Großherzog wollte König werden
Badische Residenzstadt Karlsruhe zeichnet seit der Reichsgründung von 1871 ihre Münzen mit dem G







Großherzog Ludwig von Baden ließ in Karlsruhe eine modern ausgestattete Prägeanstalt bauen, die bis heute tätig ist. Die Silbermedaille zeigt, wie die klassizistische Fassade der Münze zu Karlsruhe aussieht und was hinter ihren Mauern produziert wurde.



Großherzog Carl Friedrich von Baden war ein treuer Vasall des französischen Kaisers Napoleon I., dem er 1808 ein sehr seltenes Fünffrancsstück widmete.



Der Besuch des Großherzogs Leopold und seiner Familie in der Münze war 1832 die Prägung eines speziellen Kronentalers wert.





Das G auf den Münzen der Kaiserzeit und der Weimarer Republik signalisiert, dass sie in Karlsruhe geprägt wurden. Die im Zusammenhang mit der Neuordnung des Münzwesens im 1871 gegründeten Deutschen Reich eingeführte Kennung ist auch auf unseren Euromünzen zu finden.



Die illegalen Nachprägungen des seltenen Fünfzig-Pfennig-Stücks BANK DEUTSCHER LÄNDER 1950 G hatten ein juristisches Nachspiel. Spezialisten können die Stücke von 1950 von denen aus späteren Jahren unterscheiden.



Die Karlsruher Münzstätte ist die einzige staatliche Prägeanstalt in der Bundesrepublik Deutschland, die bis heute mit ihrer Kennung G in ihrem ursprünglichen Domizil tätig ist. Die anderen Geldfabriken - Berlin (Münzzeichen A), München (D), Stuttgart (F) und Hamburg (J) - produzieren in Neubauten. (Fotos/Repros: Caspar)

Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach verfügte am 17. Juni 1715 die Anlage einer neuen Stadt, die nach ihm Carols Ruhe oder Karlsruhe genannt wurde. Die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes Baden-Württemberg verdankt ihre Gründung einem Traum. Er soll Karl Wilhelm bewegt haben, in waldreicher Gegend eine so genannte Planstadt zu gründen. Wie die Strahlen der Sonne sollten vom Residenzschloss alle Straßen fortlaufen, zum Sitz der badischen Landesfürsten lief alles hin. Für solche barocken Anlagen gab es Vorbilder, allen voran Versailles, die Residenz des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV.

Nach der Grundsteinlegung für das Schloss dauerte es mehr als ein Jahrhundert, bis Karlsruhe eine eigene Münzstätte bekam. Zuvor hatten die badischen Markgrafen (bis 1803), Kurfürsten (1803 bis 1806) und Großherzöge (ab 1806) ihre Münzen und Medaillen in Durlach, Mannheim und an anderen Orten herstellen lassen. Nach längerer Vorbereitungszeit eröffnete Großherzog Carl Leopold Friedrich von Baden 1827 nicht weit vom Karlsruher Schloss eine neue, leistungsfähige Münzstätte und würdigte das Ereignis auch auf Medaillen mit der Ansicht des klassizistischen Münzgebäudes.

Neben anderen deutschen Territorialstaaten gehörten Baden und Württemberg zu den Gewinnern der territorialen Umwälzungen um 1800. Markgraf Carl Friedrich von Baden konnte sein Land auf Kosten anderer Fürstentümer und reichsfreier Städte auf das Vierfache vergrößern und wurde 1803 in den Rang eines Kurfürsten erhoben, was zu Veränderungen bei Titeln und Wappen auf den badischen Münzen führte. Carl Friedrich schlug die bayerische Kurpfalz mit Mannheim und Heidelberg, Teile der Bistümer Basel, Speyer und Straßburg, ferner elf Reichsabteien, verschiedene bisher reichsunmittelbare Städte sowie kleine Territorien, die bisher zu Hessen und Nassau gehörten, seiner Herrschaft zu. Dieser große Landgewinn gelang unter anderem durch geschickte Verhandlungen des badischen Gesandten Freiherr von Reitzenstein mit dem französischen Kaiser. Zum Dank für Schutz und Landgewinn schlossen der Kurfürst von Baden und einige andere "begnadete" Regenten politische und militärische Allianzen mit Napoleon I. ab, dem neuen starken Mann in Europa. Ein 1808 nur probeweise in wenigen Exemplaren geprägter so genannter Rheinbundtaler kombiniert den Kopf des französischen Kaisers mit der Wertbezeichnung im Eichenkranz und der darum laufenden Inschrift CARL. FRIED. GR. HERZ. V. BADEN. Die Randschrift dieser numismatischen Rarität spricht die Hoffnung GOTT BEFESTIGE UNSEREN BUND.

Familienbande mit dem Napoleon-Clan

Da auch unter Freunden nichts für umsonst zu haben war, mussten sich die Mitglieder des Rheinbundes Bündnisse mit dessen Protektor Napoleon I. eingehen und ihm Soldaten stellen. In den folgenden Jahren verbluteten zahllose Deutsche, unter ihnen viele aus Baden, auf europäischen Schlachtfeldern für französische Interessen. Um die Freundschaftsbande zu besiegeln, heiratete der badische Erbprinz Karl eine Nichte von Kaiserin Josephine, der ersten Gemahlin Napoleons I., während Prinzessin Katharina, eine Tochter von Friedrich I. von Württemberg, den in Kassel residierenden König Jerôme von Westphalen ehelichte. Als noch die napoleonische Sonne auf die Herrscherhäuser schien, war man auf die Verwandtschaft mit dem korsischen Emporkömmling stolz. Nach dessen Sturz und Verbannung im Ergebnis der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 empfand man sie nur noch als peinlich. Während des Russlandfeldzuges 1812 und sogar noch in der Völkerschlacht am 18. Oktober 1813 bei Leipzig verbluteten badische Soldaten für fremde Interessen.

Im Unterschied zu seinem königlichen Nachbarn Friedrich I. von Württemberg gelang es dem neuen Kurfürsten beziehungsweise ab 1806 Großherzog Carl Friedrich von Baden nicht, die Königswürde zu erlangen. Die Position des badischen Großherzogtums während des Wiener Kongresses 1814 und 1815 war im Vergleich zu Württemberg weniger günstig, ja der jahrelang dem französischen Kaiser treu ergebene, ja mit ihm verwandte Carl Ludwig musste um seine Selbstständigkeit fürchten und trat der Bundesakte erst nachträglich bei.

Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der badischen Numismatik, dass bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auf Münzen und Medaillen der großherzogliche Titel stets mit einem "s" geschrieben wurde. Angeblich bezieht sich dieser Brauch auf Bestimmungen des Wiener Kongresses, wo der Großherzog seinen Titel so schreib. Doch wenn man die vor diesem Fürstenkongress geprägten Münzen betrachtet, dann liest man bereits dort diese merkwürdige Schreibweise. Erst Großherzog Friedrich II. von Baden, der 1907 den Thron bestieg, glich seinen Titel den Regeln der Rechtschreibung an und tat das, was bereits in den Großherzogtümern Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg und Sachsen-Weimar und Eisenach Usus war. Neubau zum Wohl des Landes

Mit seinen vielen neuen Landesteilen musste Baden, um wirtschaftlich zu überleben und die Ein- und Ausfuhren zu gewährleisten, sein Geld- und Münzwesen neu ordnen. Auf die Dauer ging es nicht gut, dass man, wie das häufig Usus war, mit dem Geld anderer Länder bezahlte und fremde Münze einnahm. Die bisherige Münzstätte in Mannheim reichte nicht aus, um den vermehrten Bedarf an Hartgeld zu befriedigen, und war außerdem von der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe zu weit entfernt. So richtete Großherzog Ludwig nach längeren Vorbereitungen 1826/7 in Karlsruhe eine neue, leistungsfähige Münzstätte ein. In den Grundstein wurde eine Silberplatte mit dieser Inschrift versenkt: "Im Jahr 1826 am 9. Februar, dem feierlichen Tag der Geburt des Allerdurchlauchtigsten Großherzogs Ludwig Wilhelm August, der Badens Volk mit Weisheit, Gerechtigkeit und Milde regiert, ward zum Bau der Münzstätte in froher Hoffnung auf ihr Werden und Wirken zur Verherrlichung des Großherzoglichen Hauses und zum Wohl des Landes dieser Grundstein gelegt.".

Ein Jahr später wurden die Räume in Gegenwart des Landesherrn eingeweiht. Die "Eröffnungsmünze" war ein mit Stempeln von Carl Wilhelm Doell geprägtes Fünf-Gulden-Stück aus Gold, das den Landesherrn und sein gekröntes Wappen unter der Krone abbildet. Wie das Königreich Württemberg beteiligte sich auch das benachbarte Großherzogtum Baden im frühen 19. Jahrhundert an der Reformierung des deutschen Münzwesens und trat 1837 dem süddeutschen Münzverein bei. Der Regierung war viel daran gelegen, in der Karlsruher Münze neueste Technik und Produktionsmethoden einzuführen. Deshalb wurde der Münzrat und Graveur Ludwig Kachel nach Berlin, München, Dresden und Wien geschickt, um sich dort in den Münzstätten umzuschauen und deren technisches Know-how mit Blick auf eine mögliche Übernahme in Karlsruhe zu studieren.

Tresor kann eine Jahresproduktion aufnehmen

Nach der deutschen Reichsgründung von 1871 erhielt die badische Landesmünzanstalt den Buchstaben G, den sie bis heute führt. Wie in den anderen deutschen Münzstätten, so war auch Karlsruhe in reichem Maße an der Herstellung von Reichsmünzen beteiligt. Die ersten Karlsruher Prägungen dieser Art sind Goldstücke zu zehn und 20 Mark aus dem Jahr 1872, die ersten Silberstücke zu fünf und zwei Mark wurden 1874 und 1876 hergestellt, während die ersten Karlsruher Reichspfennige aus den Jahren 1873 und 1874 stammen. Zu den frühesten kaiserzeitlichen Gedenkmünzen gehören die Karlsruher Zwei- und Fünfmarkstücke zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum von Großherzog Friedrich aus dem Jahr 1902. Nach der Zulassung von Dreimarkstücken kamen 1908 diese Silbermünzen mit dem Kopf von Großherzog Friedrich II. heraus. Bei dieser Gelegenheit hat man den bis dahin auf Münzen und Medaillen falsch geschriebenen Titel GROSHERZOG in GROSSHERZOG verbessert.

Von dem Architekten Friedrich Weinbrenner entworfen, wurde die klassizistische Münzanstalt in Karlsruhe mit dem gekrönten Monogramm L von Großherzog Ludwig im Giebel Mitte der 1970-er Jahre inwendig modernisiert. In Abstimmung mit der Denkmalpflege hat man die historische Raumstruktur den Erfordernissen eines modernen Münzbetriebs angepasst. Außerdem hat man wegen strenger Umweltauflagen die Schmelze und Beize abgeschafft. Die Münzronden werden seither von der Metallindustrie bezogen. Auch die anderen Münzanstalten stellen ihre Rohlinge nicht mehr selber her, sondern bekommen sie von Zulieferbetrieben. Durch spezielle Einrichtungen ist es möglich, in gesonderten Räumen unter leichtem Überdruck und völlig staubfreien Bedingungen die begehrten Spiegelglanzmünzen herzustellen. Der in den 1970-er Jahren in den Hof des Münzgebäudes eingebaute Tresor kann eine ganze Jahresproduktion aufnehmen. Der Zusammenschluss der Geldfabriken in Stuttgart und Karlsruhe erfolgte 1998 zu den Staatlichen Münzen Baden-Württemberg, dem nunmehr größten Münzprägebetrieb in Deutschland. Kurz darauf lief in allen deutschen Münzstätten die Produktion der neuen Euro-Münzen an. Aus eher bescheidenen Geldfabriken württembergischen Herzöge und badischen Markgrafen hat sich ein erfolgreicher moderner Industriebetrieb entwickelt, der sich auch durch die Herstellung von Medaillen zu zahlreichen Jubiläen und anderen Anlässen einen Namen macht.

Geldstücke mit überholter Aufschrift

Auf Auktionen erzielen Fehlprägungen aller Art beträchtliche Summen. Moderne Münztechnik und Hightech-Maschinen sowie strenge Kontrollen im Prägesaal reduzieren die Zahl der mangelhaften Stücke, die eine Münzstätte nicht verlassen dürfen. Dennoch schlüpft zur Freude der Sammler das eine oder andere Ausschuss-Exemplar durch, und das kann bei den hohen Auflagen auch nicht anders sein. Was aber geschieht, wenn in einer regulären Münzstätte Geldstücke mit originalen Werkzeugen nachgeprägt und damit numismatische Raritäten erzeugt werden, um sie gewinnbringend über Mittelsmänner an Sammler und Händler zu verkaufen? Handelt es sich um Fälschungen und sind ihre Hersteller Münzfälscher? Diese Frage mussten bundesdeutsche Gerichten in einem mehrjährigen Verfahren gegen Beteiligte des so genannten Karlsruher Münzskandals entscheiden, in dem es um hohe Summen ging.

Die meisten Prozessberichterstatter klassifizierten die Nachprägungen als Fälschungen, die Richter aber waren anderer Meinung, weil die Stücke ihrer Meinung nach in einer regulären Münzanstalt mit regulären Stempeln aus originalen Rohlingen hergestellt wurden, allerdings ohne dass ein amtlicher Prägeauftrag vorgelegen hätte. Drei in den Fall verwickelte Personen hatten angeblich nicht gewusst, dass das, was sie taten, illegal ist. Der Nominalwert der "nebenbei" hergestellten Nachprägungen wurde auf 2500 DM geschätzt, den mutmaßlichen Sammlerwert hat man auf eine halbe Million DM beziffert. Nicht in Zahlen auszudrücken war der Imageschaden für die Prägeanstalt und das numismatische Sammler- und Händlerwesen in der Bundesrepublik Deutschland. Da es sich bei manchen Stücken um Zwei- oder Fünfzig-Pfennig-Münzen handelte, kann man sich ausrechnen, dass die Zahl der Nachprägungen erheblich war.

Die peinliche Geschichte wäre vielleicht nicht passiert, hätte es nicht 1950 in Karlsruhe ein Versehen gegeben. Von dem von Richard Martin Werner entworfenen Fünfzig-Pfennig-Stück mit der knienden Frau, welche einen jungen Eichenbaum pflanzt, wurden 30 000 Exemplare mit der nicht mehr aktuellen Umschrift BANK DEUTSCHER LÄNDER hergestellt und in Umlauf gegeben. Korrekt wäre die Bezeichnung BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND gewesen. Warum die beanstandete Auflage nicht sofort vernichtet wurde, ist nicht bekannt. Man hat später dafür Sparsamkeitsgründe angegeben, denn wer konnte 1950 auch damit rechnen, dass die beanstandeten Münzen irgendwann in die Hände der Sammler und Händler gelangt, Liebhaberpreise erzielen werden.

Kombination von Dummheit und Raffgier

Um 1970 verfielen Mitarbeiter der Karlsruher Münze, durch Sammler auf die in ihrem Haus produzierten Raritäten aufmerksam gemacht, auf die fatale Idee, mit Hilfe der originalen Stempel Nachprägungen aller nach dem Krieg in Karlsruhe angefertigten Münzen herzustellen, angeblich auf Wunsch des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. Im Gerichtsverfahren wiesen dessen Vertreter jede Auftragserteilung von sich und betonten, dass Gefälligkeits- und Sonderausführungen von ihnen nicht gesammelt werden, sondern nur reguläre Stücke. Unter den "komischen" Nachprägungen ragten jener heiß begehrte Fünfziger BANK DEUTSCHER LÄNDER 1950 G heraus, aber auch ein Zwei-Pfennig-Stück von 1967 mit Eisenkern. Dass von den Fünfzigern nachträglich auch solche in Polierter Platte angefertigt wurden, unterstreicht das numismatische Unwissen der Beteiligten. Denn ein Blick in die Kataloge hätte ihnen gesagt, dass 1950 solche Spezialanfertigungen noch nicht üblich waren. Vermutlich ließ die Aussicht, den eigenen Arbeitslohn durch Verkäufe nachgemachter Raritäten aufzubessern, jede Vorsicht fahren, zumal es keine Probleme gab, die Machwerke unter die Leute zu bringen. Dass die Angelegenheit eine Eigengesetzlichkeit entwickelt und wie bei Goethes "Zauberlehrling" schon bald nicht mehr beherrschbar ist, und dass sie ein juristisches Nachspiel haben.

Ob Normal- oder PP-Ausführung - die in größeren Stückzahlen angefertigten Nachprägungen fanden den Weg aus der mit dem Buchstaben G zeichnenden Münzstätte im Herzen der ehemaligen badischen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe. Misstrauische Sammler und Händler ließen ihre Neuerwerbungen, für die sie mehrere hundert DM pro Stück bezahlt hatten, um die Jahreswende 1974/75 bei der Falschgeldstelle der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main auf Echtheit untersuchen. Die Prüfung der urplötzlich in größeren Mengen aufgetauchten Fünfzigpfennigmünzen BANK DEUTSCHER LÄNDER 1950 G sowie des Zweipfennigstücks von 1967 G mit Eisenkern ließ bei den Spezialisten die Alarmglocken klingen und brachte die Kriminalpolizei auf den Plan. Da die Kennung G nach Karlsruhe wies, wurden dort Ermittlungen vorgenommen, verbunden mit Hausdurchsuchungen und vielen unangenehmen Fragen an die Leitung der Münzstätte sowie bei Sammlern und Händlern nach der Herkunft der fraglichen Stücke. Zu dieser in einer Kombination von Dummheit und Raffgier zusammengestellten Kollektion gehörte auch eine Münze, die es eigentlich nicht geben dürfte - das Zweimarkstück mit dem Kopf von Max Planck von 1959 mit dem Münzbuchstaben G. Offiziell ist dieser Jahrgang niemals in Karlsruhe hergestellt worden.

Haftstrafen auf Bewährung

Die Hersteller der Karlsruher Nachprägungen müssen keine numismatischen Kenntnisse gehabt haben, denn sie verwendeten bei den Fünfzig-Pfennig-Stücken von 1950 BANK DEUTSCHER LÄNDER zwar den alten Stempel der Wertseite, kombinierten ihn aber mit einem neu angefertigten Bildseitenstempel und verwendeten neue Rändeleisen. Das musste Spezialisten auffallen, und an diesen Unterschieden erkennt man, ob es sich um eines jener 30 000 versehentlich angefertigten und dann aufgrund einer amtlichen Bekanntmachung offiziell in den Umlauf gebrachten Originale handelt oder um eine dieser illegalen Nachprägungen aus späterer Zeit.

Als der Fall vor Gericht kam, wurden die Angeklagten nicht wegen Falschmünzerei zu mehreren Haftstrafen, sondern nur wegen Diebstahls des Münzmetalls und Betruges zu mehrmonatigen Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Insgesamt beschäftigte der Vorgang, der in der deutschen Münzgeschichte einmalig ist, die Gerichte einschließlich des Bundesgerichtshofs fünf Jahre lang. Der bekannte Münz- und Geldhistoriker Herbert Rittmann, der die Prozesse verfolgt hatte, charakterisierte die Abnehmer der Karlsruher Nachprägungen oder, wie er sagte, der Fälschungen als "eine eng umgrenzte Sammlerschaft nur für solche Bundesmünzen, allenfalls noch für Reichsmünzen zurück bis 1871", die mit einem unglaublichen Spezialwissen und gründlicher Kenntnis der börsenmäßigen Marktsituation für diese Seltenheiten ausgestattet waren. "Man sah Händler und Sammler, die ohne weiteres bereit waren, Tausende für Münzen zu zahlen, die von der Schönheit, von der Münztechnik oder für die Geldgeschichte nicht das geringste hergeben - nur eben selten sind. Alle waren vor Gericht überaus intelligent, beschlagen und gewandt, auch jener Karlsruher Händler, der im Rockergewand und Sturzhelm unter dem Arm in den Zeugenstand trat - unvergessliche Eindrücke!"

10. März 2020

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