Kremnitz ist ein Star unter den Münzanstalten
Slowakische Traditionsfabrik hält für Sammler zahlreiche Prägungen aus alter und neuer Zeit bereit



Das Kremnitzer Bronzerelief aus dem Jahr 1925 vereint einen mittelalterlichen Münzpräger am Amboss, wie er in der Kuttenberger Barbarakirche an die Wand gemalt ist, mit einer modernen Friktionspresse.





Das Kremnitzer Münzmuseum lädt zum Besuch ein. Wer möchte, kann sich dort unter fachlicher Anleitung auch als "Münzmeister" mit Handstempel und Hammer am Amboss betätigen.



Dass der 1742 geprägte Marientaler von Maria Theresia als Königin von Ungarn und von Böhmen aus Kremnitz stammt, geht aus dem Münzbuchstaben KB hervor.



Die Medaille aus der Zeit de k. und k. Monarchie zeigt das Brustbild einer wehrhaften Hungaria als Symbolfigur des von den Habsburgern beherrschten Königreichs Ungarn und gewährt einen blick in die Gießerei und Münzpräge der Kremnitzer Geldfabrik.



Die Silbermünzen von 1941 und 1944 zu 20 und zehn Kronen mit Szenen aus der christlich geprägten Landesgeschichte stammen aus der Zeit, da die Slowakei ein Staat von Hitlers Gnaden war.



Das slowakische Zweieurostück von 2009 feiert 20 Jahre Samtene Revolution, in der die Tschechen und Slowaken die kommunistische Alleinparteienherrschaft abschütteln konnten.



Das slowakische Doppelkreuz ist auf Zwei- und Eineuromünzen gut zu erkennen, ganz klein daneben das Signet MK der Kemnitzer Prägeanstalt.



Im Kremnitzer Münzmuseum kann man Souvenirmedaillen kaufen. Diese Ausgabe kombiniert die Vorderseite eines mittelalterlichen Goldguldens mit dem Signum der slowakischen Prägeanstalt.



Medaillen schildern das Innenleben der Kremnitzer Münze. Zu sehen sind Uhlhornsche Kniehebelpressen sowie eine in der Barockzeit eingesetzte Spindelpresse, die von Mond und Sonne als Symbole für Silber und Gold flankiert ist. (Fotos: Caspar)

Die 49 034 Quadratkilometer große Slowakei mit heute 5,4 Millionen Einwohnern liegt zwischen Tschechien, Polen, der Ukraine, Ungarn und Österreich und blickt auf eine lange, bis in die Steinzeit und die Ära der Kelten zurück reichende Geschichte zurück. Lange Zeit gehörte die heutige Slowakei zur ungarischen Monarchie und wurde nur Oberungarn genannt. Einen eigenen Landesnamen und Sprache durften die Slowaken nicht verwenden. Im 19. Jahrhundert und dann im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) verstärkten sich die slowakischen Autonomiebestrebungen. Doch erst als sich nach dem Sturz der Habsburger Monarchie Ende 1918 der österreichisch-ungarische Vielvölkerstaat aufgelöst hatte, ergriffen die Slowaken eine Gelegenheit, sich aus der ungarischen Umklammerung zu lösen und gemeinsam mit den ebenfalls souverän gewordenen Tschechen einen gemeinsamen Staat zu bilden. Diese erste Tschechoslowakische Republik (CSR) wurde am 28. Oktober 1918 als selbstständige Republik mit Prag als gemeinsamer Hauptstadt ausgerufen. Enttäuschend für die Slowaken war, dass die erhoffte Autonomie innerhalb des Landes von der Zentralregierung nicht gewährt wurde. Das führte zu Spannungen zwischen beiden Landesteilen und am Ende 1993 zur Loslösung der Slowakei von der Tschechischen Republik.

Klerikal-faschistische Einparteiendiktatur

Nach der Okkupation des böhmischen Teils der Tschechoslowakei am 15. März 1939 durch die deutsche Wehrmacht und der Errichtung eines faschistischen Terrorregimes änderten sich die Verhältnisse in der Slowakei, dem anderen Landesteil. Das unter der Herrschaft des Präsidenten Jozef Tiso stehende Land war ein Satellitenstaat von Hitlers Gnaden. Slowakische Kollaborateure luden große Schuld auf sich, indem sie sich an der Verfolgung und Ermordung der Juden im Lande sowie von Oppositionellen und Antifaschisten beteiligten, die nach 1933 aus Hitlerdeutschland geflohen waren. Der erste, von 1939 bis 1945 bestehende slowakische Nationalstaat war eine klerikal-faschistische Einparteiendiktatur. Seine Truppen beteiligten sich 1939 am Überfall auf Polen und ab 1941 am Krieg gegen die Sowjetunion. Als Chef der Ludaken (etwa Volksparteiler), Ministerpräsident und Staatspräsident des diktatorisch regierten Slowakischen Staates kollaborierte der römisch-katholischer Priester und Theologe mit Nazi-Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von amerikanischen Einheiten im bayerischen Kloster Altötting festgenommen und an die Tschechoslowakei ausgeliefert. In Bratislava angeklagt und zum Tod verurteilt, wurde er am 18. April 1947 gehängt. In der Zeit, da er an der Macht war, hat man Gold- und Silbermünzen mit Tisos Brustbild geschmückt.

Der im August 1944 von Teilen der slowakischen Armee gegen den Einmarsch der Wehrmacht und das Tiso-Regime gerichtete Slowakische Nationalaufstand wurde nach zwei Monaten blutig niedergeschlagen. Die Slowakei wurde im April 1945 von der Roten Armee befreit und Teil der neugegründeten Tschechoslowakischen Republik. Im Zuge der Stalinisierung der CSR hat die Kommunistische Partei 1948 der bürgerliche Einfluss in der Prager Regierung ausgeschaltet. In eine Volksdemokratie umgewandelt, gehörte die Tschechoslowakische Sozialistische Republik (CSSR) zu den treuesten Vasallen und Verbündeten der Sowjetunion. Der Zerfall des kommunistischen Systems eröffnete den unter Moskauer Kuratel stehenden Ländern einschließlich der DDR neue Möglichkeiten nationaler und demokratischer Entfaltung. Wie wir schon seit Jahren beobachten, gibt es in einigen Ländern einen bedenklichen Trend zur Einparteienherrschaft und Einschränkung der 1989/90 errungenen Bürgerrechte. Die Tschechen und Slowaken haben sich 1993 unter unguten Umständen voneinander getrennt, doch haben sich, wie man hört, die Beziehungen beider Länder seither verbessert.

Reiche Ausbeute von Gold und Silber

Auf dem Boden der heutigen Slowakei kursierten böhmische, österreichische, ungarische und viele andere Münzen. Funde mit keltischen Münzen erinnern an die frühe Besiedlung des Landes. Über Jahrhunderte war die leistungsstarke und immer mit der neuesten Technik ausgestattete Prägeanstalt in Kremnitz (Kremnica) den Habsburgern zu Diensten, kenntlich an der Abkürzung K oder KB für den ungarischen Namen Körmöcbánya. Der Traditionsbetrieb hat ab 1918 alle tschechoslowakischen Münzen gefertigt und tut es heute für die Slowakische Republik. In der 1328 gegründeten Prägeanstalt wurden nach dem Muster der Münzen der Stadt Florenz sogenannte Floren und später Dukaten geprägt. Sie entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer der größten Geldfabriken in Österreich-Ungarn und zählt heute zu einem der ältesten noch arbeitenden Unternehmen dieser Art weltweit. Zu erkennen sind ihre Produkte am Münzzeichen MK im Kreis.

In Kremnitz und Umgebung wurde Gold mit einem Feingehalt zwischen neun und zwölf Karat gewonnen. Man rechnet, dass jährlich 165 Kilogramm von dieser nicht sehr hochwertigen Legierung gewonnen wurden. Da für Dukatengold wurde eine Reinheit von etwa 985/1000 verlangt wurde, musste das im Berg gewonnene Edelmetall für die Münzprägung noch extra aufbereitet werden. Sieben große und 24 kleine Bergbauunternehmen besaßen in Kremnitz um 1442 40 Mühlen und 19 Hochöfen. Für die Schmelze lieferten die umliegenden Wälder den Rohstoff zur Herstellung von Holzkohle. Im 15. Jahrhundert wurden Jahr für Jahr etwa 24.000 Goldmünzen hergestellt. Chef der Kremnitzer Münze war der vom König ernannte Kammerherr. Er überwachte Gewicht und Feinheit der Goldmünzen. 1548 erhielten die Patrizier- und Unternehmerfamilien Thurzo und Fugger eine Bergbaukonzession, die ihnen ein Jahrhundert lang entscheidenden Einfluss auf die gesamte Bergbauregion verschaffte. Aus der Geschichte der Stadt ist bekannt, dass das Leben dort nicht spannungsfrei verlief. Es kam zu schweren Konflikten zwischen reichen Familien und der Stadtarmut.

Suche nach Gold geht weiter

Die Münzstätte zu Kremnitz erlebte ein Auf und Ab ihrer Geschichte und wurde mehrfach aufgelöst, bis sie im 18. Jahrhundert zur wichtigsten Geldfabrik im Habsburgerreich avancierte. Um 1725 sollen hier mehr als die Hälfte der Landeswährung geprägt worden sein. Im Unterschied zur glanzvollen Rolle der Stadt als Münzstätte ging der Edelmetallabbau im Laufe der Jahrhunderte immer weiter zurück und wurde 1971 eingestellt. Zwischen 1300 und 1971 ergab der Bergbau 16.000 bis 17.000 Kilogramm Gold und 210.000 bis 220.000 Kilogramm Silber. Im Juli 2003 erwarb die kanadische Tournigan Gold Corporation die Kremnica Gold Geological Mining Co. und das Recht, Suchbohrungen auf einer Fläche von 16,5 Quadratkilometern durchzuführen. Wenn sie die vermutete Goldlagerstätte entdecken, so schätzen Experten, könnten in den kommenden Jahren bis zu 150.000 Kilogramm Gold gefördert werden. Doch hat man von nennenswerten Funden bisher noch nichts gehört.

Nach der Staatsgründung gilt in der heutigen Slowakei die Krone, die in 100 Heller unterteilt wird. Das Land entfaltete eine interessante und vielfältige Emission von Kurs- und Sondermünzen. Auf ihnen wird sowohl der Ausrufung der Slowakischen Republik im Jahr 1993 gedacht als auch das Leben und Werk bedeutender Vertreter des slowakischen Kultur- und Geisteslebens gewürdigt. Mit ansehnlichen Münzserien weist das Land auch auf seine natürlichen Schätze und Ereignisse seiner langen Geschichte hin. Natürlich ist auch die Aufnahme der Slowakei in die Europäische Union Thema von Gedenkstücken aus Gold und Platin. Hervorzuheben sind ferner Geldstücke, mit denen nationale Kulturdenkmäler und solche weithin bekannt gemacht werden, die auf die Unesco-Liste des Weltkulturerbes gesetzt wurden. Mit zahlreichen Medaillen hat die Münzstätte Kremnitz sich und ihre Geschichte gefeiert und tut es auch heute. Zu sehen sind auf ihnen unter anderem alten Illustrationen nachempfundene Szenen aus Münzstätten, die dort eingesetzten Spindelpressen und Kniehebelpressen, aber auch Gebäudeansichten und weitere Motive. Die Numismatischen Gesellschaften der Tschechen und Slowaken brachten interessante, mit Prägeszenen und Bildnissen versehene Medaillen heraus. Für Sammler, die sich auf das Thema "Numismatica in nummis" spezialisiert haben, tut sich mit diesen und zahlreichen anderen Prägestücken ein ebenso weites wie interessantes Feld auf.

Slowakische Nationalbank mit eigenem Museum

Im Zentrum von Kremnica befindet sich die slowakische Münzstätte. Das historische Bauwerk bestand ursprünglich aus mehreren gotischen Gebäuden aus dem 15. Jahrhundert, die aber im 16. Jahrhundert umgebaut und architektonisch angeglichen wurden. Die Geldschmiede besaß eine Wehranlage, eine Waffenkammer sowie eine Schatzkammer. In dem Gebäude ist ein sehenswertes Museum eingerichtet, in dem man tief in die Welt der Münzen und Medaillen eintauchen kann. Zum Rundgang gehört auch die Besichtigung der Räumlichkeiten, in denen die slowakischen Euro-Münzen geprägt werden. Im Kremnitzer Museum für Münzen und Medaillen dokumentiert die Slowakische Nationalbank die Geschichte des Geldes in der Slowakei von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart, wobei die Produktion der Kremnitzer Münze besonders betont wird. Hier lernt man unterschiedliche Arten von Zahlungsmitteln kennen. Das Spektrum reicht von vormünzlichem Geld in Gestalt von Barren und Ringen aus Bronze über antike und mittelalterliche Münzen bis zu Geldzeichen der Gegenwart. Außerdem wird die Medaillenkunst anhand ausgewählter Beispiele von der Renaissance über den Barock und Klassizismus bis zum Jugendstil und modernen Formen gezeigt.

Von technikhistorischem Wert sind historische Prägemaschinen aus der Zeit, als von 1881 bis 1889 die Münzanstalt umgebaut und in den alten Gebäudekomplex aus der Mitte des 15. Jahrhunderts integriert wurde. Ab 1892 wurde die Geldfabrik im Zusammenhang mit der Einführung der österreichisch-ungarischen Währung mit Kniehebelpressen der Firma Uhlhorn ausgestattet. Einige Maschinen stammen noch aus den früheren Münzanstalten in Baia Mare (ungarisch Nagybanya) und Alba Iulia auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. In der Geldpräge arbeiteten 14 aus Deutschland importierte Maschinen vom Typ Uhlhorn und zwei Maschinen vom Typ Loewe. Die gesamte Einrichtung wurde mittels einer bis heute erhaltenen Transmissionsanlage mit Dampfkraft angetrieben. Ein besonderes Highlight dürfte innerhalb des Rundgangs der Abstieg in eine Grube in den unterirdischen Räumen des Museums sein. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ die ungarische Regierung alle Maschinen nach Budapest schaffen. Deshalb bestellte die Regierung bei der Wiener Firma Vulkan neue Prägemaschinen, die einen Druck von 50, 80, und 120 Tonnen ausüben konnten. Die erste elektrisch angetriebene Maschine wurde am 2. Juni 1921 mit der Herstellung der ersten Zwanzighellermünzen in Betrieb genommen.

9. März 2020

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