Gelehrte Pflanzstätte für Brandenburg und Preußen
Das über 400 Jahre alte Joachimsthalsche Gymnasium blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück und schaut nach vorn



Joachim Friedrich regierte von 1598 bis 1608 den brandenburgischen Kurstaat, das aber tat er in Milde und Fürsorge für seine Untertanen. Kurz vor seinem Tod gründete er das Joachimsthalsche Gymnasium. Die farbige Grafik aus der Zeit um 1900 zeigt ihn und die Lehrer.



Das am Berliner Spreeufer in der Barockzeit erbaute Joachimsthalsche Gymnasium an der Burgstraße steht schon lange nicht mehr.



Zu den prominenten Förderern des Joachimsthalschen Gymnasiums zählte im 18. Jahrhundert die musikbegeisterte preußische Prinzessin Anna Amalia, eine Schwester König Friedrichs II., des Großen. Sie vermachte kostbare Bücher, Stiche und Handschriften sowie Noten berühmter Komponisten der Berliner Traditionsschule.







Das 1880 in Wilmersdorf bei Berlin eröffneten Gebäude an der Kaiser- und heutigen Bundesallee wird von der Universität der Künste und als Bibliothek genutzt. Ein Relief im Giebel erinnert an den Gründer des Joachimsthalschen Gymnasiums, den Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. Das Foto darunter zeigt, wie in der Kaiserzeit Unterricht an der Eliteschule gehalten wurde.



Die Tafel im Eingangsbereich der heutigen Akademie der Künste an der Bundesallee in Wilmersdorf ehrt "Joachimsthaler", die im Kampf gegen das NS-Regime ihr Leben verloren haben.



Lang und glanzvoll war die Geschichte des Joachimsthalsches Gymnasiums, das von 1885 bis 1912 in einem Schulpalast an der heutigen Bundesallee im Berliner Bezirk Wilmersdorf beheimatet war, aus Kostengründen aber nach Templin in der Uckermark umzog, wo sie 1955 auf Betreiben der SED liquidiert wurde. Die Schulbauten aus der Kaiserzeit sind in Templin erhalten. Wenn alles nach Plan geht, erhalten sie in den kommenden Jahren neue Aufgaben.



Zu den prominenten Schülern des Joachimsthalschen Gymnasiums gehörten vor und nach 1800 der Sprachforscher Georg Büchmann, der Gründer der Singakademie und Maurermeister Carl Friedrich Zelter und der Historiker Karl Ploetz. (Fotos/Repros: Caspar)

Anno 1607 gründete der brandenburgische Kurfürst Joachim Friedrich im uckermärkischen Joachimsthal ein Gymnasium, das jungen Leuten meist bürgerlicher Herkunft eine gediegene humanistische Bildung bot und ihnen den Weg zu einem Studium an der Landesuniversität zu Frankfurt an der Oder und an anderen Hochschulen ebnete. Die Zöglinge wurden in alten Sprachen, Theologie und Philosophie unterwiesen, doch auch Musik und Gesang kamen zu ihrem Recht. Das wie ein Kloster von der übrigen Welt abgeschirmte Joachimsthalsche Gymnasium blieb nicht lange am Gründungsort. Im Dreißigjährigen Krieg mussten Lehrer und Schüler nach Plünderungen durch marodierende Soldaten nach Berlin ausweichen, wo sich die Hohenzollern ihrer annahmen. Immerhin war die Schule eine wichtige Pflanzstätte des Landes für angehende Staatsbeamte und Geistliche, und seine Lehrer gehörten zur akademischen Elite Berlins.

1880 verließ das Gymnasium sein altes Schulgebäude in der Burgstraße nicht weit vom Berliner Stadtschloss. In Wilmersdorf, das 1906 zur Stadt erhoben und 1920 Teil von Groß-Berlin wurde, bezog die Eliteschule an der heutigen Bundesallee eine großzügige, mit viel Grün durchsetzte Anlage. Bei der Weihe rieb sich Kaiser Wilhelm II. angesichts der Pracht dieses Schulpalastes erstaunt die Augen. Die Bauten waren so prunkvoll und teuer, dass die Schule nicht in der Lage war, ihre Hypotheken zu tilgen. So musste sie bereits 1912 in die uckermärkische Stadt Templin ausweichen, wo sie 1953 aus ideologischen Gründen aufgelöst wurde. Versuche nach der Wiedervereinigung, dort dem humanistischen Gymnasium neues Leben einzuhauchen, hatten zunächst keinen Erfolg.

Schule für ein Europa von morgen

Doch um ein "Europa von morgen" heute zu bauen, wird das Joachimsthalsche Gymnasium 2024 in Templin seine Pforten als Europäische Schule öffnen. Ihr Bildungsauftrag besteht darin, junge Menschen aus dem ganzen Kontinent zusammenzubringen und so einen aktiven Beitrag zur europäischen Zivilgesellschaft von Morgen zu leisten. In einem Aufruf heißt es: "Hier werden junge Menschen aus ganz Europa gemeinsam leben und lernen. Sie erhalten eine exzellente akademische Ausbildung - aber auch Hand, Herz und europäischer Geist werden das Zusammenleben prägen. Denn Europa ist in dieser Schule nicht bloßer Bestandteil des Lehrplans, sondern findet sich im Alltag wieder. Damit der Plan Wirklichkeit werden kann, werden Stifter, Sponsoren und Unterstützer gesucht. Wir haben die einmalige Chance, an die bedeutende Schultradition des Ortes anzuknüpfen und sie mit neuen Ideen und neuem Leben zu füllen."

Wer am Joachimsthalschen Gymnasium oder auch am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin ausgebildet wurde, hatte beste Voraussetzungen, sich an der Frankfurter Universität Viadrina oder auch an der Forsthochschule in Eberswalde gediegene Kenntnisse anzueignen und im preußischen Staatsdienst oder bei der Kirche Karriere zu machen. Während die Frankfurter Universität 1811 aufgelöst wurde und in den neu gegründeten Universitäten in Berlin und in Breslau aufging, wurde Eberswalde zum glänzenden Zentrum der Forstwissenschaft in Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Forsthochschule zunächst als Fakultät der Berliner Humboldt-Universität fort, wurde allerdings 1963 geschlossen. Der Faden wurde erst 1992 aufgenommen, und seitdem gibt es an der heutigen Fachhochschule wieder forstwissenschaftlichen Unterricht.

Umzug 1636 nach Berlin

Dem Joachimsthalschen Gymnasium war in Joachimsthal nur eine kurze Zeit beschieden. Bereits 1636, mitten im Dreißigjährigen Krieg, mussten Lehrer und Schüler vor marodierenden Soldaten nach Berlin fliehen. Die berühmte Bildungsstätte erwarb sich dort einen Namen als Pflanzstätte von Gelehrten, Geistlichen und tüchtigen Staatsbeamten. Was sich seit dem aus finanziellen Gründen notwendigen Umzug 1912 in die uckermärkische Stadt Templin zutrug, bildet den Schwerpunkt einer zur Vierhundertjahrfeier des Gymnasiums erschienenen Darstellung von Heinz Wegener "Das Joachimsthalsche Gymnasium - Die Landesschule Templin. Ein Berlin-Brandenburgisches Gymnasium im Mahlstrom der Deutschen Geschichte 1607-2007" (Verlag Berlin Story 2007). Der Verfasser stammt aus Templin und ist ein "Joachimsthaler". Er lädt zu einer spannenden Zeitreise ein, hält sich aber nicht lange mit den ersten dreihundert Jahren Schulgeschichte auf, die in anderen Büchern bereits ausführlich dargestellt ist. Vielmehr befasst er sich intensiv mit Joachimsthalscher Schulgeschichte und bietet aufgrund einer umfangreichen Quellenrecherche neue Einsichten in das Geschehen an der christlich-humanistisch geprägten Schule und in die Versuche erst der Nationalsozialisten, dann nach 1945 der Kommunisten, sie ihren Zielen dienstbar zu machen, und als das nicht möglich war, sie zu liquidieren.

Viele "Ehemalige" aus der Nachkriegszeit, ob Schüler oder Lehrer, Funktionäre oder Kulturpolitiker finden ihre Namen in dem Buch wieder. Was sich am Gymnasium zutrug, war ein Abbild des in Ostdeutschland praktizierten Klassenkampfes. Wer nicht ins politische Schema passte, flog raus oder erhielt eine negative Beurteilung, die es ihm unmöglich machte, an einer DDR-Universität zu studieren. Die ursprünglich vom preußischen Staat den Schülern und Schülerinnen höherer Lehranstalten erlaubten Freiräume zur selbstbestimmten Persönlichkeitsbildung wurden von der totalitären Nazi-Diktatur beseitigt. Der Verfasser konstatiert aus eigenem Erleben eine Fortsetzung dieser Gleichschaltung nach 1945, die in der umfassenden Zurückdrängung jeder eigenverantwortlichen, kritischen, individuellen Persönlichkeitsentwicklung gipfelte. Die Ausrichtung auf die Parteilinie, so zeigt die Geschichte des bis 1955 bestehenden Gymnasiums, funktionierte nicht überall.

Lernen in klösterlicher Abgeschiedenheit

Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg, der 1598 auf den Thron gelangte, fasste 1601 den Plan, in Brandenburg nach dem Vorbild der berühmten sächsischen Fürstenschulen in Meißen und Pforta sowie dem Gymnasium Casimirianum in Coburg eine Eliteschule für begabte Knaben zu gründen. Mit Geistlichen und Gelehrten entwickelte der Kurfürst ein Konzept für die Schule, die von ihm am 23. und 24. August 1607 unter dem Namen "Gymnasium Electorale Brandenburgium in valle Joachimica" im uckermärkischen Joachimsthal (Landkreis Barnim) eingeweiht wurde. Standort der aus mehreren Gebäuden rund um eine Kirche bestehenden Schule in der Nähe eines kurfürstlichen Jagdschlosses war eine nicht mehr gebrauchte Glashütte mit einigem Nebengelass. Die Gebäude wurden für die Zwecke des Unterrichts und zum Wohnen hergerichtet und waren von einem Palisadenzaun umgeben.

Der reichliche Landbesitz, der der Schule und einem ihr angeschlossenen Internat zur Verfügung stand, sowie Legate und andere Zuwendungen bildeten die wirtschaftliche Grundlage für den Lehrbetrieb in klösterlicher Abgeschiedenheit, die Unterbringung der Zöglinge sowie für die Bezahlung der Professoren und der anderen Bediensteten und nicht zuletzt für den Aufbau einer eigenen Bibliothek, die im Laufe der Jahrhunderte große Bedeutung erlangte. Die 120 Schüler erhielten kostenlose Wohnung, Kleidung und Essen. Hinzu kamen 50 Pensionäre, die für ein "mäßiges" Schulgeld an den Unterweisungen teilnehmen konnten. Unterrichtet wurde nur in den oberen drei Klassen Tertia, Sekunda und Prima, demzufolge mussten die Gymnasiasten bereits gediegene Vorkenntnisse mitbringen, um aufgenommen zu werden, ein Grundsatz, der auch die Zulassungsregeln bestimmte, als das Gymnasium in Berlin beziehungsweise Wilmersdorf bei Berlin tätig war. "Dem Studium und der erzieherischen Arbeit kam das stille und vom städtischen Lärm unberührte Joachimsthal doch wohl entgegen" "denn die Vorstellung von der Ruhe und Abgeschlossenheit der einstigen Klosterschulen wirkte noch lange nach"., schreibt Siegfried Joost in seinem Buch "Das Joachimsthalsche Gymnasium" (1982), Das Leben im Schulbezirk sei einer strengen, die klösterlichen "horae" nachvollziehenden Tageseinteilung gefolgt, an deren Einhaltung unablässig und pünktlich die Glocke vom Kirchturm mahnte. Laut Statut sollte die Schule Kinder armer Leute im Alter von zwölf oder 13 Jahren aufnehmen, die vier bis fünf Jahre in Joachimsthal blieben. Unter ihnen sollten auch einige sein, die der "wendischen" und polnischen Sprache mächtig sind, um sie später in den Kirchen der entsprechenden Landesteile verwenden zu können.

Großzügige Förderung durch die Hohenzollern

In den Jahren 1631 und 1635/36, mitten im Dreißigjährigen Krieg, wurden Joachimsthal und sein Gymnasium erst von schwedischen, dann von kursächsischen Truppen verwüstet. Die Zerstörungen, die vor allem die Sachsen anrichteten, zwangen Lehrer und Schüler zur Flucht nach Berlin. Wie viele andere märkische Städte auch, war die brandenburgische Haupt- und Residenzstadt entvölkert und bot ein Bild des Jammers. Erst in Zeiten der Erholung nach dem bis dahin schlimmsten aller Kriege war es möglich, das Joachimsthalsche Gymnasiums wiederzubeleben, allerdings nicht mehr am Gründungsort in der Uckermark, sondern an der Spree. Die Schule wurde 1650 auf Befehl des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm unter ihrem Traditionsnamen Gymnasium Ioachimicum neu eröffnet. Sie war zunächst im Schloss, alsbald in der Burgstraße untergebracht, wo ihr ein großes Gebäude zugewiesen wurde.

Dort gelangte das Gymnasium, von Friedrich Wilhelm und seinem Sohn Friedrich III., seit 1701 König Friedrich I., gefördert, zu neuer Blüte. Mehrere Lehrer waren bedeutende Gelehrte und Mitglieder der Berliner Akademie der Wissenschaften, die 1700 unter dem Einfluss des Universalgelehrten Georg Wilhelm Leibniz gegründet wurden war. Nach Gründung der Berliner Universität im Jahr 1810 hielten Lehrer des Joachimsthalschen Gymnasiums auch dort Vorlesungen. Zur prunkvollen Einhundertjahrfeier im Jahre 1707 erhielt die Schule von Friedrich I. den Rang eines Königlichen Gymnasiums. Die Lehrstunden waren akademischen Vorlesungen ähnlich und öffentlich. Der Große Kurfürst, der 1685 durch das "Edikt von Potsdam" französische Hugenotten ins Land holte und damit wesentlich zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung seines Herrschaftsbereichs beitrug, war auch Gründer jener anfangs im Schloss untergebrachten Bibliothek, aus der auch Dank der Förderung durch die Hohenzollern die heutige Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz hervorging.

Prachtvoller Neubau in Wilmersdorf

Das Joachimsthalsche Gymnasium profitierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Reformpolitik, die nach der preußischen Katastrophe von 1806 und im Schatten der sich anschließenden französischen Besetzung eingeleitet wurde und zur politischen, geistigen und kulturellen Erneuerung der Monarchie führte. Im Jahr 1880 zog die Schule aus der Mitte der bereits mächtig boomenden Reichshauptstadt in das idyllische Wilmersdorf. 1906 zur Stadt erhoben, fiel dieser Ortsteil 1920 an Groß-Berlin. Die Verlagerung in das idyllische Wilmersdorf war notwendig, weil das aus dem 17. Jahrhundert stammende Schulgebäude an der Burgstraße zusehends verfallen und seine Renovierung zu teuer war. Nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs war erkannt worden, dass das renommierte Bildungsinstitut nicht mehr in einem zugigen, kalten Haus bleiben kann. Dem Gymnasium wurde ein großes Grundstück in der nahe Berlin gelegenen Landgemeinde Wilmersdorf angeboten und diesem angenommen. Am 10. März 1880 nahmen Lehrer und Schüler schmerzbewegt von ihrem "lieben Joachimsthal" in Berlin Abschied, und schon wenige Tage später wurde der Unterricht in dem neuen, repräsentativen Domizil in Wilmersdorf aufgenommen.

Architekten des in siebenjähriger Bauzeit errichteten Komplexes im Stil der italienischen Hochrenaissance an der Kaiserallee 1-12, der heutigen Bundesallee, waren Ludwig Giersberg und Johann Eduard Jacobsthal, die vermutlich einen Bauplan von Heinrich Strack verwendeten. Der zur Eröffnung des Gymnasiums am 22. Oktober 1880 erschienene Kaiser Wilhelm I. soll von der luxuriösen Ausstattung überrascht gewesen sein. Den Schülern sagte der greise Monarch leicht indigniert: "Vergessen Sie nicht, was der Staat und die Lehrer für Sie getan, so werden Sie tüchtige treue Untertanen werden; dann wird es um Preußen immer wohl stehen, wie die Stifter es bei der Gründung und Erhaltung der Anstalt beabsichtigt haben. Das walte Gott".

Bereits 1912 wurde die Schule nach Verkauf ihrer Wilmersdorfer Gebäude, die wegen ihrer luxuriösen Ausstattung landesweit Aufsehen erregte und garnicht preußischer Sparsamkeit entsprach, nach Templin verlegt. Der erneute Umzug war nötig, weil sich die finanziellen Verhältnisse des Gymnasiums, das ja keine staatliche Anstalt war und von der preußischen Regierung nicht gerade üppig bezuschusst wurde, beängstigend verschlechtert hatten. Die Ausgaben für den laufenden Schulbetrieb und die Tilgung der Hypotheken überstiegen erheblich die aus Schulgeld gespeisten Einnahmen. Ein wichtiger Grund war, dass das aus dem 17. Jahrhundert stammende Schulgebäude an der Burgstraße zusehends verfiel und hohe Aufwendungen für seine Renovierung nötig gewesen wären.

Vermächtnis der Prinzessin Anna Amalia

Prinzessin Anna Amalia, eine Schwester Friedrichs II., vermachte der Schule testamentarisch ihre reich ausgestattete Bibliothek mit Werken deutscher, englischer und französischer Autoren, zahlreiche Kupferstiche sowie eine bedeutende Musikalien-Sammlung mit Autographen von Vertretern der Bach-Familie, Telemann, Zelter und anderen. Ein Teil der Noten befindet sich mit weiteren Autographen und Drucken in der der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Kenntlich sind die Kostbarkeiten an einem Stempel, der das Joachimsthalsche Gymnasium als Empfänger nennt. Der Prinzessin lag sehr am Herzen, dass das Legat in der Schule gehegt und gepflegt wird. Daher bestimmte sie in ihrem Testament: "An das Joachimsthalsche Gymnasium vermache ich alle meine Bücher ohne Ausnahme nebst allen sauber gestochenen Kupfern mit vielen großen Meistern. Ferner meine seltsame Sammlung von den größten, ältesten und berühmtesten Meistern in der Tonkunst. Diese Musicalien sind theils gedruckt, theils mit vielem Fleiß nach Originalschriften in Partitur abgeschrieben. Das Schuldirectorium soll die Sorge und Aufsicht auf diese zwei kostbare Sammlungen haben, dermaßen, dass kein Buch, nicht ein Blatt aus dem Hause komme, sondern alles so wohl verwahret bleibe als wäre es ein Heiligthum. Nur allein für die Kenner der Litteratur und der schönen Wissenschaften soll es zum Ergötzen dienen".

Bedeutende Staatsbeamte, Militärs, Künstler, Gelehrte, Publizisten usw. gehörten zu den Absolventen des Joachimsthalschen Gymnasiums. Unter ihnen war Feldmarschall Alfred Graf von Schlieffen, der Namensgeber des berühmt-berüchtigte Schlieffen-Plans, nach dem am Beginn des Ersten Weltkriegs deutsche Truppen unter Umgehung französischer Befestigungen erst in Belgien und dann in Frankreich einfielen. Joachimsthaler Schüler waren auch der nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtete Berliner Stadtkommandant Paul von Hase, der Maurermeister, Komponist und Direktor der Berliner Singakademie Carl Friedrich Zelter, der Verfasser der berühmten Sammlung "Geflügelter Worte" Georg Büchmann und der Historiker Karl Ploetz, der durch den nach ihm benannten und auch heute noch aufgelegten "Auszug aus der Geschichte" bekannt wurde. Die Schülerlisten vermerken ferner den evangelischen Theologen Friedrich von Bodelschwingh, der die bekannten Anstalten in Bethel gegründet hat, den Dichter der Romantik Achim von Arnim, den Archäologen und Philologen Ernst Curtius, den Nobelpreisträger von 1950 für Chemie Otto Diels, den Historiker Friedrich von Raumer und den Historiker Reinhold Koser. Unter den "Joachimsthalern" war auch Wilhelm Stolze, der eine berühmte und viel benutzte Kurzschrift entwickelte. Eine Liste berühmter Persönlichkeiten, die am Joachimsthalschen Gymnasium ausgebildet wurden, ist im Heft 98 der Vereinszeitschrift "Alma mater Joachimica" (Hamburg, Juli 2005) veröffentlicht.

25. Februar 2020

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