Emil Nolde - eine deutsche Legende
Ausstellung im Hamburger Bahnhof rückt das Bild vom angeblich widerständigen Expressionisten zurecht



Die Emil-Nolde-Ausstellung im Hamburger Bahnhof zeigt, wie berühmte Vertreter des Expressionismus vor 1933 überschwänglich gefeiert und nach 1933 von den Nazis als "entartet und undeutsch" verdammt und verboten wurde. Ermöglicht wurde die Dokumentation durch enge Kooperation mit der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, die Hauptleihgeber ist.



Die Ausstellung versucht, die Atmosphäre in der Ausstellung "Entartete Kunst" mit Fotos von damals einzufangen.





Arbeitsverbot und Diffamierungen hielten das NSDAP-Mitglied Emil Nolde nicht davon ab, sich den Nazis anzubiedern und auf Rehabilitierung zu hoffen. Wie der Maler und Grafiker an der Legende gearbeitet hat, er sei ein Opfer der NS-Kunstpolitik gewesen, und wie Forscher diese zerstört haben, zeigt die Ausstellung an interessanten Dokumenten.





Propagandaminister Joseph Goebbels besichtigt 1937 in München die absichtlich wie eine Schreckenskammer gestaltete Schau, neben ihm sind zwei Bilder von Emil Nolde zu erkennen, zu erkennen ist "Christus und die Sünderin" von 1926. Der Katalog zu der Ausstellung machte sich in widerwärtiger Weise über Nolde und andere "Entartete" her.



Das Großfoto im Hamburger Bahnhof zeigt, wie sich Besucher 1937 vor Noldes mit diffamierenden Parolen gebrandmarktes Kreuzigungsbild von 1911/12 drängen.



Viele im SS-Blatt "Das Schwarze Korps" von 1934 und anderen Nazi-Medien als undeutsch und entartet verdammte Gemälde und Grafiken von Emil Nolde haben die Nazizeit überstanden.



Der mit Berufsverbot belegte Künstler hat insgeheim weiter gearbeitet, er überstand das Martyrium, wie er schrieb, indem er seine kleinen besonderen Einfälle auf kleinen Blättchen festgehalten hat. Aus den "fast gemalten Bildern" entstanden nach 1945 große wirkliche Bilder, wie es in handschriftlichen Notizen geschrieben steht, von denen einige im Hamburger Bahnhof ausgelegt sind.



Unter der Überschrift "Deutsch, stark, herb und innig" haben die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz in ihrem Programmheft für April bis Juni 2019 Emil Nolde eine aufschlussreiche Betrachtung gewidmet. Das Buch zur Ausstellung erscheint im Prestel-Verlag München/London/New York, er hat 296 Seiten und kostet 45 Euro. (Fotos/Repros: Caspar)

Kaum hatten die Nationalsozialisten ihre Diktatur errichtet, machten sie schon Jagd auf alle, die nicht in ihr völkisch-nationalistisches und rassistisches Weltbild passten. Zu den ersten Opfern gehörten Künstler, die nicht nach dem Geschmack von Hitler, Goebbels und ihresgleichen schrieben, musizierten, malten und spielten, sowie auf solche, die keinen arischen Ahnennachweis vorweisen konnten, also Juden oder Sinti und Roma waren. Eines der Opfer der NS-Kunstpolitik war der Maler Emil Nolde (1867-1956). Dem in der Weimarer Republik gefeierten und danach geächteten Expressionisten widmen die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz bis zum 15. September im Hamburger Bahnhof die Ausstellung "Emil Nolde - Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus". Von den Nazis als "entartet" diffamiert und mit Arbeits- und Ausstellungsverbot belegt, teilte er sein Schicksal mit zahlreichen anderen Künstlern wie Beckmann, Cézanne, Chagall, Dix, Feininger, van Gogh, Grosz, Kandinsky, Klee, Kollwitz, Macke, Liebermann, Pechstein und Picasso, um einige Prominente zu nennen.

Am 10. Mai 1933 veranstalteten die Nazis unter dem Motto "Wider den undeutschen Geist" auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, eine von Propagandaminister Joseph Goebbels vorbereitete Bücherverbrennung als Auftakt für die "Säuberung" von Bibliotheken, Leihbüchereien und Verlagen. In Berlin und anderen Städten ging so genannte Schund- und Schmutzliteratur in Flammen auf, doch in Wahrheit handelte es sich um den Nazis politisch missliebige Romane und Fachliteratur weltbekannter Autoren. Vier Jahre später verloren auch die deutschen Museen zahlreiche Gemälde, Grafiken und Skulpturen der Moderne. Die Aktionen gingen mit der Entlassung und Ausgrenzung von Künstlern aus politischen, rassistischen und ideologischen Gründen oder weil ihre Werke nicht dem offiziellen Nazigeschmack entsprachen einher. Die systemkonforme Kunstkritik bereitete mit diffamierenden Beiträgen in der Presse und im Rundfunk den Boden dafür vor, dass zehntausende Gemälde, Grafiken und Skulpturen aus den Museen entfernt, dem öffentlichen Spott preisgegeben, ans Ausland verkauft und/oder vernichtet wurden.

Verdammung der "gemalten Wehrsabotage"

Am 30. Juni 1937 ermächtigte Goebbels mit Vollmacht von Hitler den Präsidenten der Reichskammer für bildende Künste, Adolf Ziegler, "die in deutschem Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiet der Malerei und Bildhauerei zum Zweck einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen." Als entartet wurden jene Werke abgestempelt, die "das deutsche Gefühl beleidigen oder die natürliche Form zerstören oder verstümmeln oder sich durch fehlendes angemessenes handwerkliches oder künstlerisches Können auszeichnen". Aus 32 öffentlichen Sammlungen wurden über als 650 Bilder und Skulpturen ausgewählt, um sie in München, genannt Stadt der NS-Bewegung, und danach an weiteren Orten an den Pranger zu stellen. Zeitgleich wurde im Münchner Haus der Deutschen Kunst das gezeigt, was Hitler, der sich in seiner Jugend erfolglos als Maler betätigt hatte, und seinem Anhang als "wahre und ewige deutsche Kunst" erschien. Die Urteile über die "Entarteten" reichten von gemalter Wehrsabotage und vollendetem Wahnsinn bis Dummheit und Frechheit, die von Möchtegernkünstlern auf die Spitze getrieben wurde.

Im Katalog zur Münchner Ausstellung von 1937 wird Hitler als oberster Kunstinquisitor unter anderem mit diesen Worten zitiert: "Fest stand der Entschluss, die dadaistisch-kubistischen und futuristischen Erlebnis- und Sachlichkeitsschwätzer unter keinen Umständen an unserer kulturellen Neugeburt teilnehmen zu lassen. Dies wird die wirkungsvollste Folgerung aus der Art des hinter uns liegenden Kulturzerfalls sein" und "Das Judentum verstand es, besonders unter Ausnützung seiner Stellung in der Presse, mit Hilfe der sogenannten Kunstkritik nicht nur die natürlichen Auffassungen über das Wesen und die Aufgaben der Kunst sowie deren Zweck allmählich zu verwirren, sondern überhaupt das allgemeine gesunde Empfindungen auf diesem Gebiete zu zerstören."

Münchner Schreckenskammer

Durch die Verdammung der als undeutsch, bolschewistisch und jüdisch-dekadent, degeneriert und pervers diffamierten Moderne wurde den Künstlern der Avantgarde ein schwerer Schlag versetzt. Unter ihnen waren namhafte Vertreter der Gruppe "Die Brücke" und "Der Blaue Reiter". Gleichzeitig wurden angeblich kulturbolschewistisch infizierte "Museumsbonzen" ihrer Posten enthoben und öffentlich an den Pranger gestellt. Begründet wurde die Hetze damit, dass sie es in der so genannten Systemzeit, wie die Nazis die Weimarer Republik zu bezeichnen pflegten, gewagt hatten, Werke der Moderne für ihre Sammlungen anzukaufen und in Ausstellungen zu zeigen. Dass sie für solchen "Dreck" auch noch öffentliche Gelder ausgegeben haben, verlange nach Strafe, hieß es in der NS-gesteuerten Presse.

Der Kunsthistoriker und Kurator der Berliner Nationalgalerie Paul Ortwin Rave beschrieb die im Münchner Archäologischen Institut am 19. Juli 1937 eröffnete Schreckenskammer so: "Was der Zieglersche Ausschuss in den Wochen zuvor ausgewählt und weggeschafft hatte, war nun hier in den langgestreckten, sackartig schmalen, durch Scherwände noch verengten Räumen zusammengepfercht, in absichtlich ungünstiger Aufstellung und unter schlechtesten Lichtverhältnissen, da die Fenster durch die vorgesetzten Halbwände halb verstellt und das Auge durch die übrig bleibenden Luken immerfort geblendet wurde." Mit mehr als zwei Millionen Besuchern war der Ausstellung ein ungewöhnlicher propagandistischer Erfolg beschieden.

Einige der bedeutendsten Schöpfungen der Moderne wurden 1939, einer Idee von Goebbels folgend, in der Schweiz zum Zwecke der Devisenerwirtschaftung versteigert. Manche tauchten nach 1945 wieder auf, und um einige gibt es wegen ungeklärter Restitutionsansprüche juristischen Streit. Was seinerzeit nicht verschleudert werden konnte, wurde 1939 vor der Feuerwache in Berlin verbrannt, womit die Nazis ihr Autodafé vom 10. Mai 1933 wiederholten.

Als jüdisch und fremdvölkisch diffamiert

Selbstverständlich beließen es die Nazis nicht bei Liquidierung der als entartet diffamierten bildenden Kunst. Sie dehnten diesen Begriff auch auf die so genannte neue Musik aus, mit der der Wagner-Verehrer Hitler und seinesgleichen auf Kriegsfuß standen. So wurden Werke von Alban Berg, Paul Hindemith, Ernst Krenek, Arnold Schönberg, Franz Schreker, Igor Strawinsky, Anton Webern, Kurt Weill und viele andere Musiker und Interpreten als "entartet" eingestuft und ihre Schöpfer mit Berufsverbot belegt. Das Verdikt, jüdisch, fremdvölkisch, undeutsch und unkünstlerisch zu sein, traf auch den aus den USA stammenden Jazz, der als "Niggermusik" diffamiert wurde. Ihn bei Tanzveranstaltungen und Lokalen zu spielen war verboten. Manche, die das dennoch taten, wurden an die Gestapo verraten und hatten Strafen bis zur Einweisung ins KZ und Schlimmeres zu erwarten.

Emil Nolde focht die Kunstdiktatur der Nazis offenbar nicht an. Er stimmte sogar zu, indem er die "reinliche Scheidung" zwischen deutscher und jüdischer Kunst verlangte, und er lobte Hitler als groß und edel und befand, er sei ein genialer Tatenmensch. Sich selber beschrieb der zum Nichtstun verurteilte Maler in einem Bittbrief an Goebbels als "deutsch, stark, herb und innig" und als einen Menschen, "vor Beginn der Nationalsozialistischen Bewegung als fast einzigster deutscher Künstler in offenem Kampf gegen die Überfremdung der deutschen Kunst, gegen das unsaubere Kunsthändlertum und gegen die Machenschaften der Liebermann- und Cassirerzeit gekämpft habe." Nichts half, das über den Denunzianten verhängte Arbeitsverbot blieb bestehen, doch haben die Nazis ihn und seine Frau Ada am Leben gelassen.

Völkisch-nationale Hassobjekte

Emil Nolde hat nie verstanden, warum man seine Werke verboten hat. Er war ein überzeugtes Mitglied der NSDAP, wie die Ausstellung im Hamburger Bahnhof an verschiedenen Beispielen belegt, und er hielt bis zum bitteren Ende an Hitler fest. Wenn er sich jenen anbiederte, die ihm das Arbeiten unmöglich machten, tat er das in der Hoffnung, von ihnen angenommen und wertgeschätzt zu werden, so wie er es aus besseren Tagen vor 1933 kannte. Zu seinem 60. Geburtstag hatten die Mitarbeiter der Berliner Nationalgalerie 1927 an Nolde geschrieben: "Dem deutschen Gründer der neueren Malerei entbietet Grüße und wünscht weiterhin reiche Schaffensfreude Die Nationalgalerie". Zehn Jahre später war Nolde im Nazistaat eine Unperson.

Emil Nolde und andere Vertreter der Moderne waren schon vor Hitlers "Machtergreifung" Hassobjekte völkisch-nationaler Kreise. Vor 1933 gab es Kritiker, die das, was sie von Noldes Werken im Berliner Kronprinzenpalais und an anderen Orten zu sehen bekamen, als volksfremd, abartig und unerträglich empfanden. So schrieb der Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe 1927 nach einem Besuch der Dresdner Nolde-Retrospektive: "Da ich die Bilder nicht mag, komme ich mir hier, eingekeilt zwischen den Festgenossen, wie ein Schwindler vor, der sich mit falschem Pass in einen Klub geschmuggelt hat. Damit es niemand merkt, stecke ich auch ein Feiergesicht auf, ernst und blöde, und tue so, als spüre ich nicht den Absatz der Dame auf meinen Zehen."

Der Ausschluss aus der von Propagandaminister Goebbels gegründeten Kunstkammer entzog ihren die Arbeits- und Lebensgrundlagen. Ein in der Ausstellung ausgelegtes Telegramm des preußischen Kultusministers Bernhard Rust vom 4. Juli 1933 verbot eine Ausstellung, zu der der NS-Studentenbund 30 deutsche Künstler eingeladen hatte, mit der lapidaren Begründung "Teilnahme Nolde Barlach." Dabei blieb es nicht, die Berliner Nationalgalerie und anderen Sammlungen mussten im Lauf der nächsten Jahre ihre Ausstellungen von "Kunst der Verfallszeit" säubern.

Antisemit und Hitleranhänger

Dem von Ausgrenzung und Arbeitsverbot betroffenen Nolde nutzte es nicht, dass er strammes NSDAP-Mitglied war und sich bis zum bitteren Ende der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus verpflichtet fühlte, wie aus privaten Aufzeichnungen in der Ausstellung hervor geht. Allerdings dachte Nolde nicht daran, sich dem "völkischen" Kunststil von Hitler, Goebbels und anderen anzupassen. Er hätte das auch nicht tun können, eine künstlerische Kehrtwende hätte man ihm nicht abgenommen, dazu war er in den Augen der Naziführer zu prominent und markant. Sie brauchten ihn für ihre Propaganda und Selbstdarstellung nicht. Ihnen waren zahlreiche Blut-und-Boden-Künstler und solche zu Diensten, die das "deutsche Schamhaar" wunderbar zu pinseln verstanden.

Neu und entlarvend sind die in der Ausstellung ausgelegten Selbstzeugnisse, aus denen hervorgeht, dass Nolde ein schlimmer Antisemit war und in den Juden die Verderber des deutschen Volkes und die Schuldigen am Zweiten Weltkrieg sah. Damit war er nicht allein, denn das wurde den "Volksgenossen" tagtäglich eingehämmert und von vielen sogar geglaubt. Interessant ist, wie es dem 1948 im Entnazifizierungsverfahren als "entlastet" und zwei Jahre zuvor mit einem Professorentitel ausgezeichnete Künstler vermochte, sich als Opfer des Nationalsozialismus und seiner Kunstpolitik auszugeben. Kunstexperten und Verleger halfen ihm, dass dieses Bild auch in den Medien und in Büchern vermittelt wurde. Kaum einer, der den Heldenerzählern und Apologeten nicht auf den Leim gegangen wäre! Auch dafür bietet die Ausstellung Belege.

Verzeihen und verdrängen

Dass Nolde ein Nazi war, hat man ihm nach 1945 verziehen, wie unzähligen anderen auch. Jetzt wollte man sich nur noch an seinen ausdrucksstarken und farbintensiven Bildern erfreuen und verzichtet auf peinliche Nachfragen. Kein Geringerer als Bundeskanzler Helmut Schmidt schaute weg. Er begeisterte sich an seinen Werken und befand im Vorwort zum Katalog einer Hamburger Nolde-Ausstellung: "Die NS-Begeisterung Emil Noldes bleibt gegenüber seiner Kunst ganz unwichtig". Bundeskanzlerin Angela Merkel schmückte ihr Büro mit den Nolde-Bildern "Blumengarten" von 1915 und "Der Brecher" von 1936, die im Zusammenhang mit neuen Erkenntnissen über die Rolle des Malers in der Nazizeit abgehängt und an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zurück gegeben wurden.

Als die Bilder aufgehängt wurden, war vielleicht noch nicht bekannt, was der Maler 1943 seiner Frau geschrieben hatte und was nach dem Krieg eher durch Zufall erhalten blieb, weil er nicht alle er belastende Selbstzeugnisse vernichtet hat: "Einen raffinierteren u. teuflisch klüger eingefädelten u. geführten Krieg als den gegenwärtigen hat es wohl noch nie gegeben. Eine Handvoll Juden hinter den Regierungen u. Banken ihrer Weltmächte geborgen schmunzelnd sitzend finanzieren u. schüren diesen weltumspannenden grausamen Krieg u. sie wollen für sich u. ihre Rasse nicht nur uns, ihre Feinde, auch ihre Freunde u. Helfer wollen sie vernichtend überwinden."

Kritische Selbstreflexion war Noldes Sache nicht. Er strickte eifrig an der Legende, Opfer der NS-Kunstpolitik gewesen zu sein. Im Entnazifizierungsverfahren als "entlastet" bezeichnet, mit Ehrungen überhäuft, in zahlreichen Publikationen analysiert und mit repräsentativen Ausstellungen im Kunstleben der jungen Bundesrepublik Deutschland präsent sowie von den ganz Großen des Landes hofiert, konnte er sich sagen, alles richtig gemacht zu haben. Erst bei der Vorbereitung der Ausstellung im Hamburger Bahnhof und der umfassenden Auswertung des Nolde-Nachlasses in seinem ehemaligen Wohn- und Arbeitsort Seebüll im Kreis Nordfriesland (Bundesland Schleswig-Holstein) mit dankenswerter Unterstützung der dort ansässigen Nolde-Stiftung kam Ungeheuerliches und Tragisches ans Tageslicht mit dem Ergebnis, dass unser bisheriges Bild von Emil Nolde als ein vom Naziregime verfolgter Künstler revidiert werden muss. Auf den genialen Meister der Farben und Formen ist ein brauner Schatten gefallen, der Mythos vom widerständigen Maler ist dahin.

Wenn wir Nolde-Bilder betrachten, werden wir nicht umhin können, auch seine Rolle als Apologet der NS-Herrschaft und ihrer rassistischen Vernichtungspolitik in die Wertung einzubeziehen. Allerdings betrifft das auch andere belastete Zeitgenossen, die in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ein Comeback feiern konnten und deren Bilder und Skulpturen, um nur bei bildenden Künstlern zu bleiben, in Galerien einen ehrenvollen Platz einnehmen. Es wäre wünschenswert, wenn ausgehend von Emil Nolde auch andere Biographien, ganz gleich ob von Vertretern der bildenden Kunst oder solchen der Politik und Wissenschaft, genauer betrachtet werden. Wahrscheinlich gibt es da noch manche Leichen im Keller.

1. Mai 2019

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