Führende Familien trumpften mit Regimentstalern auf
Prachtvolle Städtemünzen kombinieren Panoramen mit kreisförmig angeordneten Wappenschildern









Stolz präsentiert sich Konstanz auf dem Kupferstich sowie den Regimentstaler von 1623 und 1734 mit seinen Kirchen und Bürgerbauten. Die führenden Familien sind durch ihre Wappenschilder auf der Rückseite der seltenen Münze vertreten.





Die führenden Familien in den Reichsstädten Memmingen und Ravensburg sind auf den mit Stadtansichten geschmückten Regimentstalern aus den Jahren 1623 und 1622 mit ihren Wappen vertreten.





Auf dem Ulmer Regimentstaler von 1622 und dem württembergischen Doppeltaler von 1871 ist das berühmte Münster noch ohne seinen imposanten Turm abgebildet. (Fotos/Repro: Caspar)



Im Heiligen Römischen Reich und umliegenden Regionen besaßen zahlreiche Reichs-, Freie und weitere Städte das Münzrecht. Im Mittelalter und danach haben ihnen die Kaiser sowie geistliche und weltliche Fürsten das einträgliche und prestigeträchtige Privileg gegen Geldzahlungen, aber auch für erwiesene Treue in kriegerischen Zeiten und aus anderen Beweggründen verliehen. Es gab Perioden, in denen in etwa 90 Städten der Prägehammer kraftvoll geschwungen wurde, und solche, als man ihn ruhen ließ, wie man damals sagte. Manche Kommunen übten das ihnen verliehene Münzrecht über Jahrhunderte mit mehr oder weniger langen Pausen aus, andere konnten dies nur kurzzeitig tun. Es gab Städte, die ihr Geld auswärts prägen ließ, weil für sie der Unterhalt einer eigenen Münzschmiede zu teuer war oder man anderswo zu besseren Ergebnissen kam als sie in den eigenen Mauern erzielt werden konnten.

Die mit dem ein- oder zweiköpfigen Reichsadler, mit Wappenschildern, Stadtansichten und Allegorien und mit dem Bildnis und Titel des jeweils in Wien regierenden römisch-deutschen Kaisers geschmückten und manchmal auch nur mit Zahlen und Wertangaben versehenen Geldstücke aus Gold, Silber und unedlen Metallen sind beliebte Sammelstücke und in einer Fülle von Publikationen erfasst. Der Münzhandel bietet regelmäßig Städtemünzen an, wobei bestimmte Raritäten enorme Preise erzielen. Zu beachten ist, dass Unmassen geprägten Metalls aus Fürstentümern beziehungsweise Städten in den vergangenen Jahrhunderten eingeschmolzen wurden, um das Metall für die Herstellung neuer Münzen zu verwenden oder es der Gold- und Silberschmiedeindustrie zuzuführen. Dabei wurden bedeutende Bestände vernichtet, die das Herz heutiger Sammler erfreuen würden.

Viele Kostbarkeiten gingen verloren

Zum Glück entgingen nicht alle Münzen dem Tod im Tiegel, so dass man sich nach und nach eine stattliche Kollektion aufbauen kann. Das allerdings ist heute schwieriger als etwa noch vor über hundert Jahren, als man für vergleichsweise wenig Geld Münzen und Medaillen bekam, für die wir drei-, vierstellige und noch höhere Summen bezahlen müssen. Das betrifft vielfach kleine Wert, wie man früher im Unterschied zu Talern und Dukaten nicht für würdig hielt, dass man sie aufhebt. Erst seit dem 18. Jahrhundert erfreut sich die "geprägte Form", um mit Johann Wolfgang von Goethe zu reden, der ihr zukommenden Wertschätzung als historisches und vielfach auch künstlerisch bedeutsames Dokument. Doch da hatten schon unzählige Gepräge den Tod im Tiegel erlitten.

Auf Perioden wirtschaftlicher Prosperität und städtischen Selbstbewusstseins folgten Zeiten, in denen die Städte von äußeren Feinden bedroht und belagert wurden. Aus der Geschichte wissen wir, dass es in den engen Stadtmauern alles andere als harmonisch zuging. Es kam immer wieder zu schweren sozialen Kämpfen, die Chroniken erzählen von großer Not, Hunger und Krankheiten. Manchmal gingen Münzakten bei verheerenden Stadtbränden verloren, auch haben sich städtische Magistrate ihrer entledigt, wenn das Münzprivileg verloren ging und man auf die alten Urkunden keinen Wert mehr legte. So kann nicht immer gesagt werden, wann eine Stadt das Recht zur Herstellung von Pfennigen, Schillingen, Groschen, Talern, Gulden und Dukaten erworben hat. Fest steht aber, dass es unter den uns überlieferten Münzen und Medaillen, die man bei diesem Thema nicht außer Acht lassen wird, viele Raritäten gibt. Viele Städtemünzen sind extrem selten, und man muss mit der Lupe suchen, sie in den Angeboten des Münzhandels zu finden. Das rief schon immer Fälscher auf den Plan, und ist man beim Erwerb bestimmter Raritäten gut beraten, ihre Echtheit in Münzkabinetten und beim Handel prüfen zu lassen.

Schlechtes Geld überschwemmte die Regionen

Die Münzprägung der süddeutschen Städte verlief ungleichmäßig und sah auch viele Pausen. Im Dreißigjährigen Krieg schwoll sie angesichts eines großen Finanzbedarfs zum Unterhalt von Soldaten und zur Bezahlung von Kontributionen an. Kempten, Konstanz, Rottweil und Ulm entfalteten zwar eine lebhafte Talerprägung, doch wurde die Region noch viel mehr mit zahllosen Kleinmünzen überschwemmt. "In diesen schlimmen Zeiten, wo die Städte inmitten des Kriegsbrandes ganz auf sich allein gestellt um Unabhängigkeit und ihre Privilegien zu kämpfen hatten, entstanden jene schönen Medaillen mit den Ansichten der Städte und den Wappen der regierenden Geschlechter, die sogenannten Regimentstaler, die von Konstanz, Ulm, Ravensburg, Memmingen und Kempten in verschiedenen Metallen und Gewichten ausgegeben wurden", schreibt Elisabeth Nau in ihrem Buch von 1964 über die Münzen und Medaillen der oberschwäbischen Städte.

Ulmer Münster erst 1890 vollendet

Ulmer Regimentstaler von 1622, 1663, 1667 und 1681 bilden analog zu ähnlichen Prägungen der anderen Städte das imposante Panorama der von Befestigungsanlagen geschützten Stadt ab. In der Mitte der in Augburg hergestellten Gepräge ist das Münster zu erkennen, dessen hoher Turm damals noch nicht vollendet war und nur einen kurzen Aufsatz besaß. Auf der Rückseite sind die von einem Engel bewachten Wappen führender Ulmer Familien abgebildet. Die Stücke kommen in unterschiedlichen Gewichten vor und sind eigentlich Medaillen, die nur aussehen, als seien sie Taler. Das Ulmer Münster erhielt erst im 19. Jahrhundert seine Spitze, und seither können kann man in Ulm sagen, dass es nicht nur das Gotteshaus mit dem höchsten Kirchturm der Welt, sondern auch die größte evangelische Kirche in Deutschland ist. Bau und Vollendung des Ulmer Münsters waren 1869 und 1871 die Prägung von Doppeltalern mit dem Kopf von König Karl von Württemberg sowie von verschiedenen Medaillen aus Silber, Zinn und anderen Metallen wert. Erst 1890 konnte der Monumentalbau beendet werden.

Neben den bescheidenen Kreuzern tat sich die alte Reichsstadt Memmingen 1623 mit einem Regimentstaler hervor, auf dem ein von Mauern umgebenes Panorama zu erkennen ist. Der Reichsadler darüber hält ein Zepter und ein Schwert in den Klauen. Auf seiner Brust liegt das aus einem Kreuz bestehende Stadtwappen. Auf der Rückseite sind kreisförmig die Wappen der Ratsfamilien um die Wappen von drei Bürgermeistern und zwei Räten gelegt. Schwierig erhältlich ist der in Augsburg geprägte Ravensburger Regimentstaler von 1624. Wie Kempten, Konstanz, Memmingen und Ulm präsentiert sich auch Ravensburg auf diesem prachtvollen Silberstück unter einem Doppelwappen mit einer Ansicht aus der Vogelschau. Gut zu erkennen sind die Kirchen und einige repräsentative Häuser wohlhabender Bürger, aber auch die durch Mauern, Türme und Tore gebildete Stadtbefestigung. Auf der Rückseite dieses Talers sind kreisförmig die 15 Wappenschilder der Ratsherren um fünf Wappen der Mitglieder des Kleinen Rats angeordnet. Da Ravensburg im Zweiten Weltkrieg von Luftangriffen verschont blieb, kann man heute einige Bauten auf dem Taler im Stadtbild ausmachen.

19. November 2019

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