Geldstücke für jeden Beutel
In fünfter erweiterter Auflage liegt jetzt der von Gerhard Schön verfasste Deutsche Münzkatalog von 1700 bis 1806 vor



Die frühen Taler des preußischen Königs Friedrich II. sind selten und werden von Sammlern teuer bezahlt.



Die Silbermedaille des Salzburger Erzbischofs Sigismund von Schrattenbach aus dem Jahr 1766 zeigt, wie Arbeiter an einer Spindelpresse Münzen prägen. Das Stück kommt auch als dreifacher Dukat vor.



Ein Allianzwappen schmückt den Taler August des Starken von 1727, der Kurfürst von Sachsen und König von Polen war. (Fotos: Caspar)

Für Münzensammler und solche, die über Münzen forschen, ist gute Katalogliteratur unerlässlich. Sie wird seit der Barockzeit, als sich die Numismatik langsam zu einer akademischen Disziplin entwickelte, in wachsendem Maße publiziert. Das Angebot von Überblicks- und Spezialliteratur wächst und wächst, und so hat man heute einige Not, überhaupt noch den Überblick zu behalten. Der auf Numismatik spezialisierte Verlag Gietl Battenberg in Regenstauf hat jetzt in 5. revidierter und erweiteter Auflage das von Gerhard Schön verfasste, mit 10 000 Abbildungen versehene Nachschlagewerk "Deutscher Münzkatalog 18. Jahrhundert 1700 bis 1806" herausgebracht (ISBN 978-3-866-133-8, 69 Euro). Wir kennen und nutzen weitere vom gleichen Verfasser publizierte Bücher etwa über deutsche Münzen des 19. Jahrhunderts bis heute, ferner über Euro-Münzen und die Weltmünzkataloge des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie sind wichtige Nachschlagewerke, die uns die Einordnung von alten und neuen Geldstücken erleichtern und auch zum Aufbau von Sammlungen etwa zu bestimmten Ländern, Anlässen und Bildmotiven vielfältige Anregungen geben.

Auf sage und schreibe 1454 Seiten hat der Autor erfasst, was in der Barockzeit in zahlreichen großen und kleinen deutschen Fürstentümern und Städten sowie in angrenzenden Regionen von Belgien bis zum Baltikum, von Luxemburg bis Liechtenstein, von Basel bis Zürich und an anderen Orten geprägt wurde. Hinzu kommen Münzen aus Österreich, Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Es geht also nicht um "rein" deutsche Münzen, wie der Buchtitel vermuten lässt, sondern auch um solche aus Ländern, in denen vor über 200 Jahren römisch-deutsche Kaiser und andere Herrscher aus deutschen Fürstenhäusern das Sagen hatten.

Für viele war es ein großes Anliegen, durch eine mehr oder weniger umfangreiche Prägung von Münzen aus Gold, Silber, Kupfer und anderen Metallen zu glänzen. Das geschah etwa in Bayern, Preußen, Sachsen und dem Habsburgerreich durch lange Münzreihen beziehungsweise durch spektakuläre Kleinauflagen von Geldstücken, die nur aus Gründen der Repräsentation geschlagen wurden und kaum in den Geldbörsen des sprichwörtlichen Mannes auf der Straße geklappert haben dürften.

Das Buch macht eingangs mit den Reichskreisen bekannt, in die das römisch-deutsche Reich bis zu dessen Ende 1806 eingeteilt war und in denen mehr oder intensiv der Münzhammer geschwungen wurde. Überall wird die zur weiteren Beschäftigung notwendige Literatur angegeben. Allein sie zu sammeln und für dieses Buch aufzubereiten ist eine großartige Leistung. Wer das schwergewichtige Nachschlagewerk zur Hand nimmt, wird schnell sehen, dass für unzählige Potentaten und städtische Magistrate eine Sache der Ehre war, durch eigene Münzen zu glänzen und durch sie der Mit- und Nachwelt zu demonstrieren, dass sie Inhaber eines entsprechenden Privilegs sind. Gerhard Schön zeigt in den einleitenden Zeilen zu jedem infrage kommenden Münzstand, wann diesem das Münzrecht erteilt wurde, sofern das bei der oft unklaren Aktenlage möglich ist, und welche Nominale ausgegeben wurden. Würde der Verfasser sämtliche greifbaren Stücke erwähnen, müsste das Buch doppelt und dreifach so stark sein wie es in der nunmehr fünften Auflage ist. Auch kann er nicht alle infrage kommenden Nominale abbilden, sondern nur Typen und besonders interessante Stücke.

Für Sammler und Händler wichtig sind Preisangaben in den drei höchsten Erhaltungsgraden wie auch Angaben über Hersteller von Prägestempeln, Münzmeister und beteiligte Münzstätten. Aus gutem Grund verzichtet Gerhard Schön auf die Angabe von Preisen für bestimmte, kaum bezahlbare Raritäten, etwa schwergewichtige Goldabschläge oder solche auf viereckigem Metall, den so genannten Klippen. Das gilt auch für extrem seltene Probeprägungen und andere für hochgestellte Persönlichkeiten und zahlungskräftige Sammler angefertigte Sonderausgaben. Bei der Durchsicht zeigt sich, dass sich die nach intensiven Marktstudien ermittelten Preise von zweistelligen bis zu vier- und fünfstelligen Beträgen bewegen, also für nahezu jeden Geldbeutel geeignet sind.

27. Oktober 2019

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