Goebbels diktierte den Medien seinen Willen
Berliner Gebäude, in denen die Gleichschaltung geschah, sind mit neuen Inhalten erhalten geblieben





Im so genannten Angriff-Haus Wilhelmstraße 106 in Berlin haben Nazi-Journalisten die schlimmsten Hetzereien gegen Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Künstler und Schriftsteller ausgeheckt, die nicht in ihr politisches und rassistisches Weltbild passten. Das Haus mit der Jugenstilfassade neben dem Prinz-Albrecht-Palais wurde 1934 Hauptquartier der SA und ab 1937 Sitz des Sicherheitsdienstes der SS. Es gehörte damit zum Komplex der Reichsführung SS und der Geheimen Staatspolizei Gestapo. Heute ist auf dem Gelände die Topographie des Terrors untergebracht.





Eine Tafel aus Porzellan ehrt am Haus Steinplatz 3 den von Goebbels diffamierten Juristen und stellvertretenden Berliner Polizeipräsidenten Bernhard Weiss. In der Nähe des Alexanderplatzes ist eine Straße nach ihm benannt.



Die Gedenktafel am Vorderhaus der früheren Markthalle III in der Zimmerstraße berichtet aus der wechselvollen Geschichte dieses Bauensembles, das in "Mauerzeiten" auf östlicher Seite stand und daher kaum zugänglich war.





Da das Palais des preußischen Prinzen Karl am Wilhelmplatz für Goebbels' Zwecke zu klein wurde, ließ der Propagandaminister in der Mauerstraße neben einer aus der Kaiserzeit stammenden Bank einen Neubau errichten, in dem bis zum Ende der DDR das Presseamt der Regierung untergebracht war.



Mit Wochensprüchen aus Werken des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, versuchte die Nazipropaganda im Zweiten Weltkrieg den Durchhaltewillen der Deutschen zu stärken. Ideologisch aufgerüstet wurden sie auch durch Ansagen aus dem Mund von Hitler und Goebbels. Viele Menschen glaubten ihnen unbeirrbar, dass der "Endsieg" nahe ist.



Ein Relief und eine Gedenktafel an der Fassade der alten Bank ehren einen früheren Bewohner, den Dichter Heinrich von Kleist. (Fotos/Repros: Caspar)

Gleich nach der Errichtung der NS-Diktatur am 30. Januar 1933 begann der neu ernannte Propagandaminister Joseph Goebbels als Herr über Presse, Film, Rundfunk, Bücher und bildende Kunst das bis dahin breit gefächerte Zeitungswesen im Deutschen Reich zu zerschlagen und gleichzuschalten (siehe Eintrag auf dieser Internetseite/Berlin vom 17. Januar 2020). Mit administrativen und polizeilichen Mitteln wurden dem Naziregime kritisch gegenüber stehende Autoren sowie solche jüdischer Herkunft mundtot gemacht, ins Gefängnis oder Konzentrationslager geworfen, ins Exil gezwungen und in einigen Fällen auch ermordet. Wer in Hitlers Reich etwas publizieren wollte, musste der Reichspressekammer und anderen dem Propagandachef unterstehenden Einrichtungen angehören. Diese Mitgliedschaft werde Personen verwehrt, die nicht ins politische und rassistische Schema der Nazis passten. So wurde die Crème der deutschen Publizistik zum Schweigen verurteilt, ging in die innere Emigration oder ins Ausland.

Manche Autoren arrangierten sich mit der Hitlerdiktatur, dienten ihm als willige und oft auch skrupellose Helfer. Nach 1945 machten sie im deutschen Westen und vereinzelt auch im Osten weiter Karriere, als sei nichts geschehen. Das gilt auch für andere Personen aus der Wirtschaft sowie den Natur- und Geisteswissenschaften, Kunst, Kultur und anderen Bereichen. Prominente Journalisten wie Günther Diehl, Wolfgang Diewerge, Werner Höfer, Kurt Georg Kiesinger, Paul Sethe und Giselher Wirsing, die sich vor 1945 als Propagandisten von NS-Ideologie hervor getan hatten, saßen nach 1945, von Spruchkammern als "Mitläufer" oder "Gering belastet" eingestuft, an führenden Stellen in Zeitungen und Zeitschriften, im Rundfunk und Fernsehen sowie in wissenschaftlichen Einrichtungen und in der Politik.

Wenn die vielfach von der DDR ausgehenden Enthüllungen über ihre braune Vorgeschichte zu schwer wiegend wurden, mussten sie ihre Posten räumen. Dass man im deutschen Westen lange übersah und auch übersehen wollte, was so genannte Edelfedern und Nazibeamte unter Hitler und Goebbels getan haben, zeigt das Beispiel von Alfred Bauer, seines Zeichens Chef des (West-) Berliner Filmfestivals Berlinale zwischen 1951 und 1976 Dass er an leitender Stelle in Goebbels' Reichsfilmintendanz darüber entschied, was gedreht und was nicht gedreht wird und wer in welchen Filmen auftreten darf, scheint nur Filmhistoriker interessiert zu haben. Der nach dem "eifrigen SA-Mann" Bauer, so ein Eintrag in seiner Akte vor 1945, benannte Filmpreis wird nach den auf den Forschungen eines Hobbyhistorikers beruhenden, in der Wochenzeitschrift ZEIT veröffentlichten und für die Berlinale ausgesprochen blamablen Enthüllungen vom Anfang 2020 nicht mehr verliehen.

Trommler und Propagandist der Nationalsozialisten

Seine "Sporen" als Trommler und Propagandist des Nationalsozialismus hatte Joseph Goebbels 1927 als Gauleiter von Berlin und Herausgeber des "Angriff" verdient. Ursprünglich als Wochenzeitung konzipiert, mauserte sich das Blatt mit seinen antisemitischen und antidemokratischen Inhalten zu einem der führenden Hetzblätter im Nazireich. Regelmäßig erschienen dort diffamierende Beiträge über Bernhard Weiß, den Vizepolizeipräsidenten von Berlin. Da er Jude war, haben Goebbels und seine Schreiber aus ihm "Isidor Weiß" gemacht und mit übelsten Beleidigungen überzogen. Das 1931 vom Berliner Polizeipräsidenten Albert Grzesinski ausgesprochene Verbot des "Angriff" wurde von Goebbels zu Werbezwecken ausgeschlachtet. Das Blatt konnte mit massiver Schützenhilfe durch die NSDAP und ihren Franz-Eher-Verlag seine Auflage von 2.000 (1927) auf 146.694 Exemplare (1939) und 306.000 Exemplaren (1944) steigern. Vom Angriff-Haus Wilhelmstraße 106 zog das Hetzblatt 1934 in die benachbarte Zimmerstraße 90/91 um. Das repräsentative Vorderhaus der früheren Markthalle III steht bis heute. Hier residierte bis Kriegsende der NS-eigene Franz-Eher-Verlag.

Im Berliner Zeitungsviertel gelegen, musste die Markthalle III 1910 wegen Unrentabilität schließen. Danach hat man aus dem Haus mit der aufwändig gestalteten Straßenfront das Konzerthaus Clou gemacht, das mit 4000 Plätzen das größte Berliner Tanzlokal war, wie eine Gedenktafel am Eingang berichtet. Am 1. Mai 1927 trat Hitler zum erstenmal im Clou und damit in Berlin als Redner auf. Der Münchner Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf. richtete an der Zimmerstraße 90/1 und in benachbarten Gebäuden seine Berliner Niederlassung ein, und auch verschiedene Nazizeitungen hatten hier ihre Redaktionen. Darunter befanden sich "Der Angriff", die SS-Zeitschrift "Das schwarze Korps" und die Berliner Ausgabe des Parteiorgans "Völkischer Beobachter". Die Druckmaschinen standen in den Häusern Zimmerstraße 87-89. Auf ihnen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das SED-Parteiorgan "Neues Deutschland" gedruckt.

Was aus der Markthalle III wurde

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Bauensemble schwere Bombenschäden. Lediglich das Vorderhaus blieb stehen, während alle hinteren Gebäudeteile, in denen auch der Tanzpalast Clou untergebracht war, zerstört und abgetragen wurden. Direkt vor dem Haus verlief zwischen 1961 und 1989 die Berliner Mauer. Deshalb war das Bauensemble für die Ostberliner unzugänglich und so dem Verfall preisgegeben. Das Vorderhaus konnte erst 2006 umfassend restauriert werden und steht unter Denkmalschutz. Die braune Vergangenheit der Markthalle III wird auf der erwähnten Tafel so beschrieben: "Schon 1927 fanden im CLOU Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten statt. Teile des Propagandaapparates befanden sich mit Verlag und Druckerei in Vorderhaus und Seitengebäuden. Die Keller wurden von der Gestapo als Verhörkeller genutzt. Das Clou diente während der sogenannten Fabrik-Aktion als Sammellager für hunderte jüdische Zwangsarbeiter, die von der Gestapo Ende Februar 1943 aus Berliner Fabriken in die Vernichtung verschleppt wurden."

Joseph Goebbels unterdrückte durch seine harmlos "Bestellungen" oder "Tagesparolen"genannten Anweisungen an die Presse jedwede Kritik an den herrschenden Zuständen und Hitlers Entscheidungen. Er bestimmte diktatorisch, worüber etwas an welcher Stelle in welcher Aufmachung berichtet werden soll und erließ ins Detail gehende Sprachregelungen und Argumentationshilfen. Er bestimmte auch, dass über dem Regime unerwünschte Ereignisse nichts oder nur am Rande veröffentlicht wird. Und er unterdrückte auch Nachrichten darüber, wenn "missliebige" Künstler oder Wissenschaftler verstorben sind, weil sie als Juden unter die Rassengesetze fielen oder auch weil sie zu den Oppositionellen gehörten, die es in Hitlers Reich neben Millionen Mitläufern und Täter auch gab.

Zwischen den Zeilen lesen

Wo Goebbels Abweichungen von seinen Presseanweisungen bemerkte, hagelte es Rügen, Verbote, Entlassungen und Haftstrafen und Schlimmeres. In der DDR wurde von Partei- und staatlichen Gremien in ähnlicher Weise mit Hilfe von "Hinweisen" aus dem Zentralkomitee der SED und dem diesem unterstehenden Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrats verfügt, wie in Presse, Funk und Versehen über ein Ereignis oder das Auftreten "führender Vertreter" von Partei und Staat berichtet wird. Wer eine Zeitung las, wusste ungefähr, was auch in den anderen stand. Nebenbei gesagt war Kurt Blecha Chef des DDR-Presseamtes. Er trat 1941 der NSDAP bei und wandelte sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft zum Antifaschisten.

Da und dort aber konnte man "zwischen den Zeilen" doch so etwas wie Nörgelei an Auswüchsen des NS-Regimes lesen, und man fand da und dort sogar scheinbar unpolitische Berichte und Kommentare zu wirtschaftlichen, kulturellen, historischen, sportlichen und lokalpolitischen Themen. So zeigt die Ausstellung, dass die von Goebbels gegängelte Presse mehr zu bieten hatte als braunen Einheitsbrei und sich bisweilen bunt und weltoffen, ja frech und spitz gab. Absichtsvoll wurden Tages- und Wochenzeitungen geduldet, mit denen sich das Regime als weltgewandt und modern präsentierte.

Wo Propagandaminister Joseph Goebbels die Medien und den Film diktatorisch regierte und in der DDR-Zeit das Presseamt beim Ministerrat und der Nationalrat der Nationalen Front tätig waren, ist das Bundesarbeitsministerium eingezogen. Auch andere Ministerien der NS-Zeit haben in der Mitte der Stadt überdauert und in den vergangenen Jahrzehnten neue Nutzer bekommen. Einigen drohte in der Nachwendezeit der Abriss, doch besann sich die Bundesregierung 1994 eines Besseren und beschloss, Parlament und Regierung zum größten Teil in vorhandenen Bauten unterzubringen, was allerdings umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen erforderlich machte.

Das ehemalige Propagandaministerium an der Mauerstraße im Berliner Bezirk Mitte hat, wie auch das frühere Luftfahrtministerium äußerlich die Zeiten überstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von der Sowjetischen Besatzungsmacht genutzt, hatte die DDR-Regierung keine Berührungsängste, als sie diese und andere politisch kontaminierte Staatsbauten der Nazizeit übernahm. Der Gebäudetrakt ist die Kombination eines Bankgebäudes, erbaut 1912/13 von Bodo Ebhardt, und des 1936 bis 1940 nach Entwürfen von Karl Reichle errichteten Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Der Neubau besitzt eine dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium, das in der DDR Haus der Ministerien war und heute Bundesfinanzministerium ist, vergleichbare Fassade im typischen Nazistil. Die streng gegliederten Fensterreihen der dunkel gefärbten Fassade wirken wenig einladend.

Palais des Prinzen Karl war zu klein

Nach Errichtung der Hitlerdiktatur am 30. Januar 1933 residierte Propagandaminister Joseph Goebbels mit seinem Stab zunächst in dem von Schinkel gestalteten Palais des Prinzen Karl am benachbarten Wilhelmplatz (in DDR-Zeiten Thälmannplatz) und ließ es durch Albert Speer umbauen. Der Minister war zufrieden und reichte den jungen, ehrgeizigen Architekten an Hitler weiter, der ihn schon bald zum Designer diverser Festdekorationen der NSDAP, zum obersten Baumeister Berlins und im Zweiten Weltkrieg zum Rüstungsminister machte. Schon früh stand fest, dass das Prinz-Karl-Palais für die Zwecke des von Goebbels systematisch ausgebauten Propaganda- und Volksverdummungsapparates zu klein ist. Daher wurde nach Abriss älterer Bauten in der Mauerstraße ein neues Bürogebäude mit Höfen und Tiefgarage errichtet. Goebbels ließ hier für sich ein Rundfunkstudio einrichten, das seine Brand- und Hetzreden übertrug. Im Kinosaal wurden neue deutsche und ausländische Produktionen beurteilt und oft genug sofort verboten, wenn sie nicht den "Ansprüchen" des Ministers und seiner Entourage entsprachen.

Regelmäßig empfing der Propagandaminister die ihm untergebenen Chefredakteure, um ihnen die "Tagesparole", eine Art politische Linie, für die aktuelle Berichterstattung zu diktieren. In dem Bürohaus mit seinen Versammlungs- und Parolesälen wurde auch das Vorgehen gegen die Juden, Kommunisten und andere "Volksfeinde" ausgearbeitet, während die praktischen Maßnahmen von der Gestapo wenige hundert Meter weiter in einem anderen Palais, dem des Prinzen Albrecht, geplant und ausgeführt wurden. Goebbels achtete strikt darauf, dass die "gleichgeschalteten" Medien nicht aus der Reihe tanzen. Aus Protokollen ist überliefert, dass der Propagandaminister mit großem Frauenverschleiß und schleppendem Gang mit Abweichlern und Oppositionellen hart ins Gericht ging und sie der Gestapo auslieferte.

Wie solche Presseanweisungen aussahen, hat der Historiker und Auschwitz-Überlebende Joseph Wulf in seinem Buch "Presse und Funk im Dritten Reich. Eine Dokumentation" (Gütersloh 1964) dokumentiert. Sie wurden im Propagandaministerium von hochrangigen Beamten verlesen, doch wenn Goebbels persönlich erschien, war mit Informationen über besonders spektakuläre Ereignisse zu rechnen. Im Spätsommer 1941 gab es eine schlimme Panne. Im Auftrag von Hitler hatte der Pressechef der Reichsregierung und Staatssekretär im Propagandaministerium Otto Dietrich vor der Reichspressekonferenz erklärt, der Ostfeldzug sei mit einem vollen Erfolg beendet worden, jetzt würde der Sieg über der Sowjetunion nur noch durch den Einsatz von Polizeikräften gesichert. Das war eine große Lüge, denn der Kampf ging weiter. Der von Hitler angekündigte "gewaltige Hieb" gegen die Rote Armee blieb aus, Moskau wurde nicht erobert, die Katastrophe vor Stalingrad stand bevor, und der Krieg endete am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht.

Charlie Chaplin und Thomas Mann nicht mehr erwähnen

Goebbels schrieb genau vor, was die gleichgeschaltete Presse zu sagen und was sie zu unterlassen hat. Das ging bis hin zur Vermeidung von Fremdwörtern. Außerdem sollten sich die Medien bei der Berichterstattung über Hinrichtungen genau an die amtlichen Meldungen halten und jede Erwähnung von Hitler als derjenige unterlassen, der die Todesurteile bestätigt und auf schnellen Vollzug drängt. "Grausige Einzelheiten aus Kampfhandlungen sollen in Kriegsberichten gestrichen werden, auch falls sie der Zensur entgangen sind. Erlebnisberichte von Soldaten, die nicht der PK [Propagandakompanie, H. C.] angehören, dürfen nicht als PK-Berichte bezeichnet werden", wies der Minister an. Verboten waren Fotos von Regierungsmitgliedern, die es sich an reich gedeckten Tischen gut gehen lassen. Ab 1936 durfte nicht mehr über den beliebten Schauspieler Charly Chaplin berichtet werden, der sich später in seinem Film "Der Große Diktator" über Hitler und Mussolini lustig machte.

Im gleichen Jahr wurde angewiesen, über führende sowjetische Beamte und Politiker nur noch mit dem Zusatz "Jude" zu berichten, und 1937 erging der Befehl, den Name des Schriftstellers Thomas Mann aus dem Gedächtnis aller Deutschen zu löschen, "da er nicht würdig ist, den Namen Deutscher zu tragen." Im gleichen Jahr lief eine "großzügige Propaganda-Aktion gegen die katholische Kirche" an, weil sie es gewagt hatte, gegen Maßnahmen des NS-Regimes unter anderem im Zusammenhang mit der gezielten Ermordung von Alten, Kranken und Schwachen zu protestieren. Im März 1939 wurde die Verwendung des Begriffs "Großdeutsches Weltreich" als unerwünscht erklärt. "Letzteres Wort ist für spätere Gelegenheiten vorbehalten", und ab 5. Mai 1939 erging die Anweisung, alle scharfen Äußerungen gegen die Sowjetunion zu unterlassen. Ein paar Monate später schlossen Hitler und Stalin den berühmt-berüchtigten Nichtangriffspakt mit geheimem Zusatzprotokoll, auf dessen Grundlage Polen in zwei Interessenssphären aufgeteilt wurde.

Ehrung für Heinrich von Kleist

Das am Wilhelmplatz gelegene Gebäude des ehemaligen Bankhauses von der Heydt, sozusagen der Kopfbau des ehemaligen Propagandaministeriums, ist den Berlinern auch als "Kleist-Haus" bekannt. Hier stand ein Vorgängerbau, in dem der Dichter Heinrich von Kleist gewohnt hat. Eine Gedenktafel an der mit Muschelkalkstein verkleideten Fassade erinnert an den wortgewaltigen Künstler, der 1811 am Kleinen Wannsee in Berlin gemeinsam mit Henriette Vogel seinem Leben durch Selbstmord ein Ende setzte. Die Reliefs an der Fassade stammen von dem bekannten Bildhauer Georg Kolbe.

In DDR-Zeiten, als hier die unheilvolle Tradition der staatlichen Reglementierung der öffentlichen Meinung fortgesetzt und von der Berliner Mauerstraße aus in Abstimmung mit den Propagandisten des Zentralkomitees der SED im ehemaligen Reichsbankgebäude am Werderschen Markt die Medien weiter an der Stange gehalten wurden, erinnerte man sich ungern an die schreckliche Vergangenheit des Hauses. Bis auf die gleich nach dem Krieg entfernten Adler mit Hakenkreuz im Dachbereich blieb die Fassade nahezu unverändert erhalten, während die Innenausstattung des Goebbels-Baues entfernt wurde. Steine wurden für die Wiederherstellung zerstörter Häuser und Anlagen, etwa des U-Bahnhofs Mohrenstraße und des Maxim Gorki Theaters, verwendet. Ähnlich hat man auch Bruchstücke aus Hitlers Neuer Reichskanzlei an der Voßstraße (Architekt: Albert Speer) für sowjetische Kriegerdenkmäler, Bahnhöfe und andere Bauten neu genutzt. Architekturhistoriker messen dem Goebbels-Ministerium hohen Zeugniswert als Beispiel für die nationalsozialistische Architekturgesinnung zu.



7. Februar 2020

Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"