Kleine Exzellenz als Medaillendesigner
Womit Adolph Menzel Geld verdiente, bevor er als Maler und Grafiker berühmt und begehrt war





Die Medaillen von 1838 und 1839 zu Ehren des preußischen Kronprinzen, ab 1740 König Friedrich II. von Preußen, und des Staatsministers Philipp von Ladenberg gehen auf Menzels Entwürfe zurück, ohne dass dieser extra erwähnt wird.





Der von dem 25-jährigen Adolph Menzel gefertigte Entwurf für die Gutenberg-Medaille von 1840 trägt die Signaturen LOOS für den Hersteller und KÖNIG für den Stempelschneider.



Reinhold Begas schuf diese in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel ausgestellte Marmorbüste der "kleinen Exzellenz".



Nach umfangreichen Vorstudien und vielen Detailzeichnungen schuf Menzel die Vorlagen für Buchillustrationen sowie zahlreiche Gemälde über geschichtliche Themen und Beobachtungen seiner Zeit. Die Holzstich zeigt eine Versammlung der Akademie der Wissenschaften unter der Präsidentschaft Friedrichs II., der ganz hinten Platz genommen hat.







In der Menzel-Ausstellung des Märkischen Museums waren 2015 Grafiken, Gemälde und Briefe sowie Hinterlassenschaften von Adolph Menzel zu sehen.



Die Kunst trauert um Adolph Menzel, der ein Berliner Original war, das biblische Alter von 90 Jahren erreichte und ein riesengroßes, aus Gemälden und Zeichnungen sowie Briefen bestehendes Werk hinterließ.



Die DDR-Gedenkmünzen zu Ehren von Caspar David Friedrich und Adolph Menzel passen gut in eine Sammlung zum Thema "Künstler auf Münzen und Medaillen". (Fotos/Repros: Caspar)

Es war und ist nicht ungewöhnlich, dass sich Maler, Architekten, Bildhauer und andere Künstler sozusagen im Nebenberuf als Medailleure betätigen, aber nicht selber die Stempel schneiden. Genannt seien unter vielen anderen der Maler Antoine Pesne, der Grafiker Daniel Chodowiecki sowie die Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Karl Friedrich Schinkel, die im 18. und 19. Jahrhundert gelegentlich Medaillenentwürfe zeichneten. Was Adolph Menzel auf diesem Gebiet geleistet hat, legt Werner Hansen im neuen Heft 27 der Beiträge zur brandenburgisch-preußischen Numismatik (2019) dar. In dem Aufsatz sind die von dem damals noch jungen Künstler entworfene Medaillen beschrieben und abgebildet. Sie nennen zwar die Hersteller und Stempelschneider, nicht aber den Designer Menzel, dem zur Entstehungszeit eine große Karriere als Chronist vor allem von Ereignissen und Gestalten der Zeit des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, bevor stand.

Auf Menzels Entwürfe gehen Ehrenmedaillen des Lübecker und des Bremer Senats von 1835 und 1836 sowie eine Medaille von 1838 auf die Aufnahme des damaligen Kronprinzen und ab 1740 preußischen Königs Friedrich II. in die Freimaurerloge. Zu nennen sind ferner die von dem erst Vierundzwanzigjährigen gestalteten Medaillen von 1839 auf das dreihundertjährige Jubiläum der Einführung der Lutherschen Reformation in Kurbrandenburg sowie von 1840 auf das Gutenbergfest in Leipzig anlässlich der Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Ferner hat Menzel eine Medaille zu Ehren des für Domänen und Forsten zuständigen preußischen Ministers Philipp von Ladenberg von 1839 und zwei Entwürfe für den Baumeister Karl Friedrich Schinkel entworfen.

Königskrönung und Eisenwalzwerk

Da der junge Menzel nach dem Tod seines Vaters für seine Familie sorgen musste, war er nicht nur als Medaillendesigner, sondern auch als Werbegrafiker und Lithograph tätig, bevor ihm der Durchbruch als Grafiker und Maler historischer Themen und Beobachter und Chronist von Ereignissen und Gestalten seiner Zeit gelang. Im Zusammenhang mit der Krönung König Wilhelms und seiner Gemahlin Augusta am 18. Oktober 1861 in Königsberg erhielt Menzel den ehrenvollen Auftrag, diesen Staatsakt zu malen. Nach vielen Porträt- und Raumstudien sowie Eingriffen des Königs in den künstlerischen Schaffensprozess hat Menzel das 445 mal 345 cm große Werk, das einzige in staatlichem Auftrag, vollendet. Ruhm und Bewunderung brachte ihm das 158 mal 254 cm große "Eisenwalzwerk" aus dem Jahr 1875 ein. In Öl auf Leinwand gemalt, wurde die Fabrikszene 1875 von dem Bankier Adolph von Liebermann für 11.000 Taler gekauft, doch ging es schon bald nach der Pleite des Käufers für 30.000 Taler an die Berliner Nationalgalerie. Deren Direktor Max Jordan bezeichnete das Bild gegenüber dem preußischen Kulturministerium als "ergreifendes Werk des Heldenmutes der Pflicht" und "Verherrlichung der groben Arbeit des modernen Culturlebens". Im Berliner Kupferstichkabinett blieben zahlreichen anderen Bleistiftzeichnungen von Adolph Menzel auch die Vorstudien für dieses großartige Gemälde erhalten.

Werner Hansen zufolge war das Auffinden der von Menzel zwischen 1835 und 1840 entworfenen Medaillen nicht einfach, weil auf ihnen diesbezügliche Hinweise fehlen. Der Künstler habe seine Themen ansprechend gestaltet und die Anlässe zur Herausgabe der Medaillen angemessen, bisweilen virtuos bewältigt, schreibt Hansen. Allerdings folgte Menzel dem damals üblichen klassizistischen Kanon "mit einem eher strengen Bildaufbau und nach Möglichkeit mit Personal und Symbolik aus der Antike". Ein Individualstil lasse sich bei Menzel anhand der bekannten Exemplare nicht feststellen. Mit Illustrationen für eine später in vielen Auflagen publizierte Biographie des preußischen Königs Friedrich II. beschäftigt, hat Menzel später keine Entwürfe für Medaillen mehr gezeichnet.

Bilder für Freunde des Vaterlandes

Von Kaiser Wilhelm II. 1899 in den Adelsstand erhoben, war die "kleine Exzellenz" schon zu Lebzeiten Kult. Der nur 150 Zentimeter große Künstler war ein genialer Autodidakt. Er entwickelte sich mit unermüdlichem Fleiß vom Handwerker im lithografischen Gewerbe zu einem alles überragenden Künstler, der bis heute einen großen Bekanntheitsgrad besitzt. Mit seinen an detailverliebten Studien an historischen Bauwerken, Waffen, Kostümen, Fahnen und anderen Objekten sowie an zeitgenössischen Porträts orientierten Buchillustrationen und Historiengemälden hat Menzel wesentlich das Bild geprägt, das wir uns bis heute von Preußen und seinem Herrscherhaus sowie von Berlin und seinen Bewohnern machen. Viele auch durch Münzen und Medaillen gewürdigte Personen fanden in Menzels Werk Beachtung, allen voran König Friedrich II. Ein Jahrhundert nach dessen Thronbesteigung erschien 1840 das von dem Berliner Kunsthistoriker Franz Kugler verfasste und den "Freunden des Vaterlandes" gewidmete Werk "Geschichte Friedrichs des Großen". Versehen mit Illustrationen von Adolph Menzel, erlebte die Biographie zahlreiche Auflagen. Die Idee des Leipziger Verlegers J. J. Weber, das Buch von dem jungen Menzel illustrieren zu lassen, erwies sich als ausgesprochen glücklich und verkaufsfördernd und trug wesentlich zum Ruhm des 1815 in Breslau geborenen Künstlers bei.

Als Adolph Menzel 1905 in Berlin starb, folgten Tausende seinem Sarg. Wilhelm II. war selbst zur Trauerfeier für den Ritter des Schwarzen Adlerordens in der Rotunde des Alten Museums gekommen. Die Schleife am Kranz des Kaisers trug die für ihn charakteristische Aufschrift "Dem Ruhmesverkünder Friedrichs des Großen und seines Heeres", eine Widmung, die dem Verstorbenen kaum gefallen haben dürfte. Denn er verstand sich keineswegs als Apologet der Hohenzollern und schon gar nicht ihrer Kriege und Soldaten, sondern als ein um höchste Authentizität bemühter, emsig arbeitender Gestalter von Historie und Gegenwart mit Stift, Pinsel und Skizzenblock. Menzel entdeckte neuartige Bildthemen und brachte dabei gern auch manches Beiläufige und Skurrile ans Tageslicht. Sein Œuvre wird auf 180 Gemälde, 1.200 Druckgrafiken, 12.000 Zeichnungen als Einzelblätter und in Skizzenbüchern geschätzt. Hinzu kommen rund 1.600 Briefe.

Ausstellung "Ich. Menzel" im Märkischen Museum

Im Menzel-Jubiläumsjahr 2015 konnte die Stiftung Stadtmuseum Berlin das achtseitige Manuskript einer frühen Autobiografie des Künstlers von 1865 erwerben. Eine spätere Darstellung seines Lebens von 1874 betitelte er selbstbewusst mit "ich.", womit der Titel der in Zusammenarbeit mit der Adolph Menzel Gesellschaft Berlin e. V. präsentierten Ausstellung gefunden war. Die von der Stiftung Stadtmuseum Berlin im Märkischen Museum zum 200. Geburtstag des Malers und Zeichners Adolph Menzel gezeigte Ausstellung "Ich. Menzel" zeigte erstmals in dieser Form die Menzel-Bestände des Märkischen Museums und früheren Berlin Museums zusammen. Zu sehen waren neben Gemälden auch zahlreiche Zeichnungen sowie als besondere Raritäten lithografische Steine, die von dem gelernten Steindrucker Menzel eigenhändig bearbeitet wurden und wie durch ein Wunder alle Zeiten überstanden haben. Aus dem Besitz des Künstlers stammten überdies eine von ihm benutzte Palette mit alten Farbklecksen, eine Auswahl von schwungvoll geschriebenen Briefen, ein Spazierstock mit einem als Pferdefuß geformten Griff aus Elfenbein und ein Reisepass, der Auskunft über die Körpergröße des Meisters gibt. Hinzu kamen Notizhefte, Skizzenbücher, Fotos sowie Reproduktionen seiner Bilder. Menzel musste auf Stühle oder Leitern klettern, wenn er Personen und Objekten seines Interesses auf Augenhöhe nahe sein wollte. Ein solcher in der Ausstellung gezeigter Stuhl mit hoher Lehne stammt aus dem letzten Atelier des Künstlers.

Ausbaufähiges Sammelgebiet

Als Adolph Menzel am 9. Februar 1905 gestorben war, widmete Albert Moritz Wolff ihm eine schöne Medaille mit seinem Bildnis sowie der an einer Urne trauernden Muse der Malerei sowie der von Friedrich Schiller stammenden Inschrift "Rühmend darf's der / Deutsche sagen, / Höher darf das Herz / ihm schlagen: / Selbst erschuf er sich den Wert". Die aus Silber und Bronze in der AWES Münze Berlin gefertigte Medaille kommt in den Größen 30 und 60 Millimeter vor. Aus dem gleichen Anlass kamen weitere Medaillen heraus, so eine Prägung mit Brustbild und einem am Boden zusammen gekauerten Genius, der sich vor Trauer die Hände vors Gesicht hält (Autor: Heinz Weddig) und eine weitere ebenfalls mit dem Brustbild des Malers und einem Palmenzweig mit der Inschrift "Dem Altmeister deutscher Kunst" (Autor: Hermann Weckwerth).

Münzen und Medaillen zu Ehren von Malern, Bildhauern, Architekten, Musikern und anderen Künstlern sind beliebte Sammelstücke. Wenn man sucht, findet man in Sammlungen und der numismatischen Literatur zahlreiche Belegstücke, die ab und zu auch vom Münzhandel angeboten werden. Darunter befindet sich eine von Reinhold Begas geschaffene Medaille, die die Königliche Akademie der Künste zu Berlin zum 80. Geburtstag ihres berühmten Mitglieds herausgab. Auch hier wird das Bildnis des Jubilars mit einer Allegorie verbunden. Sie besteht aus einer Eule, die auf einem ionischen Kapitell sitzt und Malerutensilien und einen Lorbeerzweig bewacht. Die Bundesrepublik Deutschland und bis 1990 die DDR haben keine Gelegenheit ausgelassen, um große Künstler durch Gedenkmünzen zu ehren. Als 1980 die DDR eine Fünf-Mark-Münze zu Menzels 75. Todestag heraus brachte, bildete der Gestalter Gerhard Rommel den Charakterkopf des Mannes ab, dem wir das "Flötenkonzert", die "Tafelrunde Friedrichs des Großen", das "Eisenwalzwerk" sowie unzählige Grafiken und Zeichnungen verdanken.

23. Januar 2020

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"