Ein weites Feld
Sachsen und sein Geld ist eine lange Erfolgsgeschichte / Blick in neue Heimathefte 1/2019



Massenhaft wurden Schild- und andere Groschen in Freiberg geschlagen, wo seit dem 12. Jahrhundert das in großen Mengen gewonnene Silber in klingende Münze verwandelt wurde und die sächsischen Kurfürsten reich machte.



Ungewöhnlich ist, dass der Schreckenberger Groschen von 1522 mit dem Porträt des Kurfürsten Friedrich des Weisen geschmückt wurde. Das macht ihn selten und teuer.



Die vergrößerten Buchstaben auf der Rückseite der Talerklippe des Kurfürsten Johann Georg I. bilden ein Chronogramm und ergeben die Jahreszahl 1614.



Mithilfe erbeuteter Münzstempel ließ König Friedrich II. von Preußen die minderwertigen Ephraimiten in großen Mengen schlagen, um mit dem Gewinn den Siebenjährigen Krieg finanzieren zu können.



Das silberreiche Sachsen leistete sich eine umfangreiche Münzprägung. Viele Taler und weitere Münzen des 18. und 19. Jahrhunderts sind reichlich in den Angeboten des Münzhandels vertreten und manchmal auch preiswert zu haben. Der Taler von 1822 wurde in einer Zeit geprägt, als im Königreich Sachsen die ersten Sparkassen aus dem Boden schossen.



Das kursächsische Kassenbillett von 1772 hat ein einfaches, leicht nachzuahmendes Design mit handschriftlichen Eintragungen. Gedeckt wurde das Papiergeld zu einem Drittel durch Edelmetallreserven.



Am Ende der sächsischen Münzgeschichte steht das Dreimarkstück von 1917 auf die Vierhundertjahrfeier der Lutherschen Reformation mit dem Bildnis des Kurfürsten Friedrich des Weisen, der nach 1517 seine Hand schützend über Martin Luther hielt. (Repros: Caspar und aus den Sächsischen Heimatblättern 1/2019)

Sachsen und sein Geld, das ist eine lange Erfolgsgeschichte und ein weites Feld. Die reiche Silberausbeute seiner erzgebirgischen Bergwerke brachten dem Kurfürstentum und ab 1806 Königreich Wohlstand und Arbeit. Sammler kennen die in zahllosen Varianten geprägten Meißner und die Schreckenberger Groschen, die Klappmützentaler des frühen 16. Jahrhunderts mit fürstlichen Bildnissen, die Silberklippen der Barockzeit mit reichem Allegorienschmuck, die unzähligen Gulden und Dukaten, und auch die minderwertigen Ephraimiten, die Preußens König Friedrich II. im besetzten Sachsen und versehen mit sächsischem Kurfürstenbildnis schlagen ließ, um mit dem Gewinn seine Ausgaben im Siebenjährigen Krieg bezahlen zu können. Unzählige und oft ausgesprochen prächtige Medaillen sind Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte gewidmet.

Die sächsische Numismatik ist gut erforscht, es gibt seit dem 18. Jahrhundert über sie unzählige Bücher, und auch der Münzhandel bietet regelmäßig reichlich Material zu oft erschwinglichen Preisen an. Im Unterschied etwa zu Kurbrandenburg, Mecklenburg und anderen Territorien im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation verfügten Sachsen und die sächsischen Herzogtümer in Thüringen über eigene Edelmetallressourcen und mussten nicht mühsam und teuer das Prägematerial auf damaligen Märkten einkaufen, sondern konnten ihr Hartgeld in großen Mengen herstellen. Das erklärt, warum sächsische Münzen und Medaillen, von seltenen Ausnahmen abgesehen, in Sammlungen reich vertreten sind und das Thema ausgesprochen populär ist.

Wie und wo Sachsens Münzen geprägt wurden und was von ihnen Geld blieb, ist Gegenstand des neuen Heftes 1/2019 der "Sächsischen Heimatblätter". Die großformatige Sonderausgabe der Zeitschrift für Sächsische Geschichte, Landeskunde, Natur und Umwelt erschien zum 200. Gründungstag der Sparkassen in Sachsen und kostet mit 88 Seiten zwölf Euro (Kontakt: Zentrum für Kultur und Geschichte, Dorfstraße 3, D-01665 Niederjena, e-Mail shb@zkg-dd.de). Sparkassen zu gründen, lag vor 200 Jahren im Trend. 2018 wurde in Berlin das zweihundertjährige Bestehen der Berliner Sparkasse mit einer Ausstellung im Deutschen Historischen Museum gefeiert. Jetzt beleuchten mehrere Autoren in den "Sächsischen Heimatblättern" die Geschichte und Gegenwart der sächsischen Sparkassen und würdigen dabei auch mit Johann Christian Eberle einen ihrer Pioniere.

Ausgehend von der Emission des ersten, noch ganz einfach gestalteten und daher nicht fälschungssicheren Papiergelds von 1772 mit dem kursächsischen Wappen und der Eröffnung der ersten Sparkasse in Königsbrück 1819 schlagen Frank Metasch, Thorsten Wehber, Jürgen Kocka, Brita Weschke, Petra Gehlich, Michael Wetzel, Thomas Einert, Folkhard Wunderlich und Wolfram Morales einen Bogen bis in das turbulente Jahr 1990, als es hieß "Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, dann gehen wir." Dargestellt wird, was wohlhabende und auch was arme Leute bewog, ihre Taler und Groschen einer Sparkasse anzuvertrauen und wie diese mit dem fremden Geld gewirtschaftet haben. Zu sehen sind Urkunden und Sparbücher, aber auch Menschen, die vor den Sparkassenschaltern Schlange standen in der Hoffnung auf eine gute Rendite.

Flankiert werden die Beiträge am Beginn und am Ende des Heftes von Thomas Arnold, der sich mit Freiberg und seiner Bedeutung für den Erzbergbau und die Münzprägung in Sachsen befasst, und von Lars-Günter Schier, der einen Blick auf vier Jahrhunderte Talerprägung im Lande wirft und dabei auch zu einem Besuch in der Ausstellung des Dresdner Münzkabinetts einlädt und eine Auswahl seiner Schätze vorstellt. Abgerundet wird das Heft durch einen Blick von Christoph Mackert und Thomas Uhlmann über die Münzsammlung der Universitätsbibliothek Leipzig, die ihre Geschichte auf eine Schenkung aus dem Jahr 1718 zurück führt und mehr als 86 000 Objekte von den frühesten Zeiten bis in die Gegenwart besitzt, gespeist aus Zuwendungen, abgelieferten Münzfunden und aus anderen Quellen.

Im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und von Dieben um die Goldmünzen "erleichtert", gelangte die Sammlung als Kriegsbeute in die Sowjetunion und kam 1958 in die DDR zurück. Bei der Ankunft zeigte sich, dass von über 90 000 Stück noch 81 000 Stück vorhanden waren, die neu geordnet werden mussten, wobei ehrenamtliche Numismatiker wie Klaus Thieme und Ewald Hausmann große Hilfe leisteten. Die Bestände sind zum Teil digitalisiert und stehen auf der Internetseite www.kenoim.de zur Ansicht und wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung. Dass die Leipziger Sammlung nach und nach wächst, ist nicht zuletzt auch der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kulturstiftung der Länder in der Bundesrepublik Deutschland zu verdanken, aber auch dem Verband der deutschen Münzenhändler und einzelnen seiner Mitglieder, wobei der als Mäzen hoch zu lobende Fritz Rudolf Künker ausdrücklich zu nennen ist.

24. Januar 2019

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