Begehrte Silberlinge
Für Sammler war es nach 1966 nicht einfach, die Gedenkmünzen der DDR zu bekommen, heute ist das kein Problem



Die ab 1966 ausgegebenen Gedenkmünzen der DDR waren begehrte Sammelstücke. Um sie im Herkunftsland zu bekommen, musste man manche Umwege gehen und Beziehungen spielen lassen. Nach dem Ende der DDR erzielten manche Exemplare Höchstpreise, doch haben sich diese auf einem mittleren Niveau eingependelt.



Das Themenspektrum der DDR-Gedenkmünzen war breit, es reichte von Ereignissen und Gestalten der deutschen Geschichte - im Bild die Arbeiterführer August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Clara Zetkin - über berühmte Bauwerke bis zu Feiertagen und Jubiläen, die immerzu begangen und die Bevölkerung permanent "auf Trab" hielten.



Viele in großen Mengen geprägte Kurs- und Gedenkmünzen der DDR wurden aus kaum nachvollziehbaren Gründen wieder eingeschmolzen. Bei der Gedenkmünze von 1972 mit dem Buchenwald-Denkmal verhalten sich die Zahlen so: geprägt laut Jaeger-Katalog 15.108.481 zu 11555061 eingeschmolzen, 100. Geburtstag von Ernst Thälmann 709.750:170 1150 und Treptower Ehrenmal 750 600:174 590.



Jubiläen der DDR wurden nicht nur mit Aufrufen für "hohe Leistungen im sozialistischen Wettbewerb" genutzt, sondern auch für die Ausgabe von Sondermünzen, hier zum 25., 30. und 40. Jahrestag der Gründung der DDR. Entscheidungen über die Emissionen und ihre Gestaltung trafen allerhöchste Parteigremien.



Durch Ausgabe solcher Münzgutscheine ermöglichte die Fachgruppe Numismatik in Berlin-Pankow Zugang ihrer Mitglieder zu den Gedenkmünzen. . Bei den DDR-Münzen muss man Stück für Stück nachlesen, in welchen Mengen sie geprägt beziehungsweise wieder eingeschmolzen wurden.



Das P auf der Rückseite der Posthornprobe von 1990 ragt erhaben heraus und ist nicht wie in anderen Fällen eingeschlagen. In einer Auflage von nur 500 Stück geprägt, erzielt sie einen enormen Preis.



Von vielen Gedenk- und Kursmünzen wurden Material- und Motivproben hergestellt. Wer sie haben möchte, muss tief in die Tasche fassen. (Fotos: Caspar)

Die ersten Gedenkmünzen der DDR tragen die Jahreszahl 1966, zwei Silberstücke zu 10 und 20 Mark der Deutschen Notenbank (MDN) zu Ehren des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz und des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Älteren Sammlern werden sich an das Gerangel um diese Münzen erinnern. Wer einer Kulturbundgruppe angehörte und die Versammlungen besuchte, Vorträge hielt und Ausstellungen gestaltete und betreute, bekam einen oberen Platz auf der Warteliste. Wer dank verwandtschaftlicher oder sonstiger "Beziehungen" mehrere von diesen Raritäten sein eigen nannte, konnte sie zum Tausch verwenden oder mit ihrer Hilfe bundesdeutsche Gedenkmünzen eintauschen, von denen 1966 bereits sechs Ausgaben existierten. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Ostdeutsche alle Probleme umgehen konnten, wenn sie im Besitz von Westgeld, sprich D-Mark, waren, um die eigenen Gedenkmünzen im Intershop zu kaufen, natürlich zu deutlich überhöhten Preisen. Abgesehen von manchen Querelen rund um die Vergabepraxis sind die Erinnerungen an das Leben in den Numismatischen Fachgruppen positiv, und manch ein "alter Hase" zieht heute etwas wehmütig einen Vergleich zu damals, weil die Beschaffung und Bezahlung von Veranstaltungsräumen schwierig und teuer geworden ist und außerdem der numismatische Nachwuchs fehlt.

Undurchsichtige Vergabepraxis

Die undurchsichtige Vergabepraxis bei den Gedenkmünzen hat viel böses Blut erzeugt. Rudolf Reimann ist in dem Katalog "GeldKunst KunstGeld - Deutsche Gedenkmünzen seit 1949. Gestaltung und Gestalter" ausführlich auf diesen trüben Aspekt der numismatischen DDR-Geschichte eingegangen. Bestimmte Staats- und Parteifunktionäre seien bevorzugt versorgt worden, und mit Sicherheit könne angenommen werden, dass der bedachte Personenkreis den Wert der Gedenkmünzen kannte. Verkäufe nach dem Ende der DDR würden belegen, "dass die Münzen als Geldanlage erkannt und benutzt wurden", schreibt Reimann und schildert am Beispiel der Kulturbundgruppen, wie die Vergabe reglementiert wurde und welche Anstrengungen unternommen werden mussten, um an die Gedenkmünzen des eigenen Landes heranzukommen. Die Ausgabe erfolgte zum Nominalwert, zuzüglich mussten je eine Mark für das Etui und als Verwaltungsgebühr bezahlt werden.

Da die Mitgliedschaft im Kulturbund Voraussetzung war, um eine Chance zu bekommen, traten dort auch Personen ein, die mit Münzen eigentlich nichts zu tun hatten, etwa Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, die mit Münzen nichts zu tun hatten. Das führte zur Aufblähung der Fachgruppen mit mehreren hundert Mitglieder. Nach 1990 schrumpften die Vereine, wenn sie denn überhaupt weiter existierten. Die numismatische Laienarbeit in der DDR erfolgte auf regionaler Ebene in Fachgruppen. Übergeordnet waren die Bezirksfachausschüsse, und über allem thronte mit hauptamtlichen Mitarbeitern der Zentrale Fachausschuss Numismatik mit Sitz in der Hessischen Straße in Berlin-Mitte. Hier wurde die Verteilung der Gedenkmünzen auf die 15 DDR-Bezirke vorgenommen. In einem von Rudolf Reimann zitierten Papier aus dem Jahr 1982 ist davon die Rede, dass 5800 Exemplare (wohl von jeder Auflage) an die Bezirksorganisationen des Kulturbundes gingen und 200 zur "zentralen Verwendung" in der Hessischen Straße verblieben. Viele Emissionen der Staatsbank seien nicht dem Kulturbund zur Verteilung übergeben worden, schreibt Reimann weiter. "Polierte Platten, Proben und Teile der 5-Mark-Auflagen in Neusilber wurden ebenso den inländischen Sammlern vorenthalten wie Thematische Sätze, Kursmünzensätze in Polierter Platte und andere Sonderausgaben." Von den 5800 dem Kulturbund zur Verfügung gestellten Münzen wurden 350 Stück an Funktionäre zu deren Verwendung abgezogen. Daraus kann man folgern, dass die geringen Zuteilungen weiter gekürzt wurden. Doch wer an der richtigen Stelle saß, konnte sich gut bedienen.

Vorträge halten, Ausstellungen gestalten

Der Berliner Münzhändler und Sammler Klaus Priese erinnert sich, dass die silbernen Gedenkmünzen ursprünglich zum Nominalwert gegen eine Silberspende abgegeben werden sollten. Doch sei es dazu nicht gekommen, weil diese auch schon im Finanzministerium erwogene Methode nur Ärger und auch unerwünschtes Aufsehen in der Bundesrepublik erregt hätte, wo man sich sowieso über die Verteilungsmodalitäten mokierte. Die rund 300 Mitglieder der Fachgruppe Berlin-Pankow, der Priese seit 1962 angehörte, seien nach ihrer Leistung, etwa wenn sie Vorträge hielten, Ausstellungen gestalteten, für deren Aufbau und die Bewachung sorgten oder auch numismatische Artikel schrieben, mit den Gedenkmünzen bedacht worden. Das sei im Großen und Ganzen reibungslos verlaufen. Da das an die Staatsbank einzuzahlende Geld vorab eingesammelt werden musste, seien gedruckte Quittungen zu 30 Mark (für ein Zehn- und ein Zwanzigmarkstück) sowie zu zwanzig, zehn und fünf Mark ausgegeben und nach Verteilung der Münzen wieder eingezogen worden.

Erst nach der Wiedervereinigung wurde bekannt, dass es in der Münze der DDR Manipulationen, absichtliche oder unabsichtliche Verwechselungen von Stempeln und andere Unregelmäßigkeit gegeben hat, die gewisse Prägestücke zu heiß begehrten und teuer bezahlten Raritäten werden ließen. In den Katalogen finden sich außerdem die in wenigen Stücken gefertigten Proben, für die man immense Summen zahlen muss. Wenig bekannt sind Nachprägungen mit historischen Münzstempeln. Auch wenn leitende Mitarbeiter des ehemaligen VEB Münze der DDR vehement bestritten, dass es so etwas gegeben hat, die Beweise liegen auf der Hand. So habe ich in einer Berliner Privatsammlung einen nachgeprägten Berliner Taler von 1822 mit dem Kopf König Friedrich Wilhelms III. und dem gekrönten Preußenwappen gesehen. Schon mit bloßem Auge erkennt man, dass dafür ein leicht korrodiertes Stempelpaar verwendet wurde. Da der Schrötling aus Kupfer-Nickel besteht, kann dieser "Taler" mit einem echten nicht verwechselt werden. Warum solche Stücke überhaupt angefertigt wurden, ist bislang nicht bekannt. Dem betreffenden Sammler sind auch kupferne Abschläge von Reichsgoldmünzen, vor allem solchen sächsischen Gepräges bekannt. Ab und zu findet man solche Machwerke auch im Münzhandel. Jetzt wissen wir, aus welcher Quelle sie stammen.

Nicht alle Auflagezahlen stimmen

Im Zusammenhang mit einer 1994 begonnenen und im Sommer 2000 beendeten Serie von Auktionen der Restbestände der DDR-Staatsbank durch die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in Frankfurt am Main haben Mitarbeiter des Berliner Münzkabinetts wichtige Forschungsergebnisse über die DDR-Münzen und ihre Schöpfer veröffentlicht. Alles Wissenswerte ist in einem Buch zusammengefasst, das 2019 unter dem Titel "Die Gedenkmünzen der DDR und ihre Schöpfer" in zweiter Auflage von der Firma Dr. Busso Peus Frankfurt am Main herausgegeben und von Guy Franquinet in Crailsheim publiziert wurde. Dazu sei gesagt, dass die erste durchaus als Sensation anzusehende Veröffentlichung der authentischen Prägezahlen im Auktionskatalog der Berliner Münzauktion Nummer 93 (1992) erfolgte, und zwar auf der Grundlage einer am 23. Januar 1992 dieser übergebenen Tabelle der Staatsbank Berlin Körperschaft des öffentlichen Rechts, also der Nachfolgerin der DDR-Staatsbank.

Nachforschungen ergaben zum Teil erhebliche Diskrepanzen zwischen den im DDR-Gesetzblatt veröffentlichten Angaben und den wirklichen Prägezahlen auf der einen Seite und den erhalten gebliebenen Stücken auf der anderen. So hatten die ersten Gedenkmünzen Schinkel und Leibniz eine offizielle Auflage von jeweils 50 000 Stück, doch eingeschmolzen wurden 1117 beziehungsweise 1419 Stück. Von der in 100 552 Exemplaren hergestellten Kollwitz-Münze (1967) wurden bereits 38 612 Stück vernichtet, von den 87 776 Exemplaren der Humboldt-Münze (1967) wanderten 35 178 in den Tiegel. Bei anderen Münzen ist die Lage ähnlich. In Katalogen sind die Prägezahlen und die der eingeschmolzenen Stücke aufgelistet, so dass sich Sammler ein ungefähres Bild davon machen können, was tatsächlich existiert. Die Einschmelzung der fertig geprägten, aber nicht in den Handel gebrachten Münzen bedeutet Vernichtung geleisteter Arbeit, die die Marxisten-Leninisten stets dem kapitalistischen System vorwarten. Selbstverständlich wurde in der DDR davon nicht gesprochen, weil der Vorgang so garnicht in das Bild der Planmäßigkeit passte, das die DDR so gern von sich malte.

Vernichtung durch Anweisung von oben

Über die Vernichtung der eben erst geprägten Geldstücke sagte der vor einigen Jahren verstorbene frühere Geschäftsführer der Berliner Münze, Hartmut Mielke, der Volkseigene Betrieb habe nur "auf Anweisung von oben" gehandelt. Was man der DDR vorwerfe, dass nämlich mit Auflagezahlen jongliert wurde, werde überall praktiziert, auch in den westdeutschen Münzanstalten. Die vom Ministerrat der DDR beschlossenen und im Gesetzblatt veröffentlichten Auflagenhöhen seien nur "Richtwerte" gewesen. In der Regel seien die Zahlen nicht erreicht worden. Das sei auch bei Münzen der alten Bundesrepublik zu beobachten. Auch die Olympiamünzen von 1972 seien nicht vollständig verkauft worden, daher habe man einen Teil wieder eingeschmolzen. Bei den DDR-Gedenkmünzen sei ebenso verfahren worden. Die Probeprägungen wurden von der Staatsbank bestellt und dorthin geliefert. Wenn mit diesen Stücken manipuliert worden sein soll, sei das Sache der der Staatsbank und von ihr zu verantworten, so Mielke und verneint ausdrücklich, dass es irgendwelche illegalen Nachprägungen gegeben hat. Wie das Beispiel des preußischen Talers von 1822 zeigt, kann diese Aussage kaum stimmen.

Wie Peter Reißig im Money trend Heft 5/2006 schreibt, fanden die Einschmelzungen im VEB Walzwerk Hettstedt statt. Nachgewiesen ist eine solche Aktion in der Zeit vom 15. bis 17. Juli 1980, aber auch danach hat es weitere Vernichtungen von geprägtem Geld gegeben. Es ging in jenem Jahr um 13,790 Tonnen ausrangierter Münzen, die in 2808 verplombten Beuteln angeliefert wurden. Die ganze Schmelzgutmasse repräsentierte einen Wert von 12 240 000 Mark. Waren in den Beuteln 250 Zwanzigmarkmünzen mit den Köpfen von Ernst Thälmann und Wilhelm Pieck darin, dann repräsentierte die Füllung einen Wert von 5000 Mark. Das war sehr viel Geld in der DDR. Die Vernichtung der Münzen in drei Schmelztiegeln erfolgte in Anwesenheit von Mitarbeitern der DDR-Staatsbank, die wohl aber nicht die ganze Zeit den Vorgang beobachteten, weil sie Mahlzeiten einnahmen oder die Toilette aufsuchen mussten. Insgesamt wurden in jenen drei Julitagen des Jahres 1980 laut Reißig folgende Münzen eingeschmolzen: 20 Mark gemischte Motive 69 500 Stück in 278 Beuteln, 20 Mark Wilhelm Pieck 362 500 Stück in 562 Beuteln, 20 Mark Ernst Thälmann 90 000 Stück in 360 Beuteln und 10 Mark Buchenwalddenkmal 180 000 Stück in 720 Beuteln.

Gelegenheit macht Diebe

Nach dem geflügelten Wort "Gelegenheit macht Diebe" nutzten einige Arbeiter des Volkseigenen Betriebs Hettstedt unbewachte Augenblicke, um sich eine größere Zahl der für die Schmelze bestimmten Münzen anzueignen. Wie aus einem Schreiben eines Generalleutnants von der Hauptabteilung Kriminalpolizei des Ministeriums des Inneren an den Präsidenten der Staatsbank der DDR vom 12. August 1980 hervorgeht, kam es zur "Entwendung von Zahlungsmitteln der DDR im Rahmen der Vernichtung", weshalb um Maßnahmen gebeten wird, diese künftig auszuschließen. Anscheinend verflüssigten sich die in die Tiegel geworfenen Münzen nicht sofort, sondern blieben eine Zeitlang dort liegen, so dass Arbeiter sie in unbeobachteten Augenblicken wieder herausfischen konnten. Sie hatten ja feuerfeste Handschuhe und benutzten lange Gießlöffel, um sich zu bedienen. Solange die Münzen unbeschädigt waren, konnte man mit ihnen bezahlen. Das wurde offenbar getan.

In einem Vermerk der Staatsbank zu den Vorfällen in Hettstedt wird betont, dass die Bank an der Aufklärung der Vorfälle außerordentlich interessiert sei. Doch gab es über die Details unterschiedliche Auffassungen, vor allem, weil die Abwesenheit von Mitarbeitern der Staatsbank dem Diebstahl wohl Vorschub leistete. Es sei vorgekommen, dass "Münzen ohne jede Beschädigung durch Hitzeeinwirkung in Verkaufsstellen des Handels bzw. Gaststätten in Umlauf gebracht" wurden. Daraufhin wurden gegen 13 Beschuldigte Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls von Zahlungsmitteln der DDR eingeleitet und gegen einen Gießer Haftbefehl erlassen. "Nach bisherigen Feststellungen sind Münzen im Wert von ca. 15 TM (15 000 Mark) entwendet worden. Münzen im Wert von 6.230 Mark konnten beschlagnahmt werden". Was aus den Münzdieben von Hettstedt wurde, müsste noch geklärt werden, und auch das Schicksal der sichergestellten Münzen ist nicht bekannt. Dass der Diebstahl nicht in die Öffentlichkeit kam, war klar, warf er doch ein wenig positives Licht auf die Verhältnisse in dem Volkseigenen Betrieb und die Dienstauffassung der Aufpasser von der Staatsbank.

Probeprägungen zu Liebhaberpreisen

Bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurden in der Berliner Münze 123 verschiedene Gedenkmünzen zu 20, 10 und - ab 1968 - zu fünf Mark geprägt. In dieser Zahl sind auch einige Stücke eingeschlossen, die als Material- oder Motivproben in zum Teil winziger Auflage hergestellt wurden, erkennbar an Metallen und Bildern, die von den Normalausführungen abweichen. Nach der Wiedervereinigung und heute erzielen diese und andere Raritäten Liebhaberpreise. Aber insgesamt kann gesagt haben, dass die vor30 Jahren spekulativ in die Höhe getriebenen Riesensummen der frühen 90er Jahren Vergangenheit sind. Der Markt hat sich merklich abgekühlt, wozu sicher auch beitrug, dass in den 1990er Jahren bei spektakulären Versteigerungen von Restbeständen der DDR-Staatsbank viel Material auf den Markt gelangte, die preisberuhigend wirkten. Wurde im Jahr der Wiedervereinigung 1990 für einen kompletten Satz DDR-Gedenkmünzen von Schinkel und Leibniz (1966) bis zum 100. Jahrestag des 1. Mai (1990) kurzzeitig bis zu 30 000 DM (ca. 15 000 Euro) verlangt und auch gezahlt, so haben sich die Preise heute auf 3000 bis 5000 Euro und manchmal auch darunter eingependelt. Da viele Gedenkmünzen, zumal wenn sie aus Silber bestehen, nicht im Umlauf waren, werden sie in der Regel in stempelglänzender oder vorzüglicher Erhaltung angeboten. Bei neben den normalen Ausgaben hergestellten Material- und Motivproben mit Auflagezahlen zwischen zehn und hundert Stück werden Liebhaberpreise bezahlt.

Vor 30 Jahren konnte niemand ahnen, dass die ganz frühen Kleinmünzen der DDR heute zu den gesuchten deutschen Münzen zählen würden und vor allem dann gute Preise erzielen, wenn sie makellos erhalten sind. Ein stempelglänzender Groschen von 1950 aus der Berliner Münze bringt um 130 Euro und aus der Münze zu Muldenhütten E sogar um 800 Euro, obwohl davon riesige Mengen geprägt wurden. Das Beispiel zeigt, dass Auflagehöhen nicht unbedingt ein Preiskriterium sein müssen. Diese Entwicklung deckt sich mit Kursmünzen der Weimarer Republik, der NS-Zeit und der Bundesrepublik Deutschland, deren Sondermünzen öfter aufgehoben wurden als "normale" Geldstücke. Da die Zahl der Sammler und Interessenten an DDR-Münzen in den vergangenen Jahren angestiegen ist, müssen sie sich die noch verbliebenen Geldstücke teilen, und vielleicht kommt es eines Tages vor, dass sie, inzwischen wertvoll geworden, zum Schaden der Sammler gefälscht werden. Denkbar wäre das bei ganz großen Seltenheiten unter den Kleinmünzen, die, wie das Beispiel eines in bisher nur zwei Exemplaren bekannten Fünfpfennigstücks von 1976 aus Aluminium zeigt, in geringer Stückzahl existieren und vierstellige Eurobeträge erzielen können, sollten sie irgendwo angeboten werden.

22. November 2019

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