt sich insgesamt der Eindruck einer außerordentlichen, konzentrierten Arbeit, in der alle Weitschweifigkeit fehlt und jeder Satz nur auf Grund sorgfältiger und scharfer Durchdringung niedergeschrieben worden ist." Was der Siebzigjährige erreicht hat, müsse "um so mehr Bewunderung erregen, als die Geschichtsschreibung, die in solcher Schärfe kritischen Eindringens wohl von keinem deutschen Historiker seiner Zeit erreicht worden ist, nur einen Teil der Leibnizschen Leistung - und nicht den entscheidenden - überhaupt dargestellt hart."

Dass der gründlich arbeitende, umfassend gebildete und sprachbegabte Forscher im In- und Ausland wie Italien erstmals wichtige historische Quellen über die früheste Geschichte des mit dem italienischen Geschlecht Asti (Este) verwandten Welfenhauses erschlossen hatte, um historische Vorgänge und verwandtschaftliche Beziehungen allumfassend darstellen zu können, spielte in den Augen seiner ungeduldigen Auftraggeber nur eine geringe Rolle. Ihnen war daran gelegen, dass sie in gedruckter, mit vielen Kupferstichen versehener Form ein "Opus historicum" vorweisen konnten, das ihre politischen Ambitionen untermauert und die Mit- und Nachwelt in ehrfürchtiges Erstaunen versetzt.

Argumentationshilfe zum Erwerb der Kurwürde

In einer Denkschrift von 1684/85 hatte Gottfried Wilhelm Leibniz die "Grandeur de la Serenissime Maison de Brunsvic-Luneburg" ins rechte Licht gerückt, quasi als "politische Argumentationshilfe" für den auf Erwerb der Kurwürde erpichten Landesherren. Als wichtige Kriterium für die Ansprüche auf das Privileg des Herzogs, in das exklusive Kurfürstenkollegium aufgenommen zu werden, betonte der Autor die kaiserliche Herkunft des Welfengeschlecht und sein mythisches Alter. Nicht weniger als 20 Generationen konnte Leibniz lückenlos dokumentieren. Bei der Beschreibung der Ahnentafel hob er auch Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, hervor, dessen Herrschaftsgebiet von der Nordsee bis zum Mittelmeer ("De mari ad mare") reichte. Um der Forderung nach der Kurstimme Nachdruck zu verleihen, betont die Denkschrift, dass Welfenfürsten von Welf V. bis Heinrich dem Löwen bereits an Königswahlen beteiligt waren.

Seinem Landesherren und Arbeitgeber Ernst August gelang es 1692, die neunte Kur trotz des Widerstandes im Reichsfürstenkollegium und in der eigenen Verwandtschaft zu erwerben. Solche mit erheblichem Prestigezuwachs verbundenen Standeserhöhungen waren nicht für umsonst zu bekommen. Ernst August stellte Kaiser Leopold I. Soldaten zur Verfügung und zahlte eine halbe Million Taler in dessen Kriegskasse zur Abwehr der Türken. Auch der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. war nicht knauserig, als er 1701 seine Erhebung zum König "in" Preußen dem Kaiser mit klingender Münze honorierte und den Zuwachs an Dignität (Würde) durch aufwändige Festivitäten und zahlreiche prächtige Medaillen würdigte.

Adler steigt zu seinem Sternbild auf

Die Medaillen, auf denen die von Ernst August erworbene Kurfürstenwürde dokumentiert ist, wurden von Gottfried Wilhelm Leibniz entworfen. So liest man es in der einschlägigen Literatur. Auch bei anderen Gelegenheiten hat der Gelehrte an der Gestaltung von Medaillen mitgewirkt, vor allem an Prägungen anlässlich der Gründung der Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, deren zum Sternbild des Aquila aufsteigender Adler auf einen Entwurf des am Hof zu Berlin und Charlottenburg höchst angesehenen Gelehrten zurückgehen soll.

Die wohl bekannteste Medaille auf die Aufnahme in das Kurfürstenkollegium zeigt den etwas hageren Kurfürsten mit wallender Allongeperücke und römischem Harnisch. Das vielteilige Wappen auf der Rückseite liegt auf einem Hermelinmantel und wird vom Kurhut gekrönt. Da jeder Inhaber der Kurwürde nach den Festlegungen der Goldenen Bulle von 1356 ein zeremoniales Amt ausübte, bei Ernst August aber noch nicht ganz klar war, welches er übernehmen soll, blieb das Feld im Wappen leer. Das "Warteschild" bekam später einen passenden Inhalt - die Kaiserkrone als Sinnbild des Erzschatzmeisteramtes. Braunschweigische Taler von Ernst Augusts Sohn Georg Ludwig aus dem frühen 18. Jahrhundert zeigen die Krone und erwähnen, dass der Kurfürst-König Georg I. von Großbritannien Erzschatzmeister des Reiches ist. Die deutsche Kaiserkrone ist auf verschiedenen Münzen von Kurhannover ein wenig versteckt in mehrfeldigen Wappen zu erkennen. Eine Medaille von 1710 auf die offizielle Verleihung der Erzschatzmeisterwürde zeigt die berühmte Goldschmiedearbeit in voller Schönheit, sonst aber scheint das Symbol recht wenig auf Prägungen der Welfen verwendet worden zu sein. Nach der Auflösung des römisch-deutschen Reiches 1806 hatten die Kurstimmen und die Erzämter ohnehin keine Bedeutung mehr.

Streit um die Reichssturmfahne

Gottfried Wilhelm Leibniz hatte für die Gestaltung der Medaille von 1692 ursprünglich vorgeschlagen, den neuen Kurfürsten auf der erwähnten Prägung als Archibandifer oder Archibannerarius zu bezeichnen, also als Inhaber des Erzbanneramtes. Dagegen aber protestierte der Herzog von Württemberg, der traditionell die Reichssturmfahne "verwaltete" und dies auf seinen Münzen und Medaillen dokumentierte. Um Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, verzichtete man auf nähere Hinweise auf ein Erzamt. Die stark abgekürzte Titulatur bezeichnet Ernst August lediglich als "von Gottes Gnaden Herzog von Braunschweig und Lüneburg, des Heiligen römischen Reiches Kurfürst (Elector), Bischof von Osnabrück", während die Rückseite die Standeserhöhung so beschreibt: "Unter den feierlichen Auspizien Leopolds I., des römischen Kaisers, Semper augustus, in die Kurwürde und die mit ihr zusammenhängenden Rechte durch feierliche Zeremonie eingesetzt, im Jahre des Herrn 1692, am 9/19 Dezember."

Der Graveur der Stempel für diese eindrucksvolle Medaille scheint nicht bekannt zu sein. Eine weitere Variante mit einem etwas beleibteren Kurfürsten stammt von Ernst Brabandt. Warum zwei vor allem in der Porträtwiedergabe differierende Medaillen hergestellt wurden, wäre zu klären. Ebenso müsste die Frage, welchen Anteil Leibniz wirklich an der Medaille hatte, anhand der überkommenen Originaldokumente noch erforscht werden. Vielleicht wird eines Tages bekannt, ob die eingangs beschriebene Medaille mit der Kurfürstin Sophie und ihrer Urahnin Mathilde auch auf eine Idee von Leibniz zurückgeht.

Gelehrtenbriefe zum Weltkulturerbe erhoben

Im Sommer 2007 wurden 15 000 Briefe, die der berühmte Polyhistor und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz an rund 1100 Zeitgenossen geschrieben hat, in die Liste der UNESCO "Memory of the World" aufgenommen. Das Welterbekomitee nannte den in der Niedersächsischen Landesbibliothek zu Hannover aufbewahrten und vom Leibniz-Archiv und der Leibniz-Forschungsstelle Münster der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie von der Leibniz-Editionsstelle in Potsdam und der Leibniz-Arbeitsstelle Berlin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften edierten Nachlass des ersten Präsidenten der anno 1700 gegründeten Berliner Akademie der Wissenschaften ein "Gründungsdokument der Moderne". Deutschland ist durch berühmte Druckwerke von Johannes Gutenberg, der literarische Hinterlassenschaft von Johann Wolfgang Goethe in Weimar sowie das in Berlin befindliche Autograph von Beethovens 9. Sinfonie in dem Verzeichnis der Organisation der Vereinten Nationen für Wissenschaft, Kultur und Erziehung ehrenvoll vertreten.

Die Korrespondenz des Universalgelehrten gilt als eine der größten Nachlässe dieser Art auf der Welt. Zusätzlich zu den Briefen beschrieb der Mathematiker, Ingenieur, Philosoph, Historiker, Jurist, Kirchenrechtler und was er sonst noch war bis zu 200.000 Manuskript-Blätter in mehreren Sprachen. In der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek zu Hannover verwahrt, werden sie seit langer Zeit entziffert und publiziert.

13. März 2019

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