Um der guten Eintracht willen
Was der Wendische Münzverein wollte und wie es zur Prägung des Wendentalers von 1541 am



Der Lüneburger Wendentaler von 1541 zeigt die Wappen der zum Wendischen Münzverein gehörenden Hansestädte. Auf Fälschungen und Nachgüsse ist bei dieser Rarität zu achten.







Die Mark und die Viertelmark aus Lübeck wurden 1502 geprägt und sind frühe Beispiele für die Verwendung von Jahreszahlen auf Münzen.



Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurden Münzen mühsam am Amboss mit dem Hammer geschlagen. Das zwischen Oberstempel und Unterstempel liegende Metallplättchen bekam dadurch auf beiden Seiten sein Bild, Doppelschläge und Verprägungen inklusive.





Vorbild für das 1871 im Deutschen Reich geprägte neue Geld war die vom Wendischen Münzverein geprägte Mark, oben eine ganze Mark aus Lübeck aus dem Jahr 1549, darunter eine Mark von 1883. (Fotos: Caspar)

Gemeinschaftsmünzen oder gemeinschaftliches Geld sind keine Erfindung unserer Tage, sie hat es schon in der Antike und im Mittelalter gegeben. Erinnert sei an den Rheinischen Münzverein, den Wendischen Münzverein, die Reichsmünzordnungen des 16. Jahrhunderts, die Währungsunionen von Zinna und Leipzig aus Barockzeit, die im Deutschen Bund des 19. Jahrhunderts abgeschlossenen Vereinsmünzen, an die Lateinische Münzunion und an unsere Gemeinschaftswährung, den Euro, die 2002 aus eingeführt wurde.

Um Ordnung, Sicherheit und Übersicht in ihren Währungsverhältnissen zu gewährleisten und fremdes, falsches oder minderwertiges Geld abzuwehren, schlossen sich 1379 die Hansestädte Lübeck, Hamburg, Wismar und Lüneburg zum Wendischen Münzverein zusammen. Der Begriff stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern geht auf den bekannten Archivar und Münzforscher Wilhelm Jesse zurück. Der Vereinigung gehörten zeitweilig auch Hannover und Greifswand an. "Umme guder endracht willen", also um guter Eintracht willen, und zum Nutzen der Kaufmannschaft und der Handelsleute wurden von den Mitgliedern des Münzvereins die silbernen Witten mit einheitlichem Feingehalt herzustellen. 176 dieser Münzen sollten aus der Lübischen Mark im Gewicht von 234 Gramm ausgebracht werden. Ein Witten sollte 1,394 Gramm und ein Pfennig, auch Viertelwitten genannt, 0,4532 Gramm wiegen.

Gleicher Standard, ähnliches Aussehen

Die vom Wendischen Münzverein geprägten Witten, Dreilinge, Sechslinge und weitere Nominale sind von gleichem Standard und ähnlichem Aussehen. Gemeinsames Zeichen der Witten war ein sechsstrahliger Stern in der Mitte eines Kreuzes. Da die Silberstücke erfolgreich waren und überall kursierten und angenommen wurden, wurden sie von norddeutschen Städten nachgeahmt, die aber dem Wendischen Münzverein nicht selbst anzugehören. Die Partner des Wendischen Münzvereins hatten das Recht, die Münzen der jeweils anderen Vertragsteilnehmer zu prüfen. Die Ergebnisse wurden auf regelmäßig stattfindenden Probationstagen in Lübeck vorgelegt und bewertet. Wer bei Münzfälschung und Aufwechselei erwischt wurde, hatte die Todesstrafe zu befürchten und zu erleiden. Hinrichtungen wegen Münzfälscherei sind in der Geschichte des Wendischen Münzvereins und darüber hinaus immer wieder geschehen. Dessen ungeachtet ließen sich Münzmeister und ihre Knechte gelegentlich zu Unregelmäßigkeiten verleiten. Wenn sie nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden oder ihren Kopf verloren, büßten sie ihr Vermögen ein und wurden des Landes verwiesen.

Nach und nach wurde der ehemals gute Standard der Witten herabgesetzt, und so sank dieses Silberstück im 16. Jahrhundert zu einer billigen Scheidemünze von geringem Ansehen herab. Neben den Witten brachte der Wendische Münzverein die schweren Ein- und Zwei-Mark-Stücke, aber auch Doppelschillinge, Schillinge, Dreilinge und weitere Nominale heraus. Zu einer gemeinsamen Goldmünze konnten sich die Mitglieder nicht entschließen. Die Goldgulden wurden nach gemeinsam beschlossenem Standard mit dem Namen und Zeichen der jeweiligen Stadt geprägt.

Mit der Prägung von Doppelschillingen ab 1492 und Markstücken ab 1502 legten sich Hamburg, Lübeck, Lüneburg und Wismar ein einheitliches Münzdesign zu. Es zeigt auf der Vorderseite das Wappen einer dieser Städte und auf der anderen Seite die heraldischen Zeichen der drei anderen Städte. Ähnlich gestaltet sind die Markstücke, die ab 1502 von den vier Städten geprägt wurden. Als 1566 die Augsburger Reichsmünzordnung beschlossen wurde, gingen die im Wendischen Münzverein zusammengeschlossenen Städte zur Talerwährung über. Da sich die Vereinigung überlebt hatte, löste sie sich 1569 auf. Als nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 über den Namen der neuen deutschen Reichswährung nachgedacht wurde, einigte man sich auf die Bezeichnung Mark in Anlehnung an die hohe Qualität der von den Mitgliedern des Wendischen Münzvereins geprägten Markstücke aus dem frühen 16. Jahrhundert.

Gans als redendes Wappen

Eine Besonderheit ist der von Lüneburg geprägte Wendentaler von 1541 im Wert von zwei Mark. Auf beiden Seiten dieser seltenen, jedoch auch als Nachguss oder Fälschung vorkommenden Silbermünze sind jeweils drei um ein Löwenschild von Lüneburg, Lübeck und Hamburg beziehungsweise von Rostock, Wismar und Stralsund angeordnet. Auf beiden Seiten liest man zwischen den Wappenschilden die Jahreszahl 1541. Die kleine Gans vor dem Wort MONETA gilt als redendes Wappen von Hermann Gante. Der Münzmeister hinterließ eine stattliche Anzahl von ganzen und halben Talern, aber auch Goldgulden sowie ganze und Viertel-Mark-Stücke sowie kleine Werte wie Schillinge und Doppelschillinge. Sollte jemand ein Wendentaler angeboten werden, müsste seine Echtheit überprüft werden, denn es kommen Nachprägungen und Nachgüsse vor, was bei dieser numismatischen Rarität auch kein Wunder ist.

14. Februar 2019

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