Termin ist nicht zu halten
Humboldt Forum kann wegen der Corona-Pandemie im Herbst nur wenige Räume öffnen, andere Museen öffnen schon jetzt ihre Pforten







Bis es in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel und im Sauriersaal des Naturkundemuseums an der Invalidenstraße wieder so quirlig und unbekümmert zugeht wie vor ein paar Monaten, wird noch viel Zeit vergehen. Wann irgendwann die Corona-Pandemie überwunden ist, wird unser Land ein anderes sein.





Das Deutsche Technikmuseum an der Trebbiner Straße in Berlin-Kreuzberg bleibt bis Juni zu und wird dann auch nur zum Teil geöffnet, da das Haupthaus zu verwinkelt ist, um die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen einzuhalten. Die Fotos zeigen auf dem Dach einen Rosinenbomber aus der Zeit der Berliner Blockade 1948/49 und einen Blick in die Abteilung Schiffe und Dampfmaschinen.





Die Corona-Pandemie hat beim Humboldt Forum schön ausgetüftelte Terminplanungen durcheinander gebracht. Die Beseitigung der Schäden durch einen Brand am 8. April 2020 dürfte für die Stiftung das wohl noch geringste Problem sein. (Fotos: Caspar)

Die seit Mitte März 2020 geschlossenen Berliner Museen öffnen ab 12. Mai wieder ihre Pforten, ebenso nehmen auch die Bibliotheken ihren Betrieb auf, selbstverständlich unter Beachtung der bekannten Vorsichtsmaßregeln wie Schutzmaske tragen, Hände desinfizieren, Abstand halten und nur wenige Besucher in einen Raum einlassen. Die sukzessive Öffnung erfolgt mit der Auflage, dass die Häuser die während der Corona-Krise geltenden hygienischen Voraussetzungen und Distanzregeln erfüllen. Die zum Weltkulturerbe der Unesco erhobene Museumsinsel im Zentrum Berlins war zuletzt jährlich von rund drei Millionen Menschen besucht worden. Diese stolze Bilanz dürfte 2020 unter den obwaltenden Bedingungen deutlich niedriger ausfallen. Kaum abzuschätzen sind die Einbußen beim Verkauf der Eintrittskarten. Aus diesem Grund müssen die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz und andere Sammlungen auf manche Ausstellungs- und Publikationsprojekte verzichten oder auf bessere Zeiten verschieben.

Online-Angebot rund um die Uhr

Bei den Museen wird streng darauf geachtet, dass sich dort nicht allzu viele Menschen gleichzeitig aufhalten. Jeweils 300 Besucher werden vor- beziehungsweise nachmittags in das Naturkundemuseum und den normalerweise immer vollen Sauriersaal eingelassen, hingegen werden in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel nur 160 Personen dieses Glück haben. Auch das Pergamonpanorama und das Alte Museum am Lustgarten empfangen wieder in eingeschränktem Maße Besucher. Abgesagt ist die beliebte "Lange Nacht der Museen" im August, an der sich im vergangenen Jahr 75 Museen und Sammlungen beteiligt haben. Dank des vielfältigen Online-Angebots können trotz alledem die 15 Sammlungen der Staatlichen Museen rund um die Uhr, ganz entspannt und ohne Gesichtsschutz bei virtuellen Rundgängen erkundet werden. Zudem ist auf der Website www.smb.museum, in der Online-Datenbank SMB-digital und auf Museum and the City, dem Blog der Staatlichen Museen zu Berlin, eine Vielzahl von Objekten zu sehen, und an manche kommt man viel dichter und direkter heran, als dass in den Ausstellungen möglich ist.

Das auch viele interessante Geschichten enthaltende Online-Angebot wird kontinuierlich weiterentwickelt und um neue Inhalte ergänzt. Im Angebot sind darüber hinaus Internetseiten aller Museen, Sammlungen und Institute mit Hintergrundgeschichten, Interviews und Bildstrecken, aber auch Porträts von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie thematische Reihen etwa zur Sanierung der Neuen Nationalgalerie oder Blicke hinter die Kulissen des Museumsbetriebs. In den Wochen des Shutdowns kommen in dem Blog Kuratorinnen und Kuratoren zu Wort, die den Betrachtern Einblicke in die coronabedingt geschlossenen Sammlungsbereiche gewähren.

Arbeitskräftemangel und Lieferengpässe

Auch beim Humboldt Forum im Berliner Schloss haben die Corona-Pandemie und andere widrige Umstände die Planungen durcheinander gewirbelt. Ursprünglich war die Öffnung schon zum Humboldt-Jubiläum im Spätsommer 2019 geplant, doch gab es eine eher bescheidene Ausstellung zum 250.Geburtstag des Weltreisenden Alexanders von Humboldt statt, die schnell wieder abgebaut wurde. Dann sollten im September 2020 das Erdgeschoss des wieder aufgebauten Stadtschlosses und fast alle Flächen des ersten Obergeschosses für das Publikum zugänglich sein. Wie aber vor Ort zu erfahren ist, kann dieser Termin wegen Kapazitätseinschränkungen und Lieferengpässen auf der Baustelle nicht gehalten werden. Dessen ungeachtet soll es erste Öffnungen für das Publikum noch in diesem Jahr geben. Zwar konnten trotz Corona-Pandemie die Arbeiten auf der Baustelle in den vergangenen Wochen und Monaten fortgeführt werden. Da aber nur 70 bis 75 Prozent der Arbeitskräfte wegen der Einreisebeschränkungen und Quarantänevorgaben verfügbar waren und sind, es gab Verzögerungen. So ist die für Ende August geplante bauaufsichtliche Freigabe des Gebäudes nicht mehr zu schaffen. Sie war die Voraussetzung für die erste schrittweise Eröffnung im September.

Noch in diesem Jahr will die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss den Schlüterhof mit Gastronomie, die Schlosspassage mit dem Museumsshop sowie die Ausstellungen zur Geschichte des Ortes im Skulpturensaal und im Schlosskeller öffnen. Leider kann die zur Einweihung geplante Sonderausstellung "Schrecklich schön. Elefant-Mensch-Elfenbein" im Erdgeschoss nicht stattfinden, denn der notwendige Leihverkehr von Museen und Sammlungen im In- und Ausland ist wegen der Pandemie eingestellt. Daher arbeitet die Stiftung an alternativen Veranstaltungsprogrammen auch unter Zuhilfenahme digitaler Angebote. "Welche Einschränkungen für den Publikumsverkehr im Verlauf des Jahres noch gelten werden und was das für die Eröffnung und den Betrieb des Hauses bedeutet, kann gegenwärtig noch nicht beurteilt werden", heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung. Auch die Neuen Kammern und das Chinesische Teehaus im Potsdamer Park von Sanssouci sowie die Schlösser und Gärten in Oranienburg, Caputh und Rheinsberg lockern ihre Zugangsbeschränkungen unter Beachtung strenger Hygieneauflagen. Obwohl immer nur wenige Besucher eingelassen werden können, so freut sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, dass es endlich wieder losgeht.

12. Mai 2020

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