"Den Herren lobt und ehrt / Der den Frieden uns beschert"
Mit seinen Spruchtalern setzte sich Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha ein interessantes numismatisches Denkmal



Ernst der Fromme steht, ganz in Bronze gegossen, seit 1904 vor dem Gothaer Schloss Friedenstein, das unter seiner Regentschaft ab 1643 erbaut wurde. Der schwere Mantel mit Hermelinkragen deutet auf das hohe Amt des Herzogs. Der Helm zu seinen Füßen erinnert an die Teilnahme an den Schlachten des Dreißigjährigen Krieges, das dicke Buch weist ihn als Mann der Gelehrsamkeit aus.



Der Bauherr bekräftigt über dem Schlossportal nach den schlimmen Erfahrungen des Dreißigjährigen Kriegs seinen Wunsch "Friede ernährt - Unfriede verzehrt" mit einer Allegorie, bei der sich Personifikationen der Gerechtigkeit und Friedsamkeit umarmen.

























D Wer sich mit Thüringen, seiner Geschichte und Kultur und seinen Münzen befasst, wird große Mühe haben, sich im Gewirr der großen und kleinen Grafschaften, Fürstentümer und Herzogtümer zu Recht zu finden. Die dort das Sagen hatten, ließen Burgen und Schlösser bauen, unterhielten Hofstaaten und kleine Armeen. Die meisten Landesfürsten sind vergessen, manche sind aber bis heute berühmt durch politische, wirtschaftliche und kulturelle Leistungen und auch weil sie sich nicht nur um ihr eigenes Wohl und das ihrer Familien sorgten, sondern auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten um das ihrer Untertanen.

Bis heute ist Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha in dieser Hinsicht in guter Erinnerung. Er regierte das zur ernestinischen Linie des uralten Adelshauses derer von Wettin gehörende Land von 1640 bis 1675, musste also nach dem Dreißigjährigen Krieg für dessen Gesundung und neue Blüte sorgen. Ein bronzenes Standbild vor dem Schloss in Gotha ehrt seit 1904, von dem Bildhauer Caspar Finkenberger gestaltet, den frommen Herzog. Für das 3,5 Meter hohe Denkmal standen dem Bildhauer Kupferstiche, Gemälde sowie Porträts auf Münzen und Medaillen sowie zeitgenössische Berichte zur Verfügung, so dass er den ebenso huldvoll wie streng auf die Betrachter blickenden Herren über das kleine Herzogtum Gotha lebenswahr darstellen konnte.

Der fromme Herzog gab seiner ab 1643 anstelle der 1567 zerstörten Burg Grimmenstein erbauten Residenz den Namen Friedenstein in der Hoffnung, dass die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges bald zum Erfolg führen werden. Was er von Krieg und Frieden hielt, bringt der Schlussstein über dem Portal zum Ausdruck. Hier küssen sich die Symbolfiguren des Friedens und der Gerechtigkeit, und darüber kann man das Moto "Friede Ernehret, Vnfriede Verzehret" lesen.

Herzog bestimmte das Münzdesign

Ernst I. entwickelte eine umfangreiche Münzprägung, mit der er seine landesherrliche Souveränität und Gottesfürchtigkeit unter Beweis stellte. Von Sammlern gesucht, sind die Spruchtaler interessante Dokumente für das Bemühen des frommen Herzogs, Bildung und Gottesfürchtigkeit seiner Untertanen zu befördern und sich als deren Vormund in Szene zu setzen. Viele Gedenkmünzen wurden auf seine Weisung und nach seinen Angaben geprägt, was Szenen und Sprüche betrifft. Offensichtlich nahm es der fromme Herzog hin, dass seine Münzprägung ein Verlustgeschäft war, denn Geld war mit den Gedenkmünzen nicht zu verdienen. Für Ernst war es wichtig, dass die Ausgaben religiöse sowie an Moral und Anstand appellierende Botschaften transportieren. Da die Auflagen in der Regel nicht hoch waren und viele Stücke wegen ihres Materialwerts bald wieder eingeschmolzen wurden, sind die Gedenk- und Spruchmünzen, die Tauf- und Hochzeitstaler und was sonst noch geprägt wurde, selten und teuer. Wenn der Münzhandel gelegentlich das eine oder andere Stück anbietet, ist ihm ein guter Preis sicher.

Was unter der Herrschaft Ernsts des Frommen sowie seiner Vorgänger und Nachfolger produziert wurde, hat Wolfgang Steguweit 1987 in dem Buch "Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert" beschrieben und katalogisiert. In seinem Monumentalwerk "Saxonia numismatica Ernstinische Linie" hat der Gothaer Münzforscher Wilhelm Ernst Tentzel in sauberen Kupferstichen das Aussehen dieser Münzen dokumentiert und dazu auch einige Kommentare abgegeben. Das 1712 in Arnstadt gedruckte Werk teilt in lateinischer und deutscher Sprache die Hintergründe dieser und unzähliger anderer Gepräge mit. Über die von Ernst I. geprägten Münzen ist zu lesen, dass er das Münzrecht selten gebraucht und auch keinen Gewinn daraus gezogen habe. "Was er aber vor Müntzen prägen lassen / darauf hat er geistliche und scharfsinnige Sprüche gesetzet / daß auch durch diese Art / indem sie in der Leute Händen umgehet / die Gottesfurcht / Frömmigkeit und Liebe des Nechsten in ihren Gemütern möge erhalten werden." Ob die Münzen ihr Ziel erreicht haben, wird nicht mitgeteilt, wohl aber dass die meisten "bey dieser gewinnsichtigen Zeit wieder eingeschmoltzen worden" sind.

Gedenkgroschen für fleißige Schüler

Die Spruchtaler und all die anderen Münzen dürften das einfache Volk kaum erreicht haben, denn sie wurden in erster Linie an Mitglieder der herzoglichen Familie sowie Angehörige des Hofstaates und an Gesandte verschenkt, ein Verfahren, das auch anderenorts üblich war. Nur einmal gab es eine hohe Auflage, als Ernst I. 1650 einen Friedensgroschen mit der Aufschrift GOTT DEN HERREN LOBT VND EHRT. DER DEN FRIEDEN VNS BESCHERT an die Schüler im Lande verteilen ließ. Die Rückseite mahnt die Empfänger mit den Worten FÖRDERT SEINE FVRCHT VND EHR SONST BESTEHT ER NIMMER MEHR. Laut Steguweit wurden von den Groschen über 14 000 Stück geprägt. Neben Schüler empfingen auch Schuldiener und Höflinge die kleinen Silberstücke, und manch einer mag sie sich als Andenken an ein in Gotha gefeiertes Friedensfest zum Abschluss des Dreißigjährigen Krieges aufgehoben oder, mit einem Henkel versehen, bei sich getragen haben. Zu diesen unscheinbaren Münzen treten die mit den gleichen Sprüchen versehenen einfachen und doppelten Reichstaler, von denen wenige Abschläge aus Gold angefertigt wurden. Wesentlich seltener als die ganzen Taler sind die ähnlich gestalteten Vierteltaler.

Den Münzen zur Erinnerung an den lang ersehnten Frieden von Münster und Osnabrück 1648 gesellen sich weitere Gedenkausgaben von 1650 auf den Tod der Schwiegermutter von Ernst dem Frommen, Herzogin Elisabeth von Sachsen-Altenburg. Ein Taler von 1652 kombiniert den Spruch MEIN ANFANG VND MEIN ENDE STEHT IN GOTTES HANDEN mit einer lateinischen Eloge auf die eben verstorbene Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt. Die Verwendung der deutschen und der lateinischen Sprache auf einem und demselben Taler und einem weiteren anlässlich des Todes des Prinzen Johann Ernst im Jahr 1657 ist ungewöhnlich, denn meistens bediente man sich lateinischer Widmungen und Titulaturen. Latein war die damalige Gelehrtensprache und wurde, vergleichbar mit dem Englischen heute, überall gesprochen, geschrieben und verstanden.

Gottesfürchtiger Landesherr

Damit auch einfache Leute, sofern sie überhaupt des Lesens und Schreibens mächtig waren, verstehen worum es geht, verkündet ein Reichstaler von 1657 unter einem flammenden Herz mit JESVS darin MEIN ERWERBER VND GEBER DER EWIGEN SEELIGKEIT. Ganz in deutscher Sprache sind Taler und kleinere Münzen abgefasst, die Ernst der Fromme anlässlich der Aufteilung der gefürsteten Grafschaft Henneberg unter Kursachsen, Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha sowie seine Huldigung in Wasungen anno 1661 prägen ließ. FRIED IN GEMEINSCHAFT NEHRT UNFRIED DURCHAUS VERZEHRT verkündet diese numismatische Rarität.

Seinem Ruf als gottesfürchtiger Landesherr wurde Ernst der Fromme durch die Prägung der so genannten Glaubenstaler gerecht. Die Ausgabe von 1668 spricht Gott mit diesen Worten in einer für Münzen ungewöhnlichen Schreibschrift direkt an: "Du Herr bleibst 1. ewig wie du bist 2. das höchste gut 3. mit macht gerüst 4. weist alles 5. bist an allem ort 6. führst alles weislich 7. helst dein wortt 8. schafts recht 9. thust guts 10. erbarmest dich 11. vergibst die sünde gnädiglich GOTHA 1668." Auf der Vorderseite gehen Flammen vom Symbol der Dreieinigkeit aus, auf ihnen werden die Allwissenheit, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Güte und Gnade des Allmächtigen beschworen. Auch der Glaubenstaler von 1671 ist ähnlich gestaltet. Warum es eine Nachauflage mit neuen Stempeln gab, kann man nicht sagen. Vielleicht war das Interesse an den Silberstücken so groß, dass die bisher geprägte Menge nicht ausreichte, um alle Wünsche, einen Glaubenstaler zu besitzen, zu befriedigen.

Was Gott zusammenfügt...

Verbürgt ist, dass Ernst I. auf die Gestaltung und die Auswahl der Inschriften Einfluss nahm. Dass die Münzen mit den vielen Buchstaben überladen wirken und unruhig gerieten, mag der offenbar von frommem Eifer befallene Herzog als unvermeidlich hingenommen haben. Das trifft auch auf den so genannten Hochzeitstaler von 1669 zu, auf dem ein junges Paar sich gegenüber steht und sich in Liebe die Hände reich. Dazu passt die Umschrift "Was nun Gott zusammengefüget hat das soll der Mensch nicht scheiden." Die Gedenkmünze anlässlich einer Prinzenhochzeit ist auf der Rückseite übervoll mit frommen Ermahnungen wie "Thu das worzu dich Gott bestellt Erbau dich und dein Haus zugleich Ja männiglich zum Himmelreich." Gab es zu diesem Gedenktaler einen konkreten Anlass, so haben andere Taler allgemeinen Charakter. Die Ausgabe von 1668 tröstet über den Tod mit den Worten "Nun bin ich frey von Sünd und Pein Gesund mein Leib die Seele rein Nun schau ich Gott von Angesicht In seinem haus mit vollem licht Nun feyr ich mit der heilgen schaar Das ewig selge Jubel Jahr". Gothaer Tauftaler von 1670 und 1671 sowie ein so genannter Seligkeitstaler von 1672 reden ebenfalls den Untertanen ins Gewissen und sagen ihnen, dass nur der selig wird, der getauft und wer im Glauben fest ist.

Diese und weitere Münzen aus der Regierungszeit Ernsts des Frommen gehören kaum zu den Spitzenleistungen barocker Stempelschneidekunst. Sie sind aber interessante Zeugnisse für den Willen des Herzogs, seine Untertanen zu gottesfürchtigen Menschen zu erziehen. Der aus der ernestinischen Linie des sächsischen Herrscherhauses der Wettiner stammende Monarch regierte sein Land mit Weisheit und Bedacht, tat sich als Bauherr und als Mäzen, aber auch Buch- und Kunstsammler hervor. Sein kleines Reich entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte zu einem in Europa bewunderten Staatswesen. Die Kunde von seinen Vorzügen drang bis nach England, wo sich Oliver Cromwell, der neue Machthaber nach der Abschaffung des Königtums, für die Verhältnisse im fernen Gotha erkundigte und Ernst in eine Reihe mit anderen klugen Staatenlenkern wie König Karl X. von Schweden und Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, genannt der Große Kurfürst, stellte.

Überwachung, Spitzelei und Hexenverbrennung

Mit seinen Verordnungen zum "Besten" des Landes erntete der Landesvater nicht überall Beifall. Spöttisch und hinter vorgehaltener Hand nannte man ihn auch "Bet-Ernst" und übersah dabei vielleicht, dass er nicht nur seine Untertanen reglementierte, was niemand gern hat, sondern auch nach Kräften für ihr leibliches und körperliches Wohl sorgte, was bei anderen Standeskollegen außerhalb jeder Vorstellung war, weil diese sich nur um ihr eigenes Wohlleben und das ihrer Klientel kümmerten. So richtete Herzog Ernst ein vom Staat bezahltes Medizinalwesen ein. Indem er nur noch akademisch gebildeten Ärzten eine Arbeitserlaubnis erteilte, unterband er den durch die Lande ziehenden Kurpfuschern das Handwerk, mit welchem Erfolg, sei dahingestellt. Um die Kosten in Grenzen zu halten, wies er die "Medicis und Chirurgis" an, die Heilkraft einheimischer Pflanzen und Kräuter für Heilmaßnahmen zu verwenden.

Ernst der Fromme hatte da seine Grenzen, wo es um die Eindämmung des Aberglaubens ging, den er mit Hexerei in Verbindung brachte. So ließ er "Kräuterweiber" und andere Frauen verfolgen und verbrennen, denen man nachsagte, dass sie sich der Buhlschaft mit dem Teufel und der Hexerei hingeben. Zwar erreichte die Hexenverfolgung nicht die Ausmaße wie in anderen Ländern, aber immerhin sind an die hundert Hexenprozesse im protestantischen Herzogtum Gotha belegt. Wo es zur Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen kam, ordnete der Landesherr seelsorgerische Begleitung an. Außerdem ließ er die Verurteilten strangulieren, bevor man sie dem Feuer übergab.

Seinen Untertanen bescherte der hochgebildete, umsichtige und bibelfeste Herzog einen bescheidenen Wohlstand. Er sorgte für ein geordnetes Schulwesen und ergriff Maßnahmen zur "christlichen Information und Unterrichtung der Erwachsenen und Unwissenden". Dahinter verbarg sich sein Wille, Sitte, Anstand und Wissensstand seiner Untertanen zu heben. Seine Spruchmünzen waren ein Teil dieses Erziehungskonzepts. In seinem Eifer, aus den Untertanen bessere Menschen zu machen, mag Ernst I. oft übers Ziel hinausgeschossen sein, denn er ließ diese durch "geheime" Beamte dahingehend ausspionieren, ob sie die landesväterlichen Gesetze und Anordnungen bezüglich Sitte und Moral auch wirklich einhalten. Manchmal nahm er Inspektionen persönlich vor. Ob er dabei unerkannt blieb, ist nicht überliefert.

Gutes belohnen, Böses bestrafen

Von seiner Berufung zum Landesvater hatte Ernst der Fromme eine hohe Meinung. In seinem Testament von 1654 beschrieb er den Anspruch an sich und sein Amt mit folgenden Worten: "Und bestehet des Fürstenamt nicht in groser Pomp und äußerlichen Anstalt, sondern vielmehr in ordentlicher Führung des Regiments und fleißiger gute Aufsicht, dass es im Land allenthalben, sowohl in geist- als weltlichen Sachen, richtig daher gehe, Gottes Ehre befördert, jedermann gleich und unparteyisch Recht ertheilet, Schutz geleistet, das Gute belohnet, das Böse bestrafet, und was sonsten versprochen, fürstlich gehalten werde". Sofern es in seinen Kräften stand, hat sich Ernst der Fromme an diese Prämisse gehalten, und das sicherte ihm im Gedächtnis späterer Generationen einen guten Platz. Die mit Allegorien und Wortkaskaden überladenen Taler von Ernst dem Frommen sind ganz gewiss keine Kunstwerke. Aber sie schildern, wie er seine Untertanen mit Hilfe geprägten Metalls zu belehren versuchte und zu Gottesfurcht und ehrbarem Lebenswandel erziehen wollte. Da manche Münzen wegen ihres Materialwertes schon bald wieder eingeschmolzen wurden, sind sie selten und gesuchte Sammelstücke. Persönlich kümmerte sich der fromme Herzog um die Gestaltung von Gothaer Gedenk- und Spruchmünzen, an Profit aus der Münzprägung war er nicht interessiert. Dargestellt ist er auf einem fein gearbeiteten Elfenbeinrelief. (Fotos/Repros: Caspar)

17. Januar 2020



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