Königliches Faible für das "weiße Gold"
Kunstgewerbemuseum präsentiert am Berliner Kulturforum seine schönsten Porzellane und Fayencen aus dem 18. Jahrhundert



Große und kleine Figuren wurden und werden auch heute mühevoll aus Einzelstücken zusammengesetzt und bemalt.



In Asien hergestellt, zeigen die Teller den preußischen Adler und die Insignien des von König Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerorden.



Die in Meißen hergestellten Porzellane wurden von Johann Gregorius Höroldt kunstreich bemalt und zählen zu den Spitzenstücken der neuen Ausstellung.



In der KPM Berlin gefertigt, macht der von Friedrich Elias Meyer um 1768 modellierte Chinese Musik.



Speziell für das Breslauer Schloss mit viel Blau und Gold gefertigt, demonstriert dieses Geschirr in der Ausstellung am Kulturforum, wie es auf der königlichen Tafel aussah.



Um Kostbarkeit und Einmaligkeit der Fayencen und Porzellane zu unterstreichen und diese Stücke quasi zu nobilitieren, haben Goldschmiede diese Gefäße mit Monturen aus Edelmetall gefasst.



Preußens König Friedrich II., der Große, war persönlich am Fortkommen der 1763 von ihm gegründeten KPM interessiert und schrieb dieser selbstherrlich vor, was sie zu tun und zu lassen hat.





Wer sich an den Porzellanen und Fayencen noch nicht satt genug gesehen hat, findet im Kunstgewerbemuseum weitere Schätze aus Glas, Holz, Metall und anderen Materialien bewundern. (Fotos: Caspar)

Preußens König Friedrich II., der Große, hatte ein Faible für bunt bemaltes, vergoldetes Porzellangeschirr und dazu gehörige Tafelaufsätze. Für das seit Beginn des 18. Jahrhunderts in Meißen und dann in weiteren Manufakturen produzierte "weiße Gold" gab er Unsummen aus. Nachdem der Monarch 1763 in Berlin die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM) gegründet hatte, konnte er seine Liebe zu der zerbrechlichen Luxusware in vollen Zügen ausleben. Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz zeigt in einer neuen, unbefristeten Ausstellung unter dem Motto "Rokokowelten" seine schönsten Porzellane und Fayencen aus dem 18. Jahrhundert. Der Schatz umfasst asiatische und europäische Stücke, die fürstliche Schlösser schmückten und auf Hoftafeln standen.

Gleich eingangs wird der sächsische Kurfürst und polnische König Friedrich August I./August II., besser bekannt als August der Starke, mit diesen Worten zitiert: "Wissen Sie nicht, dass es mit Orangen wie mit den Porzellanen ist, dass jene, die erst einmal die Krankheit der einen und der anderen haben, niemals finden, dass sie genug davon hätten und immer haben möchten." In der Tat waren vor 300 Jahren zahlreiche Fürstlichkeiten von regelrechter Porzellankrankheit befallen. Sie wollten sich nicht mehr mit chineischem Porzelan begnügen, das auf dem See- und Landweg nach Europa gebracht wurde, sondern ihr eigenes besitzen und natürlich auch verkaufen.

Böttgers Suche nach dem Arcanum

Gezeigt wird, was den Unterschied zwischen Fayencen und "aechtem Porcellain" ausmacht und wie man versuchte, dieses nachzuahmen. Aber erst als der aus Preußen stammende, nach Sachsen geflohene Alchemist Johann Friedrich Böttger das "Arcanum" der Porzellanherstellung entdeckte und auf der Meißener Albrechtsburg die erste Manufaktur entstanden war, wetteiferten große und kleine Potentaten mit der Gründung solcher Anstalten. Eine Liste erwähnt, mit Meißen 1710 beginnend und Kassel und Marieberg 1766 endend, wo und wann Porzellanmanufakturen wie Pilze aus dem Boden schossen. Berlin liegt mit den Jahren 1751, 1761 und 1763 im Mittelfeld. Dass drei Jahre erwähnt werden, hat mit der Eröffnung, Schließung und Neueröffnung durch König Friedrich II., den Großen zu tun, der die Königliche Porzellanmanufaktur (KPM) als sein Eigentum betrachtete und seinen "Porcellinern" vorschrieb, wie sie zu arbeiten haben.

Hinter Glas sind die schönsten Stücke des Kunstgewerbemuseums zu ansehnlichen Themengruppen angeordnet. Man erfährt, was Porzellan ist und wie es sich von der Fayence unterscheidet, und sieht, in welchen Lebenswelten und welchen Schatzkammern das Luxusprodukt anzutreffen war und wie man mit den zerbrechlichen Stücken umgegangen ist. Vorgeführt wird, welche Mühen die Bossierer hatten, um die aus unzähligen Einzelstücken bestehenden Figuren und andere Objekte zusammenzusetzen, und was beim Bemalen, Vergolden und schließlich beim Brennen der mit bestimmten Marken gezeichneten Porzellane geschah. Die folgenden Vitrinen demonstrieren, zu welchen technischen und gestalterischen Höhenflügen die Meißner, Berliner und die vielen anderen Manufakturen gelangten und welche Themen damals en vogue waren, also asiatische und exotische Motive, aber auch Szenen aus der Welt des Rokoko wie musizierende, tanzende und flirtende Damen und Herren sowie Gestalten aus der antiken Mythologie.

Sterbendes Blau und goldener Rand

Die "Rokokowelten" schildern anhand von Tellern, Tassen und Kannen, Schüsseln und Wärmeglocken sowie Tafelaufsätzen, Leuchtern und andere Zerbrechlichkeiten, wie der König von Preußen persönlich Einfluss auf das Design der in seiner mit dem brandenburgischen Kurzepter zeichnenden Manufaktur nahm und für jedes seiner Schlösser vielteilige Tafelgeschirre bestellte. Bei ihnen ließ er Formen und Dekore den Räumen anpassen, in denen er mal in kleiner, mal in großer Runde mit Freunden, Verwandten und Staatsgästen tafelte. Farbenfreudige Blumenmalerei, antike Götterbilder, aber auch ausgefallene Farben wie das "Bleu mourant" innerhalb goldener Ränder hatten es dem Monarchen angetan. Als dieses "Sterbende Blau" nach vielfältigen Experimenten gefunden war, war der königliche Fabrikherr so begeistert, dass er auch einige seiner Schlossräume mit ihm ausmalen ließ.

Streng überwachte der flötenspielende Schöngeist und glasharte Kriegsherr die Arbeit seiner "Porcelliner", die er immer wieder zu fleißiger Arbeit und genauen Ausführung seiner Anweisungen anhielt und nervte. Wo mindere Qualität abgeliefert wurde, hagelte es Rügen und Geldstrafen. Dass sich der König nicht nur an Berliner Porzellan begeisterte, sondern auch in Meißen solches bestellte und sogar während des Siebenjährigen Kriegs (1756 bis 1763) solches aus dem besetzten Sachsen rauben ließ, werden Kenner wissen. Die Ausstellung demonstriert auf einer Tafel, wovon der König und seine vornehmen Gäste zu speisen pflegten. Die für fürstliche Tafeln angefertigten Services und Aufsätze verschlangen riesige Summen. Manchmal dienten sie dem König von Preußen als Geschenke an ausländische Herrscher wie Katharina von Russland.

Unsummen für teures Hobby bezahlt

Da Porzellan zu Friedrichs Zeiten und lange danach ein kostbares Hobby war, konnten es sich nur wenige Begüterte leisten. Um aber den Absatz zu stimulieren, zwang der König jüdische Untertanen, mindere Qualitäten für viel Geld zu kaufen, wenn sie heiraten wollten und Kinder bekamen. Dabei war Porzellan war 18. Jahrhundert kaum erschwinglich. Eine Wärmeglocke kostete 60 Taler und damit so viel, wie ein Bauer im Jahr verdiente. Das aus 36 Gedecken bestehende Breslauer Service war dem König 7006 Taler wert. Etwa ebenso viel bekam ein preußischer Generalfeldmarschall pro Jahr. Ein einfacher Porzellanarbeiter hingegen wurde im gleichen Zeitraum mit wenigen Talern abgefunden, erhielt immerhin aber mehr Geld als Schmiede, Maurer oder Tischler.

Das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum unweit des S- und U-Bahnhofs Potsdamer Platz ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, am Sonabend und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Im Rahmen der Ausstellung werden Führungen und Vorträge angeboten.

21. März 2019

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