Weltwunder aus Bronze
Tempel, Säulen, Brücken und andere Bauwerke sind auf antiken Münzen beliebte Bildmotive



Die zwischen 183 und 211 nach Christus geprägte Bronzemünze bildet den Pergamonaltar mit seinem reichen Figurenschmuck ab. Die antike Ansicht ist die einzige, die von diesem Weltwunder der Antike überliefert ist.





Münzen der Könige von Pergamon, hier Silberstücke des Attalos I. und Eumenes II., bilden ein interessantes Forschungs- und Sammelgebiet. Letzterer veranlasste den Bau des Pergamonaltars als beeindruckendes Siegesmonument.



Der silberne Cistophor aus den Jahren 123-67 vor Christus mit der aus einem Korb heraus kriechenden Schlange hatte den Wert von drei attischen Drachmen oder römischen Denaren. Die von Eumenes II. eingeführten Geldstücke wurden nach dem Ende des pergamemischen Reiches in der römischen Provinz Asia weiter geprägt.



In der Römerzeit feierte Pergamon, die Hauptstadt der Provinz Asia, auf Bronzemünzen Tradition und Ruhm, lokale Götter sowie Bauten und Skulpturen.



Der für die Versorgung der Hauptstadt Rom so wichtige Hafen von Ostia ist auf einer Münze des Kaisers Nero von oben aus gesehen abgebildet.





Unter dem Kaiser Vespasian erbaut, schmückt das heute nur noch als imposanter Torso erhaltene Kolosseum in Rom einen Sesterz des Kaisers Titus. (Foto/Repros: Caspar)

Im antiken Pergamon diente geprägten Metall nicht nur zur Bezahlung alltäglicher Dinge, sondern auch zur Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung (siehe dazu Eintrag auf dieser Internetseite in der Rubrik Museen vom 26. April 2019). In der römischen Provinz Asia bestanden die Münzen überwiegend aus Bronze. Während auf der Vorderseite die jeweiligen römischen Kaiser und manchmal auch ihre Angehörigen dargestellt sind, wird auf den Rückseiten die antike Götterwelt gefeiert, ergänzt durch Themen mit Bezug auf die Stadt und ihre ruhmreiche Vergangenheit. Dazu ist von Bernhard Weisser, dem Direktor des Berliner Münzkabinetts, zu erfahren, Hauptthemen des "metallenen Städtelobs" seien sowohl das Verhältnis von Pergamon zum mächtigen Römischen Reich als auch die Verehrung der städtischen Götter sowie der Schmuck der Metropole mit bedeutenden Skulpturen und dem Pergamonaltar gewesen. Eine Inschriftenplatte aus der Kaiserzeit berichtet, wie die Stadt Pergamon den Münzumlauf in ihren Mauern kontrollierte. Weisser stellt zu dieser geldgeschichtlich hochinteressanten Quelle fest, der Umlauf der meisten pergamenischen Münzen sei auf die nähere Umgebung beschränkt gewesen. Die Stadt habe durch den Wechselzwang von silbernen Denaren in das städtische Bronzegeld und umgekehrt Gewinne erzielt.

Einzig erhaltene antike Darstellung

Besondere Bedeutung besitzt eine in der ständigen Ausstellung des Münzkabinetts im Bodemuseum schräg gegenüber vom Pergamonpanorama gezeigte Bronzemünze aus der römischen Kaiserzeit. Geprägt zwischen 193 und 211 nach Christus und versehen mit dem Doppelbildnis des Kaisers Septimius Severus und seiner Gemahlin Iulia Domna, bildet sie den mit reichem Figurenschmuck und mit einem Baldachin versehenen Pergamonaltar ab, dessen Bedeutung auf der Münze noch durch Stierfiguren zu beiden Seiten betont wird. Das Geldstück ist die einzige antike Darstellung, die von dem berühmten, in nachantiker Zeit zerstörten und erst im späten 19. Jahrhundert von Carl Humann und anderen Archäologen ausgegrabenen Siegesmonument überliefert ist. Bei der Rekonstruktion der Trümmer des zu den Weltwundern der Antike gezählten Altars und der Gestaltung des Panoramabildes spielte diese numismatische Rarität eine nicht unwichtige Rolle.

Die Münzprägung spielte in der Antike als Medium der Macht- und Selbstdarstellung eine große Rolle. Die mühsam am Amboss hergestellten Geldstücke aus Gold, Silber, Bronze und Kupfer gingen schnell von Hand zu Hand. Als immer wieder neu variiertes Propagandamittel machten sie die Bildnisse von Diktatoren und Regionalfürsten sowie im Römischen Reich von Kaisern und in machen Fällen die ihrer Mitregenten und Familienangehörigen bis in den letzten Winkel der damals erschlossenen Welt bekannt, wie Münzfunde auch außerhalb der römischen Grenzen zeigen. Natürlich kehrten diese Prägungen mit einer Fülle allegorischer Rückseitendarstellungen nur die positiven Eigenschaften des jeweiligen Imperators heraus - Frömmigkeit und Treue, Weisheit und Weitsicht, militärische Tatkraft, Familiensinn, Liebe zu den Künsten. Indes feiern viele Münzen den einen oder anderen kaiserlichen Schurken, Finsterling und Massenmörder als treu sorgenden "Vater des Vaterlandes", als Inbegriff von Gerechtigkeit und Milde. Wer sich beim Anblick der Münzen auch in den historischen Hintergrund vertieft, wird da und dort zu erschreckenden Erkenntnissen über Machenschaften und Verbrechen der Kaiser und Kaiserlinge kommen, wie der Münzensammler Johann Wolfgang von Goethe einmal sagte.

Tapferkeit, Siegeszuversicht und Frömmigkeit

Die Gepräge dienten als plakatives Medium, mit ihnen wurde gefeiert, was dem Kaiser und seinen Ratgebern als nützlich und wichtig erschien. Das Bild, das auf Münzen von den jeweiligen Herrschern und seinen Taten vermittelt wurde, war eine positive Auswahl ähnlich dem, was uns heute in Wahl- und Werbeveranstaltungen sowie den Internetauftritten von Regierungen und Parteien aufgetischt wird. Vieles, was die Münzen behaupten, ist geschönt oder schlicht erlogen. Sie beschreiben die Persönlichkeit des Kaisers mit den Begriffen Virtus (Tapferkeit), Pietas (Frömmigkeit) oder Clementia (Mildtätigkeit). Sie verkünden, dass sich der Kaiser, und nur er ganz persönlich, um die Sicherheit des Reiches kümmert, das Füllhorn des Wohlstandes über seine Bewohner gießt und der Inbegriff von Hoffnung, Sicherheit, Siegeszuversicht und Frömmigkeit auch in schwieriger Zeit ist. Die Imperatoren legten Wert auf die Verbreitung ihres Konterfeis aus Stein oder Metall bis in entlegene Gegenden ihres Riesenreiches. Sie sorgten dafür, dass nur ihnen genehme Vorlagen an die in der Hauptstadt und den Provinzen tätigen Bildhauerwerkstätten geliefert wurden, die danach immer sich gleichende Kopien anfertigten. Wer diese nicht besaß, half sich mit Münzbildnissen und trug "seinen" Kaiser im Geldbeutel, an der Hand oder am Hals.

Ort blutiger Gladiatorenkämpfe

Manche antike Münzen sind mit Bildern von Tempeln und Götterstatuen sowie repräsentativen Staatsbauten geschmückt. Hin und wieder bietet der Münzhandel solche Motive an, so Sesterzen des Kaisers Nero mit der Ansicht des Janustempels auf dem Forum romanum mal mit und mal geschlossenen Türen, je nachdem ob das Reich einen Krieg führte oder Frieden an seinen Grenzen herrschte, oder mit der Ansicht des für die Versorgung der Hauptstadt Rom so wichtigen Hafens von Ostia in der Vogelperspektive. Zu nennen wäre auch das unter Kaiser Vespasian erbaute Kolosseum, das auf einer herrlichen Bronzemünze des Kaisers Titus erscheint und noch einmal im dritten Jahrhundert ganz klein auf einem Aureus des Kaisers Severus Alexander abgebildet ist. In dem Riesenbauwerk haben sich die Römer an blutigen Gladiatorenkämpfen, sich gegenseitig zerfleischenden Tieren und anderen spektakulären Schauspielen delektiert.

Seit dem späteren 6. Jahrhundert haben die Nachkommen jener durch "Brot und Spiele" bei Laune gehaltenen Hauptstadtbewohner die Arkaden und Gänge des Kolosseums als Wohnräume genutzt, außerdem richteten Erdbeben in den Jahren 847 und 1349 schwere Schäden an. Im Mittelalter und bis in die Barockzeit hinein wurde das Kolosseum als Steinbruch benutzt, bis endlich Papst Benedikt XIV., der große Modernisierer des Kirchenstaats, der Zerstörung des antiken Monuments ein Ende bereitete, indem er es zur christlichen Märtyrerstätte erklärte und 1744 seinen Schutz verfügte.

In das Thema gehören immer wiederkehrende Tempeldarstellungen, in denen Götterbilder aufgestellt sind, aber auch der Sesesterz mit dem Kopf des Antonius Pius, der rückseitig mit einer ihm gewidmeten Säule mit oben stehenden Kaiserstatue geschmückt ist, oder auch eine einzigartige Brückendarstellung auf einem Dupondius des Kaisers Trajan. Darüber hinaus fanden da und dort Triumphbögen auf römischen Münzen Platz. Da die Sesterzen aus Bronze und die Dupondien aus Messing größer als die goldenen Aurei und die silbernen Denare waren, boten sie den Stempelschneidern mehr Gestaltungsraum. Überall im Römischen Reich und darüber hinaus verbreitet, erzählen die Geldstücke bis heute von umfangreicher Bautätigkeit unter den Kaisern und runden so unsere Vorstellungen von der Baukunst in der Antike ab. Dass diese und weitere Meisterwerke der Architektur und Bildhauerei vielfach von Zwangsarbeitern und Sklaven geschaffen wurden, muss man sich beim Anblick der Gepräge hinzu denken.

Anmerkung: Die meisten der hier abgebildeten Münzen befinden sich im Besitz des Berliner Münzkabinetts

29. April 2019

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