Hier Luxus, dort Hunger
Was Tagelöhner um 1848 in Preußen verdienten und wie sie versuchten, über die Runden zu kommen



Die Silber- und Goldmünzen mit dem Bildnis von Friedrich Wilhelm III. repräsentieren einen Wert von 13 Talern, für den Doppeltaler von 18940, dem Sterbejahr des preußischen Königs, wird auch Champagnertaler genannt, weil eine Flasche mit diesem Getränk zwei Taler kostete.



Tagelöhner und anderes "Gesinde" bekamen in Preußen höchstens solche Pfennige und Silbergroschen für ihre Arbeit. Außerhalb der Hohenzollernmonarchie sah es nicht viel besser aus.



Das Denkmal des Ehepaars Bettina und Achim von Arnim wurde von Michael Klein geschaffen und 1997 auf dem Berliner Arnimplatz enthüllt.



Wer gutes Geld verdiente, konnte es sich gut gehen lassen und auch schon mal eine feucht-fröhliche Landpartie unternehmen.



Die Grafik aus der Zeit vor der Revolution von 1848/49 zeigt, wie ein Hungerkrawall in Stettin vom Militär niedergeschlagen wird.



Obwohl die schlesischen Weber bis zum Umfallen schuften mussten, konnten sie von ihrer Arbeit nicht leben. Der Weberaufstand 1844 gegen die Fabrikanten wurde vom preußischen Militär blutig niedergeschlagen, wobei elf Menschen starben. Die Radierung von Käthe Kollwitz zeigt, wie hungernde Weberfamilien gegen die Ausbeutung protestieren. Das Drama "Die Weber" von Gerhart Hauptmann wurde 1892 vom Berliner Polizeipräsidenten verboten.



Jagors Restaurant Unter den Linden 23 in Berlin war bei Dandys und Müßiggängern eine angesagte Adresse. Wer sich der "fashionablen Welt" zeigen wollte, speiste dort beim königlichen Hoftraiteur und gab viel Geld für kulinarische Genüsse aus. Arbeiter, Tagelöhner, kleine Gewerbetreibende und Beamte, kurzum ganz normale Untertanen Friedrich Wilhelms III. konnten von Besuchen bei Jagor oder im Café Kranzler 11 nur träumen.



Mit diesen 73 Mark kam man in der Kaiserzeit nicht allzu weit. Der Betrag entspricht etwa dem zweifachen Wochenlohn, den damals ein Buchdrucker bekam. (Fotos/Repros: Caspar)

Einem Bericht des badischen Münzrats Ludwig Kachel über seinen Besuch in der Königlichen Münze zu Berlin mit Beschreibungen von Arbeitsabläufen und benutzten Maschinen entnehmen wir aufschlussreiche Informationen über soziale Belange, dienstliche Hierarchien, Entlohnung sowie Sicherung der Edelmetallbestände beziehungsweise der fertigen Münzen. "Die gewöhnlichen Arbeiter werden gleich anderen Tagelöhnern ohne weitere Verbindlichkeit übernommen und entlassen. Einer weiteren Klasse derselben wird 14 Tage vor ihrer Entlassung aufgekündigt, und nach 14 Tagen nach derselben erhalten sie die Hälfte des während ihrer Anstellung erhaltenen Lohnes. Bleibend sind die Oberarbeiter und die Medaillenpräger. Zu einer Tagschicht werden 12 Stunden gerechnet von morgens 6 Uhr bis abends 6 Uhr, wobei Essen und Vesperstunde mitbegriffen sind." Einem Oberarbeiter wurden pro Schicht 22 ½ Silbergroschen, einem stellvertretenden Oberarbeiter 17 ½ und einem Arbeiter 15 Silbergroschen gezahlt. Da der Taler 30 Silbergroschen galt, erhielt ein Arbeiter am Tag einen halben Taler Lohn, das waren in einem Monat bei sechstägiger Arbeitswoche zwölf Taler und im Jahr bei Vollbeschäftigung 144 Taler. Allerdings konnten die Arbeiter ihre Bezüge durch "einfache Nachtarbeit" ein wenig aufbessern, wie Kachel notierte. Als besondere Errungenschaft galt die Existenz einer Art Sparkasse, in die Besucher der Münzstätte einen Obolus legten und auch etwas aus den Arbeitslöhnen eingezahlt wurde. Aus dieser Kasse wurden kranke Arbeiter unterstützt.

Wie wir weiter erfahren, wurde in der Berliner Geldfabrik nach Taglohn- beziehungsweise Akkordarbeit bezahlt. "Das Schmelzen, Sieden, Durchschneiden, Rändeln und Beitzen wird nach Taglöhnen bezahlt, das Justieren und Prägen aber ist in Akkord gegeben, wo natürlich der Akkord niedriger gesetzt ist als die Taglohnarbeit, [und] zwar so, dass während die Münze Vorteil dabei hat, die Arbeiter im Verhältnis zu ihren größeren Anstrengungen belohnt sind". Die Justierer, die die noch nicht geprägten Metallronden wiegen und gegebenenfalls befeilen mussten, wenn sie zu schwer waren, wurden nach den "wirklich justierten Platten" bezahlt.

Gegen die kümmerliche Entlohnung der Arbeiter nahmen sich die Gehälter der leitenden Beamten geradezu fürstlich aus. Als Generalmünzdirektor erhielt Christian Friedrich Goedeking 3000 Taler im Jahr, der Münzmeister 2000, der Wardein 1500 und der Münzmechaniker immerhin noch 1000 Taler. Hinzu kamen Vergünstigungen wie freie Dienstwohnungen und bei Graveuren besondere Gratifikationen, wenn beispielsweise eine Medaille oder ein Münzbild dem König besonders gefielen.

"Dies Buch gehört dem König"

Die Schriftstellerin Bettina von Arnim, eine Schwester des Dichters Clemens Brentano, kam aus einem musischen Haus in Frankfurt am Main und war mit dem dort geborenen Johann Wolfgang von Goethe befreundet. Ihre Hoffnungen, die sie in den Thronwechsel von 1840 setzte, wurden enttäuscht. Der neue preußische König Friedrich Wilhelm IV. war nicht bereit, das überlebte Feudalsystem zu reformieren und Macht an das Volk in Gestalt eines gewählten Parlaments abzugeben. Ihm, dem traditions- und machtbewussten Schöngeist, widmete die Autorin 1843 eine Streitschrift mit dem ungewöhnlichen Titel "Dies Buch gehört dem König". Darin schildert sie schonungslos die erbärmliche Lage der Ärmsten der Armen unter den Berlinern, die im so genannten Voigtland nicht weit vom königlichen Schloss entfernt hausten. Sie und weitere Elendsgestalten mussten sich und ihre Familien mit minimalen Löhnen über Wasser halten, und sie mussten noch froh sein, wenn sie Arbeit hatten, denn Arbeitslosen, Kranken und Schwachen ging es noch schlechter.

Friedrich Wilhelm IV. dürfte es als Unbotmäßigkeit empfunden haben, dass ihn eine seiner Untertanen aufforderte, sich seiner schlechten Berater zu entledigen und "ein guter König des Volkes" zu sein, dessen oberste Aufgabe es ist, Land und Volk vor dem Untergang zu retten. Mit einem solchen Ansinnen hat Bettina von Arnim den "Romantiker auf dem Thron" überfordert, denn das von ihm vertretene "monarchische Prinzip" schloss die Volksbeteiligung an der Macht kategorisch aus. Die Autorin hatte mit Unterstützung des aus der Schweiz stammenden Lehrers Heinrich Grunholzer unzählige Daten über die prekäre Lebenslage von denen "da unten" gesammelt und ließ die erschütternden Beschreibungen von Armut, Wohnungselend, Krankheit, Hilflosigkeit im Anhang ihres "Königsbuches" abdrucken.

Grunholzer hatte die Armut in Berlin, das Elend in den Armenhäusern gesehen und seine Notizen über Schicksale der Ärmsten der Armen, aber auch über Verbrecher und deren Bestrafung Bettina von Arnim zur Verfügung gestellt, die sie unter dem Titel "Berichte eines jungen Schweizers aus dem Vogtlande" ihrem Königsbuch hinzufügte. Diese Beobachtungen erregten großes Aufsehen, doch konnten sie die zuständigen Behörden und die Fabrikherren nicht bewegen, den Notstand, der ja auch sozialen und politischen Sprengstoff enthielt, zu verbessern. "Vor dem Hamburger Tor, im sogenannten Voigtland, hat sich eine förmliche Armenkolonie gebildet. […] Am leichtesten übersieht man einen Teil der Armengesellschaft in den so genannten ,Familienhäusern'. Sie sind in viele kleine Stuben abgeteilt, von welchen jede einer Familie zum Erwerb, zum Schlafen und Küche dient", heißt es in dem Buch. Hier lebten auch Invaliden aus den Befreiungskriegen, denen die Könige von Preußen ihre Macht verdankten und um die sich keiner mehr kümmerte, aber auch Leute, die nach Arbeitsunfällen auf kümmerliche Almosen angewiesen sind.

Gegensatz von Thron und Volk

Bettina von Arnim ließ das Elend der Ausgestoßenen und Ausgeschlossenen nicht kalt. Kommende Katastrophen vorausahnend, prangerte sie auch die erbärmliche Lage der schlesischen Weber an, bei denen es 1844 zum Aufstand kam. Doch das geplante "Armenbuch" wurde nie gedruckt, weil die Autorin die berechtigte Sorge hatte, für eine Anführerin des "Weberkriegs" gehalten zu werden. Dass Friedrich Wilhelm IV. bei der Bewältigung der sozialen Probleme seiner Zeit versagte, vermochte nichts an Bettina von Arnims "romantischem" Glauben an die Kraft der Krone zu erschüttern. Doch das ersehnte Miteinander von Thron und Volk kam nicht zustande, der Gegensatz blieb weiter bestehen. Vier Jahre nach dem Erscheinen des Buches brach in Berlin und an anderen Orten die Revolution aus, die den König von Preußen und seine Clique für ein paar Tage das Fürchten lehrte.

Schaut man in die Literatur der Zeit des Vormärz, so wird bei den Löhnen und Preisen die riesige Schere zwischen Arm und Reich, Unten und Oben deutlich. Der Berliner Journalist Ernst Drohnke, ein Zeitgenosse der Bettina von Arnim, durchstreifte zwei Jahre lang die preußische Haupt- und Residenzstadt und beschrieb die Lage in seinem 1846 in Frankfurt am Main erschienenen Buch "Berlin". Drohnke war nicht nur Gast berühmter Konditoreien und nahm an Vorlesungen an der Universität teil, und er weilte nicht nur in feinen Salons sondern sah sich auch unter Arbeitern und Handwerkern um und schrieb auf, was sie verdienten und was sie für ihren Lebensunterhalt ausgeben mussten. Außerdem schilderte er die Willkür der Berliner Polizei und der Zensurbehörden, die jede freimütige, regierungskritische Äußerung zu unterdrücken versuchte. An seine Leser gewandt, schrieb Drohnke im Vorwort seines Georg Herwegh gewidmeten Buches: "Nehmen Sie, verehrter Freund, das Buch als das, was es ist, als ernstes Bestreben, zur Erkenntnis der Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Verhältnisse beizutragen; ich übereiche Ihnen das, was ich zu bieten vermag, als ein Zeichen aufrichtiger Verehrung und Freundschaft."

Unbequemer Kritiker zu Festungshaft verurteilt

Wegen "kommunistischer Tendenzen" in seinen Arbeiten wurde Drohnke 1845 ausgewiesen. Doch statt zu resignieren, hat er die Verfolgungen in seinen "Polizei-Geschichten" dargestellt. Sein 1846 wegen eines zu erwartenden Zensurverbots in Frankfurt am Main veröffentlichtes Buch "Berlin" ist eine grandiose, an Bettina von Arnim und Georg Büchner geschulte Bestandsaufnahme der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Zustände in Berlin während der frühen Industrialisierung. Sein Buch trug Drohnke den Vorwurf der Majestätsbeleidigung, Beleidigung des Berliner Polizeipräsidenten und Kritik an den Landesgesetzen ein, und so wurde er zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. In den Wirren der Revolution von 1848 gelang es dem Streiter für die politische und soziale Befreiung des Volkes, aus der Festung Wesel nach Brüssel zu fliehen, wo er die Bekanntschaft mit Friedrich Engels und Karl Marx machte. In Köln war Drohnke, inzwischen Mitglied des Bundes der Kommunisten, in der Neuen Rheinischen Zeitung tätig, für die auch Georg Weerth arbeitete. 1849 ging er in die Schweiz und später nach England.

Im Abschnitt "Das Proletariat" wird auf Groschen und Pfennig aufgelistet, was Arbeiter und Handwerker, die ja den eigentlichen Wohlstand in Preußen schufen, verdienten und wie ihr Leben "zum Trödel" verkommt. Drohnke gibt die Löhne getrennt nach Frauen und Männern an. Die Spanne bei Tagelöhnen reicht bei den Frauen von der Feinwäscherin in Höhe zwischen 10 und zwölf Silbergroschen bis hinab zu Fabrikmädchen, Schenkmädchen und Zigarrenmacherinnen, die zwischen zwei und sechs Silbergroschen bekamen. Bis zu zehn und zwölf Silbergroschen am Tag erhielten Feinwäscherinnen, Silber- und Goldstickerinnen sowie Friesiermädchen. Wenn man weiß, dass ein Taler mit 30 Silbergroschen bewertet wurde, dann sind solche Löhne so gut wie nichts. Hinzu kommt, dass Frauen nicht das ganze Jahr arbeiten konnten, sondern eine "stille Zeit" von zwei bis vier Monaten hinnehmen mussten, in denen sie beschäftigungslos waren und kein Geld verdienten. An der unteren Lohnskala mit einem Tageslohn um vier Silbergroschen befanden sich Frauen, die als Auslegerinnen in Druckereien, Deckennäherinnen, Stickerinnen oder Seidenwicklerinnen beschäftigt waren. Kinder, die aus purer Not zum Familienunterhalt beisteuern mussten, bekamen zehn bis zwölf Silbergroschen in der Sechstagewoche bei einem Zehn-Stunden-Tag oder 1 ½ Silbergroschen pro Schicht. Häufig wurden Arbeiterinnen nach Akkord bezahlt. Wenn etwa Zigarrenwicklerinnen zu viel Tabak verbrauchten, hat man ihnen das von ihrem Hungerlohn abgezogen.

Lungenhusten, gebückte Körperhaltung und krumme Beine

Etwas besser als Frauen, Mädchen und Kinder wurden Männer bezahlt. Juweliere und Uhrmacher, das heißt hochspezialisierte Handwerker, bekam einen Tageslohn zwischen 15 und 20 Silbergroschen, ein Waffenschmied zwischen 10 und 15 Silbergroschen und ein Schriftsetzer 15 Silbergroschen. Schrift-, Gelb- und Eisengießer gingen mit einem Tageslohn zwischen 15 und 20 Silbergroschen nach Hause, während sich Maurer, Zinngießer, Klempner, Tischler und Buchdrucker mit zehn sowie Buchbinder mit 7 ½ Silbergroschen zufrieden geben mussten. Drohnke notierte zu einzelnen Posten, dass die Lohnempfänger vielfach ohne Arbeit sind und mit Kürzungen für Kost und Wohnung zu rechnen haben.

Vielfach hatten die Lohnempfänger über längere Zeit keine Arbeit und bekamen keinen Lohn, während die Kosten für Nahrung, Kleidung und Wohnung weiter liefen. Ernst Drohnke beschreibt, wie gesundheitsschädlich bestimmte Arbeiten sind und verweist auf Lungenhusten, gebückte Körperhaltung und krumme Beine. Drohnke notierte zu den einzelnen Posten, dass die Lohnempfänger vielfach ohne Arbeit sind und mit Kürzungen für Kost und Wohnung zu rechnen haben. "Aus diesen Tatsachen geht hervor, dass einzelne bei ihrer Arbeit nicht mehr als zwei bis fünf Silbergoschen den Tag verdienen; dass sie von dieser Summe in Berlin nicht zu existieren vermögen. […] Sie arbeiten ohne Rast einen Tag wie den andern um die Existenz des Tages. Welche ,Ordnung' ist dies aber, welches sie doch von Natur haben, entzieht und spricht: ihr müsst euch dies Recht erst verdienen durch die anstrengendste, anhaltendste Arbeit! Aber glücklich sind diese, welche es noch zu verdienen imstande sind." Drohnke beschreibt an andere Stelle die Gesundheitsschädlichkeit bestimmter Arbeiten und verweist auf Lungenhusten, gebückte Körperhaltung und krumme Beine, um dann hinzuzufügen: "Und auch moralisch werden sie durch dies Leben in jeder Weise abgestumpft und vernichtet."

Zwei Taler für eine Flasche Champagner

Auf der anderen Seite gab es in Berlin und nicht nur dort eine ungeheure Entfaltung von Luxus und Schlemmerei. Im 19. Jahrhundert sagte man zu einem doppelten Vereinstaler schlicht Champagnertaler, weil eine Flasche dieses köstlichen Getränks zwei Taler kostete. Dass der Name keine Legende ist wie manches rund um alte Münzen, sondern Realität, zeigt ein Blick auf historische Speise- und Getränkekarten. Das Restaurant des Königlichen Hof-Traiteurs Jagor Unter den Linden 23 in Berlin war ein Ort vornehmer Gastronomie. Laut Speisekarte vom 8. Mai 1830 wurden für eine Flasche Champagner zwei Taler verlangt. Für die halbe Flasche musste man einen Taler und fünf Silbergroschen zahlen. Wer die edlen Getränke, die auch mal drei Taler und mehr kosten konnten, nach Hause nehmen wollte, bekam einen Aufschlag von mehreren Silbergroschen. Da der Wochenlohn eines Arbeiters weit weniger als zwei Taler betrug und viele Menschen am Rande des Existenzminimums lebten, kann man sich ausrechen, wer den Hoflieferanten Jagor und ähnlich teure Etablissements besuchte und wer draußen blieb, sich vielleicht an den erleuchteten Schaufenstern die Nase platt drückte.

Um seine teure Hofhaltung, Schlossbauten, Kunstförderung, den Ausbau der Museen, die teure Armee und den ebenso kostspieligen Polizei- und Spitzelapparat finanzieren zu können, war Friedrich Wilhelm IV. und seinem Anhang nichts zu teuer. Für edlen geformte Gefäße aus Gold, Silber und Porzellan, teure Uniformen und Roben, für Schmuck und schöne Möbel wurden tausende und abertausende Taler ausgegeben, ohne dass "die da oben" ein schlechtes Gewissen quälte. Ein paar Promille dieser Summen hätten die Leute aus dem Voigtland und in den anderen Elendsquartieren glücklich gemacht und manche von ihnen vor dem Verrecken bewahrt. Stattessen aber wurden diejenigen, die den Finger in die Wunde legten und die Ungerechtigkeit und das weit verbreitete Elend anprangerten, und Bettina von Arnim und Ernst Drohnke waren nicht die einzigen Mahner und Warner, wurden mundtot gemacht, des Landes verwiesen oder ins Gefängnis geworfen.

Hier einige Beispiele für Löhne und Preisevor und nach 1900:

Berliner Tageslöhne um 1845 bei zwölf Arbeitsstunden in Silbergroschen (30 Sgr.= 1 Taler): Zigarrenmacherin 2-4, Kinderarbeit etwa 3, Seidenwicklerin 3-4, Fabrikmädchen 3-6, Schneiderin 5-7,5, Frisiermädchen 6-10, Blumenmacherin 7,5, Plätterin 8-10, Maurer, Klempner, Buchdrucker 10, Juwelier 15-20, Waffenschmied, Dachdecker, Schuhmacher 10-15, Steinmetz 12,5, Schneider 7,5-12,5, Schriftsetzer, Schriftgießer, Uhrmacher, Seidenfärber 15, Stoffdrucker 15-20, Dienstmädchen 8-10 Taler im Jahr nebst Kost.

Wochenlöhne und Gehälter in der deutschen Kaiserzeit: Eisenbahnarbeiter ungelernt 23,70 Mark, gelernt 34,56 Mark, Buchdrucker 31,65 Mark, gelernter Maurer 40 Mark, ungelernter Hilfsarbeiter 27 Mark, Steinmetz um 1871 14 Mark, Schlosser 21,40 M, Maurer 24,35 M, Tischler 22,25 M, Fabrikarbeiterin 12,68 Mark.

Jahresgehälter in Preußen umgerechnet in Mark 1849 bzw. 1870: Minister 30 000 bis 36 000 M, Unterstaatssekretär 12 000 bis 13 500 M, Oberpräsident 18 000 bis 21 000 M, Vortragender Rat 7800 M, Regierungsrat 3600 bis 4500 M, mittlerer Beamter 3600 M, unterer Beamter 1200 M, Kassendiener, Boten, Hausdiener 720 bis 975 (zu Jahresgehältern gab es Wohngeld- und andere Zulagen).

Lebensmittelpreise in Niederbayern 1847 (umgerechnet in Mark): Weizen 100 Kilogramm 15,20 bis 21,30 M, Roggen dito 12,50 bis 18,70 M, Kartoffeln dito ca. 4,50 M, Rindfleisch 1 Kilogramm ca. 0,51 M, Kalbfleisch dito 0,30 bis 0,41 M, Schweinefleisch dito 0,61 bis 0,71 M, Butter dito 0,93 bis 1,02 M, Roggenbrot dito 0,18 bis 0,20 M, Weizenbrot dito 0,36 bis 0,41 M, ein Ei 2,5 bis 3 Pfennige, ein Pfund Wurst 80 Pfennige.

Lebensmittel, Textilien, Schuhe und andere Preise um 1900: Schweinefleisch 1 Kilogramm 1,50 Mark, dito Pferdefleisch 50 Pfennig, Roggenbrot um 1900 23 Pfennig, Zucker 1 Kilogramm 65 Pfennig, Kaffee 1 Kilogramm 4,15 Mark, Kartoffeln 50 Kilogramm 2,63 Mark, Bier 1 Liter 24 Pfennig, Deutscher Wein 1 Liter Wein 1,80 Mark, Brennholz für eine Familie pro Jahr 62 bis 82 M, Kohle 50 Kilogramm 1883 1,30 M und 1910 1,76 M, Miete für Stube und Küche um 1900 240 M, Stuhl 3,73 Mark, Tisch 8,75 Mark, Wollstoff pro Meter 2 M, für ein Damenkleid brauchte man ca. 6 Meter, modisches Damenkleid 45 bis 120 Mark, Schuhwerk für Männer 10 M, Winterkleidung für Männer 30 M, Frauenhut 2,50 M, Damen-Blusen bei Wertheim 4,90 bis 10,75, dito für Knaben 1,75 bis 2,90 M, Kinderkleidung Kleider für Mädchen bei Tietz 1 bis 9 Mark, Matrosenkostüm für Jungen ab 2,90 Mark, Knaben-Schnürstiefel 4 bis 6 Mark, Ullstein-Buch 1 Mark, Berliner Morgenpost pro Tag 10 Pfennig, Karte für ein Konzert des Berliner Volkschors 70 Pfennige.

29. Oktober 2019

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"