Das Berliner Käthe-Kollwitz-Museum verlässt seinen bisherigen Standort in der Fasanenstraße 24 im Bezirk Charlottenburg und siedelt in den repräsentativen Theaterbau neben dem Schloss Charlottenburg um. Ab Sommer 2022 wird das Museum in dem frühklassizistischen Gebäude eröffnet, das 1787 bis 1791 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans, des Architekten des Brandenburger Tores in Berlin, errichtet wurde. Bis es so weit ist, empfängt das Museum wie bisher seine Besucher in seiner Dauer- und verschiedenen Sonderausstellungen. Die aktuelle Sonderschau schildert an zahlreichen Grafiken, Plakaten und weiteren Arbeiten, wie die berühmte Künstlerin "das Elend der Großstadt" wahrgenommen hat, so der Titel dieser bis 3. Mai 2020 laufenden Ausstellung. Das zur Zeit König Friedrich Wilhelms II. erbaute Theater war wie die benachbarte Hohenzollernresidenz im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und erhielt nach dem Neuaufbau als Museum für Vor- und Frühgeschichte eine neue Aufgabe.
Nach dessen Umzug in das Neue Museum auf der Museumsinsel stand das nach dem Architekten auch Langhansbau genannte Haus weitgehend leer. "Wir haben lange nach einem geeigneten Standort gesucht. Wir sahen und unter anderem in der Kulturbrauerei nahe dem früheren Wohnort der Künstlerin oder im Heimatmuseum an der Schlossstraße in Charlottenburg um, sie sich aber als ungeeignet erwiesen. Der Umbau des Heimatmuseums für die Zwecke des Kollwitz-Museums wäre unverhältnismäßig teuer geworden", sagt Eberhard Diepgen, der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin und Vorstandsvorsitzender des Käthe-Kollwitz-Museums und grafische Sammlung Hans Pels-Leudsen e. V. "Sehr gern haben wir die Offerte wahrgenommen, als Mieter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in den Langhansbau einzuziehen, in ein Haus, das doppelt so viel Platz für Ausstellungen wie in der Fasanenstraße und ihm auch sonst bessere Entfaltungsmöglichkeiten bietet."
Neues Kapitel voller Chancen
Auch die Schlösserstiftung betrachtet den Einzug des Käthe-Kollwitz-Museum in den Langhansbau als großen Gewinn. "Wir haben mit dem Museum einen Partner gefunden, der neue Besucherinnen und Besucher auch in unsere Häuser und Sammlungen führen wird. Der Umzug des Käthe-Kollwitz-Museums in den Theaterbau schlägt ein neues Kapitel voller Chancen für den Kulturstandort am Schloss Charlottenburg auf", ist Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr überzeugt. "Die inhaltliche Ausrichtung des Museums, das sich dem Leben und Werk von Käthe Kollwitz und ihren Zeitgenossen sowie der Rezeption der Künstlerin in der Gegenwartskunst widmet, ist eine wunderbare Ergänzung zu dem, was in dem von preußischen Königen und ihren Familien bewohnten Schloss und im Park Charlottenburg dokumentiert wird." Die Stiftung werde von 2022 bis 2023 im Rahmen des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten Fassade und Dach des ehemaligen Theaterbaus sanieren. Es handele sich aber um Außenarbeiten, weshalb kaum jemand nach dem Motto "Die Baustelle bleibt draußen!" kaum jemand beeinträchtigt wird.
Torsten Wöhlert, Kulturstaatssekretär des Landes Berlin, freut sich, dass sich das privat betriebene, jedoch vom Staat geförderte Museum in den neuen Räumen besser als je zuvor entfalten kann. "Der Umzug nach Charlottenburg in die unmittelbare Nähe des Hohenzollernschlosses, des Bröhan-Museums, des Museums Berggruen und der Sammlung Scharf-Gerstenberg stärkt diesen einzigartigen Kulturstandort in der Nähe des S-Bahnhofs Westend." Als Vorsitzender des Stiftungsrates der Schlösserstiftung sei er sehr zufrieden, dass der Theaterbau eine Nutzung erfährt, die ihm gerecht wird und die eine sinnvolle Ergänzung zum Auftrag der Preußenstiftung darstellt.
Mehr Ausstellungsfläche, besseres Raumklima
Ausbau der museumspädagogischen Arbeit
"Im Langhansbau können wir das Werk und das Wirken von Käthe Kollwitz besser als ja zuvor präsentieren. Das Museum mit der Adresse Spandauer Damm 10 wird sich gut in das Charlottenburger Museumsquartier einfügen. Es bekommt größere Ausstellungsflächen und insbesondere mehr Raum für Sonderausstellungen. Wir haben dann auch größeree Möglichkeiten, uns mit anderen Kollwitz-Sammlungen und Kollwitz-Sammlern auszutauschen, zumal uns die optimierte Klimatisierung der Räume endlich in die Lage versetzt, Kunstwerke auszustellen, die bislang wegen der unzulänglicher Raum- und Klimabedingungen nicht gezeigt werden konnten. Außerdem können wir unsere museumspädagogische Arbeit weiter ausbauen. Da das Museum im Langhansbau barrierefrei ist, wird es auch für mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher zugänglich sein", sagt Museumsdirektorin Josephine Gabler.
Während noch im Haus Fasanenstraße 24 Werke von Käthe Kollwitz die Besucherinnen und Besucher aus allen Himmelsrichtungen erfreuen, laufen die Planungen und praktischen Arbeiten im und am Langhansbau an. Die Räume für die Dauer- und die Sonderausstellungen, ein Vortragssaal, Bibliothek, Depots und Büros sind über ein großzügig gestaltetes Foyer im Charme der Nachkriegszeit sowie über breite Treppen und einen Fahrstuhl zu erreichen. Das Museum wird ab Sommer 2022 zunächst im Erdgeschoss mit einer neuen Dauerausstellung präsent sein und bezieht dann nach dem Abschluss der Bautätigkeit der Schlösserstiftung das erste Obergeschoss.
28. Februar 2020
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