Papier statt Silber und Gold
Veitel Heine Ephraim wollte preußische Banknoten fälschungssicher machen, blitzte aber bei der Regierung ab



Den preußischen Tresorscheinen voran gingen solche aus Kurachsen mit ähnlich gestalteten Banknoten voran, die man zusätzlich durch Blindstempel gesichert und mit Unterschriften beteiligter Politiker versehen hat.



Fälschungssicher waren die frühen Geldscheine aus Preußen und andern Ländern nicht, denn sie ließen sich von geübten Betrügern durchaus gut nachahmen. Wer erwischt wurde, musste mit hohen Zuchthausstrafen rechnen. Allerdings hat man in Preußen darauf verzichtet, Münzverbrechen mit der Todesstrafe zu ahnden.



Mit der Ausgabe von Tresorscheinen, die Unterschriften von Schulenburg und Stein tragen, versuchte die preußische Regierung, aus ihren Finanzkalamitäten herauszukommen. Die durch Streichung unbrauchbar gemachten Originale waren mit weiteren Dokumenten im Sommer 2006 in einer Ausstellung am Berliner Kulturforum über den preußischen Staatsbankrott zu sehen.



In Preußen, und nicht nur dort, wollte man lieber Edelmetall wie diesen Reichstaler mit dem Bildnis von Friedrich Wilhelm III. in der Hand haben, als einfach bedrucktes Papier, auch wenn es in königlichem Auftrag ausgegeben wurde.



Mit seinem Appell an die Berliner wollte der Stadtgouverneur Graf von der Schulenburg-Kehnert verhindern, dass die bei Jena und Auerstedt siegreichen Truppen Kaiser Napoleons I. gewaltsam in die preußische Hauptstadt eindringen und dort ein Massaker sowie Plünderungen veranstalten, was in damaligen Kriegen durchaus üblich war.



Berlins schönste Ecke, das Ephraimpalais im Nikolaiviertel, ist eine Mitte der 1980er Jahre errichtete Kopie des Originals. Benannt ist der prächtige Rokokobau nach dem reichen Unternehmer Veitel Heine Ephraim, der mithalf, dass Friedrich II., der Große, den gegen Österreich und seine Verbündeten um die reiche Provinz Schlesien geführten Siebenjährigen Krieg finanziell durchstehen konnte.



Das Relief vom Sockel des Stein-Denkmals vor dem Berliner Abgeordnetenhaus spiegelt Eintracht zwischen Friedrich Wilhelm III. und seinem Minister vor. Nach einem Zerwürfnis verließ der um Preußen verdienstvolle Minister das Land und war von nun an am königlichen Hof eine Persona non grata. (Fotos/Repros: Caspar)

Preußens König Friedrich Wilhelm III., der von 1797 bis 1840 regierte, führte zu Beginn des 19. Jahrhunderts Papiergeld in größerem Stil ein, wobei er Wert darauf legte, dass es ausreichen durch Edelmetall gedeckt ist. Alles war daran zu setzen, das in der Bevölkerung und bei seinen Ministern vorhandene Misstrauen gegenüber den ungewohnten Banknoten zu zerstreuen. Der König orientierte sich unter anderem an den 1772 in Kursachsen zur Begleichung der hohen Kriegsschulden gedruckten "Cassen-Billets" in Werten zwischen einem und hundert Reichstalern. Der Wiederaufbau des durch den Siebenjährigen Krieg schwer geschädigten, finanziell ruinierten Sachsen ist als Rétablissement bekannt, in dessen Rahmen sich erholte und zu einem führenden Wirtschaftsstandort im Römisch-deutschen Reich und ab 1815 im Deutschen Bund wurde.

In Preußen beauftragte eine königliche Kommission 1798 den Berliner Buchdrucker, Stahl- und Formschneider Johann Friedrich Unger mit der Anfertigung der Druckstöcke für das von der Regierung geschlossene Papiergeld. Das aus Schmuckleisten, Arabesken, Monogrammen, Schriftzeilen sowie faksimilierten Unterschriften von zwei Ministern und rückseitig dem großen preußischen Staatswappen bestehende Design war einfach und nicht fälschungssicher, aber immerhin besser als die primitiven Bancozettel aus der Zeit Friedrichs des Großen. Gedruckt wurden in der Berliner Jägerstraße 43 auf Wasserzeichenpapier aus Spechthausen bei Eberswalde. Die Papierfabrik der Familie Ebart produzierte auch später für die preußischen und später deutschen Banknotendruckereien. Da es wenig Erfahrungen mit den anstelle von Silbertalern und Golddukaten ausgegebenen Scheinen vorlagen und es in der Bevölkerung, bei Kaufleuten und Geldwechslern große Vorbehalte, ja Widerstand gegen die als nicht vollwertig betrachteten, zudem nicht fälschungssicheren Scheine gab, wollte man in Preußen das Unternehmen vorsichtiger und klüger angehen lassen und die Fehler aus der Zeit Friedrichs II., des Großen, nicht wiederholen. Damals hatte man, um die finanziellen Probleme des preußischen Staates aufzufangen, anstelle guthaltiger Reichstaler primitiv gedruckte Scheine in Umlauf gegeben, die aber in der Bevölkerung nicht gut ankam.

Jetzt ist Ruhe erste Bürgerpflicht

Die von Unger unter großer Geheimhaltung und wegen der erforderlichen Nummerierung erheblichen technischen Schwierigkeiten hergestellten 17 200 Bogen im Wert von 3,05 Millionen Talern wurden im königlichen Tresor verwahrt, während unbedrucktes Papier in die Depositenkasse kam. Als die Scheine 1804 wegen der sich abzeichnenden militärischen Konflikte mit Frankreich ausgegeben werden sollten, hat man die Unterschriften moniert. Sie waren nicht mehr aktuell, weil der unterzeichnende Minister von Struensee inzwischen verstorben war. Seine Stelle nahm der Minister für das Akzise-, Zoll-, Fabriken- und Commercial-Departement Karl Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein ein, jener Politiker, der nach 1806 zu den wichtigsten Reformern des altpreußischen Staates avancierte. Die neuen Geldscheine zu fünf, 50, 100 und 250 Talern wurden unter Verwendung von Bleitypen und Holzschnitt-Einrahmungen gedruckt. Die mit faksimilierten Unterschriften der Minister Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert als Chef der Preußischen Seehandlung und Kar vom und zum Stein sowie fortlaufenden Nummern versehenen Tresorscheine ohne Datumsangabe und Ausgabeort bekunden ihre Gleichwertigkeit und Umtauschbarkeit mit Metallgeld. Diese Qualität wird mit dem Hinweis "Tresor Schein von Fünf Thaler in Courant nach dem Münzfuß von 1764 Geltend in allen Zahlungen für voll" unterstrichen. Der Graf war übrigens der Unterzeichner eines zum geflügelten Wort gewordenen Aufrufs an die Berliner Bevölkerung vom 17. Oktober 1806, angesichts der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt gegen Frankreich Ruhe als "erste Bürgerpflicht" zu bewahren.

Die traditionelle Form der Schatzbildung in einem randvoll mit Münzen und Barren gefüllten Staatstresor zum Zweck der Finanzierung von Feldzügen und anderen Ausgaben, wie man sie noch unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. praktiziert hatte, erwies sich Ende des 18. Jahrhunderts während der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich als unzureichend. Der vom Friedrich II. hinterlassene Staatsschatz war aufgrund der Miss- und Günstlingswirtschaft unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. nahezu aufgebraucht. Die schwierige Finanzlage hatte sich 1794 zusätzlich durch Unruhen in den aufgrund der Polnischen Teilungen an Preußen gefallenen Territorien des benachbarten Königreichs verschärft, so dass die verantwortlichen Minister zum Friedensschluss mit Frankreich rieten. Dem 1795 in Basel abgeschlossenen Vertrag und dem damit verbundenen Ausscheiden Preußens aus der antirepublikanischen Allianz lagen in erster Linie finanzpolitische Erwägungen zu Grunde. Die Wirtschaftslage ließ die Fortführung des Feldzuges nicht mehr zu. Sogar die Rückführung der preußischen Armee konnte nur durch eine auswärtige Anleihe bezahlt werden.

Tresorscheine für knapp zehn Millionen Taler gedruckt

Die Vorbereitungen zur Emission von Papiergeld nach 1798 waren so weit gediehen, dass etwas über drei Millionen Taler gedruckt worden waren, die jedoch wegen Bedenken in der Regierung und der sich entspannenden außenpolitischen Situation im "Tresor" zurückbehalten und alsbald vernichtet wurden. Als 1803 erneut ein Krieg mit Frankreich drohte, hat man in Berlin über die Emission von Papiergeld neu nachgedacht. Im Verlauf des Jahres 1804 ließ die Regierung so genannte "Tresorscheine" im Wert von knapp zehn Millionen Talern gedruckt, die in Scheinen zu 5, 50, 100 und 250 Talern hergestellt und zunächst eingelagert wurden. Die Regierung bewegte sich bei ihren Aktivitäten auf dünnem Eis. Um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, schlug Minister vom Stein vor, die Scheine nur ganz allmählich in den Geldumlauf zu geben. Die am 4. Februar 1806, gut ein halbes Jahr vor der Katastrophe von Jena und Auerstedt, veröffentlichte Einführungsverordnung für die Tresorscheine begründet die neue Emission sehr vorsichtig. Nachzulesen ist das Dokument in dem 1993 vom Gietl Verlag Regenstauf als Reprint neu publizierten Buch "Das deutsche Staatspapiergeld. Als Handschrift gedruckt in der Reichsdruckerei, Berlin 1901." Das Buch enthält viele interessante Informationen rund um das frühe Papiergeld und auch über technische Probleme bei dessen Druck nicht nur in Preußen, sondern auch in anderen deutschen Staaten.

Es sei dem König gelungen, die vorgefundenen Staatsschulden zu "berichtigen", heißt es in der Verordnung, indem Tresorscheine nach der Art der Banknoten kreiert werden, "deren Zweckmäßigkeit die Erfahrung bestätigt hat". Von den Scheinen sollen so viele in Umlauf gebracht werden, "als zur Circulation erforderlich seyn werden." Ihm, dem König, seien keineswegs die nachteiligen Folgen des Papiergeldes in anderen Staaten entgangen. "Wir haben vielmehr die Ursachen dieser nachtheiligen Ereignisse gründlich erforschen lassen, und Uns überzeugt, dass der Nachtheil nicht die Einführung des Papiergeldes selbst, sondern dem, durch Finanzzerrüttung veranlassten unmäßigen Gebrauch dieses Mittels, zuzuschreiben ist, welcher dadurch, dass das Papiergeld nicht realsierbar war, möglich wurde." Der Bevölkerung wurde versprochen, die bald wieder die Tresorscheine gegen Silbercourant einwechseln zu können. Das hat man tatsächlich nach den Befreiungskriegen getan, und wer damals noch solche Scheine besaß, die er Jahre zuvor vielleicht für billiges Geld erworben hatte, konnte einen schönen Profit einstreichen.

Friedrich Wilhelm III. und seine Minister versuchten, das neue Zahlungsmittel vor allem durch seine jederzeit mögliche "Realisierung" in Silbergeld auf Grundlage des Münzfußes von 1764 schmackhaft zu machen. Der Umtausch sollte bei staatlichen Bankhäusern in Berlin, Breslau, Elbing, Fürth, Münster, Königsberg und Stettin sowie im Warschauer Seehandlungs-Comptoir möglich sein. Um die Verbreitung des neuen Zahlungsmittels zu fördern, wurde im Paragraphen 8 der Verordnung festgelegt, dass bei der Zahlung an die königlichen Kassen ab dem 1. Juni 1806 jeweils ein Viertel des Betrages in neuem Papiergeld entrichtet werden muss.

Während es sich bei den Fünf-Talerscheinen um gleichseitig beschnittene Scheine in einer Größe von 7 mal 10 cm gehandelt hat, von denen jeweils 20 Stück auf einem Bogen gedruckt wurden, wiesen die größeren Werte ein etwas höheres und länglicheres Format auf. Bei ihnen hat man pro Bogen acht Scheine gedruckt, die auf einer Seite nicht beschnitten waren und hier eine Arabeskenverzierung als zusätzliche Sicherung aufwiesen. Die ersten drei Werte kommen in der üblichen schwarzen Farbe vor, hingegen hat man die 250-Talerscheine in grüner Farbe hergestellt. Gezeichnet waren sie alle durch die Minister Schulenburg und Stein. Insgesamt wurden 503.242 Scheine zu fünf Talern, 40.000 Scheine zu fünfzig Talern, 20.000 Scheine zu hundert Talern und 10.308 Scheine zu zweihundertfünfzig Talern mit fortlaufenden Nummerierungen in einem Gesamtwert von 9.093.210 Talern unter strenger staatlicher Aufsicht gedruckt. Da das alles von Hand geschah, müssen Aufwand und Kosten enorm gewesen sein.

Als die Verordnung Anfang 1806 publiziert wurde, war nicht abzusehen, dass die als unschlagbar geltende preußische Armee dem Heer Napoleons I. unterlegen sein würde. Zuvor hatte eine militante Kriegspartei mit der Königin Luise und dem Prinzen Louis Ferdinand an der Spitze regelrechte Kriegshetze betrieben und den zögerlichen König genötigt, sich auf einen Waffengang mit dem Kaiser der Franzosen einzulassen. In "patriotischen" Kreisen hat man in Berlin Hassgesänge gegen den als Blutsäufer, Königsmörder und Usurpator verunglimpften Franzosen angestimmt, der von Sieg zu Sieg geeilt war und nun auch die Hohenzollernmonarchie bedrohte. Man möge schon mal seinen Säbel wetzen, um die Fremden aufzuschlitzen, machten sich kriegslüsterne Offiziere und Höflinge gegenseitig Mut. In Preußen konnte man sich diesen Hochmut leisten, wusste man doch das mächtige Russland und Österreich an seiner Seite. Das Blatt wendete sich aber, und so kam Preußen nach seiner verheerenden Niederlage im Oktober 1806 bei Jena und Auerstedt in allergrößte Schwierigkeiten und büßte aufgrund des im Sommer 1807 abgeschlossenen Tilsiter Friedens die Hälfte seines Territoriums, seiner Einwohner und damit auch seiner Einnahmen ein. Das preußische Papiergeld fiel in seinem Wert rapide, sowohl die Kassen der geschwächten Hohenzollernmonarchie als auch die der französischen Besatzungsmacht verweigerten die Annahme der ungeliebten Tresorscheine. Gold und Silber waren entschieden begehrter.

Falsches Bild zurecht gerückt

Wenig bekannt ist, dass der Sohn des jüdischen Unternehmers und Münzpächters Friedrichs des Großen, der 1742 geborene Benjamin Veitel Ephraim, Probleme mit der preußischen Regierung bekam, als er sich ungefragt mit Vorschlägen in die heikle Papiergeldemission einmischte. Mit Geldemissionen hatte der Vater Veitel Heine Ephraim Erfahrungen, denn er ließ im Auftrag von Friedrich II. im besetzten Kursachsen mit eroberten Münzstempeln minderwertiges Geld, die so genannten Ephraimiten, herstellen und half damit, Preußens immensen Kosten für den Siebenjährigen Krieg zu decken. Was einem kleinen Gauner bei Strafe für Freiheit und Leben strikt verboten, veranlasste der König, und das nicht nur im Krieg zwischen 1756 und 1763 um die reiche Provinz Schlesien, sondern auch später unter strengster Geheimhaltung durch Nachprägung von holländischen und anderen Dukaten.

Veitel Heine Ephraim diente, zum preußischen Geheimrat ernannt sowie als Hofbankier und Finanzberater König Friedrich Wilhelms II., der preußischen Regierung als Fabrikant und Diplomat. Bei ihm Größen gingen der damaligen Geisteswelt wie Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn ein und aus, und er war auch gern gesehener Gast in bürgerlichen Salons, wo man bei gutem Essen über Gott und die Welt sprach. In diplomatischer Mission in Paris tätig, versuchte er vergeblich, zwischen dem revolutionären Frankreich und dem stockreaktionären Preußen zu vermitteln und die Fackel des Krieges zu löschen. Doch hat man l ihm diese zur Herzenssache gewordene Mission zunehmend schwer gemacht, indem über ihn das Gerücht gestreut wurde, er verkehre in Jakobinerkreisen und spioniere für den französischen Feind.

Zeit seines Lebens stritt Veitel Heine Ephraim für die Emanzipation der Juden und sympathisierte auch deshalb mit dem auf diesem Gebiet recht fortgeschrittenen Frankreich. Als das von den Truppen Kaiser Napoleons I. geschlagene Preußen 1806 am Abgrund stand und der Triumphator durch das Brandenburger Tort in Berlin einzog, musste Ephraim Konkurs anmelden. Seiner Witwe blieb nur wenig von dem Vermögen und den Kunstsammlungen ihres Mannes. Das überaus prächtig eingerichtete Ephraimpalais, einst Treffpunkt Berliner Eliten, ging an einen Tabakfabrikanten und 1843 an den Staat, der es für seine Behörden nutzte und einen Anbau anfügen ließ. Dass Ephraim Neider und Feinde hatte, liegt auf der Hand, dies um so mehr, als man ihn für einen skrupellosen Parteigänger der französischen Revolution hielt. Bis ins 20. Jahrhundert hielt sich dieses negative Urteil, das durch Gerhard Steiner in dem Buch "Drei preußische Könige und ein Jude. Erkundungen über Benjamin Veitel Ephraim" (Edition Hentrich Berlin 1994) überzeugend widerlegt wurde. Ungebetene Vorschläge rüde zurückgewiesen

Die vielfältigen Anfeindungen, Unterstellungen und Schicksalsschläge hielten den angeblich eitlen, größenwahnsinnigen und außerdem noch ungebildeten, in Wirklichkeit aber bestens in Geschichte, Literatur und Kunst bewanderten Unternehmer nicht davon ab, die preußische Regierung mit Denkschriften zu aktuellen politischen und wirtschaftlichen Themen zu überschütten. Unter ihnen waren Vorschläge zur Verbesserung der preußischen Tresorscheine, die im Holzschnittverfahren druckt wurden und leicht nachzuahmen waren. Indes wurde Ephraims Forderung, die Emission von 1806 technisch aufzurüsten und gestalterisch zu verbessern, von der Regierung brüsk abgewiesen. Für 10 000 Taler hätte er ihr sein Geheimnis verraten, doch das war dieser zu viel, und außerdem hielt sie den Juden für eine zwielichtige, durch seine früheren Aktivitäten in Frankreich belastete Person, mit der man nichts zu tun haben wollte. Ephraim schwebten ein kompliziertes Druckverfahren sowie "geheime Zeichen" vor, die nur von Experten bewerkstelligt und erkannt werden können. Näher wollte er sich aber nicht erklären, so dass wir nicht wissen, worin konkret die Neuerungen bestanden. Unsere Geldscheine besitzen neben den von jedermann klar erkennbaren Zeichen auch "unsichtbare" maschinenlesbare Echtheitsmerkmale, deren Nachahmung überaus schwierig ist.

Gegenüber Friedrich Wilhelm III. bemerkte Minister vom Stein, was Ephraim vorschlägt sei bereits bekannt. Seine Verbesserungen würden dem Volke gar keine und der Regierung nur "sehr geringe und prekäre Sicherheit" gewähren und verdienten daher "keine Belohnung und Anwendung". Der Minister schloss seine Ablehnung mit diesem vernichtenden Urteil: "Der p. Ephraim hat demnach hierdurch einen neuen Beweis seiner Erbärmlichkeit und seiner allseitigen Beschränktheit gegeben, und es verdiente wohl eine Rüge, dass er verständige Männer auf eine so unverantwortliche Art um ihre Zeit bringt." Damit war Ephraim erledigt. Von Neidern und Antisemiten zu einer erbärmlichen Person und Spion für die Franzosen herabgewürdigt, war er in der feinen Berliner Gesellschaft untragbar. Links liegen gelassen und in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, starb er am 16. Dezember 1811 im 71. Jahr an Entkräftung, wie seine Witwe Jeanette, geb. Philipp, auch im Namen ihrer Kinder in Berliner Zeitungen mitteilte. Vom ehemaligen großen Vermögen des sozial engagierten Unternehmers blieb der Familie nicht viel, das meiste zog der preußische Fiskus wegen unbeglichener Vorschüsse ein.

19. April 2019

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