Viel Grün, Luft und Wasser
Ein Spaziergang in Berliner Parks und zu Brunnen lohnt sich zu jeder Zeit





Der von Hugo Lederer geschaffene Bärenbrunnen wurde 1928 auf dem Werderschen Markt zwischen Friedrichswerderscher Kirche und Bauakademie aufgestellt. Der vom gleichen Bildhauer entworfene, in vergangenen Jahren sanierte Stierbrunnen mit einer 7,70 Meter großen Schale auf dem Arnswalder Platz sind markante Beispiele dafür, wie in Berlin öffentliche Räume in angenehme Aufenthaltsorte verwandelt wurden.



In der Kaiserzeit und danach stand der Neptunbrunnen zwischen Schloss und Marstall. Ein geflügeltes Wort besagt, die vier Flussfiguren zu Füßen des Meeresgottes seien die einzigen Berlinerinnen, "die den Rand" halten.



Ludwig Hoffmann grübelt auf der Karikatur im "Ulk" über die Gestaltung des Neptunbrunnens im Volkspark Friedrichshain. Nach König Friedrich dem Großen benannt, war und ist diese "grüne Lunge" als Erholungsgebiet sehr beliebt. Rechts sprudeln Fontänen vor edler Kulisse inmitten von Märchenfiguren.



Auf dem Pappelplatz zieht der Geldzählerbrunnen, ein Werk von Ernst Wenck aus dem Jahr 1912, neugierige Blicke auf sich.



"Wasser Marsch" heißt es am Feuerwehrbrunnen auf dem Marieannenplatz. Die Bronzefiguren wurden von Kurt Mühlenhaupt gestaltet.



Ein nach historischen Vorlagen von dem Bildhauer Gerald Metzner neu geschaffener Indischer Brunnen mit einer zierlichen Frauenfigur obenauf bildet den Mittelpunkt des durch Pergolen und Rasenparterre gegliederten Rosengarten, der im Kreuzberger Engelbecken viele Besucher anlockt. Der Märchenbrunnen im Neuköllner Schulenburgpark wurde von Ernst Moritz Geyger geschaffen und 1935 aufgestellt.



Der Spindlerbrunnen an der Kurstraße heißt nach einem in Köpenick reich gewordenen Wäschereiunternehmer. Der St. Georg Brunnen oder Bayernhof-Brunnen wurde 1903/04 im Hof des Vergnügungs-Etablissements Bayernhof am Potsdamer Platz gebaut. 1975 wurden die im Krieg zerstörte Vergnügungsstätte abgerissen und der Brunnen zerlegt. 1980 hat man ihn an der Wilmersdorfer Straße zwischen Giesebrecht- und Mommsenstraße wieder zusammengesetzt. Der kleine Platz erhielt 1995 den Namen des Komponisten Paul Hindemith.



Nach der Umgestaltung in den vergangenen Jahren ist der Lustgarten mit der Fontäne vor dem Alten Museum ein beliebter Ort wahrhaft lustvollen Verweilens. Das Foto aus der Zeit um 1900 zeigt das Brandenburger Tor und einen der Springbrunnen auf dem Pariser Platz. (Fotos/Repro: Caspar)

Berlin ist eine Stadt mit viel Grün, Luft und Wasser. Die lebenswichtigen Bereiche treffen in Gärten und Parks sowie auf Plätzen und Alleen aufeinander, und speziell dort in Gestalt von kunstreich gestalteten Brunnen und Wasserspielen, die in diesen Tagen nach und nach angestellt werden. Die Kosten tragen nicht nur die Öffentlichkeit, sindern auch private Sponsoren, denen dioe Stadt und ihre Bewohner am Herzen liegen. Preußische Monarchen und Berliner Stadtverwaltungen legten Wert darauf, dass das Häusermeer grüne Lungen bekommt und den Bewohner Erholungsgebiete zur Verfügung stehen. Der Tiergarten, der Volkspark Friedrichshain, der Viktoriapark, die Rehberge, der Britzer Garten, die Schlossgärten in Charlottenburg, Schönhausen, Glienicke und Friedrichsfelde (Tierpark), die Hasenheide und viele andere Grünflächen stehen für die Mühen um künstlerische Ausgestaltung ausgestalteten Bemühungen. Auch in Berlin weiß man schon lange, dass zu enges Zusammenwohnen und das Fehlen von Hygiene, Luft und Bewegung der Volksgesundheit und damit auch der Wirtschaft und dem sozialen Zusammenhalt schaden. Deshalb wurden im 19. und 20. Jahrhundert, als sich die preußische Haupt- und Residentstadt zur Reichshauptstadt entwickelte mit vier Millionen Einwohnern nach der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920, an ausgewählten Stellen Plätze angelegt und Erholungsbereiche von Wohn-, Geschäfts- und Industriebauten freigehalten. Die schönsten Orte bekamen Brunnen als Schmuck. Zu nennen sind der Lustgarten, der Opernplatz, Schlossplatz und Pariser Platz, der Dönhoffplatz, der Belle-Alliance-Platz (Mehringplatz) und viele andere Stadträume.

Pumpen, Türme, Becken, Kanäle

Manche Brunnen entstanden im Zusammenhang mit dem Bau von Wasserleitungen quer durch die Stadt und dienten der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, das man bei den in vielen Straßen aufgestellten Pumpen aus Gusseisen gewann, solange man es nicht zuhause "aus der Wand" bekam. Viele dieser Pumpen haben zwei Kriege und weitere Katastrophen überstanden. Im 19. Jahrhundert ging man dazu über, riesige Wassertürme, hoch gelegene Becken und unterirdische Kanäle zu bauen, um Haushalte und Betriebe zu versorgen und Abwasser in das Umland zu leiten. Außerdem entstanden am Stadtrand großartig in der Tradition märkischer Backsteinbauten gestaltete Wasserwerke. Solche Bauensembles aus mittelalterlich anmutenden Pumpstationen sind unter anderem in der Nähe des Müggelsees in Friedrichshagen, an der Landsberger Allee und an anderen Orten erhalten und voll funktionstüchtig.

Einer der beliebtesten und am meisten fotografieren Brunnen ist der Neptunbrunnen auf einer Freifläche vor dem Roten Rathaus im Herzen der Stadt. Vor einigen Jahren hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages eine Spende in Höhe von 10 Millionen Euro für seine Umsetzung auf den Schlossplatz, wo er in der Kaiserzeit und danach stand. Der Senat hat das Angebot mit Hinweis auf nicht abgeschlossene Pläne für das Rathausforum abgelehnt. Ob im Kontext zu den barocken Fassaden des Humboldt-Forums Großskulpturen wie der Neptunbrunnen an ihren historischen Ort zurück versetzt werden, wird sich irgendwann zeigen.

Geschenk der Stadt an den Kaiser

Der figurenreiche Brunnen war ein Geschenk der Stadt Berlin an Kaiser Wilhelm II. ist. Schöpfer der Bronzefiguren mit dem antiken Meeres- und Flussgott Neptun in der Mitte, war der "bei Hofe" hoch angesehene und mit vielen Staatsaufträgen betraute Bildhauer Reinhold Begas. Das Werk stand ursprünglich zwischen Marstall und Stadtschloss, dessen Ruine 1950 abgerissen wurde und das als Humboldt Forum seine Wiedergeburt erlebte. Mit seinem Geschenk schmeichelte sich der Berliner Magistrat bei der obersten Autorität des Deutschen Reiches ein. Doch Wilhelm II., der ein großer Förderer der Marine war und behauptete, des Reiches Zukunft liegt auf dem Wasser, war von dem Geplätscher des Neptunbrunnens vor seiner Tür wenig begeistert und soll sich von dem in Richtung Schloss schauenden Neptun irgendwie beobachtet gefühlt haben. Wilhelm II. revanchierte sich für das Geschenk seiner "lieben Berliner" mit der aus 33 Standbildern sowie 32 Sitzbänken aus Marmor bestehenden Siegesallee. Die Figuren brandenburgisch-preußischer Herrscher sowie die Büsten von Ministern und Militärs, Geistlichen, Gelehrte und Künstlern, deren Reste sich nach etlichen Zwischenstationen in der Spandauer Zitadelle ausgestellt werden, kamen bei den Berlinern nicht gut an.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde der im Stil des Neobarock gestaltete Neptunbrunnen in seine vielen Einzelteile zerlegt und auf der Museumsinsel eingelagert. Nachdem fehlende Teile nachgegossen worden waren, hat man den Neptunbrunnen auf einer leer geräumten Fläche gegenüber dem Roten Rathaus neu aufgestellt. Die Anlage gehört zu der größten dieser Art weltweit und ist eines der Hauptwerke von Reinhold Begas. Er zeigt den mit einem Dreizack bewaffnete Meeresgott auf einer riesigen Muschel sitzend, die auf einem felsenförmigen Unterbau liegt. Neptun zur Seite und zu Füßen erkennt man Putten und Tritonen, die als Wasserspeier fungieren. Auf dem Brunnenrand aus rotem Granit haben Frauen Platz genommen. Sie symbolisieren die Flüsse Rhein (mit Fischernetz und Weintrauben), Elbe (mit Ähren und Früchten), Oder (mit Ziege und Fellen) und Weichsel (mit Hölzern) und bilden, wie der ganze Brunnen, zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Fotomotiv.

Grimms Märchen und tapfere Feuerwehrleute

Vom Zahn der Zeit, aber auch von vandalischen Anschlägen und Graffitimalereien betroffen ist der Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain. Die nach Plänen des Berliner Stadtbaurates Ludwig Hoffmann zwischen 1911 und 1913 geschaffene Anlage ist mit Skulpturen der bedeutenden Bildhauer Ignatius Taschner, Josef Rauch und Georg Wrba geschmückt und versinnbildlichen Märchen der Brüder Grimm. Zu erkennen sind unter anderem Rotkäppchen, der gestiefelte Kater, die sieben Raben, Dornröschen, Brüderchen und Schwesterchen und Aschenputtel. Die aus empfindlichem Kalkstein gefügte Säulenkolonnade als Rückwand des mehrteiligen Wasserbeckens wird Wassertieren und liegenden Hirschen geschmückt.

Wenn auf jemand die Charakterisierung "Helden ohne Degen" zutrifft, dann sind es die Leute von der Feuerwehr. Sie sind die ersten, die zu einem Brand, zu einem Verkehrsunfall oder zu einem schwer erkrankten Menschen gerufen werden, bei dessen Rettung Sekunden und Minuten entscheidend sind. Der Feuerwehrbrunnen an der Waldemarstraße am Südrand des Mariannenplatzes im Bezirk Kreuzberg schildert nur einen Teil der Arbeit - das Löschen eines Brandes. Drei tapfere Männer in den Uniformen der preußischen Feuerwehr sind bei Löscharbeiten dargestellt, der Hauptmann in der Mitte steht mit erhobener Hand an einem Hydranten, seine Kollegen halten die Spritzen in das Becken. Der Bildhauer Kurt Mühlenhaupt fasst die Szene humorvoll auf, hat den Feuerwehrleuten gar dicke Nasen verpasst, angeblich damit sie das Feuer frühzeitig riechen. Wenn der Brunnen angestellt ist, spritzt Wasser durch die Schläuche aus Bronze in hohem Bogen in das Becken. Beim Anblick der bronzenen Männer muss man sich hinzu denken, dass die Entwicklung in den vergangenen 150 Jahren rasant vorangegangen ist und Feuerwehrmänner heute einen Allround-Beruf ausüben, der ihnen großen Respekt in der Bevölkerung sichert.

Die 1981 eingeweihte Skulpturengruppe ersetzt ein 1902 aufgestelltes, im Zweiten Weltkrieg zerstörtes Feuerwehrdenkmal auf dem Mariannenplatz, das von dem schon erwähnten Ludwig Hoffmann ebenfalls als Brunnen entworfen wurde. Beiderseits eines großen Marmorsarkophags erhoben sich Pylonen mit Flammensymbolen obenauf, aus zwei Löwenköpfen floss Wasser in ein Becken, und auf einer Tafel wurden die Namen der Feuerwehrleute genannt, die im Dienst für die Allgemeinheit ihr Leben lassen mussten. Das kriegsbeschädigte Denkmal wurde 1958 abgerissen, etwa an seiner Stelle erhebt sich seit 1960 eine fünf Meter lange, mit Flammenstrukturen bedeckte Gedenkwand, die an UNSERE TOTEN DER BERLINER FEUERWEHR erinnert. Angehörige der Berliner Feuerwehr halten jeweils am Totensonntag im November vor der von Guido Jendretzko und Dietrich Wolf gestalteten Flammenwand eine Gedenkstunde für ihre bei der Bekämpfung der Flammen und der Rettung von Menschen ums Leben gekommenen Kameraden und Kameradinnen ab.

Meisterwerk der Steinmetzkunst

Granit wurde im 19. Jahrhundert als ein besonders edles Baumaterial geschätzt. Den besonders harten Stein zu bearbeiten und zu polieren, erforderte große Anstrengungen und dauerte sehr lange, was Objekte aus Granit sehr teuer machte. Sockel von Denkmälern wurden aus dem grauen oder roten Stein gewonnen, aber auch Grabdenkmäler und sogar Brunnenumrandungen und Brunnenschalen. Bekannte Beispiele für den Einsatz von Granit sind im Berliner Bezirk Mitte die riesenhafte Granitschale vor dem Alten Museum auf dem Lustgarten, genannt auch Suppenschüssel, der Neptunbrunnen unweit des Fernsehturms, auf dem bronzene Figuren Platz genommen haben, und der Spindlerbrunnen unweit der Leipziger Straße.

Ganz aus schwedischem Granit besteht der Spindlerbrunnen. Benannt ist das Meisterwerk der Steinmetzkunst nach dem Berliner Textilunternehmer Johann Julius Wilhelm Spindler, der sein Vermögen durch die chemische Reinigung verdiente. 1873 kaufte er für seine Großwäscherei in Köpenicker ein Gelände, das 1873 den offiziellen Namen Spindlersfeld erhielt und eine S-Bahn-Station besitzt. Spindlers Familie schenkte 1891 der Stadt Berlin den Granitbrunnen anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Firma. Der mit zwei Schalen in Anlehnung an Brunnen der Renaissance versehene Spindlerbrunnen steht in einer von Neubauten flankierten Grünanlage an der Kurstraße nicht weit von der Leipziger Straße entfernt. Ursprünglich schmückte der rötlich schimmernde Wasserspender den Spittelmarkt und erhielt Asyl in Köpenick, kehrte aber 1971 in die Nähe seines heutigen Standortes zurück und macht nun auf in der Kurstraße eine gute Figur. Erwähnt sei, dass die Springbrunnen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor nach dem Mauerfall 1989 und der Wiedervereinigung ein Jahr später aufgrund von Ausgrabungen wiederhergestellt wurden. Archäologen fanden sogar noch Steinreste, und so konnte die Form der Becken mit den Fontänen darin exakt wiederhergestellt werden.

10. April 2021

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