Luxuskarossen und Invalidentaler
Friedrich der Große gab Geld mit vollen Händen aus, wenn er mit seinen "Puppen" spielen wollte. Ein Vergleich von Löhnen und Preisen in Preußen



Für acht Guten Groschen pro Woche mussten preußische Rekruten für den König ihre Haut zum Markte tragen. Um sie zu motivieren, verschenkte Medaillen aus Gold und Silber. Andere Leute an der untersten sozialen Stufenleiter wurden ähnlich schlecht bezahlt. Farbige Grafik von Adolph Menzel.





Der König ließ sich viel Geld den Kauf kostbarer, mit Brillanten besetzter Tabaksdosen aus Gold kosten, die er an Günstlinge und zur "politischen Landschaftspflege" an auswärtige Potentaten verschenkte. Manchmal waren die Behälter randvoll mit solchen Goldmünzen gefüllt.



Mit der Graumanschen Münzreform von 1750 wurde in Preußen der Reichstaler ins Leben gerufen, 14 Jahre später feiert die Medaille die Mühen des Königs um die weitere Verbesserung des Münzwesens. Er bezahlte seinen Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann mit 6000 Talern ausgesprochen fürstlich.



Für den "Betenden Knaben" im Alten Museum Berlin legte der König ohne mit der Wimper zu zucken 5000 Taler auf den Tisch.



Friedrich II. hat seine Musiker unterschiedlich gut bezahlt und damit seine Wert- oder Geringschätzung ausgedrückt. Carl Philipp Emanuel Bach bekam ein Jahresgehalt von 300 Talern. Das war fast der Preis von zwei Gedecken der KPM.



Friedrich II. verschenkte solche vergoldeten Prunkkarossen an den König von Dänemark, den Sultan und die Zarin Elisabeth. Nur für die wurden 6818 Taler ausgegeben, der Goldsticker Heinitschel und der Bildhauer Hoppenhaupt erhielten jeweils 1000 Taler. Die in der Moskauer Rüstkammer ausgestellte Zarenkutsche selbst dürfte den Wert von mehreren Luxusautos vom Typ Lamborghini haben.



Von seinem Kriegslieferanten und Münzpächter Veitel Heine Ephraim, dem Namensgeber der berüchtigten Ephraimiten aus dem Siebenjährigen Krieg, verlangte der König eine "Spende" von 40 000 Taler zugunsten des Potsdamer Waisenhauses ab, weil er sein Palais außen und innen angeblich viel zu kostbar hatte bauen und ausstatten lassen.



Das erste, von Johann Wilhelm Meil entworfene Friedrich-Denkmal wurde 1792 von General Johann Bernhard von Prittwitz in Quilitz aufgestellt. Er hatte den König 1759 in der Schlacht von Kunersdorf aus Lebensgefahr gerettet und wurde mit dem Rittergut belohnt. Der Ort hieß in DDR-Zeiten Marxwalde und heute wieder Neuhardenberg.



Kaffeeschnüffler zur Zeit Friedrichs des Großen waren alles andere als beliebt. Während das gemeine Volk üble Brühe trinken musste, ließ der König für sich allerbeste und sehr teure Sorten aus Holland kommen. Der Holzstich stammt aus dem 19. Jahrhundert.



Die königlichen Schatullrechnungen liegen im Geheimen Staatsarchiv Dahlem, können aber auch im Internet eingesehen werden. (Fotos/Repros: Caspar)

Die Frage, welchen Lohn jemand in alten Zeiten erhielt und was man für seine Groschen und Taler bekam, ist für Münzfreunde und nicht nur für sie von Interesse. Schauen wir in Geschichtsbücher, Biographien von Herrschern und andere Publikationen, dann wird, wenn überhaupt, die Frage am Rande behandelt, woher Mittel für den Staatshaushalt, die Hofhaltung, den Bau von Schlössern und Kirchen, die Führung von Kriegen, der Unterhalt von Soldaten und Beamten, die Verbesserung der Wirtschaft und Infrastruktur und so weiter stammen. In einem druckfrischen Buch von Jürgen Luh über den vor 400 Jahren Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, uns bekannt durch seine Münzen, Medaillen und geldpolitischen Reformen, sucht man vergebens nach Angaben, womit er seine Hofhaltung, Bauwerke und Kriege bezahlt hat. Dabei ist es doch wichtig zu wissen, welche Kaufkraft alte Münzen und Geldscheine hatten und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert hat. Nicht minder interessant ist auch das riesige Gefälle zwischen "denen da oben" und "denen da unten".

Eine interessante Quelle dafür ist das Buch von Gunther Hahn und Alfred Kernd'l "Friedrich der Große im Münzbildnis seiner Zeit" (Propyläen Verlag Berlin 1986). Es enthält über das eigentliche Thema hinaus Angaben über Einnahmen und Ausgaben des Königs und wie er seine Münzbeamten und Stempelschneider bezahlt hat. Im Anhang finden wir Angaben über Löhne, Preise und Gebühren, aber auch über die Bezahlung von Dienstleistungen, Kosten für Übernachtungen sowie Ausgaben für Garderobe und ähnliche Aufwendungen. Die Autoren haben ihre hier in knapper Auswahl erwähnten Angaben aus der "bruchstückhaft publizierten Überlieferung" vor allem in Memoiren, Briefen, Zeitungsnachrichten und offiziellen Dokumenten gewonnen und betonen, dass eine erschöpfende Behandlung des Themas noch aussteht.

Generale und Rekruten

Das Militär verschlang in Preußen mehr als die Hälfte der Staateinnahmen. Ein Feldmarschall wurde mit 10 000 bis 12 000 Talern, ein Generalleutnant mit 7000 Talern, ein Oberst mit 433 Talern und ein Gemeiner mit 3 Talern und 8 Groschen bewertet. Der vom König besonders geschätzte General Friedrich Wilhelm von Seydlitz bezog das enorme Jahresgehalt von 15 000 Talern. Das war der Gegenwert von goldenen Tabaksdosen, die der König in seinen ausgebeulten Uniformtaschen trug. In seiner Regierungszeit wurde ein im Ausland angeworbener Soldat mit 300 Talern berechnet, unterm Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. konnte die Summe für einen "Langen Kerl" schon mal 6000 Taler betragen. Die so genannte Kompaniewirtschaft auf Kosten der "gemeinen" Soldaten verschaffte den Kommandeuren zu ihrem normalen Sold von 30 bis 40 Talern ein Zusatzeinkommen von etwa 3000 Talern. Alte und kranke Soldaten, die sich für ihren König aufgeopfert hatten, bekamen gerade einmal einen Taler im Monat, den so genannten Invalidentaler. Wenn sie Glück hatten, verdingten sie sich für ein paar Taler als Nachtwächter oder Schulmeister. Hatten sich Offiziere in Schlachten besonders hervor getan und Siege errungen, etwa in Liegnitz und Torgau, erhielten sie den Orden Pour le Mérite und eine Prämie von 500 Talern. Eroberte Kanonen und Fahnen wurden den Soldaten als Ansporn mit 50 beziehungsweise 20 Talern prämiiert. Außerdem wurden Medaillen aus Gold und Silber verteilt.

Ein Berliner Nachtwächter erhielt zu Zeiten Friedrichs II. monatlich drei Taler Lohn, ein Bauhandwerker konnte bis neun Taler verdienen. Wesentlich geringer fiel die Bezahlung von Kutschern, Ammen, Dienstmädchen, Boten und anderen Personen "niederen Standes" aus. Sie mussten angesichts vieler zu versorgender Kinder und weiterer Angehöriger sehr sparsam haushalten, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Krank durfte man unter diesen Bedingungen nicht werden! Trotz aller Mühen und der Arbeit von minderjährigen Kindern saß der Hunger in unzähligen Familien am Tisch, und Bettelei war gang und gäbe. Wohltätige Stiftungen und Spenden konnten die Not nicht mindern.

Bei Einführung der Akzise, also von indirektren Steuern, wurden in einzelnen Provinzen gut dotierte Ämter geschaffen. Deren sechs Chefs waren Franzosen und hießen Regisseure. Ihr Jahresgehalt betrug zusammen 60 000 Taler. Dazu konnten sie Zusatzeinnahmen für aufgedeckte Steuerhinterziehung und Schmuggel in die eigene Tasche wirtschaften. Der preußische Botschafter in Paris bekam ein Jahresgehalt von 6000 Talern, solche in anderen, weniger wichtigen Hauptstädten 4000. Da ihre Aufwendungen oft die Jahresgehälter überstiegen, mussten die Diplomaten die Differenzen aus der eigenen Tasche bezahlen. Manche Beamte verschafften sich Zusatzeinnahmen, indem sie geheime Dokumente an fremde Regierungen verkauften. Die berühmte Tänzerin Barberina wurde 1744 mit 5000 Talern und später bis 7000 Talern entlohnt. Dem Maler Antoine Pesne hat man ein Porträt von ihr mit 125 Talern und eine Kopie davon mit 60 Talern honoriert.

Hotels erster und zweiter Klasse

Die Übernachtung in einem Berliner Hotel 1. Klasse kostete bis zwei Taler, und in einem Hotel zweiter Klasse waren acht bis zehn Groschen fällig. Für ein Mittagessen mit fünf Gängen musste man in besseren Häusern 16 Groschen bezahlen. Das war der doppelte Wochenlohn eines einfachen Soldaten. Ein 1,5 Kilo schweres Brot kostete in Berlin einen Groschen, ein Pfund (damals 467,7 Gramm) Rindfleisch 10 bis 20 Pfennige, ein Pfund Butter 3 bis 4 Groschen, ein Pfund Kaffee je nach Qualität 8 Groschen bis einen Taler, ein Pfund Zucker 4 bis 7 Groschen. Bei den "geistigen" Getränken musste man bisweilen tief in die Tasche greifen. Ein Quart (etwa 1,2 Liter) Champagner kostete zu Zeiten Friedrichs II. 1 Taler 2 Groschen und mehr. Dafür bekam man ein Schaf. Hingegen kosteten eine Kuh 15 bis 20 Taler und ein Reitpferd 40 bis 60 Taler und noch viel mehr. Bei Textilien gab es ein großes Gefälle, je nachdem wer was in welcher Qualität trug. Ein wohlhabender Bürger bezahlte für einen "handgemachten" Rock samt Weste 50 Taler, ein Handwerker bis 12 Taler, was zur Folge hatte, dass Textilien lange getragen und in Ehren gehalten wurden. Stiefel wurden mit 6 bis 7 Talern berechnet, Schuhe kosteten einen bis zwei Taler. Sehr teuer waren Spiegel. Ein solcher in den Maßen 95 mal 150 Zentimeter wurde von der Jordanschen Manufaktur mit 311 Talern und 6 Groschen berechnet.

Wer auf Reisen war musste tief in die Tasche greifen. Mit der Postkutsche oder dem eigenen Wagen über Land zu fahren beziehungsweise auf einem Pferd zu reiten, war mühsam und zeitraubend, denn die Straßen waren schlecht und die Unterkünfte häufig miserabel. Außerdem musste man auf der Hut sein, um nicht Räubern und Wegelagerern in die Hände zu fallen. Am billigsten war es noch, sich "auf Schusters Rappen", das heißt zu Fuß, fortzubewegen, aber das kostete Zeit und Kraft. Mit solchen Problemen kam Friedrich II. nicht in Berührung. Wenn er sein Land inspizierte, folgten ihm eine Wagenkolonne und berittene Bewacher, und es wurden auch bequeme Quartiere vorbereitet. Bei Inspektionen seiner Beamten und Untertanen machte der Monarch gern bei Geistlichen und Gutshäusern Station und zahlte ihnen für Unterkunft und Verpflegung einen Pauschalpreis zwischen 100 und 500 Talern. Solche Besuche waren beliebt, denn die Besoldung der Pastoren war nicht üppig, und nicht alle Gutsbesitzer waren auf "Rosen" gebettet, sondern hoch verschuldet. Bettlern und Bittstellern ließ er unterwegs gnädig ein Acht-Groschen-Stück zukommen.

Wertschätzung und Geringschätzung

1742 wurden für ein Gespann Kutschpferde 1600 Taler berechnet. Ein Kronleuchter aus Bergkristall in den königlichen Schlössern schlug 1746 mit 3000 Talern zu Buche, während für eine einzige Fußbodenplatte aus weißem Marmor in den Abmessungen 30 mal 30 mal 2 Zentimeter im Jahr 1772 enorme 256 Taler hingelegt werden mussten. Diese Summen konnte man in Form von Preisschildern an den betreffenden Objekten anlässlich einer Ausstellung im Potsdamer Neuen Palais zum 300. Geburtstag des Königs im Jahr 2012 lesen.

Am preußischen Hof erhielten Diener zwischen 32 und 120 Taler im Jahr sowie Kammerherren 1500 bis 3000 Taler. Der vom König sehr geschätzte Maler und Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff war mit 2400 Talern bestens dotiert. Seine Musiker hat der König unterschiedlich gut bezahlt und damit seine Wert- oder Geringschätzung ausgedrückt. Unterschiedlich wurden Militärärzte bezahlt. War er ein Franzose, dann bekam er im Jahr 300 Taler, als Deutscher musste er sich mit 100 Talern zufrieden geben. Carl Philipp Emanuel Bach, ein Sohn des Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach, musste sich mit schäbigen 300 Talern im Jahr abfinden. Das war fast der Preis von zwei Gedecken der 1763 gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin für eines der königlichen Schlösser. Friedrichs Vorleser Henri de Catt war mit tausend Talern dotiert, während Minister 4000 bis 5000 Taler und außerdem noch Wohngeld sowie Brennholz- und anderen Zulagen pro Jahr erhielten. Hingegen verlangte der König von seinem Kriegslieferanten und Münzpächter Veitel Heine Ephraim, dem, Namensgeber der berüchtigten Ephraimiten, eine "Spende" von 40 000 Taler zugunsten des Potsdamer Waisenhauses, weil er sein Palais an der Poststraße in Berlin angeblich viel zu kostbar hatte bauen und ausstatten lassen.

Kostendruck durch Akkordarbeit

Seinen Generalmünzdirektor Johann Philipp Graumann, dem Vater und Namensgeber der Münzreform von 1750, bezahlte der König mit 6000 Talern ausgesprochen fürstlich, denn er wusste, was er an diesem Mann und seinen Fähigkeiten hatte. Der Berliner Münzmeister Jaster erhielt 1750 stattliche 1500 Taler bei freier Wohnung, Münzdirektor Eimbke musste sich mit tausend Talern zufrieden geben. Friedrichs Münzgraveur Georgi bekam 600 und sein Kollege Barbiez ebenso viel plus eine Zulage von 400 Talern. Große Gehaltsunterschiede gab es auch in der 1763 gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM). Am besten mit jeweils 2000 Talern jährlich wurden der Modellmeister und der Malereivorsteher vergütet, während sich der Manufakturdirektor mit 1400 und ein Figurenmaler mit jeweils 1000 Talern zufrieden geben mussten sowie der Hauptkassierer 500 und der Ofenmeister 480 Taler bekamen. Ein Schreiber erhielt in der KPM 180 Taler, ein Schleifer um 220 Taler, ein Formengießer bis 216 und ein Modelleur bis 300 Taler im Jahr. Porzellan aus der 1763 gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) war nahezu unbezahlbar. Um die Kosten zu drücken, wies Friedrich II. an, dass nach Akkord gearbeitet wird und fehlerhafte Ware den Manufakturarbeitern vom Lohn abgezogen werden. Der Einsatz von Kindern war ein Fehlschlag, weil unter ihren kleinen Fingern zuviel Porzellan Schaden nahm.

Ein Service für die Schlösser Friedrichs II. 1770 kosteten 170 Taler, aufwändig gestaltete Figuren, Tafelaufsätze, Spiegelumrahmungen, Figuren sowie Kronleuchter aus dem "weißen Gold" entsprechend mehr. Wenn königlicher Besuch nach Berlin und Potsdam kam, war Friedrich mit Geschenken aus der KPM ausgesprochen generös. Das galt auch für Weihnachtsgeschenke an Familienangehörige. Seinen Geheimen Kämmerer Michael Gabriel Fredersdorf wies er im November 1753 an, für 5000 Taler "an Goldt", für die Königinmutter Sophie Dorothea eine brillantbesetzte Dose für 420 Taler, Silbersachen für seinen Bruder Ferdinand im Wert von 500 Talern und den Markgrafen von Ansbach eine Tapatière für 500 Taler zu beschaffen. Außerdem verschenkte der König luxuriöse Stoffballen im Wert von 2000 Talern.

Fünftausend Taler für den "Betenden Knaben"

Als die antike Bronzefigur des betenden Knaben, eines der Prunkstücke der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, 1747 in Wien zum Verkauf stand, legte der König ohne mit der Wimper zu zucken 5000 Taler auf den Tisch. Als Sammler französischer und holländischer Gemälde sowie von antiken Skulpturen war Friedrich II. ähnlich freigebig. Lobend erwähnt sei, dass er der Königlichen Bibliothek zu Berlin jährlich 8000 Taler für den Ankauf neuer Bücher zukommen ließ. Die eigenen, auf sechs Schlösser verteilten und kostbar in rotes Leder gebundenen Bestände wurden ähnlich generös finanziert. Hofkupferstecher Schmidt erhielt für Illustrationen und Druck des ersten Bandes von Friedrichs Werk "Oeuvres du philosophe de Sanssouci" stattliche 1086 Taler und 6 Groschen. Die dem König von Dänemark, dem Sultan und der Zarin Elisabeth zum Zwecke der "politischen Landschaftspflege geschenkten Staatskarossen verschlangen Unsummen. Allein die textile Innenauskleidung der vergoldeten Kutsche für Elisabeth, die Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg bekämpfte, kostete 6818 Taler. Der Goldsticker Heinitschel und der Bildhauer Hoppenhaupt erhielten jeweils 1000 Taler.

War der König auf der einen Seite spendabel, so tat er sich auf der anderen Seite mit seiner Sparsamkeit keinen Gefallen. Als sich Johann Joachim Winckelmann, der Begründer der klassischen Altertumskunde, in Berlin für die Stelle als Kustos der königlichen Bibliothek sowie der Kunst-, Altertums- und Münzsammlung bewarb und ein Jahresgehalt von 2000 Talern erbat, lehnte der König ab. Tausend Taler würden für einen Deutschen vollkommen ausreichen, war er überzeugt, denn der sei weniger wertvoll und wichtig wie ein Franzose. Späte Anerkennung erfuhr Winckelmann durch Erwähnung seines Namens auf einer Tafel am Sockel des 1851 Unter den Linden in Berlin enthüllten Reiterdenkmals Friedrichs des Großen.

Königin und Prinzen fürstlich dotiert

Seine als "Puppen" bezeichneten Liebhabereien ließ sich der König viel Geld kosten. Der Komponist und Flötenlehrer Johann Joachim Quantz wurde mit einem Jahresgehalt von 2000 Talern glänzend bezahlt und bekam für jede von ihm angefertigte Querflöte noch eine Zusatzbelohnung. Ein Vielfaches dieses Gehalts, nämlich 41000 Taler, erhielt jährlich die im Schloss Schönhausen von Friedrich II. getrennt lebende Königin Elisabeth Christine. Besonders teuer war der kurze Aufenthalt von Voltaire im Jahr 1740 am königlichen Hof. "Kein Narr eines großen Herrn hat je eine solche Gage bezogen. Sein sechstägiges Erscheinen kostete mich 550 Taler am Tag", gestand Friedrich einem Vertrauten. Alle diese Summen waren nichts im Vergleich zu dem, was der Monarch seinen Geschwistern zukommen ließ, wenn sich diese wegen ihrer luxuriösen Hofhaltung und ihrer Schlossbauten wieder einmal in Geldnöten befanden. Der in Rheinsberg residierende Prinz Heinrich konnte sich über ein Jahresgehalt von 66 000 Talern freuen, und das war nicht alles. Der königliche Bruder war der Auffassung, es sei allemal besser, die Verwandtschaft gut zu alimentieren und gleichzeitig zu verhindern, dass sich Familienangehörige in seine Angelegenheiten einmischen.

Das Bild von dem angeblich sparsam wirtschaftenden Landesvater hält sich bis heute und wurde von Historikern, Journalisten, Malern und Grafikern, Filmemachern und anderen weitergetragen und ausgestaltet. Der König genehmigte sich ein monatliches Gehalt von 10 000 Talern. Doch war dieses "Taschengeld" nicht sein einziges Einkommen, denn er hatte weitere Einkünfte aus den königlichen Domänen und Manufakturen sowie aus Steuern. Wenn Not am Mann war, zahlte er aus seiner Schatulle erhebliche Summen, um den Hunger seiner Untertanen zu stillen oder die Folgen von Bränden und Überschwemmungen zu lindern. Fuchsteufelswild konnte der König werden, wenn er glaubte, dass seine Beamten und Bauleute ihn übervorteilen. Dann kürzte er "freihändig" auszuzahlende Rechnungen und äußerte sich in seinen Randbemerkungen wütend über Diebe und Betrüger, die nur an sein Geld wollen, ohne ehrliche Arbeit zu leisten. Angeblich wandte der Monarch für sein Gartenreich Sanssouci zwei Millionen Taler auf, und hätte er noch eine weitere Million investiert, dann wäre dieses Refugium perfekt gewesen, war er überzeugt.

Dynastische Kriege waren am teuersten

Viel Blut und immense Summen kosteten die dynastischen Kriege der damaligen Zeit. Den Erwerb der zum Habsburgerreich gehörenden Provinz Schlesien bezifferte Friedrich II. 1742 auf sieben bis acht Millionen Taler, und das sei billig gewesen. Der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 um die reiche Provinz Schlesien soll auf preußischer Seite 140 Millionen Taler gekostet haben. Einen Teil presste Friedrich II. den Sachsen ab, weitere Kosten wurden durch Münzverschlechterung, aber auch durch Einschmelzung der Edelmetallbestände am königlichen Hof und andere Maßnahmen erwirtschaftet.

Beim preußischen Militär konnte man gut verdienen. Adlige Herkunft war Voraussetzung, um Offizierstellen zu besetzen und Karriere zu machen. Fähnriche und Leutnants bekamen monatlich 11 bis 14 Taler, von denen drei bis vier Taler für Verpflegung und Kleidung abgezogen wurden. Mit drei Talern Monatssold mussten sich einfache Soldaten zufrieden geben. Das Berliner Münzkabinett hat 2012 zum 300. Geburtstag des Königs die Ausstellung "Für 8 Groschen ist's genug" gezeigt und dazu ein Buch von Bernd Kluge und Elke Bannicke publiziert. Der Titel deutet an, dass Soldaten einen Wochensold von 8 Gute Groschen bekamen. Dafür mussten preußische Rekruten für den König ihre Haut zum Markte tragen, für einen Wochensold im Gegenwert von einem Pfund Schweinefleisch. Da der König wusste, dass regelmäßige Bezahlung Soldaten vor dem Desertieren abhalten könnte, achtete er streng darauf, dass sie diese acht Groschen pünktlich ausgezahlt bekommen.

Ganz anders positioniert war, gesellschaftlich und finanziell gesehen, die preußische Militärführung. Bei besonderen Verdiensten um König und Staat konnten Offiziere, Generale und Feldmarschälle mit Ländereien im Wert von vielen tausend Talern "begnadet" werden. So erhielt der Johann Bernhard von Prittwitz, der Friedrich II. in der Schlacht von Kunersdorf (1759) das Leben gerettet hatte, als Dank die aus der Hinterlassenschaft der mit den Hohenzollern verwandten Markgrafen von Schwedt stammende Herrschaft Quilitz und weitere viele tausend Taler werte Güter in Ostbrandenburg, heute bekannt als Neuhardenberg. Der General revanchierte sich 1792 mit der Errichtung eines dem König gewidmeten Denkmals im Schlosspark von Neuhardenberg, das nach Prittwitz' Tod an den preußischen Staatskanzler Karl August von Hardenberg ebenfalls als Dank für Verdienste um die preußische Krone übergegangen war.

Kaffeeschnüffler auf der Suche nach entzogener Steuer

Viel Geld kam durch die Besteuerung von Lebens- und Genussmitteln sowie von Dienstleistungen in die Staatskasse. Dass der Adel so gut wie keine Steuern zahlen musste und in jeder Hinsicht bevorzugt wurde, schürte die Wut der Bürger, Handwerker und Bauern, die unter einer immensen Steuerlast, aber auch der Geldentwertung und der Auswechslung alter in neue Münzen besonders litten. Besonders verhasst waren die so genannten Kaffeeschüffler, die in Privathaushalten erkundeten, ob dort getrunkener Kaffee auch ordentlich versteuert ist. Versteht sich, dass der königliche Hof und adlige Leute von solchen Inspektionen ausgenommen waren. Da dem Monarch der Kaffee nicht schmeckte, den das "gemeine Volk" trinken musste, ließ er aus Holland bessere und natürlich teurere Sorten kommen.

Mit dem Ziel, seine Untertanen noch intensiver an der Begleichung von Staats- und Kriegsschulden heranzuziehen, wurde 1763, kurz vor dem Ende des Siebenjährigen Krieges, in Berlin eine Lotterie verkündet. Die Aussicht, durch Ziehung einer bestimmten Zahlenkombination schnell reich zu werden, hat die Untertanen Friedrichs II. offenbar so fasziniert, dass sie viel Geld, manchmal ihren letzten Groschen freiwillig für das Glückspiel ausgaben. Der König hatte die Idee für eine Lotterie von dem italienischen Abenteurer Antonio di Calzabigi übernommen, der ihm Berge von Gold versprach und für seine Dienste fürstlich bezahlt wurde. Doch hielt sich der Gewinn aus der Lotterie in Grenzen. Der König gab ihn nicht, wie versprochen, für karitative Zwecke aus, sondern verwendete ihn für Militärausgaben, was natürlich nicht öffentlich wurde.

Blick in die königlichen Schatullrechnungen

Friedrich II. bekam unzählige Bitt- und Bettelbriefe, in denen um Zuwendungen an Witwen und Waisen, an Kranke und Invalide nachgesucht wurde. Mitunter beschied er den Schreibern auf rüde Weise, er sei arm wie eine Kirchenmaus und habe nichts zu verschenken. Indes zeigt ein Blick in seine "Schatullrechnungen", dass ihm für Luxusartikel und gute Küche nichts zu teuer ist. Historiker haben die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Dahlem befindlichen Dokumente aufgearbeitet und ins Internet gestellt. Die Rechnungen vermitteln Einsichten in das Leben und die finanziellen Gebaren des Königs von Preußen, und sie dokumentieren anschaulich seinen Hang zum Luxus, zu kostbaren Möbeln, Bildern und Raumausstattungen, aber auch zu teuren Speisen und edlem Tafelgeschirr aus Silber und Porzellan. Außerdem zeigen sie, dass sich der königliche Flötenspieler und Komponist die Beschäftigung von Musikern und Tänzern viel Geld kosten ließ. Da viel Geld auch für Kleidung, Parfüms, Cremes und Puder, aber auch für die königlichen Hunde berechtet wurde, liegt die Annahme nahe, dass es um die von der borussischen Geschichtsschreibub beschworene persönliche Bescheidenheit des Monarchen nicht weit her ist.

Schaut man die Rechnungen, dann liest man zum Teil exorbitante Summen, für die einfache Leute und selbst Offiziere und Beamte viele Jahre arbeiten mussten. Die Untersuchungen zeigen, dass dem König von Preußen für repräsentative Zwecke und bei der Zurschaustellung der Macht des Hohenzollernstaates nichts zu teuer war. Darin unterschied er sich wenig von anderen Potentaten seiner Zeit. Friedrich II. unterhielt noch eine schwarze Kasse, aus der er sich für ganz besondere und hoch geheime Ausgaben bediente. Tag für Tag schrieben Beamte auf, wer welche zum Teil beträchtlichen Beträge bekam. Aufgelistet sind die immensen Kosten für die königlichen Gemälde-, Skulpturen- und Münzsammlungen und ihre angemessene Unterbringung, mit denen der ständig in kostspielige Kriege verwickelte, dabei sehr auf sein Ansehen bedachte Monarch während seiner ungewöhnlich langen Regierungszeit von 1740 bis 1786 den Ruf von Berlin und Potsdam als Pflegestätten von Kunst, Kultur und Gelehrsamkeit begründete und damit viel Bewunderung erntete. Ferner sind Zulagen und Pensionen für Personen vermerkt, die dem König durch besonderen Eifer und Fleiß aufgefallen waren und die er durch hohe Gagen an seinem Hof zu binden wünschte. Die Listen enthalten ferner Ausgaben für goldene Tabaksdosen, die Friedrich II. bei sich trug oder an Freunde, Diplomaten und Potentaten sowie an Familienmitglieder verschenkte. Außerdem befinden sich in den Aufzeichnungen detaillierte Angaben über enorme Summen, die für Staatsgeschenke an befreundete Monarchen gezahlt wurden, von den Schlössern und Gärten Friedrichs des Großen und seinen Kriegen ganz zu schweigen. Dass "da unten" Menschen in Armut lebten und nicht wussten, wie sie den nächsten Tag überstehen, kümmerte "die da oben" nicht das Mindeste.

4. Februar 2020

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