Neue Hoffnung für Schadows Meisterwerk
Staatliche Münze Berlin blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück und hat sich für 2020 viel vorgenommen



Seit vier Jahren bringt die Berliner Münze eine neue Ausgabe ihrer Eisbären-Serie heraus, links Eisbärin und ihr Junges von 2017 und rechts der den Fernsehturm umklammernde PROBLEM-BER von 2020.



Maxine Palm, die gerade an einer Medaillenpresse tätig ist, hat die neue Silberunze von 2020 gestaltet und bereitet sich auf neue Herausforderungen vor.



Die von Bodo Broschat gestaltete Zwanzigeuromünze aus dem Jahr 2014 bildet ein Detail vom Gilly-Schadow-Fries ab. Gewidmet ist das Gedenkstück dem 250. Geburtstag des Bildhauers, dem wir die Quadriga auf dem Brandenburger Tor und viele andere Skulpturen verdanken.





Auf zwei verschiedenen Medaillenserien der Berliner Münze sind Details vom klassizistischen Münzfries abgebildet. (Fotos: Caspar)

Gute Nachrichten aus der Staatlichen Münzte Berlin. Ihr neuestes Glanzstück ist eine Medaille aus der siebenteiligen Serie "Silber Eisbär", mit der der 1280 gegründete Traditionsbetrieb auf einen bei den Berlinern und Besuchern der Hauptstadt beliebten Vierbeiner aufmerksam macht und Besuchern des Zoologischen Gartens und des Tierparks ein schönes Souvenir in die Hand gibt. In einer Auflage von 2020 und damit passend zum aktuellen Jahr wurde eine 37 Millimeter große Silbermedaille im Gewicht von einer Unze (rund 31 Gramm) mit einem Eisbären der besonderen Art geprägt. Gestalterin Maxine Palm zeigt, wie ein solches Tier den Berliner Fernsehturm umklammert und in der freien Tatze ein Flugzeug hält. Zwei weitere Flieger umkreisen die originelle Darstellung, die auch Sammler von Berlin-Motiven erfreuen wird.

Die Inschrift PROBLEM-BER ERÖFFNUNG 2020 deutet an, dass mit dem Flughafen "Willy Brandt" Berlin-Brandenburg (BER) nicht alles "rund" gelaufen ist. Denn die Großbaustelle sollte schon 2012 feierlich eröffnet werden. Doch verzögerte sich die Inbetriebnahme sehr zum Ärger der Öffentlichkeit von Jahr zu Jahr wegen erheblicher baulicher und technischer Mängel. Sie konnten mit großen Mühen und einer immensen Kostensteigerung und nachdem mehrere BER-Chefs ihren Hut hatten nehmen müssen behoben wurden.

Mit der neuen Silber-Unze ist Maxine Palm eine ungewöhnliche Kreation gelungen. Sie erlernt in der Staatlichen Münze das altehrwürdige Graveurhandwerk, zu dem die Bearbeitung und Umsetzung von Modellen und gezeichneten Vorlagen aus dem eigenen Betrieb und von fremder Hand und die Herstellung der Prägestempel gehören. Von den am Computer bearbeiteten Vorlagen werden vergrößerte Modelle angefertigt. Von ihnen schneiden hochpräzise arbeitende Reduktionsgeräte die fertigen Stempel. Je nach Art und Größe der Vorlage werden bei diesem Arbeitsgang viele Stunden und sogar mehrere Tage benötigt. Allerletzte Feinarbeiten obliegen den Graveurinnen und Graveuren, also auch Maxine Palm.

Münzstättendirektor Andreas Schikola kann für das vergangene Jahr auf eine gute Bilanz seines Betriebs blicken. "Bei uns wurden 200 Millionen deutsche Euro-Münzen mit dem Buchstaben A geprägt, doch waren wir auch für ausländische Auftraggeber tätig. Hinzu kommen 500 000 Medaillen, die wir in eigenem und in fremdem Auftrag hergestellt haben. Mit diesen Quantitäten sind die 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatlichen Münze Berlin gut ausgelastet. Auf am Jahresbeginn diskutierte Vorschläge der EU-Kommission, die Euronominale zu einem und zwei Cent abzuschaffen, wie es schon in einigen Ländern des Euroverbundes geschehen ist, reagiert Schikora gelassen. "Dazu müsste es einen EU-weiten Beschluss geben, und den sehe ich nicht. Die Deutschen lieben ihre Centmünzen und 99-er und ähnlich krumme Preise, die der Handel bei seinen Angeboten in die Waagschale wirft. Zu beachten ist bei diesen Ideen, dass bei uns viele Menschen auf den Cent achten müssen."

Zu den guten Nachrichten aus der Prägeanstalt, die der älteste in Berlin tätige Betrieb ist, gehört der Plan, den berühmten Gilly-Schadow-Fries aus den Katakomben des Berliner Kreuzbergdenkmals ans Tageslicht zu holen und in die Staatlichen Münze an der Ollenhauerstraße 97 im Bezirk Reinickendorf zu bringen. "Wir haben uns bereits 2014 mit dem klassizistischen Bildwerk von der Fassade alter Prägeanstalten befasst, eine Ausstellung mit Großfotos veranstaltet und dazu eine reich illustrierte Publikation herausgegeben", sagt Schikora. Der um 1800 nach Entwürfen von David Gilly von dem Bildhauer Johann Gottfried Schadow geschaffene und mit einem Detail auch auf einer Gedenkmünze zum 250. Geburtstag des Künstlers geprägten Gedenkmünze aus Silber zu 20 Euro verewigte Fries habe es nicht verdient, dass man ihn irgendwo in einem staubigen Verlies versteckt. Vielmehr müsse man ihn ans Tageslicht holen und der breiten Öffentlichkeit bekannt machen. "Wir stehen mit der Schadow-Gesellschaft Berlin e. V. und der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz in Verbindung und wollen das Sandsteinrelief reinigen und restaurieren lassen. Die Besucher der Staatlichen Münze werden ihre Freude haben." Dazu möchte man allen Beteiligten nur Glück und eine erfolgreiche Hand wünschen.

18. Februar 2020

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