Gier frisst Gehirn
Neues Buch über Kunstfälschung, Raub, gekaufte Gutachten und den Handel mit Nazikitsch



Spannend und gleichzeitig erschreckend zu lesen sind die Fakten, die Stefan Koldehoff und Tobias Timm über verbrecherische Machenschaften, Betrug und Korruption auf dem Gebiet von Kunst und Kunsthandel zusammen getragen und sachkundig kommentiert haben. Am Beispiel eines Buches von Galileo Galilei aus dem Jahr 1610 schildern sie, dass Fälscher nicht auch auf bibliophilen Kostbarkeiten Halt machen und sich ausgewiesene Experten hinters Licht führen lassen. Bei diesem Nachdruck wurde nicht einmal erkannt, dass das Druckpapier erst nach 1930 hergestellt wurde.



Nicht alles, was alt und seriös aussieht, muss es auch sein. Sehr bezweifelt wird, dass der segnende Christus mit der Glaskugel tatsächlich von Leonardo da Vinci gemalt wurde. Bei der jungen Frau mit den charakteristischen Mandelaugen steht auch in Frage, ob es von Amadeo Modigliani gemalt wurde oder jemand anderes in seinem Stil.



Echte Hitlerbilder wie diese Ansicht der Münchner Feldherrnhalle aus der Vogelschau sind so gut wie nicht zu haben- Doch da es für die Bildchen einen großen Markt gibt, werden sie nachgemacht was das Zeug hält.



Bei dem roten "Hitler"-Telefon fiel lange nicht auf, dass der Hörer ein britisches Fabrikat ist. Ob der Diktator je das Gerät benutzt hat, ist die große Frage, auch ob in einschlägigen Kreisen hin und her gereichte Hemden und Schirmmützen von ihm getragen wurden.





Dreiste Diebe mit Insiderwissen stahlen 2017 im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel eine goldene Riesenmünze. Bevor sich die Polizei ihren Weg durch das Dresdner Residenzschloss bahnte, waren 2019 die Brillantendiebe durch ein aufgebrochenes Fenstergitter des Grünen Gewölbes schon wieder verschwunden.






Die Himmelsscheibe von Nebra war 2018 im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen und ist auf einer Silbermünze zu zehn Euro sowie einer Medaille der Staatlichen Münze Berlin jedesmal von 2018 zu sehen. (Fotos: Caspar/Repros aus dem besprochenen Buch)

Hohe Preise für Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Antiquitäten, Münzen, Dokumente, Möbel, Goldschmiedearbeiten und was sonst noch gesammelt wird und sich zur Geldanlage eignet, haben zu allen Zeiten Fälscher, Betrüger, Dieb, Hehler, Erpresser, Grabräuber und andere Kriminelle für Verbrechen bis hin zum Mord getrieben. Kunstwerke werden im Backofen, mit alten Teebeuteln, an der Tischkante und/oder mit chemischen Mitteln auf "alt" getrimmt und reichen, aber unbedarften Sammlern untergejubelt, und wo nicht mehr oder weniger kundige Experten zur Verfügung stehen, werden Gutachten gefälscht. Auch in diesem Kriminalitätssegment bestätigt sich die alte Weisheit "Gier frisst Gehirn". Sammler, Händler, Museumsleute und andere lassen alle Vorsicht fahren, wenn sie eine Gelegenheit sehen, sich gemalte, gemeißelte, geschnitzte und andere Kostbarkeiten zu verschaffen, und sie umgehen bewusst und oft mit erstaunlicher krimineller Energie nationale und internationale Kulturschutzgesetze, das Steuerecht sowie Ein- und Ausfuhrbestimmungen und Schutzmaßnahmen gegen Grabräuberei und die Plünderung archäologischer Fundstätten. Was sich auf diesem Gebiet tut, schildern die Kulturjournalisten Stefan Koldehoff und Tobias Timm in ihrem ebenso spannend wie unterhaltsam zu lesenden wie sauber recherchierten und durch Hinweise auf die weiterführende Literatur und Einträge im Internet ergänzte Buch "Kunst und Verbrechen" (Verlag Galiani Berlin 2020, 319 Seiten, acht Bildtafeln, 25 Euro, ISBN 978-3-86971-176-8).

Stehlen, tricksen, schmieren, schmeicheln

Die Autoren richten ihren Blick auf die deutsche und internationale Kunst- und Händlerszene, und was sie zu berichten haben, ist für diese alles andere als schmeichelhaft. Da wird gestohlen, getrickst, geschmiert und geschmeichelt, was das Zeug hält, denn es geht zum Teil um aberwitzige Beträge für alte und neue Kunst. Deren Preise sind in den vergangenen Jahrzehnten regelrecht in die Decke geschossen, seit sich Gemälde, Grafiken, Skulpturen und andere stets mit "großen Namen" verbundene Arbeiten angesichts schrumpfender Zinsen und unsichererer Lagen zu sicheren Anlageobjekten avanciert sind und vielfach mehr Rendite abwerfen als Menschen-, Drogen- und Waffenhandel und zudem den Besitzern viel Renommee als Kunstmäzene und Kunstkenner einbringen. Mit einem Beckmann, Dali, Gauguin, van Gogh, Kandinsky, Klimt, Modigliani, Picasso, Richter, Warhol und anderen Vertretern der klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst an der Wand oder im Tresor sowie teuren Figuren von Giacommetti auf dem Kamin kann man in seinen zwar reichen, in der Regel aber wenig sachverständigen Kreisen gewaltig auftrumpfen und mediales Aufsehen erregen.

Kunstwerke funktionieren, wenn sie nur den richtigen Namen tragen und/oder aus einer berühmten Sammlung stammen, wie Gelddruckmaschinen. Sie garantieren irre Vermögenssteigerungen und sichern Kunsthändlern und Kunstvermittlern bedeutende Profite. Bestimmte Kunstwerke eignen auf dem "Markt ohne Regeln", wie die Autoren schreiben, bestens zur Geldwäsche. Sie schildern, welche "Eliten" aus dem Geld- und Wirtschaftsadel beteiligt sind, und führen selbsternannte Kunstexperten und Kunstberater vor, die Gefälligkeitsgutachten schreiben und sich nicht zu schade sind, abenteuerliche Provenienzlegenden zu verfassen. Da werden so genannte Dachboden- oder Kellerfunde konstruiert, bei denen wie aus dem Nichts "Schläfer" ans Tageslicht kommen und ihren Weg in die bunte Welt des Kunsthandels gehen. Falsche Hinweisschilder für eine alte, möglichst hochadlige oder wenigstens großbürgerliche Sammlung verschaffen Kunstwerken Glaubwürdigkeit. Wie peinlich, wenn sich heraus stellt, dass eine bestimmte Farbe jünger ist als das betreffende Objekt ist, mit dem es bemalt wurde. Da ist viel Schlamperei, vielleicht auch Berechnung im Spiel. Dass sich mangelnde Sorgfalt der Fälschung der berüchtigten Hitler-Tagebücher Vorschub leistet, sondern auch bei alten Büchern im Spiel ist, schildern die Verfasser am Beispiel eines kostbaren Galilei-Buchs von 1610, dessen Papier nach 1930 hergestellt wurde. Die renommierten, offenbar von Blindheit geschlagenen Gutachter und Galilei-Kenner hätten sich viel Ärger und Spott erspart, wären sie unvoreingenommen Schritt für Schritt vorgegangen und Naheliegendes erkannt. Aus dem Fall der von Konrad Kujau gefälschten Hitler-Tagebücher hat in diesem und in anderen Fällen niemand gelernt.

"Erlöser der Welt" mit dickem Fragezeichen

Dass sich Kunden von Fachleuten nicht beirren lassen, wird unter an dem vor einiger Zeit für 450 Millionen Dollar 2017 bei Christi's in New York Dollar versteigerten Ölgemälde auf Holz "Salvator mundi" ("Erlöser der Welt"), das angeblich von Leonardo da Vinci stammen soll. Obwohl der segnende Christus mit einer Glaskugel in der linken Hand stark restauriert und übermalt wurde, schrieben Experten unbekümmert das um 1500 gemalte Bild Leonardo zu, und andere wandten sich von dem offensichtlich an kranken Augen oder Heuschnupfen leidenden Erlöser ab, der bestenfalls von Schülerhand stammt, und warnten vor Verkauf und Ankauf. Nichts half, ein saudischer Prinz wollte das mit einem dicken Fragezeichen behaftete Bild unbedingt haben und legte jene gewaltige Summe auf den Tisch. Seitdem ist das Kunstwrack, wie die Autoren schreiben, nicht mehr aufgetaucht. In einer bedeutenden Leonardo-Ausstellung 2019 im Pariser Louvre suchte man es vergeblich. Dort sollte es an prominentem Platz ausdrücklich als nicht eigenhändig gezeigt werden. Die bemalte Holztafel sei heute das wichtigste Kunstwerk, schreiben Koldehoff und Timm, "um die Verfasstheit des globalen Kunstmarktes, den Geschäften zwischen Oligarchen und ihren geheimnisvollen Beratern, den Repräsentationsstrategien von arabischen Prinzen und den Sehnsüchten der kunstschauenden Massen auf die Spur zu kommen." Je ausführlicher sich kritische Experten und Künstler mit diesem Werk beschäftigen, desto klarer werde auch die ansonsten dunklen Seiten des Kunstbetriebs sichtbar. "So klar wie die Glaskugel, die Jesus auf diesem Bild in seiner linken Hand hält."

Vor und nach Kapiteln über fragwürdige oder nachgeahmte Alte Meister und solche der Moderne schildern die Autoren, was sich auf dem braunen Markt der Nazikunst und des Nazikitsches tut. Angesichts der angeblichen Hitler-Tagebücher des Konrad Kujau, auf die 1983 das Magazin "Stern" und von ihm angeheuerte Schriftgelehrte und Historiker hereinfielen, und der Filmsatire "Schtonk" aus dem Jahr 1992 weiß man, dass es nicht großer Mühe bedarf, um finanzkräftige Käufer von Objekten aus der Zeit des Nationalsozialismus "hinter die Fichte" zu führen und ihnen Geld, sehr viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Um Sammlerbedürfnisse zu befriedigen, werden massenhaft angeblich von Hitler während seiner Wiener Armen- und Obdachlosenzeit vor dem Ersten Weltkrieg angefertigte Postkarten, Zeichnungen und Gemälde angeboten und finden ihre Käufer.

Pinseleien auf der Nazi-Resterampe

Koldehoff und Timm schildern auf der Basis von Gerichtsverfahren und anderen Quellen, wie große und kleine Auktionshäuser die Augen verschließen, wenn sie nach dem Motto "Hitler geht immer" gut zahlende Sammler versorgen. Das Buch enthält eine Bildtafel ganz unterschiedlicher Signaturen, mit denen Hitler seine auf der Nazi-Resterampe kursierenden Ansichten gezeichnet haben soll. Dabei müsste in der Szene eigentlich bekannt sein, dass der Diktator, als er an der Macht war, seine Pinseleien aus der Wiener Zeit systematisch aufspüren und sicherstellen ließ, wohl wissend, dass sie nicht allerbeste Qualität sind. Die meisten Bilder gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Was übrig blieb, ist zu wenig, um als "echt" auf Auktionen angeboten zu werden. Mit anderen Worten kann das, was heute im Umlauf ist, nur von Fälscherhand stammen, gegenteilige Expertise hin oder her. Das gilt auch für Uniformen, Fahnen, Parteiabzeichen, Orden und was sonst noch aus dem Nazireich stammt oder stammen soll. Es sagt einiges über unsere Gesellschaft und ihre merkwürdige Art der "Bewältigung der Vergangenheit" aus, welch großer Beliebtheit sich diese widerlichen Hinterlassenschaften in Sammler- und Neonazikreisen erfreuen, wo doch eigentlich Distanz, Abscheu und der Satz "Nie wieder" vorherrschen müssten.

Das Buch beschreibt spektakuläre Einbrüche in das Berliner Bode-Museum und das Grüne Gewölbe in Dresden, wo die kanadische Goldmünze "Big Maple Leaf" mit einem Gewicht von 100 Kilogramm und Wert von mindestens 3,75 Millionen Euro beziehungsweise Stücke aus der Brillantgarnitur Augusts des Starken erbeutet wurden. Bis heute sind diese Objekte nicht aufgetaucht, die arabischen Goldmünzendiebe wurden gefasst und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Entschädigungsfrage ist noch ungeklärt. Offensichtlich konnten die Diebe mit Hilfe von Insidern ungestört ins Bode-Museum eindringen und aus dem Münzkabinett die 100 Kilogramm schwere Leihgabe eines Privatmannes entwenden. Zum Glück ließen sie die ausgestellten Schätze des Berliner Münzkabinetts unberührt. Im Grünen Gewölbe zerschlugen andere Diebe eine angeblich bruchfeste Glasvitrine und stahlen, was sie in aller Eile in die Hand bekamen. Bevor die von Wachleuten alarmierte Polizei eintraf, waren sie schon wieder verschwunden.

Milde Strafen und überforderte Richter

Jenseits der braunen Kitsch- und Kunstszene wollen sich Sammler und Geldanleger etwas Gutes antun, indem sie Gemälde und Grafiken von oft zweifelhafter Herkunft in Erwartung rasanter Renditen kaufen. Die Autoren schildern unter anderem die Machenschaften eines marktschreierisch agierenden Münchner Auktionshauses, das seine Kunden mit "palettenweise" nachgedruckten Machwerken bekannter Künstler betrogen hatte. Einzelheiten kamen vor Gericht zur Sprache, doch da Juristen nun einmal keine Kunstexperten sind und wohl auch überfordert waren, fielen die Urteile moderat aus. Von Urkundenfälschung war die Rede. Zu beobachten ist diese Milde auch bei anderen Fällen. Viele Taten sind schon verjährt, andere wurden mit Bewährungs- und Geldstrafen belegt. Was nicht anderes bedeutet, dass Kunstverbrechen von der Justiz als nicht besonders strafwürdig aufgefasst wurden und werden. Die Hemmschwelle ist niedrig, und wenn Betrüger tatsächlich zu Haftstrafen verurteilt wurden, waren sie bald wieder auf freiem Fuß und nutzten wie Konrad Kujau und Wolfgang Beltracchi ihre zweifelhafte Prominenz, um mit eigener Kunst Kasse zu machen.

Selbstverständlich fehlen in dem Buch spektakuläre Grabräubereien, spektakuläre Geldwäschegeschäfte, Skandale um Ausstellungen mit fragwürdigen Kunstobjekten und luxuriöse Reisen und Partys nicht, auch nicht Rückforderungen betrogener Sammler und immer wieder die Tätigkeit von Anwaltskanzleien, die Kunstverbrecher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln heraushauen. Immer wieder fallen Namen reicher Sammler und gerissener Betrüger. Da gibt Wolfgang Beltracchi, der 2011 in einem der größten Kunstfälscherprozesse seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt wurde. Indem er ähnlich wie bekannte Vertreter der klassischen Moderne malte und seine Bilder mit deren Namen schmückte, gelang ihm Expertentäuschung. Anfangs ließ er sich von Fotos verschollener Originale inspirieren, und weil er damit Erfolg hatte, kamen später eigene Kreationen nach bewährten Vorbildern hinzu, die keinen Anstoß erregten. Um seinen Machwerken des Echten und Alten zu verleihen, verlieh er ihnen mit gefälschten Aufklebern bekannter Galerien eine historische, über jeden Zweifel erhabene Aura. Dass er dafür Sekundenkleber aus unserer Zeit benutzte, hat man erst erkannt, als der Schwindel aufgeflogen war. Angeblich soll Beltracchi zwischen 20 und 50 Millionen Euro Profit gemacht haben, was ihm ein schönes Leben sicherte. Sein Fall löste in der Kunst- und Händlerszene große Verunsicherung aus. Wie der Betrüger gearbeitet hat, hat der WDR in dem Dokumentarfilm "Der große Bluff. Wie man mit Kunst kassiert" geschildert.

Falsches Spiel im Haifischbecken

Eine andere Größe der Kunstkriminalität ist Helge Achenbach. Der selbsternannte Kunstberater vermittelte unbedarften, aber schwerreichen Kunden Millionendeals und am Ende als Betrüger im Gefängnis. Die Szene, in der er sich jahrelang hochgeachtet und viel begehrt bewegte, beschrieb Achenbach einmal so: "Wer sich in diesem Haifischbecken bewegt, egal, ob Händler, Galerist oder Künstler, weiß, dass falsches Spiel hier nicht die Ausnahme ist, sondern die Regel." Von seinem "Handwerk" konnte und wollte er nicht lassen, denn auch nach seiner vorzeitig beendeten Haft machte er selbstbewusst und unbekümmert weiter. Da er riesige Schulden abzuzahlen hat, wird alles, was er mit seinen Geschäften verdient, bis auf einen lebensnotwendigen Rest gepfändet.

Die Autoren des Buches "Kunst und Verbrechen" schildern weitere abschreckende Beispiele dafür, was auf diesem Gebiet an Lug und Betrug möglich ist und praktiziert wird. So etwa auch, dass Museumskuratoren, Auktionatoren und Sammler nicht immer genau hinschauen, wenn ihnen archäologische Funde angeboten werden. Da gehen Fundstücke aus Metall, Stein, Keramik und anderen Materialien hin und her. Selbstverständlich gehen die Räuber nicht wie Archäologen vor, die die Funde vermessen, sorgsam dokumentieren und sie Museen anvertrauen, sondern reißen alles an sich, was ihnen in die Finger fällt, und verschwinden so schnell wie möglich. Was Sondengänger anrichten, schildern Koldehoff und Timm am Beispiel der berühmten "Himmelsscheibe von Nebra". Von illegalen Sondengängern 1999 zusammen mit bronzenen Schwertern, Beilen und Meißeln von Raubgräbern am Mittelberg, einem Ortsteil von Nebra in Sachsen-Anhalt, aufgespürt und beschädigt, befindet sich die archäologische Sensation nach einigen Umwegen seit 2002 im Besitz des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle an der Saale und zieht dort sowie bei Wanderausstellungen im In- und Ausland begeisterte Blicke auf sich. Die kostbare Bronzescheibe mit Goldapplikationen wurde nach allen Regeln der Kunst auf ihre Echtheit untersucht und als über jeden Zweifel erhaben bewertet.

Wie man sich vor Schaden bewahren kann

Mit drei ebenfalls als Kalendarien gedeuteten Goldhüten in einem abgedunkelten Raum hinter Panzerglas aufgestellt und streng bewacht - der spektakuläre Goldklau im Berliner Münzkabinett steckt allen Museumsleute noch tief in den Kochen - bildete die grün patinierte, auf der Rückseite leere Scheibe mit einem Durchmesser von 32 mm den Höhe- und Endpunkt der spektakulären Ausstellung "Bewegte Zeiten - Archäologie in Deutschland" von 2018 im Berliner Martin-Gropius-Bau und diente auch als deren Logo. Die 3600 Jahre alte Bronzescheibe ist die bisher älteste bekannte Himmelsdarstellung, die je von Menschenhand gefertigt wurde. Sie präsentiert die Abfolge von Tag und Nacht sowie die Sicht unserer Vorfahren auf Sternenbilder, konkret auf die Plejaden, die wir auch als Siebengestirn kennen. Zudem fährt ein Schiff über den nächtlichen Himmelsozean.

Stefan Koldehoff und Tobias Timm schließen ihr lesens- und beherzigenswertes Buch mit Hinweisen, wie man sich vor Schaden bewahren kann. Wer beim Kaufen, Handeln und Ausstellen von Kunst und antiken Objekten Fragen hat und zweifelt, sollte weiter nachforschen. "Das Erkunden von Provenienzen bringt häufig sogar Geschichten hervor, die ein Werk noch interessanter, bedeutsamer und damit auch wertvoller werden lassen. Vor allem aber sollten die Künstlerinnen, Galeristen, Kuratoren und Auktionatorinnen viel stärker unterstützt und gefeiert werden, die sauber arbeiten, sich um Transparenz bemühen und noch immer die Kunst selbst, ihre Schönheit, ihre kritische Kraft, ihren Witz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Sie sind nach wie vor die Mehrheit."

30. Juni 2020

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