"Ein Adler fängt keine Mücken"
Mit seiner Münzreform von 1750 brachte König Friedrich II. Ordnung und Übersicht in das preußische Geldwesen



Angesichts der unbefriedigenden Währungsverhältnisse in Preußen und der kriegerischen Aktivitäten war es für Friedrich II. nur eine Frage der Zeit für tiefgreifende Veränderungen auch im Münzwesen seines Landes. Die Denkmäler in Rheinsberg und Neuhardenberg sowie die Porzellanfigur im Schloss Branitz ehren ihn Kronprinzen sowie als weisen und kriegerischen Helden und als Landesvater mit seinen über alles geliebten Hunden.



Bei seiner Thronbesteigung am 31. Mai 1740 versprach der achtundzwanzigjährige König Friedrich II. von Preußen auf Huldigungsmedaillen einen Untertanen die Herrschaft von Wahrheit, Recht und Glück. Auf der Medaille fliegt der Preußenadler vom Fels zum Meer. 1851 wurde der königlich-preußische Hausorden mit diesem Motto gestiftet.



Im Kloster Zinna wurde 1667 Münzgeschichte geschrieben, als sich die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen auf einen gemeinsamen Münzfuß einigten, also die Herstellung von Talern, Gulden und Groschen von gleichem Gewicht und Feingehalt, allerdings unterschiedlichen Prägebildern. Als sich ein Jahr später die braunschweigischen Herzogtümer dem Zinnaer Münzfuß anschlossen und 1690 von den drei Vertragspartnern der verbesserte Leipziger Münzfuß geschaffen wurde, entstand ein relativ einheitliches Währungsgebiet.



Die Buchstaben D auf dem Achtgroschenstück von 1754 und das A auf dem Reichstaler von 1785 geben die Herkunft aus den preußischen Münzstätten in Aurich und Berlin an.



Die aus Münzfunden stammenden goldenen Friedrichs d'ors hatten den Wert von fünf Reichstalern, andere Schätze im Brandenburger Paulikloster bestehen aus preußischen Halbtalerstücken.



Preußische Münzen, und nicht nur sie, wurden zu Zeiten Friedrichs II. noch vielfach in Handarbeit hergestellt, auf dem Kupferstich sieht man im Hintergrund eine Spindelpresse und vorn einen Arbeiter, der aus einem Blech einzelne Ronden schlägt.



Mit der Medaille von 1764 feierte Friedrich II. die Fortsetzung der Münzreform von 1750.



Laut Münzzeichen A, B und C stammen die Reichstaler mit dem Bildnis des Königs und dem preußischen Adler über Kanonen, Fahnen und Pauken aus Berlin, Breslau und Kleve.



Im 19. Jahrhundert verherrlichte dieser Holzschnitt den militärischen Ruhm Friedrichs II., daneben zeigt die Grafik von Adolph Menzel den König als Flötenspieler bei einem Hofkonzert. (Fotos/Repros: Caspar)

Als König Friedrich II. von Preußen am 31. Mai 1740 den Thron bestieg, blieb das Münzwesen seines Reiches zunächst von Veränderungen verschont. Bessere Sorten wie Dukaten und Taler wurden wie bisher vor allem zu Repräsentationszwecken geprägt, denn das Bildnis des jungen Königs sollte so schnell und so gut wie möglich verbreitet werden. Zu seiner Huldigung 1740 ließ der Monarch nach alter Tradition Medaillen und Münzen unters Volk werfen sowie an befreundete Höfe verteilen. Die Inschrift VERITATE ET IVSTITIAE (Für Wahrheit und Recht) auf den Huldigungsmedaillen war Programm. Denn gleich nach seiner Thronbesteigung schaffte der König die Folter ab und schränkte die Anwendung der Todesstrafe auf besonders schwere Verbrechen ein. Unter seiner Herrschaft kamen die unter seinem Vater, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., verachteten Musen und Wissenschaften wieder zu ihrem Recht.

Am Ende seines ersten Regierungsjahrs stürzte sich der erst achtundzwanzigjährige Monarch, auf Ruhm und Ehre erpicht und um die Arrondierung und Ausweitung seiner zerklüfteten Monarchie bemüht, in ein gewagtes Kriegsabenteuer mit dem Ziel, den Habsburgern die reiche Provinz Schlesien abzujagen. Fragwürdige Besitztitel in Anspruch nehmend, gab Friedrich, den man schon bald wegen seiner militärischen Erfolge einen Großen nannte, seine bisher propagierten Prinzipien über Recht und Gerechtigkeit auf. "O Ruhm, dem ich zum Opfer bringe / All mein Kurzweil und Begier; / O Ruhm, du meines Glaubens Schwinge, / Gönn' meinen Taten deine Zier! / Du kannst, wenn ich ins Grab gesunken, / Bewahren einen schwachen Funken / Vom Geiste, der in mir geloht; / Die Schranken tu mir auf zum Siege; / Damit ich deine Bahn durchfliege, / Dir treu im Leben und im Tod", schrieb Friedrich 1734 in seiner Ode "Sur la Gloire" (Über den Ruhm), und so war militärischen Ruhm zu erlangen und sich einen "Namen" zu machen, das höchste Ziel des Kronprinzen und ab 1740 Königs von Preußen.

Verlangen nach kriegerischem Ruhm

Seinem literarischen Berater Charles Etienne Jordan vertraute er 1740 am Beginn des Ersten Schlesischen Kriegs an: "Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaften, das Verlangen nach Ruhm, ja, auch um Dir nichts zu verbergen, selbst die Neugierde, mit einem Wort ein geheimer Instinkt, hat mich der Süßigkeit der Ruhe, die ich kostete, entrissen, und die Genugtuung, meinen Namen in den Zeitungen und dereinst in der Geschichte zu lesen, hat mich verführt." Über die Rechtmäßigkeit seines Kriegs machte sich der König wenig Gedanke. "Wenn man im Vorteil ist, soll man ihn ausnutzen oder nicht? Ich bin mit meinen Truppen zu allem bereit. Wenn ich meinen Vorteil ausnutze, so wird man sagen, ich hätte mich geschickt der Überlegenheit bedient, die ich über meine Nachbarn habe. [...] Die Rechtsfrage ist Sache der Minister, also die Ihrige; es ist Zeit, im Geheimen daran zu arbeiten, denn die Befehle an die Truppen sind gegeben", wies Friedrich seinen Minister Graf Heinrich von Podewils im November 1740 an.

Später soll der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire, der eine Zeitlang in Sanssouci gewohnt hatte und bis zu seinem Tod mit dem König von Preußen in brieflichem Kontakt stand, über diesen gesagt haben, er sei ein gekrönter Menschenfresser, und es gab manch andere, nicht weniger drastische Urteile. So klaffte in Friedrichs 46jähriger Regierungszeit eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Hier der feinsinnige Musensohn und glänzende Gesprächspartner, Komponist, Flötenspieler und stets französisch schreibende Autor, dort der risikobereite und tollkühne Feldherr, der unzählige Soldaten für seine Interessen auf den Schlachtfeldern verbluten ließ und selber mehr als einmal am Rand des Abgrundes stand.

Reichstaler mit Bildnis und Adler

In seinen "Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburgs" und bei anderen Gelegenheiten unterstrich der König sein Interesse an geordneten Finanzverhältnissen in Preußen. Zeit seiner Regentschaft war er sein eigener Finanzminister. "Die Veränderung, die nach dem Dreißigjährigen Kriege im Lande vorging, war allgemein. Auch die Münzen erfuhren sie, ebenso wie alles andre. Ehemals war die Mark Silber [ein Gewicht von rund 233 Gramm, H. C.] im ganzen deutschen Reiche zu neun Taler ausgeprägt worden; aber der Große Kurfürst sah sich durch die glücklichen Zeiten genötigt, zu allerlei Hilfsmitteln Zuflucht zu nehmen, um die Staatsausgaben bestreiten zu können. Er gab im Jahre 1651 ein Edikt, worin er den Wert der gangbaren Münzsorten bestimmte; auch ließ er beträchtliche Summen in Groschen und Pfennigen schlagen, deren innerer Wert ungefähr ein Drittel von dem angenommenen betrug. [...] Im Jahre 1690 besprach sich Friedrich I. [zu diesem Zeitpunkt noch Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, H. C.] mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Herzog von Hannover über die Mittel, den Konventionsfuß von Zinna aufrechtzuerhalten; da sie aber sahen, dass dies unmöglich war, so kamen sie überein, dass in ihren Staaten bei den Gulden und Achtgroschenstücken die Mark zu zwölf Taler ausgeprägt werden sollte. Dies nennt man den Leipziger Münzfuß, der noch jetzt gewöhnlich ist."

Eigentlich sei die Münze erst durch seine Bemühungen errichtet worden, schrieb Friedrich II. in seinem Politischen Testament von 1752 und übertrieb dabei, denn natürlich gab es schon vor ihm gut funktionierende Prägeanstalten in Brandenburg und Preußen und eigenes Geld mit Krone, Adler und Kurzepter. Die 1750 von ihm initiierte, jedoch mit dem Namen des aus Braunschweig stammenden Generalmünzdirektors Johann Philipp Graumann (auch Grauman geschrieben) verbundene Münzreform erzielte die erhofften gigantischen Gewinne nicht. Auch konnten preußische Münzen schon wegen der Knappheit an Edelmetall mit denen anderer Ländern nicht konkurrieren. Aus der Münzreform ging jedoch der Reichstaler mit dem königlichen Bildnis und dem Preußenadler hervor, eine Silbermünze, die bis ins 19. Jahrhundert geprägt wurde und im Kaiserreich als Drei-Mark-Stück fortlebte. Der Buchstabe A auf unseren Markstücken und Pfennigen und ab 2002 den Euro-Münzen geht auf jene Reform von 1750 zurück. Sie bestimmte, dass alle in Berlin hergestellten Geldstücke mit dem ersten Buchstaben des Alphabets gezeichnet werden, und gab den anderen Münzanstalten weitere Buchstaben. Glücksschmiede und Projektemacher

Da Friedrich nach eigenem Bekunden "die rechte Art des Münzwesens bisher nicht vollkommen verstand", sah er sich bei der Vorbereitung der Münzreform nach einem Fachmann um und fand ihn in Johann Philipp Graumann (auch Grauman geschrieben). Im Dienst des Herzogs Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel, eines Schwagers von Friedrich II., stehend, war Grauman als Kommissar für die herzogliche Finanzverwaltung und das Münzwesen zuständig. In seinen Schriften hatte er sich dafür ausgesprochen, den Edelmetallgehalt der Geldstücke zu vermindern, um dem Staat durch einen hohen Schlagschatz, also die Differenz zwischen dem Nennwert der Münze und dem Edelmetallgehalt abzüglich der Prägekosten, zusätzliche Einnahmen zu verschaffen.

Als Generalmünzdirektor hatte Graumann den Auftrag, ungeachtet des Fehlens von Edelmetall- und anderen Ressourcen die hochgesteckten wirtschaftlichen, politischen und militärischen Ziele seines Königs verwirklichen zu helfen. Das ist nur bedingt gelungen. Friedrich von Schrötter, der profunde Kenner der preußischen Münzgeschichte, hielt Graumann Unbeständigkeit und Unruhe vor. Er habe fortwährend neue Pläne geschmiedet, und es habe ihm die Beharrlichkeit gefehlt, eine einmal übernommene Aufgabe zu Ende zu führen. "Auch ihm haftet etwas von der Art jener Glücksschmiede und Projektemacher an, die damals an allen Höfen umherzogen und ihre Finanzkünste anboten." Wie hoch der König seinen Generalmünzdirektor schätzte, der laut von Schrötter doch so in den "Luftgebilden seiner Phantasie" lebte, mag zeigen, dass dieser aus dem Bürgertum stammende Beamte dreimal so viel Gehalt wie ein adeliger Minister erhielt. Solange sich der Chef der Münzverwaltung der königlichen Gnade erfreute, verkehrte er als direkter Untergebener mit dem Monarchen fast wie mit seinesgleichen. Man geht sicher nicht zu weit zu sagen, dass der König und sein Münzexperte Seelenverwandte waren, mutig, risikobereit und visionär. Es mag Friedrich gefallen haben, dass sich Graumann und seine Mission mit einem Adler verglich, der keine Mücken fängt, sich also nicht mit Kleinigkeiten abgibt. Doch als das Graumannsche System nicht die versprochenen Erfolge zeigte, blieben Konflikte nicht aus.

Hoffnung auf bedeutende Gewinne

Die nach Graumann benannte Münzreform trat am 14. Juli 1750 in Kraft. Mit ihr wollten der König und sein Generalmünzdirektor verhindern, dass die noch vorhandenen schweren preußischen Silbermünzen weiter ins Ausland abwandern und dort eingeschmolzen werden. Zugleich sollte Preußen mit den Neuerungen von einströmenden fremden Münzen unabhängig gemacht werden, und auf der anderen Seite sollte den preußischen Münzen überregional größere Geltung verschafft werden als es bisher der Fall war. Vieles wurde verwirklicht, andere Pläne nicht. Dazu gehörte die Vision, Berlin zu einem angesehenen "Wechselplatz" zu machen, von dem aus riesige Mengen geprägten Goldes und Silbers ausgeführt werden. Er hätte dem König erlaubt, ähnlich große Gewinne zu erwirtschaften wie es bei den holländischen Dukaten, den österreichischen Levantetalern, französischen Laubtalern und anderen Nominalen der Fall war, die überall umliefen. "Es ist geplant, Münzstätten in Königsberg, Stettin, Breslau, zwei in Berlin, eine in Magdeburg, eine in Cleve, eine in Aurich und eine in Neuchâtel zu errichten. [...] Sobald diese Münzstätten alle eingerichtet sind, wird man jährlich eine Zahl von 20 Millionen prägen lassen, die den Bilanzen entspricht, welche Portugal und Spanien jährlich an Europa zahlen. Die Folgen dieser Einrichtung sind, dass wir den Wechselkurs an uns ziehen, da wir die einzigen sind, die Münzen prägen. Wer Silbersendungen zu machen hat, muss sich an uns wenden [...]. Dieser günstige Wechselkurs ist das höchste Glück für unseren Staat. Der Herrscher gewinnt aus diesem einzigen Zweig eine Million und mehr an Einkünften, ungerechnet den Gewinn der der Kaufleute, der die Hälfte betragen kann", notierte Friedrich 1752 in seinem Politischen Testament. Die Wirklichkeit sah aber anders aus, und die enormen Geldmengen blieben ein Wunschtraum. Das galt, nebenbei gesagt, auch für die künstliche Erzeugung von Gold mit Hilfe des Steins der Weisen. Auf diesem Weg erzeugtes Edelmetall hätte den König, wenn er Erfolge gehabt hätte, seiner finanziellen Sorgen enthoben.

Mit der Graumannsche Münzreform wurde ein neues Nominal aus der Taufe gehoben, der Reichstaler. Vierzehn Stück mit einem Gewicht von je 22,27 Gramm und einem Feinsilbergehalt von 16,70 Gramm wurden aus der kölnischen Mark zu 233,8 Gramm gewonnen. Gegenüber dem alten, schweren Taler nach dem Reichsmünzfuß von 1566, bei dem neun Stück auf die kölnische Mark gingen, waren die neuen Münzen mit dem königlichem Bildnis und dem von Fahnen flankierten Adler erheblich leichter. Geteilt wurde das neue Nominal in Halb-, Drittel- und Vierteltaler, hinzu kamen Sechstel- und Zwölfteltaler sowie Groschen und Halbgroschen. Daneben existierten andere Silberwerte vom Achtzehngröscher bis Kreuzer und Gröschel sowie einige Kupfermünzen. Außerdem wurden Goldmünzen geprägt, und zwar Doppelfriedrichs d'or, Einfriedrichs d'or und ½ Friedrichs d'or, die zehn, fünf und 2 ½ Talern galten, sowie Dukaten.

Einheitliches Design und saubere Prägung

Im Zusammenhang mit der Münzreform setzte der König außerdem die Gehälter seiner bisher nicht sonderlich gut bezahlten Münzmeister herauf, verbot ihnen aber gleichzeitig jede Nebentätigkeit und den Handel mit Münzmetallen "bei Vermeidung dero schwersten Ungnade". Die bisher ziemlich autonom als Unternehmer wirtschaftenden Münzmeister wurden zu technischen Angestellten herab gestuft, ihnen an die Seiten wurden Kontrolleure gestellt. Dass königliche Verwarnungen mehrfach wiederholt werden mussten, zeigt die geringe Neigung leitender Münzbeamter, sich dem königlichen Willen zu fügen und von alten Gewohnheiten zu lassen.

Dass die neue Münze Reichstaler hieß, entsprach einer strategischen Überlegung. Der Name sollte den preußischen Münzen zusätzliche Anerkennung im römisch-deutschen Reich verschaffen und seine überregionale Akzeptanz erhöhen, was aber nur bedingt gelang. Um zu verhindern, dass die neuen Münzen beschnitten werden, bekamen die besseren Sorten einen gekerbten Rand. So musste eine Gewichtsverminderung durch Beschneiden oder Befeilen sofort auffallen. Deutlich wird die Mühe um ein einheitliches Design und saubere Prägung. Da Preußen keine eigenen Edelmetallvorkommen besaß, mussten die Rohstoffe meist in Gestalt fremder Gold- und Silberstücke sowie Barren und Bruchstücken auf dem nationalen und internationalen Markt gekauft werden. Das verteuerte die Geldproduktion, und so wurden die Münzanstalten in Magdeburg, Stettin, Kleve und Aurich wegen mangelnder Aufträge bald wieder still gelegt.

Angesichts der Schwierigkeiten bei der Münzproduktion richtete sich der Zorn des Königs gegen Graumann. Der Generalmünzdirektor hatte hohe Gewinnerwartungen geweckt, als er eine Verzehnfachung des Personals der Münzstätten und eine Modernisierung ihrer technischen Ausstattung forderte. Um seine Gewinne fürchtend, fragte der König besorgt, "die Berliner Münze stehet Stille es ist weder goldt noch Silber dahr, wohr (woher) Kriegen Wiehr Goldt her?". Graumann konnte nicht helfen und bekam schon bald königliche Ungnade und war hämischen Angriffen ausgesetzt. Ihm wurde sogar nachgesagt, er sei der Trunkenheit und dem "schönen Geschlecht" allzu ergeben gewesen. Dass der König seinem früheren Vertrauten das Gehalt weiter zahlte, mag aus der Überlegung resultieren, er könne Preußen verlassen und sein Wissen anderweitig verwenden, vielleicht sogar gegen seinen bisherigen Arbeitgeber. Außerdem war sich Friedrich durchaus der Bedeutung der Reform ungeachtet ihres torsohaften Charakters bewusst.

Kennung durch feststehende Buchstaben

Gegenüber der schwierigen Frage, wie das Edelmetall beschafft werden soll, waren andere Punkte des Graumannschen Reformprogramms einfacher zu bewältigen. So wurde die aus dem Mittelalter stammende Praxis der Kennzeichnung der Münzen durch Monogrammen oder Symbole durch ein Buchstabenalphabet nach französischem Vorbild abgelöst. Das kam dem Bestreben des absolut regierenden Herrschers entgegen, auch im Münzwesen Ordnung und Übersicht zu schaffen und den Leitern der Prägeanstalten die Möglichkeit zu nehmen, auf Kosten des Staates Privatgeschäfte zu tätigen. Indem die bisher als Unternehmer ziemlich autonom wirtschaftenden Münzmeister zu technischen Angestellten herabgestuft und die Münzstätten in Staatsbetriebe umgewandelt wurden, verloren sie auch das Recht, das unter ihrer Leitung geprägte Geld individuell zu signieren. Berlin erhielt als erste und wichtigste Geldfabrik des Landes den Buchstaben A, Breslau zeichnete mit B und W, Kleve mit C, Aurich mit D, Königsberg mit E, Magdeburg mit F und Stettin mit C.

Einige Buchstaben wurden später anderen Städten zugeteilt, so zeichnete die unter preußische Herrschaft geratene Münze zu Hannover von 1866 bis 1876 mit dem C, in Glatz nutzte man im frühen 19. Jahrhundert das Breslauer B, während die Münze zu Düsseldorf von 1817 bis 1848 mit dem D und die 1866 preußisch gewordene Freie Stadt Frankfurt am Main bis 1879 mit dem C signierten. Wer unsere Euro-Münzen und das davor geprägte deutsche Hartgeld betrachtet, erkennt auf ihnen insgesamt fünf verschiedene Münzbuchstaben, und zwar A (Berlin), D (München), F (Stuttgart), G (Karlsruhe) und J (Hamburg). Bisher konnte kein spezielles Dokument nicht gefunden werden, in dem die Zuteilung der Buchstaben an einzelne Prägeanstalten festgelegt und die dahinter stehende Absicht ausdrücklich verfügt wurde. Mit seiner Münzreform setzte der König die Gehälter seiner Münzmeister herauf, verbot ihnen aber jede Nebentätigkeit "bei Vermeidung dero schwersten Ungnade".

30. März 2020

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