Kanonen, Kochtöpfe, Karpfen
Peitzer Eisengießerei blieb als Museum und technisches Denkmal erhalten



Im 16. Jahrhundert als brandenburgische Enklave in Sachsen gelegen, wurde die Festung Peitz mit eigenem Hüttenwerk errichtet. Die ehemalige Eisengießerei lädt zum Besuch ein.



So wie auf dieser Grafik aus dem 19. Jahrhundert könnte es in der Peitzer Eisengießerei ausgesehen haben.



Noch heute kann man ehemalige Gräben und Reste der Zitadelle in Peitz erkennen, die Draufsicht aus dem 18. Jahrhundert zeigt, wie stark gesichert die Stadt war. Die Peitzer Festungswerke gehen auf Entwürfe des berühmten Baumeisters Rochus von Lynar zurück. Seine von der Berliner Siegesallee stammende Büste ist in der Spandauer Zitadelle ausgestellt.



Eindrucksvolle Reste der ehemaligen Festung sind überall im Straßenbild von Peitz präsent. In vielen Häusern stecken Ziegelsteine der abgerissenen Bastionen.





Eine Eisenkanone Peitzer Produktion ist im Dicken Turm ausgestellt. Die Grabplatte aus dem Jahr 1886 kam vom Friedhof ins Museum.



Im Peitzer Museum warnt eine Tafel aus dem Jahr 1844 vor dem Rauchen in der Öffentlichkeit und droht Geldstrafen an. Nach der Revolution von 1848 wurde das aus Angst vor einem Stadtbrand erlassene Verbot aufgehoben.

Das Eisenwerk in Peitz (Landkreis Spree-Neiße) hat mit wichtigen Teilen seines Inventars die Zeiten gut überstanden und ist heute technisches Denkmal und Museum. Mit Landes- und Bundesmitteln restauriert, lädt es zu einem Streifzug durch die Geschichte der Metallverarbeitung ein. Zu sehen sind unter anderem eine still gelegte mechanische Werkstatt und eine Ausstellung, in der die Geschichte der Eisengewinnung und -verarbeitung in der Region erzählt wird. Peitz holt Besucher in seine schon in DDR-Zeiten zum technischen Denkmal erklärte Gießerei. Die Geräte und Maschinen stammen aus Zeiten, als man in Peitz Kanonen, Kanonenkugeln und Kochtöpfe, Grabkreuze und Gitterzäune, Ackergerät und Teile von Textilmaschinen hergestellt hat. Zwei vom Rost zerfressene Kanonen und weitere Exponate im Hüttenwerk und im alten Festungsturm erzählen aus diesen Zeiten.

Für die in Kurbrandenburg herrschenden Hohenzollern waren Stadt und Festung Peitz, wenige Kilometer von Cottbus entfernt, aus zweierlei Gründen wichtig. Im Jahr 1550 wurde das Hüttenwerk vom Markgrafen Johann V. von Küstrin, einem Bruder des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II., zur Ausrüstung von Söldnern errichtet. Zum anderen besaß die in der Urkunde von 1301 als "Pizne" erwähnte Stadt strategische Bedeutung, weil hier ein Handelsweg entlang ging und man alle möglichen Feinde abwehren musste. Ein imposantes Relikt aus der Zeit des Johann V. von Küstrin ist der Festungsturm mit einer Wandstärke von bis zu sechs Metern und einer Höhe von etwa 36 Metern. In dem Gebäude wird die wechselvolle Geschichte der von mächtigen Festungsmauern geschützten Stadt und ihrer Eisengießerei erzählt.

Zitadelle nur in Spuren erkennbar

Die Zitadelle wurde 1559 bis 1562 und die Festungsanlagen um die Stadt wurden 1590 bis 1595 nach Plänen des Festungsbaumeisters Graf Rochus zu Lynar errichtet. Ihm ist auch der Bau der Spandauer Zitadelle zu verdanken, die heute ein vielbesuchtes Stadtmuseum und ein weiteres Museum mit Zeugnissen der Berliner Bildhauerkunst vom 18. bis 20. Jahrhundert birgt. Während des Dreißig-jährigen Krieges bot Peitz adligen und kirchlichen Würdenträgern Schutz, ja von 1636 bis 1637 waren Stadt und Festung Peitz zeitweilig Residenz des auf der Flucht vor den Schweden befindlichen Kurfürsten Georg Wilhelm. Außerdem wurde die Festung als Gefängnis genutzt. Der wohl bekannteste Gefangene war von 1698 bis 1708 der beim Kurfürsten Friedrich III. in Ungnade gefallenen Staatsminister Eberhard von Danckelmann.

Wie die Zitadelle in Spandau wurde die Festung Peitz im Wesentlichen von dem aus Italien stammenden brandenburgischen Festungsbaumeister Rochus von Lynar errichtet. Alte Karten zeigen, dass die Stadt in die Befestigung mit ihren Gräben und Wällen, Bastionen, Türmen und Kasematten einbezogen war. Noch heute lassen sich im Straßenbild Spuren der ehemaligen Fortifikation erkennen. Besonders beeindruckend ist der mittelalterliche Festungsturm, auch Schlossturm mit seinen mächtigen Mauern, auch Hoher Kavalier oder Dicker Turm genannt. Hier ist zu erfahren, dass die Geschichte mit Peitz nicht sehr liebevoll umgegangen ist. Es herrschten Hungersnöte und Stadtbrände, die Festung wurde mehrfach belagert und erobert.

Schonung mit Waffensammlung erkauft

Im Siebenjährigen Krieg belagerten und eroberten österreichische Truppen 1758 und 1759 die Festung, deren weitgehend aus Invaliden bestehende Garnison sich kampflos ergab. Verbürgt ist, dass sich der örtliche Pfarrer die Gunst des Generals Loudon dadurch erkaufte, dass er ihm seine Waffensammlung schenkte. Darauf verzichtete der Österreicher auf die sonst üblichen Plünderungen. Doch das war nur eine Atempause, denn ein zweites Mal wurde die Festung erobert. Als 1759 der Feind sie sprengen wollte, ging "durch Gottes sonderbare Schickung" Regen nieder, wie ein Chronist berichtete, und der Stadt blieb großes Unglück erspart. Auf Befehl Friedrich II. wurde 1767 die Festung weitgehend abgerissen. Sie besaß keinen strategischen Wert mehr, und ihr Unterhalt wäre in den Augen des preußischen Königs teurer als der Nutzen gewesen, den er aus ihrem Fortbestehen gezogen hätte.

Bereits 1550 wurde das Eisenhüttenwerk Peitz gegründet, das Raseneisenstein aus der Region zu Guss- und Schmiedeeisen verarbeitete, aus denen neben Haushalts- und Ackergeräten auch Kanonenkugeln für die brandenburgisch-preußische Armee hergestellt wurden. 1658 wurde hier der erste Hochofen der Mark Brandenburg errichtet, der um 1810 durch den heute unter Denkmalschutz stehenden Hochofen ersetzt wurde. Er gehört zu den wenigen noch erhaltenen historischen Anlagen dieser Art in Ostdeutschlands. Vergleichbare Objekte sind nur noch an den Standorten Schmalzgrube (1659), Brausenstein (1693), Morgenröthe-Rautenkranz (1820/22) und Schmalkalden (1835) vorhanden.

Der 1658, zur Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, in Peitz errichtete Hochofen war der erste in der Mark Brandenburg. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat man ihn durch eine größere Anlage ersetzt. Dieser Ofen und andere Oldtimer demonstrieren, wie Roheisen gewonnen, das Feuer unterhalten und das Metall geschmolzen, gegossen und gewalzt wurden. Zum Antrieb des Zylindergebläses und aller anderen Maschinen hat das Peitzer Eisenhütten- und Hammerwerk Wasser aus dem Hammergraben verwendet. Bei Vorführungen des Gebläses wird ein Elektromotor angeworfen.

Tuchmacherei und Karpfenzucht

Obwohl Friedrich II., der Große, nach dem Siebenjährigen Krieg die Peitzer Kasematten und Bastionen niederlegen ließ, weil sich die politische Situation verändert hatte und die Festung zur Abwehr sächsischer Angriffe nicht mehr benötigt wurde, blieb erstaunlich viel Mauerwerk erhalten, oberirdisch ebenso wie in der Erde, wie Ausgrabungen ergeben haben. Auf den eingeebneten Gräben und Wällen ließ der König Maulbeerbäume zur Zucht von Seidenraupen für die damals florierende preußische Seidenindustrie pflanzen. Außerdem siedelte er um 1770 sächsische Tuchmacher an. Die erste Tuchfabrik wurde 1828 eröffnet, bis 1876 entstanden sechs weitere. Nach kurzer Blüte ging die Tuchfabrikation und mit ihr die Einwohnerzahl gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die Schleifung der massiven Festungswerke zog sich bis ins 19. Jahrhundert hin. Nach und nach verschwanden die imposanten Tore, Bastionen und Mauern. Sie wurden als Steinbruch gebraucht, weshalb unzählige Ziegelsteine in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der Stadt stecken. 1820 verhinderten traditionsbewusste Bürger durch eine Bittschrift an König Friedrich Wilhelm III., dass auch der alte Festungs- oder Schlossturm, der mit der Kirche die Stadt um Längen überragt, abgerissen wird.

Zum Antrieb des Zylindergebläses des historischen Hochofens und aller anderen Maschinen des Peitzer Eisenhütten- und Hammerwerks, wurde das Wasser des Hammergrabens genutzt. Das Eisenhütten- und Hammerwerk ist als Museum eingerichtet, und bei Vorführungen des Gebläses wird ein Elektromotor eingesetzt. Das Peitzer Hüttenwerk ist das älteste in Deutschland funktionstüchtig erhaltene Eisenhüttenwerk. Es enthält einen Hochofen und einen Kupolofen, der gelegentlich bei Vorführungen angeheizt wird. Seit Ende des 16. Jahrhunderts wird in den Teichen Fischzucht betrieben, die unter dem Namen "Peitzer Karpfen" überregional bekannt wurde und ist. Die Qualität der Karpfenzucht trug den Peitzer Fischern 1867 die Ehre ein, sich preußische Hoflieferanten nennen zu dürfen. In der ehemaligen Formerei der Gießerei ist ein Fischereimuseum eingerichtet, in dem Besucher mit der langen Tradition der Peitzer Teichwirtschaft und der Karpfenzucht vertraut gemacht werden. Zum Rundgang gehören auch die Mineralien- und Fossiliensammlung.

27. April 2020

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