Lückenschluss zwischen Alex und Hauptbahnhof
Am jüngst eröffneten U-Bahnhof Museumsinsel kann man über 6000 funkelnde Sterne am dunkelblauen Himmel zählen





An einem gewöhnlichen Vormittag mitten in der Woche war es ziemlich einsam am und im U-Bahnhof Museumsinsel. Das wird sich hoffentlich bald ändern, wenn die Touristen kommen und das oberirdische Umfeld fertig gestellt ist.





Karl Friedrich Schinkel hatte für Mozarts "Zauberflöte" einen Bühnenentwurf für die Sternenhalle der Königin der Nacht geschaffen. Hier ein Blick in den gewölbten Sternenhimmel bei der Ankunft eines Zuges in Richtung Hönow.



Über breite Treppen, Rolltreppen und Fahrstühle gelangt man den 16 Meter tief gelegenen Bahnhof.





Auf Werbeplakaten konnte man während des U-Bahn-Baus sehen, wie die Zugänge zu den Fahrstühlen für die U5 aussehen sollen. Die Grafik zeigt den Verlauf der U5 vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof. Museumsinsel ist mit 16 Metern der tiefste Punkt.



Das Umfeld des neuen Bahnhofs, insbesondere das vor dem Humboldt-Forum muss noch aufgeräumt werden. (Fotos/Repros: Caspar)

Berlin ist um eine verkehrspolitische und touristische Attraktion reicher. Am 9. Juli 2021 wurde der U-Bahnhof Museumsinsel im Herzen der Stadt coronabedingt ohne großes Brimborium und Blasmusik, aber mit einem Sonderzug der Öffentlichkeit übergeben. Die Station mit Mittelbahnsteig befindet sich am östlichen Ende des Boulevards Unter den Linden, zwischen dem Zeughaus und Humboldt-Forum. Ein Teil des Bahnhofs nahe der Schlossbrücke liegt 16 Meter tief unter dem Spreekanal.

Vor der Öffnung des Bahnhofs Museumsinsel vor mussten die Züge auf der U-Bahn-Linie 5 von Hönow zum Hauptbahnhof an dieser Haltepunk der besonderen Art ohne Halt vorbei, weil er noch nicht fertig gestellt war. Nach rund zehn Jahren Bauzeit war die 2,2 Kilometer lange Strecke zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof am 4. Dezember 2020 fahrbereit. Mehr als 5500 Menschen hatten an der eine halbe Milliarde Euro teuren Strecke vom Herzen der Stadt bis zum Regierungsviertel gearbeitet. Begonnen hatte der Bau 1995 mit dem ersten Spatenstich durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, weshalb man die Strecke auch Kanzlerbahn nannte, ein Begriff, den heute kaum jemand noch kennt.

Bärlinde bohrte sich durch vereisten Untergrund

Mit Hilfe einer riesigen, Bärlinde genannten Tunnelvortriebsmaschine wurden in einem langwierigen, aufwändigen und kostspieligen Verfahren die unterirdischen Tunnelröhren gebohrt, die auch unterhalb der Spree verlaufen. Um Stabilität zu erreichen, musste das Erdreich auf minus 37 Grad Celsius heruntergekühlt und vereist werden. Das Unternehmen Implenia trieb mehrere Jahre lang die 700 Tonnen schwere Maschine mit einem 6,70-Meter-Schneidrad durch den Untergrund. Das Riesengerät war im Frühjahr 2013 auf der Spree angeliefert und in den 20 Meter tiefen Startschacht am Marx-Engels-Forum gehoben worden.

Neu gebaut und elegant gestaltet wurden die Bahnhöfe Rotes Rathaus, Museumsinsel zwischen Humboldt-Forum, Kronprinzenpalais und Zeughaus (Deutsches Historisches Museum), Unter den Linden und Brandenburger Tor. Sie sind über Treppen, Rolltreppen und Fahrstühle barrierefrei zu erreichen. Der nach dem Entwurf von Max Dudler gestaltete U-Bahnhof Museumsinsel ist wegen der darüber fließenden Spree am tiefsten gelegen ist, hat zwei Ausgänge am Humboldt-Forum sowie je einen am Kronprinzenpalais und am Zeughaus, dem Sitz des Deutschen Historischen Museums. Bauzeit. Wer am jüngst eröffneten Bahnhof aussteigt, kann in den nachtblauen, nach einem Motiv von Karl Friedrich Schinkel gestalteten Sternenhimmel über den beiden Fahrstrecken schauen und zu zählen beginnen. Allerdings wird man zur nächsten U-Bahn damit nicht weit kommen und erfährt auch so, dass exakt 6662 Lichtpunkte in die gewölbten Decken eingelassen sind.

Wandverkleidung mit Granit aus dem Fichtelgebirge

Die Wände wurden in Anlehnung an die klassizistische Architektur der umliegenden Gebäude mit hellem Granit aus dem Fichtelgebirge verkleidet. Die Wände neben den Gleisen sind mit großformatigen Fotografien von Stefan Müller gestaltet. Dort sieht man Details von historischen Bauwerken Unter den Linden, am Lustgarten und auf der Museumsinsel, die den morbiden Charme dieser Häuser ausstrahlen. Leider wird weder in Schrift noch auf Bildern darauf hingewiesen, dass sich Max Dudler, der Gestalter dieses ungewöhnlichen Bahnhofs, bei seinem Sternenhimmel von Karl Friedrich Schinkel inspirieren ließ. Preußens oberster Architekt hatte nicht nur bedeutende Sakral- und Profanbauten gestaltet und ausgestattet, sondern war auch als Denkmalpfleger, Kunstgewerbler und Bühnenbildner aktiv. Für die BVG müsste es doch möglich sein, an geeigneter Stelle auf Schinkels mit Sternen auf blauem Grund übersäten Palast der Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte" hinzuweisen und damit eine Verbindung zwischen Mozart, Schinkel und Dudler zu ziehen.

Siehe auch Eintrag auf dieser Internetseite/Berlin vom 6. Dezember 2020

14. Juli 2021

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