"Vom Fels zum Meer"
Was Wahlsprüche der Hohenzollern auf Münzen und Medaillen uns heute zu sagen haben



"Jedem das Seine" verspricht der preußische Taler von 1705, der das Porträt König Friedrichs I. mit den Insignien des von ihm im Jahr 1701 gestifteten Schwarzen Adlerordens verbinden.



Auf der Medaille des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg hütet der Adler auf einem Felsen seine im Nest sitzenden Jungen. Mit ihnen waren die Kinder des Hohenzollernherrschers gemeint, auf denen angesichts der hohen Kindersterblichkeit in der damaligen Zeit die ganze Hoffnung des Hauses Hohenzollern lag.



Die undatierte Medaille aus den Jahren 1678/9 feiert die Vertreibung der Schweden aus Ostpreußen durch kurbrandenburgische Truppen. Auf der Vorderseite wird der auf einem Felsen sitzende Adler vom schwedischen Löwen angegriffen und auf der Rückseite in die Flucht geschlagen.



König Friedrich II. von Preußen ist auf der Huldigungsmedaille von 1740 auf ungewöhnliche Weise porträtiert.



Der 1851 von Friedrich Wilhelm IV. gestiftete Hausorden unterstreicht den Anspruch der Hohenzollern auf Menschen und Länder.





Der Schlachtruf der aus Süddeutschland kommenden Dynastie derer von Hohenzollern ist auf ihrer im 19. Jahrhundert "romantisch" restaurierten Stammburg bei Hechingen allgegenwärtig. (Fotos: Caspar)

Münzen und Medaillen mit programmatischen Inschriften systematisch aufzuspüren und zu sammeln, ist ausgesprochen reizvoll und lehrreich. Man wird schnell sehen, dass es oft große Unterschiede in Politik und Lebensweise zwischen Anspruch und Wirklichkeit gab und gibt und sich diejenigen, die die wohlklingende Sprüche zu ihrem Lebensmotto erhoben und sie auf geprägtem Metall verewigten, sie in ihrem Tun und Denken vielfach missachteten. Viel häufiger als deutsche Inschriften sind die lateinisch abgefassten Wahlsprüche. In knapper Form bringen sie auf den Punkt, was einem Herrscher wichtig war und wonach sich ihre Untertanen richten sollen. Der Vorteil lateinischer Inschriften war, dass man sie auch weit vom Entstehungsort entfernt verstand, wenn man denn überhaupt lesen und schreiben konnte.

Oft wurden Widmungen und Inschriften von antiken Autoren, aber auch aus der Bibel übernommen. So verhält es sich bei den Gold- und Silbermünzen des 1701 gegründeten preußischen Königreichs mit der Devise SUUM CUIQUE (Jedem das Seine). Aus der römischen Antike stammend, war sie das Motto des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, den der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. am 17. Januar 1701 am Vorabend seiner Krönung zum König "in" Preußen gestiftet hatte und nur an Fürsten, Prinzen und andere hochadlige Personen verliehen wurde. Da die Auflagen der mit dem Bildnis des prestigesüchtigen Herrschers und den Insignien der höchsten Auszeichnung des Hohenzollernstaates geschmückten Taler und Dukaten nicht hoch waren, gehören diese Münzen zu den großen numismatischen Raritäten der in dieser Hinsicht nicht armen preußischen Münzgeschichte.

Missbrauch durch die Nationalsozialisten

Der auf Ordenssternen rund um den schwarzen Preußenadler sowie auf Geldstücken vermerkte Wahlspruch geht auf den griechischen Philosophen Platon zurück und meint, kurz gefasst, dass jedem Menschen ein bestimmter Ort zugewiesen ist und jeder nur das tun soll, wozu ihn das Schicksal bestimmt hat. Im Verständnis der feudalen Ständegesellschaft mit ihrem klar definierten Oben und Unten war es niemandem erlaubt, aus diesem Korsett auszubrechen. Wie zum Hohn haben die Nationalsozialisten in zynischer und missbräuchlicher Absicht Wahlsprüche wie "Jedem das Seine" und "Arbeit macht frei" an den Eingangstoren ihrer Konzentrations- und Vernichtungslager angebracht, um den Häftlingen zu sagen, dass sie ihren "Lohn", genauer gesagt Terror, Haft und Tod für eigene Schuld bekommen. Ungeachtet seines furchtbaren Hintergrunds haben bekannte Firmen noch vor einigen Jahren das Motto "Jedem das Seine" zu Werbezwecken verwendet und sich prompt heftige Proteste eingehandelt.

Manchmal lohnt es sich, Münzen und Medaillen genau anzusehen, so etwa eine Huldigungsmedaille von 1740 des eben auf den preußischen Thron gelangten Königs Friedrich II., den man später einen Großen nannte. Dort ist auf der Rückseite zu sehen, wie sich der preußische Adler als "König der Natur" über einem Felsen und einer Hafenszene am Meer erhebt. Das Bild drückt Herrschaftsansprüche des jungen Königs über Länder und Menschen aus. Noch im Jahr seiner Thronbesteigung brach er, von Machtgier und Ruhmsucht getrieben, einen Krieg gegen Österreich um die reiche Provinz Schlesien vom Zaun. Nach drei zermürbenden, verlustreichen Kriegen konnte sich Friedrich II. erst 1763 dieser seiner wichtigsten Eroberung sicher sein.

Glanz und Macht der Hohenzollern

Mit dem Motto "Vom Fels zum Meer" ausgestattet wurde der 1851 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. anlässlich der 150jährigen Wiederkehr der Erhebung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. zum König Friedrich I. "in" Preußen gestiftete Preußische Hausorden. Der Stifter war felsenfest überzeugt, dass seine Dynastie von Gott dazu bestimmt ist, ihre Herrschaft allmählich über den Deutschen Bund auszudehnen. Dieser Plan ging 1871 durch die Gründung des deutschen Kaiserreichs unter Führung des preußischen Königs Wilhelm I. in Erfüllung, seines jüngeren, seit 1861 regierenden Bruders. Bestimmt war der Orden für Personen, "die um die Erhaltung des Glanzes und der Macht des Königlichen Hauses sich verdient gemacht und eine besondre Hingebung an die Person Sr. Majestät und das Allerhöchste Haus an den Tag gelegt haben", wie es in den Statuten heißt. Wem kein Kreuz und Stern mit dem schwarzen Preußenadler darauf verliehen wurde, bekam eine Auszeichnungsmedaille als Lohn, dass sie "getreu bis in den Tod" in der Revolution von 1848 und 1849 halfen, die Aufstände gegen das unselige Feudalsystem und die elende Kleinstaaterei blutig niederzuschlagen.

31. März 2020

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