Münzstätten und ihre Zeichen
Bei den vielen französischen Signaturen lässt sich ein System nur schwer erkennen, die deutschen kann man sich gut merken



Mit CS auf dem brandenburgischen Gulden von 1680 beziehungsweise CF auf dem sächsischen Gulden von 1683 zeichneten der Berliner Münzmeister Christoph Stricker und sein Dresdner Kollege Christoph Fischer.



Der Dresdner Münzmeister Johann Lorenz Holland zeichnete den Zweidritteltaler (Gulden) Augusts des Starken von 1703 mit der Signatur JLH und einem Zainhaken.





Der Buchstabe B auf der preußischen Goldkrone von 1867 weist auf die Münzstätte in Hannover. Im Deutschen Krieg hatte Preußen das benachbarte Königreich und andere Territorien besiegt und okkupiert und auch die Münze der Könige von Hannover übernommen. Das C auf dem Zweimarkstück von 1877 steht für Frankfurt am Main, das das gleiche Schicksal hatte.





Die Buchstaben M und B weisen die Silbermünzen der Könige Heinrich III. und Ludwig XIV. von Frankreich als aus Toulouse und Rouen stammend aus.



Die Herkunft aus Sankt Petersburg ist aus der Goldmünze von 1769 durch die Buchstaben SPB in kyrillischer Schrift unter dem Bildnis der Kaiserin Katharina II. dokumentiert. (Fotos: Caspar)

Bereits im Altertum haben Hersteller von Münzen da und dort ihre Signaturen oder Zeichen auf das geprägte Geld gesetzt. Die meisten Stücke sind jedoch anonym und nennen lediglich den Namen eines Herrschers beziehungsweise eines Landes oder einer Stadt als Herkunftsnachweis. Hilfe bei der Identifizierung leisten Münzkataloge und andere Nachschlagewerke. Die aus Buchstaben, Kreuzen, Blättern, Blüten, Gestirnen und anderen Symbolen bestehenden Münzmeisterzeichen aus neuerer Zeit helfen bei der örtlichen und oft auch, wenn Jahreszahlen fehlen, der zeitlichen Einordnung der Gepräge. Mit seinem Monogramm oder Symbol gab der jeweilige Münzmeister zu erkennen, dass er die Qualität und das Gewicht der unter seiner Regie gefertigten Geldstücke garantiert. Im Idealfall wurden die Gesetze beachtet, aber es gibt auch Beispiele dafür, dass bestimmte Münzen nicht nach Schrot (Gewicht) und Korn (Feingehalt) hergestellt wurden.

Für Münzsammler und solche, die es werden wollen, ist es nicht immer einfach, die Buchstaben, Monogramme, Symbole und vielen anderen Kennungen auf Geldstücken bestimmten Prägefabriken oder einzelnen Münzmeistern, Stempelschneidern und anderen Personen zuzuordnen. Hilfe kommt von dem Buch "Münzzeichen aus aller Welt", das schon einmal 1992 erschienen war und 2012 in der vierten Auflage im Battenberg Verlag in der Gietl Verlags- & Publikationsservice GmbH Regenstauf erschienen ist. In einem umfangreichen Einleitungsteil setzt sich Autor Jindrich Marco mit der Frage auseinander, warum man seit der Antike, im Mittelalter, in der Neuzeit und auch heute Münzen durch bestimmte Zeichen und Buchstaben markiert hat und wie man sie entschlüsselt. Das Buch führt, beginnend mit der klassischen Antike, etwa 1700 Zeichen nach Epochen, Ländern und Kontinenten auf und nennt die Personen und Städte, die sie repräsentieren.

Geheime Zeichen nur für Spezialisten

Bereits in der Herstellungszeit gaben geheimnisvolle Münzzeichen, ja auch einzelne Punkte den Betrachtern Rätsel auf. Nur Eingeweihte sollten wissen, woher die Geldstücke stammen und unter wessen Leitung sie produziert wurden. Das war wichtig, um etwa der Frage nachzugehen, unter wessen Leitung bestimmte Münzen hergestellt wurden, die in "Schrot und Korn", also im Gewicht und Feigehalt, nicht den Vorschriften entsprachen. Manchmal machten nur Punkte den Unterschied zwischen einzelnen Münzstätten aus. Sammler französischer Münzen können mit einiger Übung feststellen, wo sie hergestellt wurden. So verfügte König Karl IV. von Frankreich im ausgehenden 14. Jahrhundert, dass auf seinen Münzen "geheime Zeichen", die Points secrets, angebracht werden sollen. Jeder Buchstabe in einer Umschrift war einer bestimmten Münzstätte zugeordnet. Erst im frühen 16. Jahrhundert ging man in Frankreich zu feststehenden Kennbuchstaben über, wobei Paris das A erhielt, den ersten Buchstaben im Alphabet. Nach diesem Vorbild bestimmte 1750 Preußens König Friedrich II., dass die Berliner Münze ebenfalls mit dem A zeichnet.

Während Münzmeister in Sachsen und anderen deutschen Staaten bis ins 19. Jahrhundert hinein ihre Produkte individuell durch Buchstaben oder Symbole zeichneten, beschritt Preußen mit seiner Münzreform von 1750 einen anderen Weg. Friedrich II. bestimmte, dass die Geldfabriken seines Reichs nicht mehr mit dem individuellen Monogramm des jeweiligen Leiters zeichnen sollen, sondern nach französischem Vorbild mit feststehenden Buchstaben. An ihnen sollte sofort zu erkennen sein, woher die Münzen stammen. Die Münzmeister verloren ihre privilegierte Stellung. Um sie davon abzuhalten, dass sie in die eigene Tasche wirtschaften, bezahlte der König sie sehr gut. Er verbot ihnen bei schwerer Strafe, ihre Tätigkeit zum eigenen Vorteil auszunutzen. Mit der Reichseinigung von 1871 wurde für die anderen noch tätigen Münzstätten diese Buchstaben verbindlich: Berlin (A, 1871 bis heute) Hannover (B, 1872-1878), Frankfurt am Main (C, 1872-1879), München (D, 1872 bis heute), Dresden (E, 1872-1887), Muldenhütten (E, 1887-1953), Stuttgart (F, 1872 bis heute), Karlsruhe (G, 1872 bis heute), Darmstadt (H, 1872-1882), Hamburg (J, 1875 bis heute) und Wien (B, 1938-1945).

Bei den deutschen Münzzeichen lässt sich eine gewisse Hierarchie erkennen. Die Buchstaben entsprechen der Reihenfolge der Bundesstaaten in der deutschen Reichsverfassung. Die Inventare der bald nach der Reichseinigung wegen mangelhafter Rentabilität und weil sie ihren Dienst getan hatten aufgelösten Münzstätten in Hannover, Frankfurt am Main und Darmstadt wurden entweder verkauft, ins Museum gebracht oder verschrottet. Die in der Nähe des Dresdner Schlosses gelegene sächsische Staatsmünze zog 1887 nach Muldenhütten bei Freiberg um und war bis 1953 für die DDR tätig. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich prägte Wien von 1938 bis fast zum Kriegende 1945 Münzen mit dem Hakenkreuz und zeichnete diese mit dem Buchstaben B, der 1878 mit der Auflösung der Münze in Hannover frei geworden war. Bis zur Wiedervereinigung 1990 waren vier Münzstätten für das Hartgeld der Bundesrepublik Deutschland zuständig, und zwar München, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg. Mit dem Beitritt der DDR am 3. Oktober 1990 kam der bisherige Volkseigene Betrieb Münze der DDR unter dem neuen Namen Staatliche Münze Berlin hinzu.

Schwer durchschaubares Alphabet

Deutsche Münzbuchstaben aus der Zeit nach der Reichseinigung von 1871 lassen sich gut merken, bei denen aus Frankreich hingegen muss man ein Lexikon zur Hand nehmen um zu erfahren, welche Signatur zu welcher Stadt gehört. Das komplizierte System ist schwer zu durchschauen, die Vergabe der Buchstaben ist eine Wissenschaft für sich. Warum sich das Reich des Sonnenkönigs Ludwig XIV. sowie seiner Vorgänger und Nachfolger weit über 30 verschiedene Münzanstalten leistete, die ja auch viel kosteten, ist schwer zu begreifen. Dies umso mehr, als sich ja sonst alles nach Paris orientierte und der König und seine Beamten dort am besten die Produktion von Gold- und Silbermünzen überwachen konnten.

Das französische Münzalphabet beginnt mit A für Paris und endet mit Z für Grenoble. Im Einzelnen seien hier genannt: A Paris, AA Metz, B Rouen, BB Strasbourg, C Caen und Saint Lo, D Lyon, E Tours, F Angers, G Poitiers, H La Rochelle, I Limoges, K Bordeaux, L Bayonne, LL Lille, M Toulouse, Morlaas, Metz, MA Marseille, N Montpellier, O Riom, P Dijon, Q Narbonne, Perpignan, R Orleans, S Reims, Troies, T Nantes, W Lille, X Amiens, Y Bourges und Z Grenoble. Darüber hinaus stehen die Zahl 9 für Rennes und das Zeichen & für Aix en Provence. Eine kleine Kuh gibt zu erkennen, dass die betreffende Münze in Pau geprägt wurde.

Russland verzichtete auf Symbole, sondern kennzeichnete seine Münzen mit Buchstaben, die auf die jeweiligen Münzhöfe oder auf bestimmte Münzmeister hinweisen. In Österreich benutzte man sowohl Symbole als auch Monogramme als Kennung. Die Kombination SoF auf den in großer Zahl nachgeprägten Maria-Theresien-Talern von 1780 nennt die für ihre Herstellung zuständigen Beamten Schöbl und Faby, während ein A auf anderen Münzen auf Wien als Herstellungsort hinweist.

22. Februar 2020

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