Lust auf das Humboldt Forum
Im Pavillon vor dem Schloss kann man alles über Vernichtung und Wiedergeburt der Hohenzollernresidenz erfahren





Der Kuppelturm des Humboldt Forums über dem Eosanderportal nähert sich langsam seiner Vollendung, es fehlt noch die Laterne mit dem Kuppelkreuz obenauf. Bereits fertig gestellt sind die Fassaden zum Lustgarten (Foto oben) und an der Seite zur Breiten Straße.



Gegenüber dem Schloss stand, umgeben von einer pompösen Kolonnade, das Wilhelm I. gewidmete Kaiser Wilhelm-Denkmal. Man kann es auf dem Stadtmodell gut erkennen. Irgendwann soll auf dem nach 1945 leer geräumten Ort ein "Einheitswippe" genanntes Denkmal in Form einer großen Schale zur Erinnerung an die friedliche Revolution in der DDR, den Mauerfall und die Wiedervereinigung aufgestellt werden. Der Unterbau ist saniert und restauriert. Gegen das Projekt regt sich Widerstand, ob es je verwirklicht wird, steht in den Sternen.



Das Foto vom Stadtmodell zeigt die Friedrichswerdersche Kirche, die bis zu den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg eng umbaut war, aber nicht so extrem, wie sie es heute ist.



Die Medaille der Staatlichen Münze Berlin ehrt, verbunden mit der Schlossansicht, Alexander von Humboldt zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2019.





Die am Computer erstellte Simulation zeigt, wie das Humboldt Forum in einigen Monaten aussehen wird, wenn erst einmal die Bauarbeiten beendet sind und hier die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und das Berliner Stadtmuseum eine Auswahl ihrer Schätze zeigen werden. Die Einrichtung läuft derzeit auf Hochtouren. Im Herbst 2020 soll alles geschafft sein.





Interesse verdienen die im Schloss-Pavillon aufgestellten Modelle, die Bildhauern als Vorlagen für ihre Rekonstruktion der barocken Schlossfassade gedient haben. Manche sind Entwürfe in kleinem Maßstab, andere zeigen die fertigen Bildhauerarbeiten. Geöffnet ist der Laden montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. (Fotos/Repro: Caspar)

Wer das Humboldt Forum gegenüber der Berliner Museumsinsel und dem Dom umrundet, sieht fleißige Handwerker bei der Arbeit, es gibt ein Kommen und Gehen. Als Eröffnungstermin für den neuen Kulturstandort in der Kubatur und der Barockfassade det alten Hohenzollernresidenz war eigentlich der Herbst 2019 vorgesehen, doch konnte er nicht gehalten werden. Im Erdgeschoss gab es eine Ausstellung anlässlich des 250. Geburtstags des Weltreisenden Alexander von Humboldt, der mit seinem Bruder Wilhelm als Namensgeber des Riesenmuseums an der Spree fungiert. Wer in einem Verkaufsraum vor der Lustgartenfassade nach dem Eröffnungsdatum fragt, erhält die vage Antwort "in den nächsten Monaten, noch in diesem Jahr, wir gehen davon aus, dass es 2020 klappt." Das wäre eine gute Nachricht wenn man daran denkt, dass die Eröffnung des Berliner Flughafen BER immer wieder verschoben wurde und nun "endgültig" für den Herbst dieses Jahres festgelegt ist.

Wir werden sehen, ob es mit dem Versprechen klappt, denn es muss nicht nur der Schlossnachbau innen und außen fertiggestellt werden, auch die hochkomplizierte Haus- und Ausstellungstechnik muss funktionieren, und außerdem müssen die Exponate aus den Beständen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Humboldt-Universität und der Stiftung Stadtmuseum Berlin aufgestellt, beleuchtet und beschriftet werden. "Da ist richtig was los", sagt ein älterer Mann, der in dem Laden Aufsicht führt und bereitwillig Auskünfte und Hinweise gibt. Nicht zuletzt muss das Umfeld in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden, eine Aufgabe, um die derzeit zwischen der Stiftung Humboldt Forum, dem Förderverein Berliner Schloss, Stadtplanern, Landschaftsarchitekten, Historikern und anderen Experten gestritten wird. Im Blick muss dabei stets sein, dass Platz für Reisebusse bleibt, die nach der Eröffnung vermutlich in Massen heranfahren und ihre Passagiere auf das Humboldt Forum loslassen.

Geschichte, Gegenwart und Zukunft

Der außen unauffällige Schloss-Pavillon oder Schloss-Laden hat ein interessantes Innenleben. Dort werden Gemäldereproduktionen, Foto und Bildhauermodelle sowie ein großes Modell der Berliner Innenstadt vor den Kriegszerstörungen und den Abrissen nach 1945 gezeigt. Zahlreiche Bücher über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Berliner Schlosses/Humboldt Forum können gekauft oder eingesehen werden. Außerdem bietet der Förderverein Berliner Schloss seine Schriften gratis an und wirbt Spenden zur Vervollständigung der barocken Schlossfassade ein. So macht der Laden neugierig und Lust auf das Humboldt Forum. Er ist der Nachfolger der vor einiger Zeit abgerissenen Humboldtbox, in der über mehrere Etagen zu erfahren war, was im Humboldt Forum gezeigt werden soll. Von seiner Plattform ganz oben hatte man einen wunderbaren Blick auf den Lustgarten, die Museumsinsel, den Dom und den Fernsehturm, die Straße Unter den Linden und das übrige Berlin. In einem Restaurant konnte man sich hier auch etwas Gutes zukommen lassen.

Die im Schloss-Laden ausliegende und angebotene Literatur über das Berliner Schloss ist reichhaltig. In den Büchern des Architekturhistorikers Albert Geyer "Geschichte des Schlosses zu Berlin. Band 1, Die kurfürstliche Zeit bis zum Jahre 1698" und "Geschichte des Schlosses zu Berlin. Band 2, Vom Königsschloss zum Schloss des Kaisers (1698-1918)" ist alles zu finden, was über die Hohenzollernresidenz zu sagen ist. Beide reich illustrierte Bände aus dem Jahr 1936 erschienen zusammengefasst und neu kommentiert 1993 als Reprint im Berliner Nicolai-Verlag. Auf der Seite 10 findet man die Übersetzung einer Bauinschrift am Portal III (Eosanderportal), das in diesen Tagen noch durch ein großes Gerüst zugestellt ist. Preußens König Friedrich I. ließ in vergoldeten Buchstaben in lateinischer Sprache seinen Ruhm als großer Bauherr und Feldherr verkünden. Ins Deutsche übersetzt lautet die Widmung so: "Dies ist das Bauwerk Friedrichs, ein so großes Haus baute er mitten im Kriege, dem Sieger entspricht das Werk, nicht anders durfte der preußische Kriegsherr in seiner Stadt wohnen".

Die so martialisch klingende Inschrift macht aus dem "buckligen Äsop", wie Königin Sophie Charlotte, die Namensgeberin von Charlottenburg, ihren leicht verwachsenen Gemahl spöttisch nannte, einen überragenden Kriegshelden, dem christliche Engel und antike, also heidnische Götter, huldigen. Mit dieser Mischung hatte man damals kein Problem. Wenn man um die Ecke geht, dann findet man auf der Schlossseite zur Breiten Straße und zum Marstall weitere Inschriften. Die erste aus vergoldeten Bronzelettern bestehende Bauinschrift lautet übersetzt: "Die neue Erscheinung des Schlosses, das der treffliche große Herrscher Friedrich als Kurfürst zu erbauen und zu gründen befahl, fand derselbe zum König in Preußen mit Gottes Gnade gekrönt, vollendet." Eine andere Inschrift lobt den Bauherrn mit diesen Worten: "Friedrich, König in Preußen, Kurfürst von Brandenburg, der fromme Vater des Vaterlandes, erbaute nach Wiederherstellung der alten Herrschaft der Preußen das Königsschloss und erweiterte es, der Würde seiner Herrschaft gemäß, als der erhabene Erzeuger der edlen Künste und zum bleibenden Schmuck für seine Stadt und sein Jahrhundert."

27. Januar 2020

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