Bargeld lacht
Wertpapierdruckereien und Prägeanstalten geht noch lange nicht die Arbeit aus



Aus unserem Alltag nicht wegzudenken sind Münzen aller Art. Dass sie eines Tages durch andere Formen verdrängt werden, können sich viele Menschen zum heutigen Zeitpunkt nicht vorstellen.



Plastikgeld und virtuelle Bezahlmöglichkeiten werden Münzen und Geldscheine noch längere Zeit nicht überflüssig machen.



Wer sucht und Glück hat, wird ab und zu Seltenheiten wie diese Zwei-Euro-Stücke aus San Marino aus dem normalen Geldverkehr fischen können. (Fotos: Caspar)

Die Deutschen lieben ihr Bargeld, ihre großen und kleinen Banknoten und ihre Münzen, und sie werden sie noch lange in Gebrauch haben. Es gibt nicht viele Länder, die so an den traditionellen Zahlungsmitteln hängen wie wir. Das zeigt auch eine neue, Ende 2020 veröffentlichte Studie der Europäischen Zentralbank (EZB), die das Zahlungsverhalten im Euroraum untersucht hat. Danach sind es neben den Bewohnern von Malta und Zypern vor allem die Deutschen, die trotz der Corona-Pandemie überwiegend bar und weniger mit Karte oder Smartphon bezahlen. Zwar kann man überall beobachten, wie im Supermarkt, im Kaufhaus, beim Bäcker, Fleischer oder auch am Fahrkartenschalter selbst kleine Beträge elektronisch beglichen werden. Damit sind wir aber noch lange nicht auf dem Stand etwa in Schweden oder den Niederlanden, wo das Bezahlen mit Münzen und Scheinen ziemlich aus der Mode ist.

Um unser Hartgeld und Gedenkmünzen ist dem bisherigen Chef der Staatlichen Münze Berlin, Andreas Schikora, und anderen Fachleuten nicht bange. Wie es in einigen Jahren oder Jahrzehnten und ob Geldstücke und Banknoten dann zu historischen Sammler- und Museumsstücken geworden sind, kann keiner voraus sagen. Auf längere Sicht wird man sich als Normalbürger und als Sammler auf immer neue Prägungen freuen und in der Geldbörse das eine oder andere von Reisenden hierher gebrachte Geldstück entdecken können. Derweil wird in China der digitale Yuan getestet. Das setzt die USA unter Druck, etwas Vergleichbares für ihren Dollar und dessen internationale Stellung zu prüfen und Vorkehrungen zu unternehmen, was wiederum den Handlungsdruck auf das Eurosystem erhöhen würde. Hierbei allerdings gilt der Grundsatz: Sicherheit geht vor Schnelligkeit.

Risiken und Nebenwirkungen

In vielen Ländern wird immer mehr bargeldlos bezahlt, was aber viele Probleme mit sich bringt, wenn etwa Hacker in ihrem Profitstreben oder aus machtpolitischen Gründen das System stören. Es besteht auch die Gefahr, dass das elektronische beziehungsweise Bezahlen in großem, kaum zu beherrschendem Maße von Kriminellen missbraucht wird. Hinzu kommt, dass es nicht jedermanns Sache ist, wenn Dritte registrieren, was man wo gekauft hat, und damit Profile über die Käufer anlegen, die diese aber nicht haben wollen. Mit anderen Worten ist das bargeldlose Bezahlen mit manchen Risiken und Nebenwirkungen behaftet, und solange diese nicht erkannt und beseitigt sind, wird man lieber mit Münzen und Scheinen bezahlen und eher selten zum Plastikgeld greifen.

Der EZB zufolge wird der Anteil des "digitalen Euro" als Ergänzung heutiger Bezahlmöglichkeiten zwar zunehmen, dennoch haben die traditionellen Nominale weiterhin ihre Zukunft, was auch der Staatlichen Münze Berlin und den anderen Prägeanstalten sowie den Wertpapierdruckereien gute Aufträge sichert. In der Bank ist noch nicht entschieden, ob und wie der digitale Euro eingeführt wird. Erst einmal werden alle möglichen Auswirkungen für diesen Schritt auf die Gemeinschaftswährung allgemein und für jeden einzelnen Mitgliedstaat geprüft. Bisher gibt es für Verbraucher das elektronische Geld, das die Banken auf den Girokonten führen, hinzu kommt das von der Zentralbank herausgegebene Geld in Form von Banknoten und Münzen, die alle internationale und eine nationale Seite haben. Der digitale Euro könnte, wenn er denn eingeführt wird, ganz allgemein die Digitalisierung anregen, das Bezahlen im Internet fördern und Kosten senken helfen. Es wird von dieser Bezahlform erwartet, dass Transaktionen schneller und billiger vorgenommen werden.

Vieles ist noch Zukunftsmusik

Bei der technischen Ausgestaltung des digitalen Euro wird einerseits an eine Kontenlösung gedacht, bei der der digitale Euro auf Konten der Zentralbank liegt. Zum anderen ist eine so genannte Geldbörsenlösung im Gespräch, bei der der digitale Euro auf dem Smartphone abgespeichert ist, das wie ein elektronisches Portemonnaie fungiert und mit dem bezahlt wird. Hinter dem digitalen Euro stehen die Währungsunion und die Zentralbanken des Eurosystems. Das ist der entscheidende Unterschied zum Bitcoin, dessen Kurse auch von Spekulanten genutzt und missbraucht werden können. Zwar würde die Zentralbank den digitalen Euro ausgeben, für die Verteilung aber erfolgt sicher über Bankguthaben oder Bargeld. Das alles aber ist noch Zukunftsmusik, und so werden wir uns über längere Zeit über immer neu emittierte Kurs- und Gedenkmünzen freuen. Da ihre Motive und Themen breit gefächert sind, ergeben sie ein erschwingliches und auch für Anfänger interessantes Sammelgebiet. Insofern kann man mit Fug und Recht sagen "Bargeld lacht!"

20. Dezember 2020

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