Geheimnisvolle Monogramme und Symbole
Auf in- und ausländischen Euro-Münzen und anderen Geprägen kann man mit der Lupe allerhand entdecken





Die kleinen Zeichen und Buchstaben auf den Zweieuromünzen aus Belgien von 2018 und Monaco von 2014 lassen sich mühelos anhand der Münzkataloge bestimmen.



Auf der Luxemburg-Münze mit dem Profilbild von Großherzog Henri sind beiderseits der Jahreszahl 2014 zwei winzige Symbole für die Münzstätte im finnischen Vantaa, die auch für Griechenland, Irland, Luxemburg, Slowenien, Zypern und Estland arbeitet, sowie im niederländischen Utrecht, wo auch für Luxemburg und Slowenien tätig ist.



Auf den deutschen Zweieuromünzen von 2007, 2010 und 2012 mit Motiven aus einzelnen Bundesländern haben sich die Gestalter mit ihren Monogrammen verewigt.



Das stilisierte Akanthusblatt auf den griechischen Zwei- und Eineuromünzen von 2002 und 2003 steht für die Münzstätte in Halandri, einem Vorort von Athen, ergänzt durch eine Künstlersignatur GS für Georgios Stamatopoulos.



Der sächsische Kippertaler ist auf der Rückseite über der Jahreszahl 1621 mit einem kleinen Schwan gezeichnet, dem Symbol für den Dresdner Münzmeister Heinrich von Rehnen.



Mit OE beziehungsweise I. L. OE. hat sich der Stempelschneider Johann Leonhard Oexlein auf den Konventionstalern von 1761 und 1763 verewigt, mit denen die Stadt Nürnberg mitten im und am Ende des Siebenjährigen Kriegs ihren Wunsch nach Frieden und neuem Glück bekundete (links).



Durch Buchstaben, Köpfe, Räder, Sterne, Blätter, Tiere, Wappen und Werkzeuge haben die Münzmeister garantiert, dass die unter ihre Leitung geprägten Geldstücke den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Wo das nicht der Fall war, konnte es passieren, dass man die Beamten zur Rechenschaft zog, was bis zur Todesstrafe oder Gefängnishaft führen konnte. Mit den Buchstaben I I F garantiert der Münzmeister Johann Jeremias Freytag die Guthaltigkeit dieses Frankfurter Talers von 1710 und weiterer unter seiner Leitung hergestellten Münzen. (Fotos/Repros: Caspar)

Ab und zu fallen uns ausländische Euromünzen in die Hände. Als ich solche Stücke unter der Lupe genauer betrachtete, fielen mir winzige Zeichen auf. Um sie zu entschlüsseln, habe ich die Fachliteratur zu Rate gezogen, etwa das Buch "Die Euro-Münzen. Katalog der Umlauf- und Sondermünzen der Kursmünzensätze aller Euro-Staaten", das regelmäßig aktualisiert wird und im Battenberg Gietl Verlag GmbH Regenstauf erscheint. Gerade ist die 17. Auflage mit 912 Seiten erschienen. Der Euro-Münzkatalog von Gerhards Schön erschien im gleichen Verlag ebenfalls in der 17. Auflage, hat aber 1600 Seiten. Informativ ist auch das Buch aus dem gleichen Verlag von Mario Kamphoff "Die 2-Euro-Münzen", das alle Umlauf- und Sondermünzen im Wert von zwei Euro in Wort und Bild auflistet. Die 9, überarbeitete und neu bewertete Auflage ist ebenfalls 2018 erschienen.

Dass ausländische Münzen an Ladenkassen und in unseren Geldbörsen klappern, hat mit der regen Reisetätigkeit und den Handelsbeziehungen in Europa und speziell der Eurozone zu tun. Die meisten Stücke fallen dem Sammler zerkratzt in die Hände. Sonder- und Gedenkmünzen sind kaum darunter und schon gar nicht solche aus Gold und Silber, denn die bleiben im Lande und bei den Sammlern, die alle Hände zu tun haben, die oftmals in kleiner Auflage geprägten Stücke in ihren Besitz zu bekommen. Der Münzhandel hilft und verdient nicht schlecht dabei. Alle Novitäten werden in den numismatischen Zeitschriften vorgestellt und können natürlich auf entsprechenden Seiten im Internet betrachtet werden.

Belgien lässt seine Münzen in Brüssel prägen und kennzeichnet ihre Herkunft mit dem winzigen Kopf des Erzengels Michael mit einem Kreuz obenauf. Die Katze auf dem Zweieurostück von 2018 zum Ende des Ersten Weltkriegs ist das Zeichen des Münzmeisters. Interesse verdient, dass die Gedenkmünze von 2018 viersprachig ist. Der Landesname wird entsprechend der Dreisprachigkeit unseres Nachbarn auf französisch, flämisch und deutsch angegeben. Hinzu kommt unter der Mohnblume und den Jahreszahlen 2014-2018 auf englisch die Angabe THE GREAT WAR CENTENARY. Die Blüte ist als "Remembrance Poppy" dient als Symbol für das Gedenken an die Millionen in beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten. Auf der Zweieuromünze aus Monaco von 2011 ist Fürst Albert dargestellt, der seit 2005 an der Spitze des vor allem bei den Reichen und Schönen dieser Welt wegen der gewährten Steuerfreiheit und Exklusivität beliebten Stadtstaates und zugleich Chef des Hauses Grimaldi ist. Das Füllhorn links neben der Jahreszahl unter dem Kopf des Fürsten ist das Zeichen der Monnaie de Paris, also der Pariser Münze. Mit einem Zeichen daneben hat sich der Graveur verewigt. Das IR auf italienischen Münzen ist die Abkürzung für Republik Italien, und das F auf der deutschen Münze zum 30. Jahrestag der Römischen Verträge steht seit der deutschen Reichseinigung für die Prägeanstalt in Stuttgart. So kann man Euro- und andere Münzen nacheinander betrachten und findet immer neue Buchstaben und Symbole.

Blick zurück in die Antike

Münzbuchstaben und Münzzeichen sind keine Erfindung unserer Tage, schon in der Antike haben sich Stempelschneider und Münzbeamte auf Geldstücken verewigt. Für Münzsammler und solche, die es werden wollen, ist es nicht immer einfach, die Buchstaben, Monogramme, Symbole und vielen anderen Kennungen bestimmten Orten sowie einzelnen Münzmeistern, Stempelschneidern und anderen Personen zuzuordnen. Bei den seit der Reichseinigung von 1871 geprägten deutschen Münzen fällt die Identifizierung nicht schwer. Der Münzbuchstabe A weist auf Berlin, D auf München, F auf Stuttgart, G auf Karlsruhe und J auf Hamburg. Ausgeschieden sind in den 1880-er Jahren die Münzstätten Hannover (B), Frankfurt am Main (C) und Darmstadt (H), nachdem das Deutsche Reich seinen Bedarf an neuen Geldstücken aus Gold, Silber, Nickel und Kupfer gedeckt hatte. Doch wie sieht es bei älteren Geldstücken aus, die mit C-S, L-M, LCS, GL, RF oder IFS gezeichnet sind, um nur Monogramme von Berliner Münzmeistern und Stempelschneidern zu erwähnen, die im 17. und frühen 18. Jahrhundert für brandenburgische Kurfürsten und preußische Könige tätig waren? Ihre Monogramme stehen für Christoph Stricker, Liborius Müller d. J., Lorenz Christoph Schneider, Gottfried Leygebe, Raimund Faltz und Jobst Friedrich Sauerbrey. In der Münzliteratur sind weiter Beispiele zu finden, der Entdeckerfreude der Sammler sind keine Grenzen gesetzt.

Für Münzsammler und solche, die es werden wollen, ist es nicht immer einfach, die Buchstaben, Monogramme, Symbole und vielen anderen Kennungen auf Geldstücken bestimmten Prägefabriken oder einzelnen Münzmeistern, Stempelschneidern und anderen Personen zuzuordnen. Hilfe kommt von dem Buch "Münzzeichen aus aller Welt", das im Battenberg Verlag in der Gietl Verlags- & Publikationsservice GmbH Regenstauf erschienen ist. Das mit zahlreichen Abbildungen ausgestattete Nachschlagewerk hat 256 Seiten und kostet 12,90 Euro. In einem umfangreichen Einleitungsteil setzt sich Autor Jindrich Marco mit der Frage auseinander, warum man seit der Antike, im Mittelalter, in der Neuzeit und auch heute Münzen durch bestimmte Zeichen und Buchstaben markiert hat und wie man sie entschlüsselt. Was die Köpfe, Räder, Sterne, Blätter, Tiere, Wappen und Werkzeuge auf Münzen bedeuten, wer mit ihnen zu welcher Zeit signiert hat und warum gleiche Zeichen manchmal auf Münzen, die an unterschiedlichen Orten hergestellt wurden, zu identifizieren, ist eine spannende Aufgabe, ja gleicht einer Reise in entlegene Zeiten und Orte. Marcos Buch führt, beginnend mit der klassischen Antike, etwa 1700 Zeichen nach Epochen, Ländern und Kontinenten auf und nennt die Personen und Städte, die sie repräsentieren. So ist es relativ einfach, schnell herauszufinden, was welche Buchstaben oder Symbole bedeuten.

Geld nach altem Schrot und Korn

Bereits in der Herstellungszeit gaben geheimnisvolle Münzzeichen, ja auch einzelne Punkte den Betrachtern Rätsel auf. Nur Eingeweihte sollten wissen, woher die Geldstücke stammen und unter wessen Leitung sie produziert wurden. Das war wichtig, um etwa der Frage nachzugehen, unter wessen Leitung bestimmte Münzen hergestellt wurden, die in "altem Schrot und Korn", also im Gewicht und Feigehalt, nicht den Vorschriften entsprachen. Manchmal machten nur Punkte den Unterschied zwischen einzelnen Münzstätten aus. Sammler französischer Münzen können mit einiger Übung feststellen, wo sie hergestellt wurden. So verfügte König Karl IV. von Frankreich im ausgehenden 14. Jahrhundert, dass auf seinen Münzen "geheime Zeichen", die Points secrets, angebracht werden sollen. Jeder Buchstabe in einer Umschrift war einer bestimmten Münzstätte zugeordnet. Auf unserem Bildbeispiel weist der kleine Punkt unter dem fünften Buchstaben nach Toulouse. Stünde er unter dem 18. Buchstaben, dann käme das Geldstück aus Paris.

Erst im frühen 16. Jahrhundert ging man in Frankreich zu feststehenden Kennbuchstaben über, wobei Paris das A erhielt, den ersten Buchstaben im Alphabet. Die Zahl der französischen Münzbuchstaben ist beträchtlich. Ein System, wonach den verschiedenen Prägeanstalten der eine oder der andere Buchstabe zugeteilt wurde, ist nicht zu erkennen. Nach französischem Vorbild bestimmte 1750 Preußens König Friedrich II., dass die Berliner Münze ebenfalls mit dem A zeichnet. Bisher konnte eine schriftliche Weisung des Monarchen gefunden werden, in der bestimmt wird, welche Münzstätte mit welchen Buchstaben zeichnen soll. Lediglich ist das Edikt von 14. Juli 1750 überliefert, das ausführlich und umständlich formuliert, warum in Preußen eine Münzreform nötig ist und was von ihr erwartet wird. Friedrich II. bemerkt gleich eingangs "höchstmissfällig", dass die von seinen Vorfahren erlassenen Münzverordnungen nicht den gewünschten Effekt hatten. Schlechte und im Gewicht verminderte Münzen würden die Einnahmen und das Eigentum der Untertanen schmälern, und es bestehe auch Verwirrung in der Kaufmannschaft.

Manches muss noch geklärt werden

Im Russischen Reich verzichtete man auf Symbole, sondern kennzeichnete Rubel und Kopeken mit Buchstaben, die auf die jeweiligen Münzhöfe oder auf bestimmte Münzmeister hinweisen. In Österreich benutzte man sowohl Symbole als auch Monogramme als Kennung, und wer sie identifizieren möchte, findet in Marcos Buch die nötigen Angaben. Die Kombination S.F. auf den bekannten, seit 1780 in großer Zahl nachgeprägten Maria-Theresien-Taler nennt die für ihre Herstellung zuständigen Beamten Tobias Schöbl und Josef Faby, während ein A auf anderen Münzen auf Wien als Herstellungsort hinweist. Das Buch von Jindrich Marco ist eine gute Hilfe und verschafft schnelle Übersicht über die bunte Welt der Münzzeichen, doch hat es auch manche Lücken, die Sammler von Münzen eines bestimmten Landes oder einer Stadt unschwer finden werden. Um das Nachschlagewerk zu vervollständigen, müssten noch etliche Seiten hinzu kommen. Es bleibt einiges zu tun, um die Dokumentation zu vervollständigen. Vielleicht tut dies schon eine weitere Auflage des Nachschlagewerks.

Monogramme auf Münzen und Medaillen geben bisweilen Rätsel auf. Beim C 4, FR oder A II bzw. FAC ist die Deutung nicht schwer, denn es kann sich nur um Christian IV. von Dänemark, Friedrich II. von Preußen (Fridericus Rex) oder den polnischen König und sächsischen Kurfürsten August II. handeln, der uns besser als August der Starke bekannt ist. Viele Münzen besitzen jedoch weder ein Bildnis noch ein Landeswappen, sie sind undatiert, und auch Länder- oder Städtenamen fehlen. Lediglich Buchstaben geben Hinweise auf die Herkunft. In solchen Fällen werden Lexika wie das Buch von Otto C. Flämig "Monogramme auf Münzen, Medaillen, Marken, Zeichen und Urkunden" gebraucht. Das Nachschlagewerk erschien im Gietl Verlag Regenstauf, hat 424 Seiten und kostet 49 Euro. Der Autor entschlüsselt über 6000 Einzelbuchstaben und Kombinationen und ordnet sie bestimmten Herrschern, Ländern und Städten zu. Sowohl im tabellarischen Teil als auch auf zahlreichen Bildtafeln kann man erfahren, auf welchen numismatischen Zeugnissen man diese oft verschnörkelten und ineinander verschränkten Buchstaben findet. Ergänzt wird das Nachschlagewerk durch Hinweise auf Namenskürzeln, mit denen Kaiser und Könige mittelalterliche Urkunden gezeichnet haben.

19. Januar 2019

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