Notre-Dame in Flammen
Warum sich 1804 Napoleon Bonaparte nicht in Reims, sondern in Paris zum Kaiser der Franzosen krönen ließ



Papst Pius VII. wurde 1804 bei der Krönung Napoleons I. zum Kaiser der Franzosen in Notre-Dame de Paris nur als Staffage benutzt.



Das berühmte Wahrzeichen der französischen Hauptstadt und Denkmal wechselvoller Geschichte soll und muss aus Trümmern wieder auferstehen, darin sind wir uns alle einig.



Die Medaille schildert, wie Volk und Senat nach antiker Tradition Napoleon Bonaparte auf den Schild heben und ihm damit die Legitimität verleihen, die ihm die Fürsten Europas verweigerten.



Der Kaiser der Franzosen teilt, auf einem Berg von Schädeln sitzend, auf der Karikatur Orden, Titel und Ländereien aus: Wer aber gegen ihn opponiert, bekam seinen Zorn mit Feuer, Schwert und Ungnade zu spüren.



Mit Verleihung des Ordens der Ehrenlegion, abgebildet auf einer Medaille von 1804, band Napoleon I. In- und Ausländer an sich und sein Kaisertum.



Der Kaiser der Franzosen sah sich in der Rolle Karls des Großen und träumte von seinem Reich. Dargestellt sind die beiden auf einer Medaille von Bertrand Andrieu anlässlich des Bündnisse mit Sachsen 1806. (Fotos/Repro: Caspar)

Am Abend des 15. April 2019 brach im Dachbereich der Pariser Kathedrale Notre-Dame ein verheerender Brand aus, der sich sehr schnell ausbreitete und den spitzen Glockenturm sowie das aus dem Mittelalter stammende Dach einstürzen ließ. Neben den Flammen verursachten auch die einstürzenden Baumassen und das Löschwasser massive Schäden. Wie es zu der Katastrophe kam, wird untersucht. Anfangs war ein Brandanschlag in Erwägung gezogen, dann aber verworfen worden. Die Regierung, die Einsatzleitung der Feuerwehr und Architekten zeigen sich zuversichtlich, dass die Gebäudestruktur gerettet werden kann, ebenso wie die beiden stehen gebliebenen Haupttürme mit der imposanten Hauptfassade des zum Weltkulturerbe der Unesco gehörenden Gotteshauses, das mit jährlich 13 Millionen Besuchern zum beliebtesten, freilich auch sehr fragilen Wahrzeichen der französischen Hauptstadt gehört, das manche auch "alte kranke Frau von Paris" nennen.

Der größte Teil der religiösen und künstlerischen Schätze konnte aus der brennenden Kathedrale gerettet werden. Darunter waren die für Gläubige so wertvolle Dornenkrone und andere Gegenstände, die ins Pariser Rathaus gebracht wurden. Frankreichs Kulturminister Franck Riester erklärte, es habe die Gefahr bestanden, dass der Nordglockenturm bei dem Brand zerstört wird, was zur völligen Zerstörung von Notre Dame de Paris geführt. hätte. Der außergewöhnliche Mut der Feuerwehr habe das verhindert. Präsident Macron kündigte an, die Kathedrale wieder aufbauen zu lassen. Spender versprachen Beteiligungen in Millionenhöhe, und auch die UNO sicherte ihre Unterstützung zu. Die Kathedrale des Erzbistums Paris wurde ab dem 12. Jahrhundert errichtet und gilt als eines der frühesten gotischen Kirchengebäude in Frankreich, das nie ganz vollendet wurde, weil ihm die Spitzen auf den Türmen beiderseits des Eingangsportals fehlen. Victor Hugo hat die Kirche 1831 in seinem später immer wieder verfilmten Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" ein Denkmal gesetzt.

Hilfe bei der Restaurierung sagten auch der Vatikan und die Vereinten Nationen zu. Europas Dombauhütten wollen ebenfalls ihr Knowhow einbringen. Fachleute sind sich einig, dass der Wiederaufbau Jahre oder gar Jahrzehnte dauern wird. Am Kölner Dom werden auch heute noch Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg behoben. Sorgen machen die Gewölbe, die von Einsturz bedroht sind. 50 Ermittler sind im Einsatz, um die Gründe für das Feuer zu erforschen. Hinweise auf Brandstiftung wurden nicht gefunden.

Sagenhafter Aufstieg und tiefer Fall

Wer sich als Sammler für französische Münzen und Medaillen interessiert, wird sicher auch die Gedenkprägungen kennen, die Napoleon Bonaparte anlässlich seiner Krönung am 2. Dezember 1804 in der Pariser Notre-Dame prägen ließ. Der Staatsakt muss für den aus Korsika stammenden Emporkömmling ein unbeschreibliches Erlebnis gewesen sein. Aus dem Nichts war der Offizier nach der französischen Revolution von 1789 in schwindelnde Höhe aufgestiegen. Die Nation lag dem zeitweilig mächtigsten Mann in Europa zu Füßen, dessen sagenhafte Karriere vom übrigen Europa mit bangen Erwartungen beobachtet wurde. Doch schon zehn Jahre nach der spektakulären Selbstkrönung war der Aufsteiger am Ende und musste ins Exil erst auf die Insel Elba und dann endgültig auf die englisch besetzte Insel Sankt Helena gehen, wo er 1821 mit nur 52 Jahren starb. Niemand hat gezählt, wieviel Millionen Tote und Verwundete seinen Weg säumten, und trotzdem gilt er zumindest in Frankreich als Held und Vorbild. 19 Jahre nach seinem Tod wurde ihm 1840 im Pariser Invalidendom eine prächtige Grabstätte bereitet.

Napoleon Bonaparte hatte Notre-Dame mit Bedacht zu seiner Krönungskirche gemacht, denn die französischen Könige hatten sich nicht in der Hauptstadt, sondern in der Kathedrale von Reims salben und krönen lassen. Durch die Wahl der Pariser Kathedrale wollte sich der Kaiser von seinen Vorgängern auf dem französischen Thron abheben und zeigen, dass eine neue Ära begonnen hat. Er tat das auch durch den Ersatz der königlichen Lilien durch den kaiserlichen Adler sowie die Fleiß und Beständigkeit symbolisierenden Bienen.

Papst Pius VII. musste der Krönung zuschauen

Eine besondere Note erhielt die Kaiserkrönung durch die Anwesenheit von Papst Pius VII. Mit übertrieben freundlichen Worten hatte Napoleon den aus Rom nach Frankreich entführten Pontifex maximus gebeten, die Salbung und Krönung persönlich vorzunehmen und damit seinem Kaisertum neuen Glanz zu verleihen. Der spätere Kardinalstaatssekretär Ercole Consalvi blickte hinter die Kulissen und schrieb sarkastisch: "Man setzte den Heiligen Vater in Trab, wie einen Kaplan, den sein Herr rufen lässt, um die Messe zu halten". Napoleon I. ließ sich zwar vom Papst salben, krönte aber sich und seine Gemahlin Josephine selber, um zu unterstreichen, dass er Kaiser von Gottes Gnaden ist und seine nicht aber aus den Händen des Papstes erhält.

Vergeblich versuchte der auf einer Medaille von 1804 zusammen mit dem Kirchengebäude abgebildete Pius VII., die Souveränität des von den Franzosen besetzten Vatikanstaates wiederherzustellen. Der Kaiser erklärte sich lediglich dazu bereit, einige kirchliche Orden wieder zuzulassen und den republikanischen Kalender abzuschaffen, was dann 1805 auch geschah. Sonst aber wurde der nur als Staffage missbrauchte Papst im Schloss Fontainebleau gefangen gehalten und konnte erst 1814 nach dem Sieg der Verbündeten in den Befreiungskriegen wieder nach Rom zurück kehren.

16. April 2019

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"