Erfreuen, informieren und belehren
Aus der Geschichte des 1830 offiziell eröffneten, doch schon lange davor geplanten Alten Museums am Berliner Lustgarten



Ein kleines Modell des Alten Museums ist im Schinkelpavillon neben dem Schloss Charlottenburg ausgestellt. Unter dem Dach mit Oberlicht befindet sich die Rotunde. Das einer italienischen Villa nachempfundene Gebäude war die die edel ausgestattete Privatwohnung von König Friedrich Wilhelm III.





Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hat man allergrößte Sorgfalt auf die Wiederherstellung der Rotunde des Alten Museums gelegt. Antike Marmorskulpturen, die bis 1830 in königlichen Schlössern und Gärten standen, sowie weitere in Italien erworbene Bildwerke schmücken den kreisrunden Eingangsraum des Alten Museums.



Das einzigartige Raumkunstwerk, hier ein Blick in die Kuppel, stimmt auf wunderbare Weise auf die antiken Kunstschätze in den anschließenden Säle ein.



Die goldene Preismedaille kombiniert den Kopf von König Friedrich Wilhelm IV., der schon als preußischer Kronprinz viel mit Schinkel zu tun hatte, mit der Ansicht des Alten Museums.



Im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, heute bekannt als Konzerthaus, begrüßt Karl Friedrich Schinkel ganz aus Bronze die Besucher.





Wer die Säulenhalle durchschreitet, lernt die großartige Welt der Griechen und Römer und weiterer antiker Völkerschaften kennen. Die liebliche Gruppe Amor und Psyche stammt aus der Sammlung der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, der Schwester Friedrichs II. und ist eine römische Kopie nach einem hellenistischen Vorbild. Erworben wurde sie 1828/1830 für die Berliner Museen. Darunter ein wunderbar ausgearbeiteter Sarkophag aus Marmor. (Fotos: Caspar)

Mit der Eröffnung eines eigenen Museums 1830 auf dem Berliner Lustgarten, dem Hohenzollernschloss gegenüber, und der Förderung von Ausgrabungen suchte sich Preußen auch als kulturelle Großmacht zu etablieren. Deshalb wurden weder Mühen noch Kosten gescheut, in der Nähe des Berliner Schlosses eine Freistätte für Kunst und Wissenschaft zu schaffen - die Museumsinsel. Wie schon die Prunkinschrift über dem Alten Museum andeutet, wurde und wird alles aus allen Zeiten gesammelt, und damit gelangten die Staatlichen Museen zu Berlin, die seit 1999 auf der Unesco-Liste der Weltkulturerbes stehen, wenigen anderen Sammlungen an die Weltspitze.

Die Vorgeschichte des Alten Museums, in dem es darum ging und geht, die Besucher zu erfreuen, zu informieren und zu belehren, reicht ins späte 18. Jahrhundert zurück. In Berlin und anderswo gab es ein starkes, vom Bildungsbürgertum vorgetragenes Interesse, fürstliche Kunstsammlungen dem interessierten Publikum zu öffnen. Vor allem der preußische Hofrat Alois Hirt machte sich für diesen Plan stark. 1796 legte er eine Denkschrift vor, in der er vorschlug, vorhandene Palais oder das Akademiegebäude zur Aufnahme von Gemälden und Plastiken aus königlichem Besitz herzurichten. Außerdem war an den Bau eines neuen, eigenständigen Museums in Berlin gedacht.

Der runde Raum mit seinen antiken Götterfiguren zwischen den Säulen ist der einzige, der nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem das Haus stark zerstört wurde, originalgetreu rekonstruiert wurde. Diese Rotunde bildet den Mittelpunkt des Alten Museums, weshalb man große Sorgfalt auf ihre Wiederherstellung gelegt hat. Schinkel beschrieb den Eingangsraum so: "Diesen Ort betritt man zuerst, wenn man aus der äußeren Halle hineingeht, und hier muss der Anblick eines schönen und erhabenen Raums empfänglich machen und eine Stimmung geben für den Genuss und die Erkenntnis dessen, was das Gebäude überhaupt bewahrt."

Ungemein prachtvoller Anblick

Vor den Wänden stehen 20 korinthische, hellgelb gefärbte Säulen, die eine Galerie tragen. Da man gegen den ursprünglichen Plan die schwere Granitschale nicht aufstellen konnte, wurden 18 Marmorfiguren aus der Römerzeit ausgewählt, um sie zwischen die Säulen zu stellen. Die "Berlins größte Suppenschüssel" genannte Schale steht vor dem Museum und lädt zu seinem Besuch ein. In dem ähnlich dem Parthenon in Rom gestalteten Raum auf würfelförmigen Postamenten stehenden Skulpturen stammen aus den königlichen Schlössern in Berlin und Potsdam. Sie waren von Friedrich II. und seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. in Italien erworben worden. Die Bildhauer Christian Daniel Rauch und Friedrich Tieck wendeten große Mühe darauf, die empfindlichen Götterstatuen zu restaurieren und zu ergänzen. Zu den Figuren im Eingangsbereich gesellen sich weitere Antiken in den Nischen auf der Galerie im Obergeschoss. Alles in allem sind die Figuren römische Kopien nach berühmten griechischen Bildwerken beziehungsweise in ihrem Geist angefertigte Neuschöpfungen aus römischer Zeit. Wer die Rotunde durchschreitet, lernt weitere große und kleine Skulpturen aus griechischen und römischen Bildhauerwerkstätten kennen und kann so Vergleiche anstellen.

In seinem Berlin-Lexikon von 1834 schreibt Leopold von Zedlitz: "Wir treten jetzt in die große Rotunde, wahrhaft überrascht durch den imposanten Eindruck, den sie durch ihre meisterhafte Bauart macht. Sie geht durch beide Geschosse durch, und eine sehr schöne, mit gemalten Cassetten verzierte Kuppel gewährt ihr ein helles Tageslicht. Sie ist der Mittelpunkt des ganzen Gebäudes, und bildet einen großartigen Tempel der antiken Baukunst." In einer anderen Beschreibung von 1833 heißt es: "Das Ganze gewährt einen ungemein prachtvollen Anblick. Die Galerie, auf welcher, in Nischen, die kleineren Statuen aufgestellt sind, wird von Säulen korinthischer Ordnung getragen, deren Schafte mit Stuckmarmor bekleidet sind, der den Giallo antico nachahmt. Die Grundfarbe des Saales ist ein lichtes Grau, und die Fußgestelle, auf denen die Bildsäulen stehen, sind von gestreiftem grauen schlesischen Marmor gearbeitet. Ein zierliches, leichtes, bronzirtes, durchbrochenes Eisengitter läuft rund um die obere Galerie, deren Nischen in einem hellbraunen Tone gefärbt sind, auf welchem das Weiss des Marmors sich sehr gut hervorhebt. Der Fußboden ist mit schwarzen Verzierungen, auf Gelb, incrustirt, und in der Mitte ist auf schwarzem Grunde eine Gruppe in rothem Tone (nach Art derer auf den altgriechischen Gefäßen) angebracht. - Die Cassetten in der Kuppel sind mit Figuren verziert, die, aus einem gelben Tone, auf hellrothen Grund gemalt sind. Zu den vorzüglichsten Statuen, welche in der Rotunde aufgestellt sind, gehören die beiden schönen, unter Friedrich II. von dem G. R. Bianconi in Rom gekauften, Victorien, welche früher in dem Halbkreise vor dem neuen Schlosse in Potsdam standen; eine Hygica, in dem Landhause des Marius gefunden, und früher in Charlottenburg im Vorsaale des Königlichen Schlosses aufgestellt; ein schöner Apollo Citharoedus aus griechischem Marmor, von Bianconi in Rom gekauft; ein Apollo Musagetes aus der Polignacschen Sammlung und früher im Antiken-Tempel, im Garten von Sanssouci bei Potsdam, aufgestellt; eine colossale Juno, auf Befehl Seiner Majestät des jetzt regierenden Königs in Rom angekauft u. s. w."

Huld und Förderung durch die Hohenzollern

Karl Friedrich Schinkel hatte seine Karriere als Maler begonnen. Dass er seine vielen Talente voll zur Geltung bringen konnte, hängt mit der Huld und Förderung zusammen, die ihm das preußische Königshaus gewährte. Allerdings waren die Beziehungen zu den Hohenzollern und speziell zu dem wortkargen, unsicheren und vom Schicksal gebeutelten König Friedrich Wilhelm III. wegen des "Höhenunterschieds" nicht ganz leicht. Indem er den hohen Herrschaften seine Bilder und Ideen zu Füßen legte, erregte er ihre Aufmerksamkeit und erhielt interessante Aufträge erst zur Ausgestaltung königlicher Wohn- und Repräsentationsräume, dann aber auch für Staatsbauten. Aus dem Freiberufler wurde ein fest angestellter Staatsbeamter, der über ein Heer von Mitarbeitern verfügte. Manche Idee wurde nicht verwirklicht, etwa ein gotisierend gestaltetes Mausoleum für die 1810 verstorbene Königin Luise, andere wie die Neue Wache Unter den Linden, die Schlösser zweier Preußenprinzen in Glienicke und Charlottenhof, die Bauakademie und das Schauspielhaus sowie die Nikolaikirche in Potsdam und viele andere Bauten wurden realisiert und tragen zum Ruhm des Künstlers und seiner Auftraggeber bei.

4. Oktober 2019

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